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Ausgabe:

1980

Spalte:

531-533

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Vos, Howard F.

Titel/Untertitel:

Archaeology in Bible lands 1980

Rezensent:

Conrad, Joachim

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Theologische Literaturzeitung 105. Jahrgang 1980 Nr. 7

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hat. Solche Fragehinsichten bringt Stollberg bei der Deutung
Herzogs kaum ins Spiel; vorrangig geht es ihm darum, die
Vorarbeit der Restauration für die in der Gegenwart geltenden
Agendenwerke zu betonen. Variante Positionen zur musikalisch
-liturgischen Restauration, die wie jene einer liberalen
Frömmigkeit entstammten und sich besonders deutlich im
bayerischen „Agendensturm" (1856) formierten, oder wie sie
das Wirken Fr. Spittas, H. v. Herzogenbergs, M. Regers u. a.
bestimmten, bleiben bei der Interpretation Herzogs durch Stoll-
berg im Hintergrund. Jedoch träte das Verdienst Herzogs noch
deutlicher hervor, wenn gerade durch Aufweis seiner Begrenztheit
sein Spezifikum noch deutlicher sich zeigte.

Denn in der Tat, Restauration in Kirchenmusik und Liturgie
hat keineswegs nur negative, sie hat auch notwendige Aspekte.
Dafj kirchenmusikalische Erneuerung angewiesen bleibt auf
geschichtliches Bewufjtsein und auf Vermittlung musikalischer
Tradition: das ist eine Einsicht, die Herzog in seiner Zeit zeitbedingt
praktiziert hat und die er mit den von Stollberg vorgelegten
Briefen unserem gegenwärtigen Bemühen um Gottesdienstmusik
ins Gedächtnis schreibt.

Berlin Christian Bunncrs

Chase, Christopher L.: A note on the theological origins of the
iconography of the dead Christ (GOTR 24, 1979 S. 58-64).

Drossoyianni, P.: Some observations on the Asinou frescoes
(Kl. 10, 1978 S. 53-83).

Kurath, Peter: Christliches Theater heute. Anmerkungen zu
neuen Problemen und Versuchen (StZ 104, 1979 S. 701-708).

Magaß, Walter: Die Emblematik. Embleme als missionarisches
Instrument - am Beispiel der „Icones" des Theodor Beza
(1580) (LingBibl Nr. 44, 1979 S. 119-134).

Muck, Herbert: Die Haßliebe zum Medium (KuKi 42, 1979,
S. 67-69).

Rahmani, L.Y: The Adoration of the Magi on Two Sixth-
Century C. E. Eulogia Tokens (IEJ 29, 1979 S. 34-36).

Tsafrir, Yoram: St. Catherine's Monastery in Sinai: Drawing
by I. Dunayewsky (IEJ 28, 1978 S. 218-229).

Zimmermann, Heinz Werner: Neue Musik im Zwiespalt -
Evangelische Kirchenmusik 1979 (MuK 49, 1979 S. 221-228).

Christliche Archäologie

Vos, Howard F.: Archaeology in Bible Lands. Chicago/111.:
Moody Press [1977). 399 S. m. Abb., 16 Farbktn gr. 8°. Kldr.
$ 9.95.

Das vorliegende Work ist für die Hand des Studenten gedacht
und soll ihm eine allgemeine Einführung in die Ziele
und Methoden der Archäologie sowie einen Überblick über die
Ausgrabungstätigkeit auf allen Schauplätzen biblischen Geschehens
bieten. Der allgemeinen Einführung dient der erste
Hauptteil (Nature and Techniques of Biblical Archaeology, 9 bis
62). Der Vf. verdeutlicht hier zunächst die enge Verbindung
der Archäologie mit anderen Wissenschaftszweigen, darunter
auch den Naturwissenschaften, hebt aber zugleich ihre Eigenständigkeit
als einer auf den Methoden der Stratigraphie und
Typologie aufgebauten Wissenschaft hervor. Hinsichtlich der
biblischen Archäologie betont er (13—17), daß diese nicht apologetischen
Zwecken dienen solle. Es könne nicht ihre Aufgabe
sein, die Wahrheit der Bibel zu beweisen (prove), sie könne
sie allenfalls bestätigen (confirm) und werfe auch neue Probleme
auf. Sie diene aber in einem viel weiteren Sinne dem
Verständnis der Bibel und ihrer Umwelt. Diese Vorteile sollten
in erster Linie genutzt werden. Allerdings könne auch
keine der archäologischen Entdeckungen einen schlagenden
Beweis erbringen, dafj die Bibel im Irrtum sei. In den folgenden
Abschnitten schildert der Vf. den technischen Verlauf einer
Grabung, die Geschichte der Entzifferung der Hieroglyphen,
der Keilschrift und der kretischen Lincarschrift B sowie die
Methoden der Datierung. Abschließend gibt er einen knappen
Abriß der geschichtlichen Entwicklung in den Hauptgebieten,
einschließlich der griechischen Welt und Italiens, von ca. 2000
v. Chr. bis 100 n. Chr. Im zweiten Hauptteil (Archaeology and
the Text of the Bible, 65—95) geht er hauptsächlich auf die
Qumran-Funde sowie auf die ältesten Papyri mit neutesta-
mentlichen Texten ein. Er behandelt dabei auch das Problem
nichtmasorctischcr Textformen des Alten Testaments und das
der Septuagintavorlagc und setzt sich kritisch mit der Auswertung
der Sektenschriften von Ctumran für das Verständnis des
Neuen Testaments auseinander. Den größten Umfang hat der
dritte Hauptteil, in dem er auf die einzelnen Ausgrabungsstätten
eingeht (Excavations in the Bible Lands, 99—381). Unter
„Bible Lands" versteht er alle Gebiete, in denen sich biblisches
Geschehen abgespielt hat (Mesopotamien, Palästina, Ägypten.
Phönikicn, Syrien, Iran, Cypern, Kleinasien, Griechenland.
Italien). Nach diesen Gebieten ist die Darstellung gegliedert.
In drei einleitenden Abschnitten wird jeweils begründet, inwiefern
es sich um ein „Bible Land" handelt, und eine Übersicht
über die geographischen Verhältnisse sowie über die Geschichte
der archäologischen Erforschung gegeben. Der forschungsge-
schichtlichc Abschnitt, der nur für Italien fehlt, ist am ausführlichsten
gehalten. Im Anschluß daran werden die einzelnen
Ausgrabungsstätten jeweils in alphabetischer Reihenfolge behandelt
. Berücksichtigt werden grundsätzlich nur Stätten bibli
sehen Geschehens, doch hat der Vf. auch einige andere Stätten,
die von besonderer Bedeutung sind, wie etwa Mari, Alalach,
Ugarit, Boghazköi oder Pompeji, einbezogen. In drei Anhängen
geht er zusätzlich noch auf die Sabäer, Tarsis und Malta
ein. Am Ende des Buches stehen ein Verzeichnis führender
Archäologen mit einigen biographischen Angaben, ein Verzeichnis
von Fachausdrücken mit kurzen Erklärungen sowie
ein Namens- und Sachregister (382—399). Außer den farbigen
Karten am Anfang des Buches finden sich zahlreiche Schwarz-
Weiß-Abbildungen und Pläne im Text. Alle größeren Abschnitte
des Buches werden durch ein knappes Verzeichnis englisch-
sprachiger Literatur abgeschlossen.

Diese Inhaltsübersicht dürfte deutlich machen, daß der Vf.
sehr gründlich und umsichtig gearbeitet hat und sein Werk
gut geeignet ist, in die Archäologie im allgemeinen und in die
Ausgrabungstätigkeit an biblisch relevanten Orten im besonderen
einzuführen. Seine Darstellung ist leicht verständlich und
lebendig und beeindruckt durch ihren weiten Rahmen, so daß
sie dem Leser ein umfassendes Gesamtbild vermittelt. Besonders
hervorgehoben seien die detaillierten Ausführungen zur
forschungsgcschichtlichen Entwicklung. Es versteht sich von
selbst, daß die Fülle des zu verarbeitenden Stoffes nicht erschöpfend
dargeboten werden kann und sich deshalb zwangsläufig
mancherlei Anlaß zu Kritik bietet. So vermißt man beispielsweise
einen Hinweis auf die wichtigen cisenzeitlichen
Funde bei den Ausgrabungen von N. Avigad im ehemaligen
jüdischen Viertel der Jerusalem«" Altstadt (183 f). Zu der
Behandlung der Königin von Saba (376—378) wäre anzumerken
, daß eine Glcichsetzung von Saba mit den altsüdarabischen
Sabäern keineswegs sicher ist. Doch kann daraus dem Vf. kein
genereller Vorwurf gemacht werden. Eine andere Frage ist es,
ob die Ergebnisse historisch-kritischer Forschung so leichthin
negiert werden können, wie er es auf Grund seiner fundamentalistischen
Einstellung tut. So ist es kaum angängig, ohne
jede konkrete Begründung zu behaupten, daß viele der Schluß
folgerungen J. Wellhauscns angesichts der neueren archäologischen
Erforschung nicht mehr stichhaltig seien (15 f). Ebenso
anfechtbar ist es, wenn der Vf. zwar die Schwierigkeit nennt,
daß die Stadt Ai zur Zeit der israelitischen Landnahme nicht
nachweisbar ist (16 f), er aber die vor allem von M. Noth vertretene
traditionsgeschichtliche Erklärung dieses Sachverhalts
mit Stillschweigen übergeht. Ganz ähnliche Bedenken erheben
sich, wenn man die Erklärungen zu dem Schweigen der ägyptischen
Quellen über den israelitischen Exodus liest (210). Hier
und an anderen Stellen wäre eine größere Offenheit für kriti-