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Ausgabe:

1980

Spalte:

461-462

Kategorie:

Religionspädagogik, Katechetik

Titel/Untertitel:

Kirchliche Erwachsenenarbeit 1980

Rezensent:

Kehnscherper, Günther

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Seite 1

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461

Theologische Literaturzeitung 105. Jahrgang 1980 Nr. 6

462

Lunning, Inge: Die Reformation und die Schwärmer (S.
515-518)

Yoder, John H.: Die Schwärmer und die Reformation (S.
519-522)

Ganoczy, Alexandre: Wort und Geist in der katholischen
Tradition (S. 523-528)

Mondin, Battista: Der Heilige Geist als Legitimation des
Papstamtes (S. 529-533)

Häring, Hermann: Der Geist als Legitimationsinstanz des
Amtes (S. 534-539)

Meyer, Harding: Amt und Geist: Protestantische Stellungnahme
(S. 539-544)

McDonnell, Kilian: Die Erfahrung des Heiligen Geistes in
der katholischen charismatischen Erneuerungsbewegung
(S. 545-549)

Bouchet, Jean Rene: Die Unterscheidung der Geister (S.
550-552)

Pantschowski, Iwan: Geist und Geistesgaben: Orthodoxe

Stellungnahme (S. 552-556)
Küng, Hans: Wie heute vom Heiligen Geist reden? (S. 557

bis 558).

Hick, John: Present and Future Life (HThR 71, 1978 S. 1-15).

Kahlefeld, Heinrich: Das Abschlußmahl Jesu und die Eucharistie
der Kirche. Frankfurt am Main: Knecht 1980. 191 S.
8°. Geb. DM 26,80.

Klein, Jean-Louis: Qui est Dieu? (EThR 54, 1979 S. 77-88).

Lafont, Gh.: Mystique de la Croix et question de l'Etre. A
propos d'un livre recent de Jean-Luc Marion (RThL 10,
1979 S. 259-304).

Oeing-Hanhoff, Ludger: Die Krise des Gottesbegriffs. Wolfhart
Pannenberg zum 50. Geburtstag (ThQ 159, 1979 S.
285-303).

Ratzinger, Josef: „Zum Begriff des Sakraments" (Eichstätter

Hochschulreden Nr. 15, 1979, 20 S.).
Schulz, Georg: Das ist mein Leib. Zur 450. Wiederkehr des

Mahrburger Religionsgesprächs (Missionsblatt 71, 1979

S. 212-217).

Praktische Theologie:
Katechetik/Religionspädagogik

Lott, Jürgen [Hrsg.]: Kirchliche Erwachsenenarbeit. Stuttgart
-Berlin-Köln-Mainz: Kohlhammer [1977]. 138 S. 8°

= Urban-Taschenbücher, 633. T-Reihe. Kart. DM 12,-.

„Der Versuch, die Aufgaben der Erwachsenenarbeit der
Kirche zu formulieren, steht in engem Zusammenhang mit
dem eigenen Theologieverständnis sowie mit Zielbeschreibungen
anderer pädagogischer Handlungsfelder der Kirche
und spiegelt stets ein bestimmtes Verständnis von christlicher
Tradition, von Kirche, ihrer Beziehung zur Tradition
wie zur gegenwärtigen Gesellschaft" (12). In dieser Erkenntnis
stellt J. Lott, Assistenz-Professor für Praktische Theologie
an der Universität Mainz, wichtige Aspekte seines
christlichen Traditionsverständnisses an den Anfang seiner
Ausführungen über die kirchliche Erwachsenenarbeit: „Der
christliche Glaube ist seit seinen Anfängen als Protest gegen
menschliches Elend mit dem Versuch verbunden, Zusammenleben
von Menschen unter dem Gesichtspunkt von
Gleichheit aller und Abschaffung von Herrschaft des Menschen
über den Menschen zu ordnen" (12). Und: „Theologie
und Glaube artikuliert sich — biblisch wie aktuell — erst in
der Vermittlung in das jeweils konkrete, politische, soziale
und ökonomische Bedingungsgefüge" (13).

In dem theoretisch und praktisch sehr instruktiven Band,
an dem mehrere Autoren mitgearbeitet haben, wird eine
Konzeption kirchlicher Erwachsenenarbeit entwickelt, die
ihre Aufgabe darin sieht, die Kirche in eine Lerngemeinschaft
zu verwandeln, in der zunächst einmal klare Informationsarbeit
geschieht, aus der heraus dann Meinungsund
Willensbildung wächst. Nur wenn die Kirche auf dem
Gebiet ihrer Erwachsenenarbeit mit einer grundsätzlich
neuen Konzeption aktiv wird, die mehr als Glaubenslehre
und erweiterter Konfirmandenunterricht ist, kann sie Anwalt
der Menschen in ihrem Recht auf „volle Menschwerdung
" sein.

Es wird der Begriff von Ernst Lange aufgenommen, der
kirchliche Erwachsenenarbeit als „parteiliche Gesellschafts-
diakonie" verstanden wissen wollte, wobei das pädagogische
Handeln der Kirche als Probe auf die Authentizität ihrer
Theologie zu betrachten wäre.

Im Hinblick auf das Schicksal der Befreiungsversuche in
den meisten lateinamerikanischen Ländern und die Verflochtenheit
der Kirchen in diese Probleme stellt der Vf. die
Frage, wieweit die Kirchen heute überhaupt lernfähig sind
(30). „Die Antwort auf die Frage nach der Lernfähigkeit
von Kirchen als Institutionen wird hier wie dort davon abhängen
, ob und wie weit sie offen sind für das neue Subjekt
und die neue Erfahrungsbasis einer alternativen Theologie
von unten" (33).

Das Buch setzt nicht nur im theologisch-kirchlichen Ansatz
und in der Erschließung neuer anthropologisch-sozialer
Aufgabenbereiche für die kirchliche Erwachsenenarbeit
neue Maßstäbe, sondern bietet auch wertvolle didaktische
Hilfen an. Es wird ein Begriff von Didaktik vorgeschlagen,
„dessen Inhalt eine Theorie der Analyse von Lernsituationen
und eine Theorie der Intervention in diesen
Lernsituationen ist und dessen Umfang auf Unterrichtssituationen
, also auf institutionalisierte und organisierte
Erwachsenenbildungsmaßnahmen, eingegrenzt" bleiben
muß (45). Diese klare Begrenzung ist für die Praxis wichtig:
denn nur so lassen sich erreichbare Lernziele in Teilschritten
anstreben, die ein vertieftes Problembewußtsein wecken,
begründete Stellungnahmen ermöglichen und christliches
Engagement in Gemeinde und Alltag fördern, um sich jeder
Form von Dehumanisierung und Gewalt zu widersetzen (25).

Besonders wichtig erscheint der Beitrag von G. F. Müller
über die Elternarbeit. Wo lernen die Eltern, wie sie ihren
Kindern „Persönlichkeitseigenschaften und interaktionale
Fertigkeiten vermitteln, und zwar so, daß möglichst keine
Störungen im Erziehungsprozeß auftreten" (66)? Wo lernen
Eltern, wie man Kinder in christlicher Verantwortung erzieht
? Wenn „die allgemein üblichen Erziehungspraktiken,
wie Gut-Zureden, Ermahnen, Tadeln, Herumnörgeln, Androhen
von Strafe und Entzug von Taschengeld, ihre Wirkung
oft für den Augenblick nicht verfehlen", werden die
Eltern nicht nur in ihrem Vorgehen bestärkt, sondern sehen
— was noch viel bedenklicher ist — keinen Grund, „ihr eigenes
Verhalten in Frage zu stellen" (67).

Die in diesem Band entfaltete Breite der Aufgabenstellung
läßt den allerdings nicht gerade bequemen Versuch erkennen
, in der Vielfalt kirchlicher Bildungs- und Reformkonzepte
einschließlich der Akademie-Arbeit eine Situationsorientierung
zu entwickeln, die aus sich heraus notwendig
neue Organisationsformen des kirchlichen Lernprozesses und
vor allem ihrer christlich verantworteten Inhalte setzt.
Kein Konzept kirchlicher Erwachsenenarbeit wird sich in
Zukunft noch mit dem einseitig kognitiven Vorgang der Aneignung
bestimmter Inhalte zufrieden geben dürfen, sondern
wird sich jedenfalls im Rahmen der von J. Lott und
seinen Mitarbeitern aufgezeigten Positionen um Veränderung
von Einstellungen, Motivationen, Interessen, Hand-
lungs- und Denkformen als Konsequenz eigener Erfahrung
und als Partizipation an Erfahrungen anderer bemühen
müssen.

Greifswald Günther Kehnscherper

Rickers, Folkert u. Margot: Revolution und Christentum als
Thema des Religionsunterrichts. Religion im fächerübergreifenden
Unterricht der Sekundarstufe I. Gütersloh:
Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn [1977]. 272 S. m.