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Ausgabe:

1980

Spalte:

34-35

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Westermann, Claus

Titel/Untertitel:

Der Aufbau des Buches Hiob 1980

Rezensent:

Sauer, Georg

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Theologische Literaturzeitung 105. Jahrgang 1980 Nr. 1

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abweichende, spezifisch palästinische Texttradition nachgewiesen
werden), Anlage, Texteinteilung.

Am Schluß des Buches findet der Benutzer unentbehrliche
Indizes: I. Verzeichnis der palästinischen Hss., die Akzente
anwenden, der nach dem Aufbewahrungsort gegliederten
Fragmente und der in ihnen vorkommenden biblischen
Verse, soweit sie Punktation enthalten; II. Akzentvarianten
im Gegensatz zu der durch BHK bezeugten Setzung; III. Die
hin und wieder auftauchenden Randbemerkungen, betreffend
Qere/Ketib, andere der tiberischen Masora ähnliche
Bemerkungen, Kennzeichnung des Anfangs von Lektionen
(Sedarim); IV. Paragrapheneinteilung (Petuchot, Setumot);
zuletzt ein Verzeichnis der zitierten Literatur.

Die mühevolle, mit großer Akribie geleistete Arbeit zeichnet
sich in besonderer Weise dadurch aus, daß der Autor
den gesamten handschriftlichen Bestand erneut, teils sogar
erstmalig, am Original geprüft hat. Sind auch manche Fragen
ungeklärt und muß es die eine oder andere vermutlich
immer bleiben, so dient sie doch dazu, an der Neubearbeitung
des masoretischen Textes der BHS in folgenden Auflagen
weitere Besserungen und Ergänzungen vornehmen zu
können.

Leipzig Wolfram Herrmann

Petersen, David L.: Late Israelite Prophecy: Studies in
Deutero-Prophetic Literature and in Chronicles. Mis-
soula, Montana: Scholars Press for The Society of Biblical
Literature [1977]. VII, 104 S. 8° = Society of Biblical Literature
. Monograph Series, 23.

Die Untersuchung basiert auf der Dissertation des Vf. von
1972. Der Vf. faßt seine Sicht der vorexilischen Prophetie
in der Einleitung zusammen. Es sei vor allem notwendig,
die Verbindung von Königtum und Prophetie zu beachten.
„This correlation between monarchy and prophecy is not
accidental, but constitutes the critical clue to the locus of
classical Israelite prophecy." (2) Ähnlich dem Wesir in
Ägypten sei der Prophet Wesir des königlichen Gottes
Jahwe und Bote der göttlichen Ratsversammlung. Der Vf.
beruft sich dabei auf Holladay: „The role of the Neo-As-
syrian messenger ... was the model for the prewriting
prophets. For the writing or classical prophets ... a new
model, the Assyrian imperial messenger, was normative."
(4) Zugleich sei der Prophet auch Bote des irdischen Königs.
Bei der Frage nach dem Ende der klassischen Prophetie
müsse man daher nicht so sehr von theologischen Gründen
ausgehen, sondern vom Aufhören des Königtums. „ ... the
monarchy ceased and with the passing of the king, the Office
of prophet as vizier also passed." (6, Zitat von Hanson) Nach
dem Exil muß daher eine fundamentale Änderung im
Selbstverständnis der Prophetie eintreten. In Anlehnung
an das Modell von Plöger sieht der Vf. sich eine neue Auffassung
von Prophetie im deutero-prophetischen Schrifttum
(z. B. Deuterosach.) und im theokratisch ausgerichteten
Chronistischen Geschichtswerk entwickeln.

Im zweiten Abschnitt wendet sich der Vf. der deutero-
prophetischen Literatur zu. Drei Hauptmerkmale seien für
sie charakteristisch: (1) Deutero-prophetische Texte sind
Sammlungen klassischer Prophetie eingefügt oder angehängt
. Haggai, Sacharja 1—8 oder Daniel würden damit
nicht zur deutero-prophetischen Literatur rechnen. (2) Deut.-
proph. Literatur ist abhängig von Worten, Motiven und
Traditionen früherer Prophetie und interpretiert diese, z. B.
Jer 27, 5—6 — Jes 45,12. (3) Deut.-proph. Literatur bewegt
sich in einem „eschatologischen Szenarium". Eine Übersicht
über die Texte Jes 35-36, Ez 38-39, Jes 24-27, Tritojes,
Joel 3—4, Sach 9, Sach 12—14 und Mal 3—4 verdeutlicht das.
Auf diese Texte geht der Vf. dann etwas näher ein.

Dem Vf. erscheint es aber zu einseitig, das Weiterwirken
der Prophetie nur in diesem Bereich zu verfolgen. Im letzten
Abschnitt untersucht er anhand von IChron 25, 2Chron
20; 29; 34, 30 und 35, 15 die Prophetie im Chronistischen

Geschichtswerk. Der Chronist kenne eine enge Verbindung
zwischen Königtum und Prophetie und sehe die levitischen
Sänger als Propheten an. Hier würden Anspruch und Vorstellung
der theokratischen Kreise von Jerusalem sichtbar,
die z. B. dem „eschatologischen Szenarium" entgegenstehen
.

Die Prophetie in diesen beiden Bereichen mache die antiprophetische
Kritik in der deutero-prophetischen Literatur
verständlich und gebe eine gute Deutungsmöglichkeit für
die „prophetischen" Elemente der Asaph- und Korachpsalmen
.

Es versteht sich von selbst, daß der Vf. auf 104 Seiten nicht
alle seine Thesen und Einsichten ausführlich darstellen und
begründen konnte. Das gleiche gilt von der Nutzung der
nicht geringen neueren Literatur. So erscheint vieles sehr
vereinfacht und manches verkürzt. Daß man in nachexili-
scher Zeit nicht nur „deuteroprophetisch" oder „chronistisch
" über die Prophetie nachdachte, zeigt das Jonabuch
. Im einzelnen ergeben sich genügend Anfragen an den
Vf. Das beginnt bei der Ansetzung des chronistischen Grundbestandes
um 500 v. und führt zur Literar- und Formkritik
der „Prophetietexte" im Chronistischen Geschichtswerk
(etwa bei einem Vergleich mit der Diss. von D. Mathias, Die
Geschichte der Chronikforschung im 19. Jahrhundert unter
besonderer Berücksichtigung der exegetischen Behandlung
der Prophetennachrichten des chronistischen Geschichtswerkes
, Leipzig 1978). Man könnte auch bei der Gleichung
Prophet *= Wesir einsetzen. Ein Literaturverzeichnis wäre
hilfreich. Mit den Anfragen ergeben sich aber auch eine
Fülle von Anregungen, welche diese Untersuchung vermittelt
. Das gilt nicht zuletzt von dem in sich schlüssigen Gesamtbild
, das der Vf. von der Entwicklung der Prophetie
und ihrer nachexilischen Ausformung zeichnet.
Leipzig Hans Seidel

Westermann, Claus: Der Aufbau des Buches Hiob. Mit einer
Einführung in die neuere Hiobforschung von J. Kegler.
2., erw. Aufl. Stuttgart: Calwer Verlag [1977]. 149 S. 8° =
Calwer Theologische Monographien, Reihe A, Bibelwissenschaft
, 6. Kart. DM 28,-.

Die erste Auflage des anzuzeigenden Buches war 1956 erschienen
und in der vorliegenden Zeitschrift von Artur
Weiser einer ausführlichen Besprechung unterzogen worden
(ThLZ 82, 1957 Sp. 422 f.). Wenn nun Cl. Westermann
nach 21 Jahren feststellt, daß der formgeschichtliche Ansatz
der Arbeit „weder im ganzen widerlegt noch weitergeführt
worden" sei (7), so ist ihm darin zuzustimmen. Denn weder
die oben erwähnte Besprechung noch die von Georg Fohrer
in Vetus Testamentum (7, 1957, 107-11) veröffentlichte haben
die Berechtigung des Westermannschen Ansatzes in
Frage gestellt. Da die Ausführungen die gleichen geblieben
sind, erübrigt sich ein Eingehen auf die detaillierte Beweisführung
unter Hinweis auf die beiden genannten Rezensionen
. Es genügt die Erwähnung, daß die Grundthese
Westermanns, wonach „der Aufbau des gesamten Buches
von (dem) Vorgang des Klagens bestimmt ist" (1) auch den
gelegentlich erhobenen Einwänden gegenüber Stand hält.
Wenn A. Weiser im besonderen darauf aufmerksam macht,
daß Westermann die Hintergründe der im Hiob-Buch verwendeten
Gattungen zu wenig berücksichtige, so ist dies nur
bedingt beweiskräftig; denn Westermann legt ja gerade
Wert auf die Feststellung, daß der ursprüngliche „Sitz im
Leben" der betreffenden Gattungen verlassen sei beim Einbau
der literarischen Form in das Ganze des Hiob-Buches
(z. B. 30 f.) und daher der ursprüngliche Hintergrund nicht
mehr so erheblich sei.

Die Berechtigung, bei den 1956 vorgetragenen Ausführungen
auch im Jahre 1977 noch zu verbleiben, wird durch
die beigegebene Erweiterung erhärtet. Hier (9—25) hat Jürgen
Kegler, Wissenschaftliche Hilfskraft in der Genesisforschungsstelle
unter Leitung von Prof. Westermann an der