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Ausgabe:

1980

Kategorie:

Bibelwissenschaft

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 105. Jahrgang 1980 Nr. 1

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Vogel, Rühel, Lotter d. Ä. und d. J., Lufft, Walther, Rhau
und Krafft d. Ä. Hier werden Namen genannt und Persönlichkeiten
vorgestellt, die auch einem Lutherforscher, der
nun nicht gerade an dieser Materie arbeitet, durchaus nicht
immer geläufig sind.

Weitaus am umfangreichsten ist das Kapitel über die Bibel
in Einzelausgaben, gefolgt von dem über die Gesamtausgaben
. Hier werden die zahlreichen Einzeldrucke, aber
auch die Gesamtausgaben der verschiedenen Drucker aus
Wittenberg vorgestellt bis hin zur farbigen Wiedergabe aus
der wunderbaren handschriftlichen Glockendon-Bibel, die
für den (damaligen) Herzog Johann-Friedrich von Kursachsen
hergestellt worden ist. In zeitgenössischen Zeugnissen
wird dann die Verbreitung und die Wirkung der
Lutherbibel untersucht bis zu den vergeblichen Konkurrenzversuchen
von katholischer Seite.

Ein eigenes Kapitel ist den auswärtigen Nachdrucken der
Bibel gewidmet. Wir erfahren, daß Luthers Bibel neben
dem dominierenden Wittenberg vor allem in Basel, Zürich,
Augsburg, Nürnberg, Mainz, Worms und Straßburg nachgedruckt
wurde. Hierbei wurden vom Vf. die niederdeutschen
Nachdrucke ausgeklammert, die sprachgeschichtlich
einen eigenen Typus bilden. Niederdeutsche Bibeln wurden
vor allem in Magdeburg, Köln, Erfurt und Rostock, aber
auch in Wittenberg selbst gedruckt. Ein letztes Kapitel beschäftigt
sich mit der Lutherbibel in fremden Sprachen.

Eine Zeittafel mit den wichtigsten Daten zu Luthers Biographie
und zum Erscheinen der Teil- und Vollausgaben
sowie ein Personen- und Sachregister runden den Band ab.

Das Literaturverzeichnis führt vor allem die benutzten
Werke an, will aber auch eine weiterführende Auswahl der
wichtigsten Publikationen sein. Leider vermißt man hier
vieles, besonders auch Titel, die dem Kreis der angesprochenen
Benutzer dienlich und angemessen sind. Manche
Titel werden nach alten, überholten Auflagen zitiert wie
etwa Bornkamm oder auch Erben, dessen Beitrag in der
Deutschen Wortgeschichte 1974 schon in der dritten Auflage
erschien.

Aufmachung und Druck des Buches sind hervorragend. Es
kann sich durchaus mit zu den schönsten Veröffentlichungen
dieser Art zählen und wird sicher auch dadurch seinen
Weg machen. Es ruft aber auch noch einmal die Erinnerung
an Hans Volz als an den Mann wach, dessen große Verdienste
um die Grundlagenforschung in der Lutherarbeit
auf Jahrzehnte hinaus ihre Gültigkeit behalten werden und
der uns hier trotz aller wissenschaftlichen Korrektheit in
einer durchaus ansprechenden und auch für Nichttheologen
verständlichen Diktion entgegentritt.

Berlin Hans-Ulrich Dellus

Bentue B., Antonio: La Biblia y los interrogantes del hombre

actual (TyV 20, 1979 S. 29-39).
Certeau, Michel de: L'idee de traduction de la bible au

XVHfeme siecle: Sacy et Simon (RSR 66, 1978 S. 73-91).
Haug, Hellmut: Eine Bibel für Leser. Aus der Praxis des

Übersetzers (DtPfrBl 78, 1978 S. 138-141).
Knoch, Otto: Die Einheitsübersetzung vor dem Abschluß.

Hinweise auf ein säkulares Unternehmen (BiKi 33, 1978

S. 93-97).

Medina E., Jorge: El marco doctrinal de la interpretaciön

biblica (TyV 20, 1979 S. 15-28).
Montague, George T.: Hermeneutics and the Teaching of

Scripture (CBQ 41, 1979 S. 1-17).
Moreno C, Antonio: Es fäcil o diffeil leer la Biblia? (TyV 20,

1979 S. 3-14).

Seybold, Klaus, u. Ulrich B. Müller: Krankheit und Heilung.
Stuttgart — Berlin — Köln - Mainz: Kohlhammer [1978].
176 S. kl. 8" = Kohlhammer Taschenbücher Biblische
Konfrontationen, 1008. Kart. DM 12,-.

Altes Testament

Revell, E. J.: Biblical Texts with Palestinian Pointing and
their Accents. Missoula, Mont.: Scholars Press for The
Society of Biblical Literature and The International Organization
for Masoretic Studies [1977]. XIV, 265 S. 8" =
Society of Biblical Literature, Masoretic Studies, 4.

Nach der Veröffentlichung mehrerer Vorarbeiten zum
Problem der palästinischen Akzentuation legt der Autor
nun eine umfassende Arbeit darüber vor. Bislang wurde in
der Begrifflichkeit nicht klar geschieden, indem man unter
„palästinisch" sowohl die Art der Punktierung als auch die
Form der Aussprache verstand. Da jedoch gerade Züge, die
man als charakteristisch für die palästinische Aussprache-
Überlieferung ansah, nicht kennzeichnend sind für alle Hss.,
welche dieses Punktationssystem dokumentieren, wendet
Vf. das Adjektiv „palästinisch" nur auf die Punktation an.

Er bietet eingangs ein Verzeichnis aller ihm bis 1976 bekannt
gewordenen vollständig respektive in wenigen Worten
oder Versen palästinisch punktierten Hss. Eingeschlossen
wurden solche, denen nebeneinander palästinische und
andere, gewöhnlich tiberischen Hss. eigentümliche, Punkta-
tionszeichen eignen. Sie bekamen die Bezeichnung „den palästinischen
verwandt" (Palestinian related). Die Liste ist,
da Vf. bei seinen Nachforschungen neues Material entdecken
konnte, verglichen mit früheren Zusammenstellungen
erweitert und enthält 70 Nummern. Oft repräsentieren
mehrere Fragmente eine Hs., so daß man jetzt von einer
beachtenswerten Zahl hierhergehöriger Teilstücke, nämlich
nahe an die zweihundert, reden kann. Nicht verzeichnet
wurden Mss. mit einem einzelnen palästinischen Zeichen,
die im übrigen vollständig tiberisch punktiert sind.

Den Hauptteil des Buches nimmt die auf dem tiberischen
System basierende Beschreibung der Akzente ein (35—157).
Vf. führt ihre gegenüber den tiberischen unterschiedene
bzw. übereinstimmende Form oder Setzung vor. Außerdem
bespricht er ihr Vorkommen und die Abweichungen von der
BHK. (Während der Bearbeitung befand sich die BHS noch
im Stadium ihres Erscheinens.) Es liegt hier noch kein
durchgebildetes, fertiges System vor, denn die Zeichenformen
sind in vielen Fällen unterschiedlich. Danach ergaben
sich sieben Hss.-Gruppen, die in sich auch wieder Verschiedenheiten
erkennen lassen. Schließlich wurde notiert, wo
die tiberisch punktierten Mss. andere Akzente haben als die
palästinischen. Im Verfahren, nach welchem Distinctivi und
Conjunctivi gesetzt wurden, stimmten höchstwahrscheinlich
die palästinischen und tiberischen Hss. überein, auch in
der Differenzierung hinsichtlich Prosa und Poesie.

Vf. erörtert dann die Entwicklung des palästinischen Ak-
zentuationssystems und seine Beziehung zum tiberischen.
Die uns erhalten gebliebenen Zeugen lassen erkennen, daß
sich in der Zeit, aus der sie stammen — dem 7. bis 9. Jh.
n. Chr. —, alles noch im Fluß befand. Die palästinischen Hss.
repräsentieren offenbar die gleiche Aussprachetradition wie
die tiberischen. Es ist dem Vf. im Verlauf seiner Darlegungen
sogar möglich, Andeutungen zu einer Geschichte des
„westlichen" Akzentsystems zu machen. Mit Nachdruck vertritt
er die Auffassung, daß über ihre Bedeutung als Zeichen
für den Gesangsvortrag und den syntaktischen Aufbau hinaus
ebenso die palästinischen Akzente der Kennzeichnung
des Worttones dienten. Der hieraus resultierende Unterschied
gegenüber tiberischer Setzung hat offenbar linguistische
Gründe, denen zufolge die Mss. aus einer Umgebung
stammen, in der man die alte Betonungsweise pflegte und
nicht vornehmlich die Endsilbe betonte, hierin Verwandtschaft
mit dem Samaritanischen sowie dem mischnischen
und z. T. auch aschkenazischen Hebräisch verratend.

Endlich werden noch andere Charakteristika der zur Debatte
stehenden Manuskriptfragmente behandelt, wie
Schreibstoff, Schrift, Text (es kann keine, von der tiberischen