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1980

Kategorie:

Liturgiewissenschaft, Kirchenmusik

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Neuerscheinungen

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547

Theologische Literaturzeitung 105. Jahrgang 1980 Nr. 7

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Kirchenbau, Bibclvcrbreitung, praktisch-kirchliche und theolo-
gicgcschichtlichc Fragen.

Der Autor versteht seine Positions- und Tcndcnzbestimmun-
gen der Musik nicht zuletzt als Diskussion im offenen Feld
der künstlerischen Entwicklung, und er ist ein Meister im
Signalisieren neuer Fragestellungen. Wir treten noch ein Stück
weit in die Diskussion ein.

Im Aufweis der Varianz wie der Koinzidenz von Kirchenmusik
und Geistlicher Musik ist u. E. Söhngen zuzustimmen.
Mit Eberhard Schmidt (ThLZ a. a. O., Sp. 389) möchten wir
aber fragen, ob in der Konvergenz von Kirchenmusik und
Liturgie letztere nicht weniger statisch bestimmt werden müßte,
als es bei Söhngen vorausgesetzt wird. Könnte nicht die Entfremdung
zwischen moderner Musikentwicklung und Gottesdienst
auch darin eine Ursache haben, daß die Kirche ihre
Liturgie zu sehr als etwas theologisch und agendarisch Festgestelltes
betrachtete und zu wenig bewußt hielt, daß sog.
.objektive' Faktoren in Liturgie und Musik auch immer schon
geschichtlich vermittelt sind? Berücksichtigt man dies stärker,
so würde das Wechselspiel von Liturgie und Kirchenmusik auf
der einen und Geistlicher und zeitgenössischer Musik auf der
anderen Seite noch einmal dynamisiert.

Der von Söhngen vorgeschlagene Oberbegriff „Musica sacra"
ist insofern zu begrüßen, als er den Zusammenhang von Kirchenmusik
und Geistlicher Musik deutlich hält und in aller
Varianz auf die beiden gemeinsamen kulturbildendcn Impulse
christlichen Glaubens hinweist. Eine Behinderung hat der Begriff
darin, dafj er die schwergewichtige Diskussion um „sakral
" und „profan" heraufruft. Zu klären wäre, worin denn
das sakrale Element in Kirchen- und Geistlicher Musik besteht.
Dafj es in einem sakralen Sonderstil liegen könnte, schließt
Söhngen in Aufnahme der protestantischen Tradition zu Recht
aus. Folgt also Sakralität allein aus der religiösen Motivation
der Komponisten oder aus der Verwendung geistlicher Texte?
Aber wie wäre das hinreichend, wenn — wie heute zu beobachten
— musikalische Kommunikationsprozesse in säkularisierten
Gesellschaften eine hermeneutische Umfunktionicrung
jener der Musik eingeschriebenen Motivationen und ihrer Sujets
vollziehen können? Entspränge die Erfahrung von Musik
als sakral also ganz dem Rezipicnten? Das aber würde die
Ästhetik subjektivistisch verengen und licfje die Vermittlung
von Subjektivem und Objektivem im Kunstwerk außer Acht.

Das „sakral" in Söhngens Begriffsvorschlag ruft somit nach
einer Näherbestimmung im Gesamt der „Musica"; ein Weiterbedenken
der genannten Fragen im Rahmen einer theologischästhetischen
Theorie erscheint uns notwendig. Schon die neue
Valenz der außerliturgischen geistlichen Musik — der des 19.
Jh. - und heutiger Produktionen — macht neues fundamcntal-
musikthcologisches Nachdenken dringlich. Erst recht fordern
die offenen systematischen Fragen dazu heraus, das in der
evangelischen Theologie seit Jahrzehnten weithin abgerissene
Gespräch mit der Musikphilosophic — von Hegel bis Adorno 3
— aufzunehmen und also „Musica sacra" mitzubedenken im Rahmen
einer ausgreifenden Musikthcologic, für deren mögliche
trinitätstheologischc Strukturierung Söhngen in seiner „Theologie
der Musik" (1967, -1972) wichtige Grundlagen gelegt hat.

Berlin Christian Bunncrs

1 Vgl. dazu auch Joh. Picrsig, Das Fortschrittsproblem in der Musik um
die Jahrhundertwende, Regensburg 1977.

- Zur Geistlichen Musik im 19. Jh. vgl. jetzt Walter Wiora (Hrsg.), Religiöse
Musik in nichtiiturgischen Werken von Beethoven bis Reger, Regensburg 1978.

:t Ein Gesprächsbeitrag von röm.-kathol. Seite bei Wolfgang Gramer, Musik
und Verstehen. Eine Studie zur Musikästhetik Theodor W. Adornos, Mainz
1976.

Ahumada P., Viccntc: Historia del movimiento litürgico en

Chile (TyV 20, 1979 S. 167-178).
Becker, Hansjakob: Ostcrfcier - Osterglaube - Ostcrcrfah-

rung (TThZ 88, 1979 S. 1-18).
Bicritz, Karl-Heinrich: Chancen einer ökumenischen Liturgik

(ZKTh 100, 1978 S. 470-483).

Blankenburg, Walter: Aufbruch zu einem neuen Gesangbuch
(MuK 49, 1979 S. 213-221).

-: Die Entwicklung der Hymnologie seit etwa 1950 (Forts.)
(ThR 42, 1977 S. 360-405).

Brecht, Martin: Zum Verständnis von Luthers Lied „Ein feste
Burg" (ARG 70, 1979 S. 106-121)

Bütler, Anselm: „Beim Psalmensingen sei unser Herz im Einklang
mit unserem Wort". Überlegungen und Fragen zu:
„Qualitas und Quantitas des liturgischen Gebetes nach der
Regel Benedikts" von Anselm Roth (E u A 54, 1978 S. 175 bis
185).

Cavarnos, Constantinc: Knowing God through icons and

hymnody (GOTR 23, 1978 S. 282-298).
Ganzhorn-Burkhardt, Renate: Leben bewahren an der Grenze

des Lebens. Ein Gottesdienst zum fünften Gebot (WPKG 69,

1980 S. 25-37).

Kehnschcrper, G.: Agapc - das Mahl der Befreiten. (Standpunkt
6, 1980 S. 164-166).

Kleinheycr, Bruno: Formulae Sacramentalcs Sacrorum Ordi-
num. Zu Mitteilungen aus der Kongregation für Sakramente
und Gottesdienst (ZKTh 100, 1978 S. 620-626).

Marquart, Kurt: A liturgia: conteüdo e forma (IgLu 39, 1979
S. 30-43).

Önnerfors, Alf: Die Tropen des früheren Mittelalters: ein

Stockholmer Editionsvorhaben (ZKG 90, 1979 S. 63-80).
Rocha, Pedro: Pour l'histoire de l'Officc divin. Le Corpus Anti-

phonalium Officii (Gr. 60, 1979 S. 147-155).
Scherschcl, Rainer: Der Rosenkranz - das Jesusgebet des

Westens. Freiburg - Basel - Wien: Herder (1979). 176 S. gr.

8° = Freiburger theologische Studien, 116. Kart. DM 32,-.
Schulz, Anselm: Werden und Gestalt des gemeinsamen Mona

stischen Offiziums für die Benediktinerklöster des deutschen

Sprachraums (E u A 54, 1978 S. 286-300).
Söhngen, Oskar: 19 Thesen zur Kirchenmusik (MuK 49, 1979

S. 161-163).

Strukturkrisc christlicher Initiation (Themaheft Concilium 15,
1979 Heft 2):

Pasquicr, Abel: Initiationgesellschaft und Gesellschaft auf
der Suche nach Initiationen (S. 76-83)

Schccr, Anthonius: Die Rolle der Kultur in der Liturgieentwicklung
im Lichte der Geschichte der Initiationsliturgie
(S. 84-90)

Nocent, Adrien: Christliche Initiation und Gemeinde (S. 90-
94)

Berger, Willem und Jan van der Lans: Phasen und Perioden,
die für das Reifen des menschlichen Handelns und des
Glaubensaktes nötig sind (S. 95-101)

Torrc, Luigi dclla: Bilanz der Anwendung des „Ordo Ini-
tiationis Christianae Adultorum" (S. 102-107)

Dujarier, Michel: Erfahrungen von christlicher Initiation in
Westafrika (S. 107-111)

Zevini, Giorgio: Die christliche Erwachseneninitiation in den
ncokatechumenalen Gemeinschaften (S. 112-117)

Bourgeois, Henri: Französische Erfahrung der letzten zwanzig
Jahre (S. 118-122)

Blijlevens, Ad: Ritualien für die Kindertaufe im niederländischen
Sprachgebiet (S. 123-127)

Estruch, Joan und Salvador Cardüs: Die Taufe als Initiationsritus
: Ihr gegenwärtiger Bedeutungswandel (S. 127-
131)

Brock, Sebastian P.: Syrische Taufriten (S. 132-135).
Wolff, Kurt: Fürbittcngcbctc oder öffentliche Reden mit Gott.
Eine Art Werkstattbericht (WPKG 68, 1979 S. 427-436).

Religions- und Kirchensoziologie

Kaufmann, Franz-Xaver: Kirche begreifen. Analysen und Thesen
zur gesellschaftlichen Verfassung des Christentums. Freiburg
- Basel - Wien: Herder [1979]. 224 S. 8°. Kart.
DM 24,80.

Im Dialog zwischen Theologen und Soziologen um die Fragen
eines wahrheitsgetreuen und wirklichkcitsbezogcncn Kirchenverständnisses
im Katholizismus der Gegenwart nimmt
Kaufmann, ein engagierter Katholik, einen hervorragenden