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Ausgabe:

1980

Spalte:

501-503

Kategorie:

Judaistik

Titel/Untertitel:

The Testaments of the twelve patriarchs 1980

Rezensent:

Becker, Jürgen

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501 Theologische Literaturzeitung 105. Jahrgang 1980 Nr. 7 602

Studies" nur ein geringer Zeitraum zur Verfügung, so daß
meist nicht mehr als eine neue Beobachtung oder eine These
zur Diskussion gestellt werden konnte, die in gedruckter Form
nur wenige, durch z. T. ausführliche Anmerkungen angereicherte
Seiten beanspruchen. Auf einige umfangreichere Beiträge
sei verwiesen:J. Bernard, Deification and Alienation:
Non-Biblical Terms in the Light of Biblical Revclation (27—39).
- H. Cazelles, Biblical Messianism (49-58). — H. Cla-
vier, Les donnees bibliques et leur Interpretation: prineipes
de theologie biblique (65—81). — D. J. A. Clines, Hosea 2:
Structure and Interpretation (83-103). - D. de Decker,
Evocation de la Bible dans le „Discours ä l'Assemblee des
Saints" prete ä l'empereur Constantin (133—143). — P. M.
Joyce, Individual Responsibility in Ezekiel 18? (185—196). —
Interessante Aspekte und reiches Material zum Thema „Wis-
dom and the Prophets" bietet D. F. Morgan (209—244). Weitere
Kreise ansprechen wird der Beitrag von W. J. Houston :
..And let them have dominion . . .". Biblical Views of Man in
Relation to the Environmental Crisis (161—184).

K.-H B

Anderson, G. W. [Ed.): Tradition and Interpretation. Essays
by Members of the Society for Old Testament Study. Oxford:
Clarendon Press 1979. XXI, 462 S. 8°. Lw. £ 10.50.

Die zunehmende Spezialisierung und die steigende Zahl an
wissenschaftlichen Publikationen gestatten es selbst dem Fachmann
längst nicht mehr, die Fortschritte der Forschung auf
allen Gebieten der alttestamentlichen Wissenschaft gleichermaßen
aufzunehmen. Die anzuzeigende zusammenfassende
Darstellung der Ergebnisse auf den verschiedenen Feldern der
Arbeit am Alten Testament wird deshalb ebenso den Fachleuten
wie den nicht unmittelbar an der alttestamentlichen
Forschung Beteiligten willkommen sein. Der Band, von namhaften
Mitgliedern der .Society for Old Testament Study' gestaltet
, knüpft an den letzten Überblick dieser Art an, den H.
H. Rowley im Jahre 1951 unter dem Titel „The Old Testament
and Modern Study" herausgab. Berücksichtigt werden nicht
nur Einzelcrgebnisse, sondern auch Tendenzen in der Forschung
, neue Methoden, Probleme und Streitfragen. Insgesamt
gewinnt der Leser einen vorzüglichen Einblick in die Leistungen
der alttestamentlichen Wissenschaft während der zurückliegenden
drei Jahrzehnte und wird damit zugleich in sachkundiger
und umfassender Weise in das Alte Testament eingeführt
, auf dessen Charakter der Titel des Bandes treffend
anspielt.

Die einzelnen Sachgebiete werden behandelt von B. J.
Roberts f (Text des Alten Testaments), J. Barr (Semitische
Philologie und Interpretation des Alten Testaments), J.
Gray (Archäologische Entdeckungen), R. E. Clements
(Pentateuch-Probleme), J. R. Porter (Alttcstamentliche Geschichtsschreibung
), W. M c K a n e (Propheten), E. W. N i c h o 1 -
s o n (Apokalyptik), J. A. Emerton (Weisheit), J. H. E a t o n
(Psalmen und Gottesdienst), H. Cazelles (Vorexilische Geschichte
), P. R. Ackroyd (Exilische und nachexilische Geschichte
), W. Z i m m e r 1 i (Geschichte der Religion Israels)
und F. F. Bruce (Theologie und Auslegung des Alten Testaments
). Der Hrsg. G. W. Anderson hat unter dem Titel
..Changing Perspectives in Old Testament Study" eine Einführung
hinzugefügt (XIII—XXI). Umfangreiche Register, von M.
R e i d zusammengestellt, erschließen den in hohem Grade informativen
Band.

K.-H. B

Judaica

De Jonge, M. with H. W. Hollander, H. J. de Jonge, Th. Korte-
weg (Eds ] : The Testaments of the Twelve Patriarchs. A

Critical Edition of the Greek Text. Leiden-. Brill 1978, XLV,
251 S. gr. 8° = Pseudcpigrapha Veteris Testamenti Gracce,
XX Kart. hfl. 76.-.

Die textkritische Arbeit an den Apokryphen und Pscudepi-
graphen zum Alten Testament hat nach den vielfältigen großen
Editionen aus der Zeit vor dem ersten Weltkrieg bis vor wenigen
Jahren brachgclcgen — zum großen Schaden der Wissenschaft
. Dies allgemeine Urteil trifft auch auf die Test XII zu.
Die letzte kritische Textedition datiert von 1908. Es ist die von
R. H. Charles. In Ermangelung einer besseren, wurde sie nochmals
1960 unverändert abgedruckt. Längst war allerdings bekannt
, daß diese Ausgabe gravierende innere Probleme besitzt
und außerdem revisionsbedürftig ist, weil sich die Kenntnis
des handschriftlichen Materials erheblich erweitert hat. Die
verdienstvolle Arbeit an der nunmehr vorliegenden neuen Edition
des griechischen Textes dauerte rund 20 Jahre. Als Vorbote
diente eine editio minima (1964; -1970), in der allerdings
die textliche Situation nur sehr bedingt eingefangen war. Sie
ist nun überflüssig geworden.

Die edito maior beruht auf 14 griechischen Mss., die in der
Einleitung präzise beschrieben werden. Charles kannte nur 9.
Die Situation der armenischen Mss. hat sich ebenfalls seit
Charles erheblich verändert: Er kannte 12, nutzte nur 9. De J.
notiert 56, wovon 5 noch nicht sicher bestimmbar sind. Allerdings
kommen die 51 Mss. nur bedingt zu Wort. Eine separate
Edition der armenischen Mss. wird M. Stone besorgen. Nur
seine Vorarbeiten zu TestLev und Testjos wurden herangezogen
, außerdem weniges nicht ediertes Material. Die neugriechische
Übersetzung, die Charles noch gar nicht kannte und auf
die Chr. Burchard aufmerksam machte, wurde zu TestBen 1,5—
11,2 konsultiert, weil hier die verwandten griechischen Mss. hij
Lücken aufweisen. Die slavische Version kannte Charles zwar
schon im Prinzip, aber auch hier ist eine Neuedition nach E.
Turdcnau dringend geboten. De J. konnte zu TestRub und
TestSeb Material von Turdenau verwenden. So liegt der
Schwerpunkt der Edition auf den griechischen Mss., was im
ganzen dem Wert der Version auch entspricht. Nur bei Charles
hatte man — nach dem damaligen Wissensstand — umfangreichere
Information auf einen Blick. Eine neue Gesamtedition
aller Versionen ist jedoch zur Zeit zweifelsfrei nicht
erreichbar.

Vergleicht man unter vorläufiger Zurückstellung der textkritischen
Theorie die Editionen von Charles und de J., so
fallen mehrere Punkte ins Auge: Charles hatte seine literar-
kritischen Erwägungen — insbesondere zu den umstrittenen
christlichen Zusätzen — sowie sein Urteil über poetische und
prosaische Stücke in seinen rekonstruierten Mischtext eingearbeitet
. Darauf verzichtet de J. ganz. Bei Charles ist der textkritische
Apparat störend kompliziert angelegt, de J. vereinfacht
wohltuend. Dieser Vereinfachung fällt allerdings auch
zum Opfer, was bei Charles zusätzlich im Apparat zu finden
war: Begründung zu textkritischen Entscheiden, sparsame
Kurzkommentare und Verweise auf Parallelstcllen. Doch die
strenge Konzentration allein auf den Text macht de J.s Edition
objektiver. Die strikte Beschränkung auf diesen Text begründet
auch, warum de J. auf die Materialien verzichtet, die
Charles dankenswerterweise in Appendix I—III abdruckte. Man
hätte sie erweitern können um die Qumranmatcrialien, die
J. T. Milik bekanntgab, freilich nicht ohne hierbei besonders
kritisch zu verfahren. Beide geben ihrem Werk einen Wortindex
am Schluß bei. Dabei erweist eine Stichprobe zu de J.
S. 242: Charles hat hier pro falsch eingeordnet und läßt pria-
mai und prin aus. Bei de J. ist diese Seite fehlerfei. Dennoch
ergaben sich nicht unbedeutende Verschiebungen. Charles hat
zwei, de J. fünf Stichworte mehr. Auch die Zahl der Tcxtstel-
len variiert mehrfach. Das liegt an dem je verschieden rekonstruierten
Text, so daß beide Indizes stark von dem textkritischen
Entscheid der Autoren abhängen. Charles gibt
genauer an, welche Belege wie bezeugt sind; de J. verzichtet
darauf ganz und zählt Stellen voll, selbst wenn sie nur von
bk geboten werden, läßt aber umgekehrt Belege entfallen, die
äußerlich eine breite Bezeugung, abgesehen von bk, haben.
Hier schlägt seine Hochschätzung von b voll zu Buche. Wer
sie so uneingeschränkt nicht mitvollzieht (vgl. J. Becker: Untersuchungen
zur Entstehungsgeschichte der Testamente der
zwölf Patriarchen, 1970), muß Charles' Index zusätzlich konsul-