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Ausgabe:

1980

Spalte:

584-586

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Irsigler, Hubert

Titel/Untertitel:

Einführung in das biblische Hebräisch 1980

Rezensent:

Thiel, Winfried

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Theologische Literaturzeitung 105. Jahrgang 1980 Nr. 8

684

that Community of the World. Societas helped Paul make clear how
in Christ the believers belonged to Christ and to each other."
(171) - Die Erörterung der Bkklesiologie des Kolosser- und des
Epheserbriefes durch W. A. Meeks unter der Überschrift „In one
Body: The Unity of Humankind in Colossians and Ephesians"
(209-221) läßt bereits die Richtung der Interpretation deutlich
werden: Angesichts der bereits im Urchristentum vorhandenen
„tension between mission and defence and the oscillation between
the poles of triumphalism and sectarian consciousness" (217)
wird in beiden Briefen „the mythical language of unification which
perineales the liturgy" in dem Sinne „historisiert", daß die Leser
beider Briefe aufgefordert werden, „to manifest their unity on
earth" (215).

Der Rahmen der restlichen Beiträge ist weit gespannt: Er
reicht von einer anregenden linguistischen Untersuchung der
Gleichnisse durch R.W.Punk (The Narratives Parables: The
Birth of a Language Tradition, 43-50) bis hin zu der von W. C.
van Unnik erörterten Präge nach der „Anthority of the Presby-
I ei s in Trenaeus' Works" (248-260). Da alle diese Beiträge an dieser
Stelle nicht im einzelnen vorgestellt werden können, sei - ohno
damit eine Wertung auszusprechen - wenigstens auf die neutesta-
mentlichen unter ihnen hingewiesen: Von dem methodischen
Grundsatz ausgehend, daß „erst wenn die innorneutestamentlicho
Traditionsgeschiehte aufgehellt ist, . . . das religionsgesohichtliche
Problem sinnvoll in Angriff genommen werden" kann (68), gelangt
P.Hahn hinsichtlich der „Worte vom lebendigen Wasser im
Johannesevangelium "(51-70) zu einem bemerkenswerten Ergebnis
im Blick auf das Verhältnis zwischen Johannesoffenbarung und
Johannesevangelium (vgl. bes. 57-61). - Dem Thema des „Paulinismus
des Lukas" ist die eingehende Untersuchung von „Paul's
Address to the Ephesians Eiders" durch Ch. K. Barrett gewidmet
(107-121), wobei der Vf. im Widerstreit der Meinungen eine vermittelnde
Position einnimmt (117: „The historical Paul and the
legendary Paul though not, identical are not completely diffe-
rent"!). - Im Zusammenhang des „Charismatic Movement" im
Urchristentum möchte K. Stendhal (122-131) das Phänomen der
Glossolalie - unter Einbeziehung von Rom 8! - als „part of the
common Christian experience" verstehen (123), während J. A.
Sanders das nach wie vor umstrittene Problem „Torah andPaul"
- unter Rückgriff auf die Unterscheidung zwischen Halacha und
Haggada im Judentum - von der „binary nature of Torah" bei
Paulus her zu lösen versucht (132-140). - Ebenfalls mit Hinweis
auf jüdische (genauer: apokalyptische) Tradition bestimmt L. A.
Keck „The Function of Rom 3,10-18" im Kontext von Röm
1,18-3, 20(141-157), während C. J. Bjerkelung in seinem Aufsatz
„,Vergeblich' als Missionsergebnis bei Paulus" (175-191) die
eschatologische „Funktion und Bedeutung von eis kenon in den
paulinischen Briefen auf dem Hintergrund des alttestamentlichen
Sprachgebrauchs" verstehen möchte (182), u. zw. im Sinne einer
Unterstreichung des „eschatologischen Ernst(es) . . ., der auf dem
Kmpfänger des Evangeliums und denen, die sich in seinen Dienst
stellen, ruht" (188). - Im weiteren Sinne ist dem Gesamtthema
des Bandes auch der Beitrag von A. J. Malherbe „The Inhospi-
tality of Diotrephes" (222-232) zuzuordnen, mit dem Ergebnis
freilich, daß es in 3Joh9f weder um einen Streit um „Rechtgläubigkeit
und Ketzerei" (W. Bauer, E. Käsemann) noch überhaupt
um ein dogmatische Problem geht, sondern um die ganz
konkrete Frage der „extension of hospitality to fellow Christians"
(223). - Von den drei übrigen Beiträgen gehört nur noch der von
J. L. Martyn, der anhand von Ps.-Clem. Recogn. I 33-71 den
traditionsgeschichtlichen Zusammenhängen zwischen Judenchristentum
und Johannesevangelium nachgeht (265-295), in den
Umkreis der eigentlichen Lebensarbeit des Jubilars, während die
Beiträge von J. Z. Smith (233-247) und M. Smith (261-264), der
erstere unter der Überschrift „The Temple and the Magician" zur
Autobiographie des „Magikers" Thessalos (2. Jh. n. Chr.), der
letztere zur Authentizität eines Briefes des Clemens Alexandrinus
(Mar Saba MS 65), nur noch in einem losen Bezug dazu stehen.
Sofern aber N. A. Dahl selbst - wie J. Z. Smith betont (233) -
seine Schüler stets gelehrt hat, „to value non-Christian texts not
as mere ,backgrounds' but as document.i humains", bezeugen auch
sie auf ihre Weise - wie die Festschrift insgesamt - in eindrücklicher
Weise, welch vielfältige Impulse von der Lebensarbeit des

Jubilars für die Erforschung des Neuen Testaments an seinem
ursprünglichen historischen Ort ausgegangen sind. Der bekenntnishafte
Satz eines Schülers von N. A. Dahl: „I know no other
teacher who has nnited so many virtues en heni somati" (W. A.
Meeks, 217) mag nicht zuletzt auch von daher seine Bestätigung
erhalten.

[Rostock Hant-IMedrkh weil)

Altes Testament

Irsigler, Hubert: Einführung in das Biblische Hebräisch. I. Ausgewählte
Abschnitte der althebräischen Grammatik. XI, 163 8.
II. Übungen, Texte, Paradigmen. XIII, 139 S. u. Beilage. St.
Ottilien: EOS Verlag 1978/79. 8° = Münchener Universitätsschriften
: Fachbereich Kath. Theologie. Arbeiten zu Text und
Sprache im Alten Testament, 9/1 u. IL Kart. DM [4,90 tt.
DM 7,90.

Richter, Wolfgang: Grundlagen einer althebräischen Grammatik.

A. Grundfragen einer sprachwissenschaftlichen Grammatik.

B. Die Beschreibungsebenen: T. Das Wort, (Morphologie). .V.
225 fi. IT. Die Wortfügung (Morphosyntax). IX. 92 S. St. Ottilien
: EOS Verlag 1978/79.8r' - Münchener Universitätsschriften:
Fachbereich Kath. Theologie. Arbeiten zu Text, und Sprache im
Alten Testament. 8 u. 10. Kart. DM 32.- u. DM 25.-.

.Mit der Arbeit von W. Gross „Verbform und Funktion, wiiyyiutol für die
Gegenwail?" eröffnete der EOS Verlag St. Ottilien 1976 die neue Reihe „Arbeiten
zu Text und Sprache im Alten Testament (ATS)", die die bisher vom Kösel-
Verlag München betreuten „Studien zum Alten und Neuen Testamont (StANT)"
ablöst. Sie soll vor allem Mitgliedern des Instituts für biblische Exegese der
T'niverRität, München für die Publikation alttestamentlicher Arl>eiten zur Verfügung
stehen, ohne jedoch streng auf diesen Personenkreis begrenzt zu sein.
Die bisher erschienenen Bände stammen, wenn ich recht sehe, überwiegend von
Schülern des Herausgebers Wolfgang Richter bzw. von diesem selbst. Die Reihe
ist für Arbeiten bestimmt, „die sieh um methodische Reflexion bemühen in allen
Bereichen, deren Gegenstand Text und Sprache in althebräischeiu Gewände sind,
also Grammatik und Semantik, alle Ebenen einer methodischen Text Interpretation
". Da die Bände vom Schreibmaschinensatz hergestellt werden, sind sie erfreulich
preisgünstig. Doch hat diese Herstellungsart auch Nachteile, die sich bei
dem ersten der hier anzuzeigenden Bände recht störend zeigen.

In den letzten Jahren hat das Ungenügen an den bisher im
akademischen Unterricht benutzten hebräischen Grammatiken und
Lehrbüchern zu tiefgreifenden Neubearbeitungen solcher traditioneller
Werke geführt.1 Dem gleichen Trend verdankt sich auch
die „Einführung in das Biblische Hebräisch" von Hubert Irsigler.
Sie ist ausdrücklich für die Erfordernisse des Hebräiseh-Unter-
richtesgearbeitet, stellt, jedoch einen völlig neuenEntwurf dar, der
den sprachwissenschaftlichen Ansätzen W. Richters (vgl. unten
zu ATS 8 und 10) eng verbunden ist.

Hervorzuheben sind zunächst die sachgemäße Beschränkung
auf das Ziel, Lektüre und Interpretation biblischer Texte in
masoretischor Gestalt, zu ermöglichen, sowio die vom Vf. ange-
strebto didaktisch geschickto Strukturierung des Stoffes in größere
„Abschnitte", die am „Modell der Sprachschichten" orientiert, ist
und ein kontinuierliches Fortschreiten des Unterrichts gewährleisten
soll. Aber hier beginnen auch schon die Bedenken. Der
Anfänger muß sich durch 5 Abschnitte der Elementarlehre (ein
sechster kann zunächst übersprungen werden), zwei weitere über
„Einführung in die Morphologie" und die „Proklitika" (Artikel,
Präpositionen, Konjunktionen), 3 Abschnitte der Nominallehre und
einen weiteren über Pronomina hindurcharbeiten, bis er auf die
letzten 13 Abschnitte der Verballehre trifft. Wenn man - wie der
Rez. - größten Wort darauf legt, don Hebräisch-Kurs so bald als
möglich mit der Lektüre von Originaltexten zu verbinden, wird
man diese „Einführung" nicht gut heranziehen können. Das Buch
in Auswahl oder in einer anderen als der angegebenen Reihenfolge
zu benutzen, erscheint von seiner Anlage her als schwierig. Zudem
stellt die Elemontarlehre, die mit, insgesamt 47 Seiten mehr als ein
Viertel des Gesamtumfanges ausmacht, mit ihrer Länge und ihrer
komplizierten Anlage einen unverhältnismäßig schwierigen Einstieg
dar.

Aber auch davon abgesehen, dürfte das Werk seiner Absicht,
eine Einführung für den hebräischen Sprachunterricht darzubieten
, wenig entsprochen. Der Vf. ist über sein anfangs geäußertes