Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1980

Spalte:

587-588

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Cohen, Chaim

Titel/Untertitel:

Biblical hapax legomena in the light of Akkadian and Ugaritic 1980

Rezensent:

Herrmann, Wolfram

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

587

Theologische Literaturzeitung 106. Jahrgang 1980 Nr. 8

Cohen, Harold R. (Ohaini): Biblical Hapax Legoiuena in the Light
of Akkadian and Ugaritic. Missoula, MT: Scholar» Press [1978J.
XVI, 185 S. 8" — Society of Biblical Litoraturc. Dissertation
Series, 37.

Die intensivo Forschung auf dem (Jebiot althobräischor Lexikographie
kaiui sich in zunehmendem Maße indispensabler Hilfsmittel
bedienen und durch vorfeinerte Methodik zutreffendere
Resultate erzielen, wie die gründliche und vorzügliche Arbeit
Cohens über die Größe "der biblischen Hapaxlegomena erneut
beweist. C. referiert eingangs die Hauptdaten zum Ursprung des
Begriffes und sein von Anfang an unterschiedliches Verständnis.
Die wissenschaftliche Beschäftigung mit den Hapaxlegomena
setzte zu Beginn unseres Jahrhunderte ein, in deren Vorlauf N. H.
Tur-Sinai erstmals darauf hinwies, daß eine Reihe von ihnen auf
Schreibfehler zurückgehen. Solche Wörter nennt man jetzt zutreffend
„ghost words" (Xrugwürtor).

Indem (J. zur Bestimmung eines Hapaxlogouieuon die funktionale
Einzigartigkeit hervorhobt, gelangt er zu folgender Definition:
„Any biblical word whoso root occurs in but one context" (7).
.Eingeschlossen sind unter der Maxime auch Wörter, welche mehr
als einmal in parallelen Versen bzw. im gleichen vereinzelten Kontext
vorkommen, ferner Homonyme, deren Wurzel in nur einem
Kontext begegnet. (J. bezieht sich hier auf eine Begriffsbestimmung
, die schon 11)24 Ii. Gr. Zelson vorschlug, seitdem aber unbeachtet
blieb. Es ist zu wünschen, daß sio in Zukunft die ihr gebüh-
rondo Beachtung erfährt.

In einom nächsten Kapitel skizziert C. die Untersuchuugs-
methodik zur Bedeutungserhellung, wie sie bislang angewandt
wurde, wobei sich die frühen jüdischen Grammatiker des Mittelalters
von sachfremden Voraussetzungen leiten ließen. Da in
jüngster Zeit keine methodischen Prinzipien entwickelt wordon
sind, sah sich C. dazu genötigt. Er setzt mit dem Argument ein,
daß der innerbiblische Vergleich ausscheidet, der boi öfterem Auftreten
des gleichen Wortes nachprüfen läßt, ob dio Wiedergabo
alle Anwondungswoison deckt. Daher muß man, um eine Wortbedeutung
linden zu können, dio alten Versionen und den Sprachvergleich
zu Bäte ziehen. Weil aber nun den zu bestimmenden
Hapaxlegomena die Kontrolle im biblischon Solirifttuin selbst
fohlt, hat ihr eigener Kontext diese Funktion zu übernehmen, die
dann gegeben ist, wenn in anderen semitischen Sprachen Sachzu-
sammenhängo existieren, in welchen dio etymologischen Äquivalente
oder deren Synonyma vorkommen. Ein derartiges Prozodie-
ren erlaubt darüber hinaus festzustellen, ob man tatsächlich ein
Hapaxlegomenon vor sich hat oder nur dio einmalige Form einer
bekannten Wurzel.

Unstreitig hat C. eine Methodik gefunden, die es ermöglicht,
sachgerecht mit dem hier anstehenden Problem umzugehen und
Fehler bei der etymologischen Erklärung zu vormeiden. Das Gelände
ist offen geblieben für weitere Arbeit in seinen Richtlinien,
die zeigen wird, ob sio tragfähig sind. Er selbst beschränkte sich
darauf, den Vergleich mit akkadischen and ugariüschen Texten
anzustellen. Seiner .Meinung nach haben 88 biblische Hapxlego-
jnena ziemlich sicher verwandte Worte im Akkadischen und bzw.
oder im Ugaritischen. Von ihnen werden 28 eingehend erörtert
(Kap. III), wobei schon zuvor gemachte Beobachtungen, die aber
noch nicht allgemein anerkannt sind, Bestätigung linden und sich
außerdem nouo Einsichten eröffnen, wie etwa bei DDO (Gen 28,12),
rrreo (Jes 2,1C), D"UN (Je» 19,3), -ps (Jes 44,14), "WO (Ez 19,9),
mDD"D (Bs 74,0) und "ir/8 (Hi 20,13). Teilweiso können sogar nouo
liapaxlogoinona entdeckt werden; so z.B. rji-ns (Nun 23,9):
,Bergo'), [nJvH^n (Nuin 23,19: .Staubwolke'; Emendation) und
fJHS (-108 33,8: .Vasallonvortrag'; Emendation).

In einem als Appendix I benannten Teile hat C. dann die Hapaxlegomena
zusammengestellt, die man im Mittelalter aussonderte.
Es sind das insgesamt 152, welche in dor heutigen Auflistung
wiederkehren. In einem zweiten Anhang führt 0. alle biblischen
Hapaxlegomena iu der Reihenfolge ihrer Bolegung, getrennt in
solche von nicht-homonymen and solche von homonymen Wurzeln
vor. Dadurch will er die bisher angelegten Verzeichiüsso auf den
gegenwärtigen Stand bringen, weiß aber, wie er ausdrücklich betont
, um dio Vorläufigkeit seiner Listo, weil Änderungen auf Grund
besserer Einsichten erwartet worden können. Den Wörtern, dio

verwandte im Akkadischen und bzw. oder dem Ugaritischen
haben, fügte er ihre Bedeutung boi, die er entweder dort begründete
oder auf deren in Kap. Hl gogobone Begründung er hinwies.
Erläuterungen entfielen, wo dio Bedeutung längst richtig bekannt
war. C.s Index umfaßt 481 Vokabeln. Von daher bedarf 'I '
Statistik im THAT (Bd. II, Anhang S. 541) der Revision.

Am Ende mögen zwoi Bemerkungen zur Literatur stehen: Bei
G. R. Driver, Canaanite Myths and Legends, 1950, ist jetzt die
Neubearbeitung durch J. C. L. Gibson, 1978, heranzuziehen.
Außerdem vermißt man in der Bibliographie den Aufsatz von
N. Pavoncello, Gli „Hapaxlegomena" nella Bibbia, Sefarad 19,
1959, 283-300.

Nochoinmal sei U. um seinor erschöpfenden und förderlichen
Bemühungon willen gedankt.

|Leiptig Wolfnun Hamann

Huber, Friedrich: Jahwe, Juda und die anderen Völker beim Propheten
Jesaja. Berlin - New York: de Gruytcr 1970. XU. 252 8.
gr. 8° = Beiheft zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft
, 137. Lw. DM 98,-.

Die aus dor Schule G. Fohrers hervorgegangene Dissertation
behandolt iu einem ersten, zugleich dem ausführlichsten Teil,
folgende Jesaja-Texte: Jes 7,1-9; 8,1-4 und 17,3; 17,1-2; 10,27b
bis 34; 17,4-0 und 28,1-4; 28,14-22; 14,28-32; 20,la.3.4.0; 30,1
bis 5; 30,6-7; 31.1-3; 18,1-0; 28,7-13; 29,15; 30,8-14; 30,15-17.

Nach einer Übersetzung des jeweiligen Abschnittes werden in
einer exegetischen Erörterung „dio Rollen anderer Völker" eruiert.
Im I.Kap, geschieht dies unter der Uberschrift „andere Völker
als eigenmächtige Bodroher Judas". Dabei worden zuerst die
„Texte aus der Zeit des syrisch-ophraimitischen Krieges", dann
„die Worto Jesajas gegen Assur" behandolt. Ein dieses Kapitel
abschließender Exkurs über „das Völkerkanipfmotiv bei Jesaja"
gelangt zu dem Ergebiüs, daß dio beiden in Frage kommenden
Toxte 8,9f und 17,12-14 kaum Jesaja zum Vorlässer haben. Im
2. Kap. wird dio Rolle der „anderen Völker als vermeintliche
Helfer Judas" betrachtet. „Diese Haltung Judas gegenüber anderen
Völker beurteilt Jesaja theologisch, rational-politisch und
empirisch-historisch." Zwoi Exkurso schließen sieh an, einmal mit
einer „semantischen Analyse der Wörter bithü und «56« in Jes
30,15", zum anderen mit einor Untersuchung über „das Wort feld
.vortrauen' in den Sprüchen Jesajas aus den Jahren 713-711 und
705-701", in dor folgende Wurzeln und Wörter näher behandelt
werden: bth, inahso:, mah"nir, hasut, hsh, »la'dz, 'vz, ä'n, i'ki
ezrä, 'ezwr, 'ozer, 'zr. Ein 3. Ivap. behandelt in einer ober summarischen
Art dio Texte, in denen „andere Völker als Gericht svoll-
strocker Jahwes" erseheinen, sei es daß Namen aufgezählt werden
(Assur und Ägypten 7,18f; Aram und dio Philister 9,11; Elam und
Kir 22,5) oder daß nur vom Heranziehen einos feindlichen Heeres
ohne ausdrückliche Namonsnoiinung des Feindes gesprochen wird
(5,20-29; 14,31; 28,2f; 1,4-9). An einer Reihe von Stellen läßt sich
zeigen, daß der Name des Volkos dem Jesaja-Wort wahrscheinlich
sokundär hinzugefügt wurde. „Dio Eigenart dor jesajanischon
Ankündigung anderer Völker als Gericht svollstrockor" besteht
nach Meinung des Vf. darin, daß Jesaja in den anderen Völkern
Jahwe an Juda handeln sieht.

Ein nur acht Soiton umfassender zweiter Teil (175-182) der
Arbeit behandolt „Juda und sein Verhältnis zu Jahwe, als das loi-
tondo Interesso Jesajas boi seineu Aussagen über andere Völker"
mit der Feststellung, daß Jesaja auch bei seinen Aussagen Iber
andere Völker von dem Interesse an Juda und seinem Verhältnis
zu Jahwe geleitet wird.

Der dritto Haupttoil untersucht die theologischon Voraussetzungen
der Aussagen Josajas über andere Völker. Dieser Teil
besteht wie dor erste Teil aus drei Kapiteln. Das I. Kap. konstatiert
„die Vorfügungsgewalt Jahwes über andero Völker". Jesaja
geht es in erstor Linie um „Juda und sein Verhältnis zu Jahwe".
Einen religiösen Univorsalismiis oder den Godanken einer universalen
Weltlenkung Jahwes vertrat Jesaja nicht. Im 2. Kap. wird
das besondere Verhältnis Judas zu Jahwe in einem Dreischritt