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Ausgabe:

1980

Spalte:

418-419

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Jeremias, Christian

Titel/Untertitel:

Die Nachtgesichte des Sacharja 1980

Rezensent:

Seybold, Klaus

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Theologische Literaturzeitung 105. Jahrgang 1980 Nr. 6

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dem Bekanntwerden Jahwes sogleich dessen Verschmelzung
mit den Vätergöttern eingeleitet wurde und darin speziell
der elohistischen Darstellung in Ex 3,6.9-14 Glauben zu
schenken ist, freilich mit der Einschränkung, daß die Verschmelzung
mit anderen Vätergöttern erst in Palästina erfolgte
, der Prozeß als ganzer also erst dort seinen Abschluß
fand.

Diese wenigen Bemerkungen dürften deutlich machen,
daß auch die zweite Lieferung des großangelegten Kommentars
eine imponierende Leistung darstellt. Man kann
wiederum nur gespannt sein, wie sich der Vf. des weiteren
mit der so schwierigen Materie des Exodusbuches auseinandersetzt
.

Leipzig Joachim Conrad

Birch, Bruce C: The Rise of the Israelite Monarchy: The

Growth and Development of I Samuel 7—15. Missoula,

Mont.: Scholars Press [1976]. XI, 170 S. 8°= Society of

Biblical Literature, Dissertation Series, 27.

Wie der Bezeichnung der Reihe anzusehen, in welcher dieser
Band erschienen ist, handelt es sich hier um eine Dissertation
. Sie ist unter der Anleitung von Brevard S. Childs
entstanden und zur Erlangung der Würde eines D. Ph. im
Jahre 1970 an der Yale University vorgelegt worden. Untersucht
wird ein Stoff, der in überlieferungsgeschichtlicher wie
historischer Beziehung in jüngerer Vergangenheit des öfteren
Gegenstand von Einzeluntersuchungen oder monographischen
Darlegungen gewesen ist. Einen Teil dieser Literatur
hat der Autor in seiner Bibliographie auch erfaßt und
in seiner Untersuchung berücksichtigt. Ohne hier den Maßstab
der absoluten Vollständigkeit anlegen zu wollen, muß
doch bedauert werden, daß ausführliche Abhandlungen wie:
K.-H. Bernhardt, Das Problem der altorientalischen Königsideologie
, SVT VIII, 1961; J. A. Soggin, Das Königtum
Israels. Ursprünge, Spannungen und Entwicklungen, BZAW
104, 1967; H. J. Boecker, Die Beurteilung der Anfänge des
Königtums in den deuteronomistischen Abschnitten des
I. Samuelbuches, WMANT 31, 1969, wie übrigens auch die
Darstellungen in: Geschichte und Uberlieferung. Gedanken
über alttestamentliche Darstellungen der Frühgeschichte
Israels und der Anfänge seines Königtums = Arbeiten zur
Theologie (Berlin)/Stuttgart 1968 aus der Feder des Rez.,
ganz abgesehen von kleineren Veröffentlichungen und Aufsätzen
, nicht bekannt zu sein scheinen, obwohl sie sowohl
zur Zeit der Entstehung der Dissertation als auch bei der
Vorbereitung zur Drucklegung zugänglich waren.

Nach Chapter I. Introduction (S. 1—7), in der sowohl die
Forschungslage als auch die Absicht der vorliegenden Dissertation
klargestellt werden, beginnt Chapter II. Samuel,
Saul and the Rise oft the Israelite Monarchy, I Samuel 7 bis
15 (S. 11—108) zunächst mit der Untersuchung von Kap. 7
(S. 11-21), gefolgt von Kap. 8 (S. 21-29), Kap. 9, 1-10, 16
(S. 29-42), Kap. 10, 17-27 (S. 42-54), Kap. 11 (S. 54-63),
Kap. 12 (S. 63-74), Kap. 13 (S. 74-85), Kap. 14 (S. 85-94) und
Kap. 15 (S. 94—108). Dieser durchaus gleichmäßigen, sachlichen
und übersichtlichen Aufbereitung des Stoffes ist ein
ausführlicher Fußnotenteil zugeordnet (S. 109—129), der den
Fleiß des Autors bekundet. Der Behandlung eines jeden
Abschnittes des 1. Samuelisbuches ist eine kurze Zusammenfassung
der Ergebnisse beigegeben. Chapter III. The
Growth and Development of I Samuel 7-15 (S. 131-154;
zuzüglich: Notes S. 155—157) bietet noch eine Interpretation
der Ergebnisse und den Versuch einer redaktionsgeschichtlichen
Analyse des in M auf uns gekommenen Textes von der
Entstehung des altisraelitischen Königtums.

Wie die Aufgliederung des Stoffes keine neuen Aspekte
zu erkennen gibt, sondern in den Gleisen der bisherigen
Untersuchungen dieses Materials verläuft, so sind die Ergebnisse
wenig neuartig und überraschend. Das Resultat
läßt sich kurz so zusammenfassen: 9, 15-17.20-21.(25-26).
27-10, 1 (LXX).5-8.16b; 10, 17-19.25; 11, 12-14; 12, 1-5;
13, 7b—15a; 15, 1—35 entstammen vordeuteronomischen prophetischen
Kreisen und sind von einem „prophetic editor"

gestaltet worden. Dieser Vorgang wird auf das Ende des
8. vorchristlichen Jahrhunderts verlegt, also nach den Fall
Samarias und den Untergang des Nordreiches. Diesem
„editor" sind ältere Uberlieferungen auf unterschiedlichem
Wege zugewachsen. Seine Absicht ist es, die Geschichte des
Königtums als einen Akt der göttlichen Fügung an Israel
darzustellen und nicht als Konsequenz aus der geschichtlichen
Notwendigkeit.

In diesen Stoff hat dann Dtr. ergänzend eingegriffen und
7; 3-4.13-14; 8, 8.10-22; 12, 6-24; 13, 1 hinzugefügt. Kap.
11, 1-15; 13, 2-7a.15b-18.23; 14, 1-46 dagegen beruhen
auf älteren Traditionen, die im wesentlichen aus der Institution
des „Heiligen Krieges" hergeleitet werden. Die historische
Frage wird insgesamt nicht gestellt, lediglich die
„älteren Traditionen" (Kap. 11; 13; 14) werden zeitlich nahe
an die Geschehnisse herangerückt. Wie schon oben angedeutet
, spielt bei den Erwägungen des Autors der Gedanke an
die Amphiktyonie und den Heiligen Krieg eine beachtliche
Rolle. Beide miteinander verbundenen Institutionen werden
durchaus unkritisch den Interpretationen von Texten zu
Grunde gelegt, wie es bei einer modernen Untersuchung
überraschen muß. R. Smend, Jahwekrieg und Stämmebund,
FRLANT 84, 1963; M. Weippert, Heiliger Krieg in Israel und
Assyrien, ZAW 84, 1972, S. 460-493; A.D.H. Mayes, Israel in
the premonarchy period, VT 23, 1973, S. 151-170 sind unbekannt
.

Der Chor der Stimmen zu den behandelten Perikopen ist
um eine bereichert worden, was die verwickelte Tradition
des Stoffes durchaus zuläßt. Man tut gut daran, diese Darstellung
zur Kenntnis zu nehmen und künftig zu berücksichtigen
. Doch bleiben die Darlegungen aufs ganze gesehen
lückenhaft und auch anfechtbar.

Halle (Saale) Gerhard Wallis

Jeremias, Christian: Die Nachtgesichte des Sacharja. Untersuchungen
zu ihrer Stellung im Zusammenhang der Visionsberichte
im Alten Testament und zu ihrem Bildmaterial
. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1977. 248 S.
gr. 8° = Forschungen zur Religion und Literatur des Alten
und Neuen Testaments, 117. Kart. DM 42,— ; Lw. DM 48,—.

Die Göttinger Habilitationsschrift setzt sich zum Ziel, die
Nachtgesichte Sacharjas in ihrer Beziehung sowohl zu den
Visionsberichten der klassischen Propheten als auch zu den
Visionen der Apokalyptik, im besonderen des Danielbuches
zu untersuchen, um die Frage zu beantworten, welche Position
ihnen in der Geschichte der alttestamentlichen Visionsliteratur
zukommt. Zu diesem Zweck wird in einem ersten
Untersuchungsgang die Struktur der Nachtgesichte herausgearbeitet
. Es ergibt sich, daß die sieben Nachtgesichte nach
Aufbau und Sachzusammenhang einen Zyklus bilden, daß
die Josua-Vision in Kap. 3 von besonderer Art ist und nicht
zum Zyklus gehört, daß die sieben Gesichte nicht einzeln
nacheinander (so Galling), sondern unter der Überschrift
1,7a von Anfang an zusammen als Ich-Bericht in komposi-
tioneller Einheit verfaßt worden sind, u. zw. aller Wahrscheinlichkeit
nach von Sacharja selbst. In einem weiteren
Teil wird dann nach den „Verbindungslinien" einzelner
Strukturelemente zu den übrigen Visionen des Alten Testament
gefragt. Verglichen wird die „Schilderung des vom
Visionär Geschauten" in Anlehnung an die verschiedenen
traditionellen Visionstypen (Symbolvision, Anwesenheitsvision
, Situationsvision u. ä.) und der Stil der Darstellung,
die „Frage nach dem Geschauten und nach seiner Bedeutung
" und die Art und Weise der Deutung, schließlich die
in den Visionen enthaltenen Gottesworte. Verglichen werden
dann in einem weiteren Schritt „bemerkenswerte Züge
und Strukturen im Rahmen des visionären Geschehens", als
da sind: das Gespräch, die Rolle des Propheten, die Rolle
des Deuteengels und die Rolle Jahwes in der Vision, jeweils
immer mit den prophetischen Visionsberichten in den Büchern
Arnos, Jesaja, Jeremia, Ezechiel einerseits und im
Buche Daniel andererseits. Der Vergleich führt zu dem Ergebnis
, daß nach beiden Seiten hin „Gemeinsamkeiten und