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Ausgabe:

1980

Spalte:

499-500

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Lacocque, André

Titel/Untertitel:

Le livre de Daniel 1980

Rezensent:

Bernhardt, Karl-Heinz

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung 105. Jahrgang 1980 Nr. 7

500

und breitere Allgemeingültigkeit" erhofft. Ob auf diese Weise
die „tiefgreifenden Gespaltenheiten" in der exegetischen Wissenschaft
, die K. als ein besorgniserregendes Hemmnis weiterführender
, eigentlich theologischer Arbeit empfindet, überwunden
werden kann, bleibt abzuwarten (I, 13).

Entscheidend für den Wert eines neuen methodischen Ansatzes
ist das Ergebnis. Was K. an Erkenntnissen unter der Überschrift
„Folgerungen" (II, 105—159) zusammenstellt, spricht
für die strukturale Formgeschichte. Besonders hervorzuheben
sind neue Gesichtspunkte für die Entstehung des Buches Arnos
als „Produkt einer durchgängigen judäischen Komposition"
auf der Grundlage mündlicher und schriftlicher Quellen nach
dem Textmuster der Gattung .Prophetenbuch'. Dabei werden
nicht nur einleuchtende formgeschichtliche Kriterien für die
Kompositionsschicht entwickelt, sondern auch theologisch weiterführende
Aussagen zum Anliegen der Komposition gemacht.
Entsprechendes gilt von den sehr interessanten Folgerungen
zu „Struktur und Sinn der Profezeiung". Sicherlich wird sich
nicht alles als tragfähig erweisen; aber es kann nicht nachdrücklich
genug betont werden, dafj K. Kochs und seiner Mitarbeiter
Forschungen zu jenen Versuchen einer Anwendung
moderner sprachwissenschaftlicher Methoden in der alttesta-
mentlichen Wissenschaft gehören, die mit großer Aufmerksamkeit
studiert zu werden verdienen.

Berlin Karl-Heinz Bernhardt

Lacocque, Andre: Le Livre du Daniel. Preface de Paul Ricoeur.
Neuchatel-Paris: Delachaux et Niestie 1976. 189 S. gr. 8° =
Commentaire de l'Ancien Testament, XVb.

-: The Book of Daniel. Translated by David Pellauer, English
edition revised by the Author, Forcword by Paul Ricoeur,
London: SPCK (1979). XXVI, 302 S. gr. 8° Lw. £ 11.50.

Jahrzehntelang gab es keinen französischen Danielkommentar
. Nachdem von katholischer Seite 1971 durch Dekor dem
Mangel abgeholfen wurde, liegt nun auch von evangelischer
Seite ein veritablcr Kommentar vor. L. setzt sich mit der Fachliteratur
— auch der deutschen — eingehend auseinander und
schließt sich den kritischen Exegeten an: asidäischer Ursprung
des Buches in der Makkabäerzeit, (durchgängig zeigt sich
„l'ombre omnipresente d'Antiochus IV", S. 24), kollektive Deutung
des Menschensohnes (= Peuple juste, S. 111) usw. Eigenständig
ist, wie das Anliegen des Verfassers bestimmt wird.
Im Unterschied zu den Profeten interessiert ihn die Vergangenheit
nicht. Aber auch nicht die Zukunft, denn der Tag des
Herrn ist da. „Le temps est telescopc dans le moment veca . . .
l'instant remplit l'horizon" (184). Die Apokalyptik rückt dann
einem Standort wie dem Kierkegaards nahe (der dann aus
Unkenntnis sie so hart verdammt hat)! Schwierig werden dann
freilich die 490 Jahre von 9,24 ff. Wie die meisten neueren
Exegeten gerät L. an dieser Stelle ein wenig ins Schwimmen,
will die ersten sieben Septennien dieser Epoche ab 587 v. Chr.,
die nachfolgenden 62 aber ab 605 zählen (S. 145) — geht das
an? Fragwürdig erscheint dem Rez. auch die Gattungsbestimmung
. Gleich eingangs wird statuiert: die sechs ersten Kapitel
sind Midraschim, die fünf letzten Apokalypsen. Abgesehen davon
, ob Visionsbericht und Apokalypse gleichgesetzt werden
können, genügt doch wohl kaum schon häufiger Schriftbezug,
einen Text „Midrasch" zu nennen. Oder sollen auch die synoptischen
Passionsberichte dieser Gattung zugehören? Von
Themen abgesehen, bei denen die Danielforschung allgemein
noch keinen festen Boden erreicht hat, sind die exegetischen
Erklärungen überaus fundiert und für jede weitere Arbeit an
dem eigenartigen apokalyptischen Buch unentbehrlich. Die
inzwischen erschienene englische Übersetzung ist im Anmerkungsteil
um einige wichtige Bemerkungen erweitert (so zum
Namen „Daniel" S. 3 A. 7.10.13).

Hamburg Klaus Koch

Congress Volume Göttingen 1977. Leiden: Brill 1978. VIII, 417
S. gr. 8° = Supplements to Vetus Testamentum, XXIX. Lw.
hfl. 220.-.

In bewährter Weise haben die Hrsgg. der .Supplements' unter
Leitung von J. A. Emerton und der Verlag E. J. Brill für ein
rasches Erscheinen der auf dem neunten .Congress of the International
Organization for the Study of the Old Testament' im
August 1977 in Göttingen gehaltenen Vorträge gesorgt. Wie
die Berichtsbände der vorausgegangenen Kongresse, bietet
auch die vorliegende Publikation Einblick in die gegenwärtigen
Tendenzen und Schwerpunkte der alttestamentlichen Wissenschaft
. Eindrucksvoll im Vordergrund steht das Bemühen um
das rechte Verständnis der alttestamentlichen Überlieferung.
Die relativ größte Zahl der Beiträge befaßt sich mit Fragen
der Beschaffenheit der Texte und mit den Methoden zu ihrer
Erschließung, wobei auch öfters dem soziologischen Standort
ihrer Verfasser besondere Aufmerksamkeit gewidmet wird.
(B. Albrektson, Reflections on the emergence of a Standard
text of the Hebrew Bible, 49-65; B. S. Childs, The
exegetical significance of canon for the study of the Old
Testament, 81—112; M. Greenberg, The use of the ancient
versions for interpreting the Hebrew text: a sampling from
Ezekiel II 1—III 11, 131—148; A. Lemaire, L'epigraphic
paleo-hebraique et la bible, 165—176; R. Smend, Lessing
und die Bibelwissenschaft, 298—319; S. Talmon, The ,com-
parative method' in biblical interpretation — principlcs and
Problems, 320—356; J. W. Wevers, Text history and text
criticism of the Septuagint, 392—402). Entsprechend stattlich
vertreten sind Arbeiten, die literaturgeschichtliche Aspekte
behandeln. (I. von Loewenclau, Genesis IV 6—7 — eine
jahwistische Erweiterung? 177-188; N. Lohfink, Die Priesterschrift
und die Geschichte, 189—225; H. Lubsczyk,
Elohim beim Jahwisten, 226—253; M. Sek ine. Wie ist eine
israelitische Literaturgeschichte möglich? 285—297).

Die exegetischen Beiträge im engeren Sinne konzentrieren
sich auf prophetische Texte und zeugen von dem z. Zt. lebhaften
Bemühen, das Phänomen des .Prophetischen' unter
neuen Gesichtspunkten zu erfassen. (P. R. A c k r o y d , Isaiah
I—XII: presentation of a prophet, 16—48; G. Wallis, Die
Nachtgesichtc des Propheten Sacharja. Zur Idee einer Form,
377-391; H. W. Wolff, Wie verstand Micha von Moreschet
sein prophetisches Amt? 403—417). In diesen Themenkreis
gehören auch der Beitrag von I. L. Seeligmann, Die Auffassung
von der Prophetie in der deuteronomistischen und
chronistischen Geschichtsschreibung (254—284), und die einleitenden
Ausführungen des Kongreßpräsidenten W. Zimmer
1 i, Wahrheit und Geschichte in der alttestamentlichen
Schriftprophetic (mit Hinweisen auf die Verwandtschaft zur
Weisheit, 1-15).

Weitere zwei Arbeiten befassen sich mit der Psalmenexegesc.
(S. Lach, Versuch einer neuen Interpretation der Zionshym-
nen, 149—164; S. Wagner, Zur Theologie des Psalms
CXXXIX, 357-376).

Es fällt auf, daß über Themen aus der Geschichte Israels auf
dem 9. Internationalen Alttestamentler-Kongreß nicht verhandelt
worden ist. Die zeitgenössische Umwelt erfährt durch
einen umfangreichen Beitrag von M. J. D a h o o d Berücksichtigung
(Ebla, Ugarit and the Old Testament, 81—112). Ein
systematisches Thema der Theologie des Alten Testaments
wird lediglich in dem Referat von R. P. Gordon berührt
(The Targumists as eschatologists, 113—130).

K.-H. B

Livingstone, E. A. [Ed.]: Studia Biblica 1978. 1: Papers on Old
Testament and Related Themes. Sixth International Congress
on Biblical Studies. Oxford 3-7 April 1978. Sheffield: Journal
for the Study of the Old Testament Press 1979. 266 S.
8° = Journal for the Study of the Old Testament, Supplement
Series, 11.

In Anbetracht der sehr großen Zahl der Teilnehmer stand
den Referenten des „Sixth International Congress on Biblical