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Ausgabe:

1980

Spalte:

578-581

Kategorie:

Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Volk, Hermann

Titel/Untertitel:

Gesammelte Schriften, 2 u. 3 1980

Rezensent:

Kirchner, Hubert

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Theologische Literaturzeitung 105. Jahrgang 1980 Nr. 8

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Äquivalente nicht vorhanden sind, wie demi G. auch für die
deutsche Wiedergabe eine Vielfalt von Übersetzungsvarianten
vorschlägt. - W. Horrmann möchte unter dem Titel „Philologica
hebraioa" einen kleinen Beitrag zu der seit geraumer Zeit wieder
sehr in Bewegung geratenen Arbeit an der hebräischen Lexikographie
leisten (35-44). Für das Adjektiv bariah (Jes27,l; Hiob
•26,13) schlägt er unter Bezug auf arabische Äquivalente und auf
textinterne Beobachtungen statt der herkömmlichen Übersetzung
»flüchtig" die Wiedergabe mit „gefährlich, unheilvoll, verderbenbringend
" vor. Bei dem 67rnal im AT vorkommenden Substantiv
vmteq sollte neben dio geläufige Bedeutung „Talebene" mit Rücksicht
auf ugaritisohe Belege die zweite Bedeutung „Stärke" treten.
Endlich plädiert H. dafür, Jer 4,27b die Verneinungspartikel /o'
WS Substantivurn (= Nichts) zu fassen, so daß eine dem Tenor des
Textes entsprechende Steigerung der Aussage und nicht eine
störende Einschränkung herauskommt. - N. Walter fragt in
kritischer Auseinandersetzung mit G. Klein und Ii. Linnemann
nach Herkunft und Sinn der markinischen Erzählung von der Verleugnung
des Petrus (45-01). Traditions- und formkritische Beobachtungen
führen zu dem einleuchtenden Ergebnis, daß es sich
um eine ursprünglich selbständige Personaüegende handelt, die
auf dem Hintergrund österlicher Wiederannalune exemplarisch
das vorösterliche Jüngerversagen darstellt. Lk 22,31f erweist sich
demgegenüber als jüngere Konkurrenzüborliefbrung. -M. Fiedler
greift auf seine uugedruckte Hallenser Dissertation von 1957
zurück und untersucht die sieben Belogstellen für den Begriff
„Gerechtigkeit" im Matthäus-Evangelium (03-75). La diese
Stollen durchweg redaktionell sind, lassen sie das eigene Begriffs-
verständnis des Evangelisten erkennen. Lieses weist nach F. eino
eindeutig alttestamentlich-jüdische Struktur auf und enthält
einen oscnatologischen, einen messianologischen, einen ekklesiolo-
gischeu und einen polemischen Apsekt, womit es den verschiedenen
besonderen Anliegen des gesamten Evangeliums entspricht. -

Tu den Kaum der Kirchen- bzw. Theologiegeschichte führt
W. U11 m a n n. Er setzt ein bei der Unsicherheit, die dem Urteil der
Forschung über das Verhältnis von Christentum und Piatonismus
anhaftet, um auf diesem Hintergrund erfolgversprechender nach
dem „Beitrag des Kelsos und des Origenes zur Geschichte der
Platon-lnterpretation" zu fragen (77-84). U. beschränkt sich auf
die Interpretation der berühmten e^e&ewja-Eorniel aus Piatons
Politeia 509B bei den Genannton, die ihrerseits mit der Theologio
des Noumonios und Plotins verglichen wird. Abschließend verweist
U. auf dio bekannte Charakteristik des Origines durch Por-
phyrios, dio als dio treffendste Bestimmung dos Verhältnisses von
Christentum und Piatonismus zu gelten habe. - A. Laminski
iragt am Beispiel Cyprians nach den konkreten Formen des Zusammenwirkens
von Bischof und Gemeindo in der alten Kircho
(85-90). Als wichtige Zügo hobt er hervor: dio Wahl des Bisehofs
durch dio Gemeinde, dio Mitwirkung dor Gemeinde bei der Anstellung
des Genioindoklerus wio bei der Wiederaufnahme dor in
der Verfolgung Gefallenen. - Im Anschluß an H. Lausborgs
.■Handbuch der literarischen Bhetorik" (1900) untersucht H.
Juughans „Rhotorische Bemerkungen Luthers in seinen Lictata
super Psalterium" (97-128). Dio sorgfältig durchgeführte Analyso
fahrt zu dem Ergebnis, daß Luthor offensichtlich der rhetorischen
Tradition der Erfurter Humanisten seiner Studionzoit verpflichtet
'st, dieso aber nach Auswahl und Anwondung selbständig verarbeitet
. - W. Gerieko setzt seine in Thoologischo Versuche IV
hogonnenen Untersuchungen zu dem Buch „Von den drei Betrügern
" (De Tribus Impostoribus) fort mit der Frago nach Ent-
stehungszoit und Verfasser dieses Werkes (129-155). Vergleichende
Leobaohtungen am Text führen G. zu dor Hypothese, daß das
Uetrügerbuch in seinen Grundzügen eino Streitschrift gegen Calvins
„Institutio Christianae Religionis" von 1539 ist. Verschiedene
zeitgeschichtlich analysierbare Details sowie sein gleichfalls nicht
zu übersehender antitrinitarischer Charakter empfehlen für die
Entstehung den Zeitraum zwischen 1543 und 1547. Die mäßige
schriftstellerische Leistung des Verfassers läßt an einen dritt- oder
viertrangigen Humanisten von vermutlich französischer Muttersprache
denken, wahrscheinlich an den am 20. Juli 1547 in Genf
wegen Gotteslästerung hingerichteten Jaques Gruet. - Als Beitrag
zu einer wertungsfreien Darstellung in der sogenannten „Sektenkunde
" bemüht sich H. Obst um ein sachgerechtes Bild von der

Erlösungslohre des ehemaligen „Bundes der Kämpfer für Glaube
und Wahrheit" (Horpeniten) (157-173). Dem vor allem in Sachsen
in den zwanziger Jahren verbreiteten, um eino umfassende Reformation
der Christenheit besorgten, dio lutherische Kirche aber
akzeptierenden Bund ist seinerzeit der Vorwurf gemacht worden,
er lehre die Selbsterlösung. 0. kann demgegenüber anhand maßgeblicher
Verlautbarungen des Bundes schlüssig nachweisen, daß
dieser Vorwurf eine unsachliche Verzerrung gewisser Sonderlehren
des Bundes ist, was indirekt nicht zuletzt an dessen Frontstellung
gegen die deutsch-christliche Selbsterlösungslehre der dreißiger
Jahre sichtbar wird. - K. Zehrer informiert im Anschluß an seine
uugedruckte Hallenser Dissertation von 1971 über „Bibel und
Tradition bei den deutschen methodistischen Dogmatikern"
(175-180). Er zeigt: im Gegensatz zum katholischen Traditionsbogriff
wird durch wog das lutherische sola scriptura festgehalten,
jedoch so. daß es im Unterschied zu älteren Vertretern bei Th.
Spörri schließlich zum Ernstnehmen dor menschlichen Seite der
Schrift und damit zur Preisgabe der klassischen inspirationslohro
kommt. -

In aktuelle Problemo der Gegenwart führt W. Nierth mit seinen
instruktiven „Evangelischen Erwägungen zum Streit um die
Unfehlbarkeit - oder die Basis der Glaubensgowißheit" (181-200).
in einem ersten Sclnütt wird Küngs bokannte Interpretation der
Unfehlbarkeit referiert. Darauf folgt eine „ovangelische Zwischenbesinnung
" über dio geschichtlichen Bedingungen und Kriterien
der Wahrheitsorkonntnis, die das Dogma als eschatologisch offenen
Beziehungsbegriff herausstellt. Abschließend wird in kritischer Auseinandersetzung
mit Rahners Position der Ertrag der Diskussion um
Küng im Sinne einer nicht spekulativ, sondern geschichtlich bestimmten
Hermeneutik zusammengefaßt. - Als ein Kapitel Laien-
dogmatik entfaltet W. Krusohe thesenhaft den Sachgehalt der
Rede von Jesus Christus als dem neuen Menschen (201-212). Ausgehend
von der chalkedonensischen Bestimmung von Gottheit
und Menschheit in Jesus Christus begreift er diesen als den neuen
Menschen, insofern sein Leben vom Geist gewirkt, orfüllt und
bestimmt ist, insofern er dor Mensch für Gott, der Mensch für den
anderen Menschen, der mit uns Sündern verwechselbare Mensch,
gerade so aber als der Auferweckte der Erstgeborene unter vielen
Brüdern ist, der den Seinen nicht nur ein neues Existeuzverständ-
nis, sondern eine neue, freilich von ihnen nicht aufzeigbare Existenz
schenkt. - A. Giering bedenkt kenntnisreich und anregend
„Notwendige Veränderungen im Gemeindodienst" (213-227). Ausgehend
von der Situation dor Gemeinden in der sozialistischen
Umwelt, spezioll in den „Nou-Städten" der DDR, werden Thematik
, Formen und Dimonsionierung dos Gemeiudedieustes bedacht .
Nebon die sinnvolle Anwendung überkommender Arbeitsformen
muß dio Erfindung neuer treten, für die G. im Anschluß au jüngste
Erfahrungen realistische Vorschläge macht. - In nützlicher Ergänzung
zu Gierings Boitrag stellt abschließend G. Schillo engagiert
kritische „Überlegungen zur Neuorientierung dor kirchlichen
Arbeit in Kloingomeinden" an (229-234). Er zeigt, wie auf diesem
Sektor mangels einer Zielvorstellung die notwendige Umorien-
tiorung noch kaum begonnen hat. Dieso sollte so behutsam erfolgen
, daß scheinbare Passiv- in Aktivposten vor wandelt werden,
wobei der vernünftigen Kadorplanung und der funktionalen Neu-
Ijostimmung der Aufgaben der Mitarbeiter, nicht zuletzt im Interesse
Mi vermeidender Überlastung, besondere Bedeutung zukommen
.

IGretfnraU Güuler Haufo

Volk, Hermann: Gesammelte Schriften, 2 u. 3. Mainz: Matfhias-
Grünewald-Vorlag [1900/78]. 343 S. u. 333 S. 8"?. Lw. DM 29,50
u. DM 32,-.

Der erste Band der gesammelten Schriften des Autors erschien
bereits 1961 unter dorn Titel „Gott alles in allem", seinerzeit in der
ThLZ besprochen von Erdmann Schott (88, 1963 Sp. 922f). Es
scheint nun etwas mißlieh, den damals mit nicht sehr weitem Abstand
folgenden 2. Band erst jetzt zusammen mit dem neu vorgelegten
3. Band hier anzeigen zu können. Rez. beteuert hierfür
seine absolute Unschuld. Dennoch hat diese übermäßige Verzö-