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Ausgabe:

1980

Spalte:

38-39

Kategorie:

Judaistik

Titel/Untertitel:

Was Juden und Christen voneinander denken 1980

Rezensent:

Wiefel, Wolfgang

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Theologische Literaturzeitung 105. Jahrgang 1980 Nr. 1

38

Milgrom, Jacob: Studies in the Temple Scroll (JBL 97, 1978
S. 501-523).

Overholt, Thomas W.: Jeremiah 2 and the Problem of

„Audience Reaction" (CBQ 41, 1979 S. 262-273).
Rimbach, James A.: Bears or Bees? Sefire I A 31 and Daniel

7 (JBL 97, 1978 S. 565-566).
Ruppert, Lothar: „Urgeschichte" oder Urgeschehen? Zur

Interpretation von Genesis 1-11 (MThZ 30, 1979 S. 19-32).
Sacon, Kiyoshi K.: The Book of Ruth — Its Literary Struc-

ture and Theme (AJBI 4, 1978 S. 3-22).
Ska, J.-L.: La sortie d'Egypte (Ex 7—14) Dans le recit sacer-

dotal (PS) et la tradition prophetique (Bibl 60, 1979 S. 191

bis 215).

Tou, E.: Loan-words, Homophony and Transliterations in
the Septuagint (Bibl 60, 1979 S. 216-236).

Judaica

Baumgarten, Joseph M.: Studies in Qumran Law. Leiden:
Brill 1977. XIII, 209 S. gr. 8» = Studies in Judaism in Late
Antiquity, 24. Lw. hfl. 64,-.

Bei diesem Buch handelt es sich um eine Sammlung von
Aufsätzen, die verschiedene Aspekte des Qumran-Gesetzes
behandeln und von Baumgarten in den Jahren 1953 bis 1976
veröffentlicht wurden. Einige ergänzende Anmerkungen
und ein längerer Essay sind hinzugefügt.

Die Beiträge sind in vier Abteilungen gegliedert. In der
ersten wird das Verhältnis zwischen rabbinischer Methodologie
und der Qumranforschung untersucht. Chaim Rabins
stimulierende Qumran Studies (1057) bilden den Ausgangspunkt
des ersten Artikels. Rabin hatte die übliche Identifikation
der Mitglieder der Qumransekte mit den Essenern
abgelehnt und stattdessen vorgeschlagen, daß es sich um
strenge Pharisäer gehandelt habe, die sich von ihren Brüdern
trennten, als diese einige Forderungen milderten, um
Nicht-Pharisäer für ihre Lebensweise zu gewinnen. B., der
die Sektierer für Essener hält, hat keine Schwierigkeit, die
Schwächen von Rabins Argumenten aufzuzeigen. Im zweiten
Beitrag erwägt er von neuem die Gründe, die in Anbetracht
der Tatsache, daß die Qumrangemeinde nicht zögerte,
ihre Gesetze schriftlich zu fixieren, dennoch für ein pharisäisches
„mündliches Gesetz" sprechen. Er meint, die Beweisgründe
seien zu stark, um abgewiesen werden zu
können. Den Unterschied zwischen den Pharisäern und der
Qumrangemeinde erklärt er durch eine verschiedene Einstellung
zu den Mosebüchern: für die Pharisäer enthielten
sie eine vollkommene und endgültige Offenbarung, während
in Qumran geglaubt wurde, daß ergänzende Offenbarungen
gegeben worden waren.

Die zweite Abteilung des Buches behandelt kultische
Reinheit und den Tempel. Der erste Beitrag stellt das Beweismaterial
für die Einstellung der Qumranmitglieder zu
Opfer und Tempel in Jerusalem zusammen. Die Qumran-
rollen scheinen dafür zu sprechen, daß die Sektierer den
Tempelkult vermieden, da sie ihn für befleckt hielten. Dies
stimme mit dem Material bei Philon und Josephus überein.
Das Material bei Josephus ist jedoch fragwürdig, da der
Text (Ant. 18.19) unsicher ist. Dies führt B. dazu — unter
Uberprüfung seines früheren Artikels — eine andere Alternative
zu erwägen, die von der Möglichkeit ausgeht, daß
der Text bei Josephus tatsächlich von Opfern der Essener
spricht. Er meint, daß die Essener, obwohl sie ihr Eifer für
rituelle Reinheit daran hinderte, zusammen mit anderen
Juden am Tempelkult teilzunehmen, nichtsdestoweniger
individuelle, freiwillige Opfer dargebracht haben können,
die im Tempel geopfert wurden. Diese Lösung ist klar der
Sicht vorzuziehen, nach der die Essener außerhalb des Jeru-
salemer Tempels Opfer dargebracht hätten. Es verbleiben
jedoch einige Stellen in den Rollen, besonders CDC 6,11—14,

die schwer mit dieser Interpretation zu vereinen sind. B.s
frühere Sicht scheint daher noch am ehesten annehmbar
zu sein. Im nächsten Beitrag versucht er, eine Schwierigkeit
in den Texten von 4Q Florilegium zu erklären, indem er
vorschlägt, daß das erwähnte „Heiligtum" sich nicht auf
den wiedererbauten Tempel beziehe, sondern auf einen
Kreis von Eingeweihten, die sich mit dem Studium der
Thora beschäftigten. Die Sektierer wandten Dtn 23, 3-4 auf
diese Gruppe an und schlössen Proselyten davon aus, obwohl
letztere in anderen Zusammenhängen willkommen
waren. Im letzten Beitrag dieser Abteilung zeigt B., daß
eine schwierige Stelle in CDC (12, 15-17) die Furcht der
Qumranmitglieder vor ritueller Verunreinigung reflektiert,
die durch öl übertragen werden kann.

Es folgen sodann vier Beiträge, die sich mit dem Qumran-
kalender beschäftigen. Im ersten zeigt der Autor die
Schwäche des Beweismaterials für die Sicht von Mlle. Jau-
bert, daß der Sonnenkalender des Jubiläenbuches bereits
längere Zeit in Israel in Brauch gewesen sei und im AT in
den priesterlichen Schriften reflektiert werde. Im zweiten
versucht er, zwei schwierige Texte (Lk 6,1; Horaz, Sab. I, 9,
69) zu erklären, indem er annimmt, daß andere Juden dieser
Periode — ähnlich wie die Qumranmitglieder — die Sabbate
des Jahres numerierten. Der dritte Beitrag zeigt, daß der
Autor des Jubiläenbuches mit anderen Juden dieser Periode
darin übereinstimmte, den Abend als Beginn des Tages
zu betrachten. Der vierte Beitrag weist nach — auf der
Basis des fragmentarischen Textes 4Q Halakah3 5 —, daß
die Qumrangemeinde im Gegensatz zur Mischnavorschrift
(Men 10, 6) die Verwendung von neuem Weizen auch für
nicht-kultische Zwecke verbot, solange die Pfingstopfer
noch nicht dargebracht worden waren; in ähnlicher Weise
durfte weder neuer Wein benutzt werden, bevor nicht fünfzig
Tage nach Pfingsten eine Gabe dargebracht worden war,
noch neues öl vor einer anderen Zeremonie weitere fünfzig
Tage später.

Die letzte Abteilung behandelt Themen zur Rechtswissenschaft
und beginnt mit dem vielleicht schwächsten Beitrag
des Buches: ein fragmentarischer Kommentar über Jes 54,
11—12, der von 12 Oberpriestern und 12 Häuptern der
Stämme spricht, die Israel richten, soll den Hintergrund
für die 24 „Ältesten" von Apk 4, 4 usw. liefern. B. vermag
aber in seinem Versuch keineswegs zu zeigen, daß die Ältesten
am letzten Gericht teilnehmen. Im nächsten Beitrag
kommt B. zu dem Schluß, daß die Qumranmitglieder die
Kreuzigung mit Schrecken betrachteten (4QpNah 1,6—8),
obwohl gewisse Anzeichen dafür sprechen, daß sie den Tod
durch Hängen als Strafe anerkannten. Im dritten Beitrag
dieser Abteilung hält B. 1QSA 1. 11, wo einer Frau augenscheinlich
erlaubt ist, gegen ihren Mann zu zeugen, für dermaßen
deplaziert im qumranischen Gesetz und unlogisch
im Kontext, so daß er eine einfache Emendation vorschlägt,
die eher den Ehegatten als die Frau zum Subjekt der Regel
macht. Das Buch schließt mit einigen Bemerkungen zur Ben
Sirach Rolle von Massada, die von Y. Yadin (1965) veröffentlicht
wurde.

B.s Argumentation verrät gründliche Vertrautheit mit
dem Material und ein gutes Urteilsvermögen. Das Buch
kann kaum als Einführung in das Qumrangesetz betrachtet
werden, aber zu den begrenzten Themen, die hier diskutiert
werden, hat B. einen wertvollen Beitrag geliefert.

Hässleholm Stephen Westerholm

Lapidc, Pinchas, Mußner, Franz, u. Ulrich Wilckens: Was
Juden und Christen voneinander denken. Bausteine zum
Brückenschlag. Freiburg — Basel — Wien: Herder [1978].
II, 141 S. 8° = ökumenische Forschungen, ergänzende
Abt. Kleine Ökumenische Schriften, 9. Kart. DM 15,80.

Die in dem hier anzuzeigenden Band enthaltenen Beiträge
eines jüdischen Theologen und zweier christlicher
Neutestamentier machen deutlich, daß der christlich-jü-