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Ausgabe:

1980

Spalte:

24-26

Kategorie:

Allgemeines

Titel/Untertitel:

Studien zum Pentateuch 1980

Rezensent:

Wallis, Gerhard

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Theologische Literaturzeitung 105. Jahrgang 1980 Nr. 1

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verständlich. — Gelegentliche Stichproben ergaben relativ wenige
Druckfehler. Sie lassen sich leicht korrigieren und brauchen hier
nicht aufgeführt zu werden.

Man kann dem Lesebuch abschließend nur wünschen, daß es recht
bald einen festen Platz in der Beschäftigung mit der „Latinitas
christiana" an den theologischen Ausbildungsstätten einnehmen
möge. Die Voraussetzungen dafür bietet es nach Auffassung des Rez.
weithin. Allen jenen, die sich der Mühe seiner Erarbeitung unterzogen
haben, sei daher aufrichtig gedankt.

Greifswald Hans-Günter Leder

[Delahaye, Karl:] Zielgruppen. Brennpunkte kirchlichen
Lebens. Hrsg. v. L. Bertsch u. K.-H. Rentmeister. Frankfurt
(Main): Knecht [1977]. 212 S. m. 1 Porträt, gr. 8°. Lw.
DM 25,-.

Aus Anlaß des 65. Geburtstages des katholischen Pastoraltheologen
Karl Delahaye ist ein Buch entstanden, dessen
Beiträge alle mehr oder weniger dem Thema „Zielgruppen"
gewidmet sind. Dieses hat in dem Werk des Jubilars wie in
der Pastoral nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil eine
bedeutsame Rolle gespielt. Die sehr unterschiedlichen Beiträge
, die exegetischen, systematischen, religionssoziologischen
und vor allem pastoraltheologischen Fragestellungen
gewidmet sind, ergeben insgesamt doch ein recht geschlossenes
und eindrückliches Bild der nachkonziliaren
Überlegungen und Bestrebungen in Sachen Kirchenreform
und Gemeindeaufbau. Auch unter ökumenischem Aspekt
ist die Lektüre lohnend, zeigt sie doch, daß sich alle christlichen
Konfessionen im nachkonstantinischen Zeitalter mit
dem Übergang von einer „christentümlichen" zu einer säkularen
„weltanschaulich pluralistischen Gesellschaft" auseinanderzusetzen
haben.

So kehren, wenn auch unter manchmal abweichender
Terminologie, alle Grundfragen der Kirchenreform und des
Gemeindeaufbaus, die wir auch auf evangelischer Seite kennen
, wieder. In dieser aufweisbaren Gemeinsamkeit liegt
eine Chance für den ökumenischen Dialog, ja für mögliche
Kooperation. Weiter fällt eine Ausgewogenheit ins Auge,
die — anders als in vielen protestantischen Beiträgen zum
gleichen Thema — falsche Alternativen vermeidet und dadurch
, selbst bei oft kritischer Einschätzung der empirischen
Kirche bzw. vorhandener Kirchlichkeit, nicht deren Chancen
verspielt. Auch werden Situation und Tradition, Institution
und Punktion, Gemeinschaft und Individuum nicht
gegeneinander ausgespielt, sondern „ganzheitlich" miteinander
verbunden, „katholisch" in des Wortes eigentlicher
Bedeutung. Dabei schlägt zu Buche, daß sich die Kirchenreformer
oft gerade der Stimme des Vaticanum II bedienen
können. Dadurch werden die Voten der Wissenschaftler
auch mit dem Wort der Kirche vermittelt. Insofern ist das
Buch auch eine Herausforderung für alle protestantischen
Kirchenreformer.

Durch die fast durchgängige Verwendung des Begriffs
„Zielgruppe" gewinnt kirchliches Handeln immer einen konkreten
Bezug; gleichzeitig wird auch der Einzelne in seiner
sozialen Bedingtheit gesehen, die jedoch nicht abstrakt postuliert
, sondern als Zugehörigkeit zu sozialen Gruppen
beschrieben wird. Aus diesem Grunde hat auch die kirchliche
Seelsorge im weitesten Sinne („Pastoral") die verschiedenen
Gruppen in den Blick zu nehmen. Jacob Kremers
Bibelstudie über IKor 9, 22 belegt, daß schon in der
Urkirche Gruppierungen auszumachen sind. Ein weiteres
biblisches Exempel für den Gruppenbezug der Verkündigung
trägt J. B. Botterweck aus dem Bereich des AT
bei: „An die Resignierten — Kritische Reflexionen Kohe-
lets". Eine anthropologische Besinnung, in der kirchlicher
Auftrag und Humanum „ganzheitlich" miteinander vermittelt
werden, stammt von G. G r i e s 1 : „Inwiefern ist der
Mensch Ziel und Norm kirchlichen Heilsdienstes?". Wichtige
Beiträge aus dem Felde der empirischen Kirchenforschung
sehe ich in H. K a e f e r s Aufsatz „Differenzierungen
im System Kirche" und in Paul M. Zulehners Artikel
„Wandel in den Grundtypen der Teilnahme - Wandel

in den pastoralen Grundaufgaben". Beide Autoren tragen
auf Grund eigener Forschungen Ergebnisse der Kirchensoziologie
vor, die den bekannten Erhebungen auf protestantischer
Seite, zumindest was die Tendenz betrifft, genau
entsprechen. Das von Zulehner beschriebene „Nachhinken
der pastoralen Reform" ist offenbar unvermeidlich.

Die kirchensoziologischen Beiträge machen insgesamt
deutlich, daß nur eine differenzierende Beschreibung der
Tatbestände kirchliche Strategien ermöglicht. Das unterstreicht
besonders W. Breunings Beitrag „Die Praktizierenden
— eine Zielgruppe für die Pastoral". In mehreren
Beiträgen wird die Bedeutung der Eucharistie für den Gemeindeaufbau
betont, ein Akzent, der auf evangelischer
Seite erst recht spät wiederentdeckt wurde. Die Bedeutung
der Region für die kirchliche Arbeit durchzieht viele Beiträge
in diesem Buch. Hatte schon Kaefer unter soziologischem
Aspekt darauf hingewiesen, so nimmt Ph. B o o n e n
Bezug auf die Beschlüsse der Gemeinsamen Synode und die
daraus resultierenden Aktivitäten: „Zielgruppenarbeit in
den Regionen unserer Bistümer". Auch zum Thema „Ge-
samtkatechumenat" findet sich eine Abhandlung: „Die Integration
der Kinder in ein Gesamtkonzept der Gemeindeseelsorge
" (K.-H. Rentmeister). Auch „heiße Eisen"
werden angefaßt, so das Thema „Basisgruppen und -gemeinden
" (F. Klostermann) oder das „Sorgenkind", die
„Zielgruppe der Intellektuellen" (B. H ans s ler). Hinter
der Überschrift „Grenzgänger der Transzendenz" (K. Hemmerle
) verbirgt sich eine eigenständige und tiefschürfende
Meditation über die „Grenzsituation". Es liegt in der
Konsequenz des Nachdenkens über die Erneuerung der
Kirche, daß auch Fragen der Neugestaltung der Priesterausbildung
(G. H e i n e m a n n) diskutiert werden und
„Entscheidungsfindung in Gemeinschaft als geistliches Geschehen
" (L. Bertsch) reflektiert wird.

Alles in allem: ein lesenswertes Buch, das trotz aller konfessionellen
Verschiedenheit eine überraschende Gemeinsamkeit
der anstehenden Fragen bei Gemeindeaufbau und
Kirchenreform anzeigt und also eine Ermutigung für alle
bedeutet, die sich um die Erneuerung der Kirche sorgen.

Rüdersdorf b. Berlin Günter Krusche

[Kornfeld, Walter:] Studien zum Pentateuch. Walter Kornfeld
zum 60. Geburtstag, hrsg. von G. Braulik OSB.
Wien-Freiburg-Basel: Herder [1977]. 272 S., 1 Porträt,
gr. 8°.

„Die Thematik dieser vorwiegend bibeltheologisch orientierten
Festschrift wurde auf den Pentateuch beschränkt.
Liegt doch in diesem Bereich einer der Schwerpunkte der
Lebensarbeit unseres Geehrten." (7). So beschreibt der Hrsg.
dieser Festgabe in seinem Vorwort ihre thematische Ausrichtung
. Die Reihenfolge der Aufsätze ist am jeweiligen
textlichen und sachlichen Bezug zu den Büchern des Pentateuch
orientiert, so daß man sie in der vorgegebenen Abfolge
auch würdigen kann.

Ernst Kutsch untersucht: „Die Paradieserzählung Genesis
2—3 und ihr Verfasser" (9—24), ein neuerlicher Versuch
, die Frage zu klären, was dem Jahwisten als Erzählungsmaterial
zugeflossen ist, wie es ausgestaltet war und
was J damit in Verbindung selbst geschaffen hat. Heinrich
Gross beschäftigt das stark diskutierte Problem: „Glaube
und Bund. Theologische Bemerkungen zu Genesis 15" (25
bis 35). Beide Begriffe stehen nicht nur in Gen 15 als Leitmotive
im Hinblick auf die Partnerschaft Gott — Abraham,
Gott — auserwähltes Volk in gegenseitigem Bezug. „Mag
auch der Terminus Bund dafür noch unzureichend sein, er
enthält über die anderen Termini hinaus ein theologisch
bedeutsames ,Mehr', das den genannten Texten nach wie vor
am ehesten gerecht wird." (35). Henri Cazelles steuert
Erwägungen über: „Redactions et Traditions dans l'Exode"
(37—58) bei. Danach will das zweite Mosebuch eine Aufar-