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1980

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Theologische Literaturzeitung 105. Jahrgang 1980 Nr. 6

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len Diakonie" und der „politischen Diakonie" (98—103). Begriffe
wie „Dialog", „Dialektische Theologie", „Gott-ist-tot-
Theologie", „Mission", „Panorthodoxe Konferenzen", „Sä-
kular-ökumenismus", „Vaticanum II", „Verantwortliche
Gesellschaft" usw. zeigen die Gegenwartsnähe dieses theologischen
Unternehmens.

Die klare Linienführung dieses neuen Nachschlagewerkes
besteht also darin, seinen Lesern die Orientierung vor allem
im gegenwärtigen kirchlichen Leben und in der heutigen
theologischen Arbeit ihres Kontextes aufzuzeigen. Dazu
dienen auch die zwar sehr knappen, trotzdem wertvollen
Literaturhinweise, vor allem aus der theologisch-kirchlichen
Literatur in der DDR.

Abschließend kann man nur wünschen, daß dieses neue
kirchlich-theologische Nachschlagewerk — geschaffen für
einen breiteren Leserkreis — die Aufmerksamkeit finde, die
ihm gebührt, und spätere neue Auflagen die Weiterentwicklung
des kirchlich-theologischen Lebens im eigenen Kontext
und in der Ökumene so sorgfältig berücksichtigen, wie es
die Herausgeber und Mitarbeiter dieses einbändigen Lexikons
getan haben.

Budapest Gyula Nagy

Theologische Berichte, hrsg. v. J. Pfammater u. F. Furger. V:
Glaube und Geschichte. Zürich-Einsiedeln-Köln: Benziger
[1976]. 192 S. 8°. DM 25,-.

Die Reihe „Theologische Berichte", herausgegeben im
Auftrag der Theologischen Hochschule Chur und der Theologischen
Fakultät Luzern, will einen breiten Leserkreis
von Theologen und theologisch interessierten Laien Einblick
vermitteln in den Forschungsstand zu verschiedenen Themen
der Theologie, wobei der Dreischritt von Berichterstattung
, kritischer Würdigung und Prospektive den Aufbau der
meisten Beiträge bestimmt. Der vorliegende 5. Band thematisiert
das gegenseitige Verhältnis von Glaube und Geschichte
im Blick auf biblische Tatbestände, die durch die
historische Exegese kritisch hinterfragt worden sind, wobei
die Wunderproblematik im Mittelpunkt steht. Der Informationsgehalt
der sechs Beiträge ist freilich von unterschiedlichem
Wert.

An erster Stelle informiert J. S i e v i über die Ergebnisse
neuerer Kommentarwerke zu „Wunder und Zeichen in der
Exodustradition" (13-35). Das geschieht freilich so knapp
und thetisch, daß der Leser keinen wirklichen Einblick in
die Argumentationsgänge der einzelnen Autoren gewinnt
und daher auch ihrer ebenso knappen kritischen Wertung
durch S. einigermaßen hilflos gegenübersteht. Abschließend
fordert S. eine stärkere Berücksichtigung der Frage nach
der theologischen Bedeutung der Wunderberichte und der
typisch semitischen Darstellungstechnik, die menschliche
Wirkursächlichkeit oft ganz hinter der göttlichen verschwinden
läßt. — V. Huonder berichtet über „Daniel: Geschichte
als Herausforderung an den Glauben" (37—70) unter
Bezug auf die Daniel-Literatur der Jahre 1969—75. Zunächst
wird die Frage der literarischen Einheit des Danielbuches
behandelt, wobei H. sich für die These der redaktionellen
Einheit entscheidet. An zweiter Stelle erläutert H. die vielfältige
Bildsymbolik, an deren Anfängen mantische Weisheit
und an deren Ende prophetische Geschichtsbezogenheit
steht. An dritter Stelle fragt H. nach dem Verhältnis des Daniel
-Redaktors zur Geschichte und kommt zu dem Ergebnis,
daß dieser eine notvolle geschichtliche Situation durch ein
neues Geschichtsbild zu bewältigen sucht, dessen Herkunft
zwar als außerjüdisch zu bestimmen ist, dessen Verarbeitung
aber das genuin jüdische Schema der 70 Jahre zugrundeliegt
. — Einen vergleichsweise breiteren Einblick in
den Forschungsstand vermittelt schon vom Umfang her
K. Kertelge, der aus der Literatur der Jahre 1965—1975
wesentliche Frageansätze zum Thema der Wunder Jesu aufgreift
(71—105). Im Blick auf die form- und traditionsgeschichtliche
Fragestellung wird vor allem die Monographie
von G. Theißen (Urchristliche Wundergeschichten 1974) vorgestellt
. Kritisch fragt K. die einseitige Konzentration auf
die hellenistische Aretalogie und die neutrale Verwendung
der Rede vom „Heiligen" an. Ein zweiter Abschnitt informiert
über Möglichkeit und Grenzen der historischen Rückfrage
sowie der hermeneutischen Reflexion, wobei K. ausschließlich
katholische Autoren heranzieht. Ein dritter Abschnitt
geht unter religionsgeschichtlicher Fragestellung auf
magische Praktiken, Apollonius von Tyana und die Hypothese
einer Theios-Aner-Christologie ein, der K. selbst für
das NT nur „sektoralen Charakter" zuerkennen möchte.
Abschließend behandelt K. die Interpretation der Wunder
Jesu durch die Evangelisten, besonders durch Markus, und
das Verhältnis von Wunder und Glaube, das er zumindest
für die Hörer des Evangeliums als ein wechselseitiges bestimmt
. — Noch weiter ins Detail dringt der Beitrag von
F. Annen vor, der auf dem Hintergrund der sog. „Dämonenwelle
" in der amerikanischen und westeuropäischen
Öffentlichkeit nach dem Stand der Forschung zu den „Dämonenaustreibungen
Jesu in den synoptischen Evangelien"
fragt (107—146). Der Leser erfährt, in welch hohem Maße
die neuere Forschung zu den Fragen der Historizität, der
Form der entsprechenden Erzählungen und ihrer Botschaft
einen exegetischen Konsensus erarbeitet hat. Kritisch fragt
A. an, ob es z. Zt. Jesu wirklich schon eine „Gattung" der
Exorzismusgeschichten gegeben hat. Eine abschließende
grundsätzliche Besinnung informiert schwerpunktmäßig
über die neuere innerkatholische Diskussion zur Frage der
Existenz oder Nichtexistenz des Satans bzw. der Dämonen
(ausgelöst von H. Haag), wobei A. selbst bestrebt ist, die
beiden Extrempositionen durch die Forderung einer vertieften
Auslegung der Texte zu überholen. — Sachlich bescheiden
ist der systematische Beitrag von J. Trütsch,
der das Problem der Durchbrechung der Naturgesetze in der
Wunderfrage thematisiert, sich aber im wesentlichen darauf
beschränkt, die ihm wichtig erscheinende Arbeit von B.
Weißmahr (Gottes Wirken in der Welt 1973) in die Diskussion
einzubringen (147—161). Negativ wird festgestellt, daß
sich naturwissenschaftlich kein Geschehen als Wunder erweisen
läßt, positiv, daß auch Gottes Machttaten durch Vermittlung
geschöpflicher Zweitursachen geschehen, jedoch
auf den Raum des heilsgeschichtlich-dialogischen Wirkens
Gottes beschränkt sind, der allerdings den leiblichen Bereich
einschließt. — Den Band beschließt ein knapper, aber
äußerst instruktiver Bericht von E. Schweizer „zur
neueren Forschung am Kolosserbrief (seit 1970)" (163—191).
Wie in keinem anderen Beitrag wird der Leser zunächst mit
der neuesten, z. T. sehr abgelegenen Literatur zum Thema
bekannt gemacht, um anschließend kritisch über den Diskussionsstand
zur Verfasserfrage, zur kolossischen Philosophie
, zur Paränese, zum Hymnus und seinem Kontext und
daraus sich ergebenden theologischen Implikationen informiert
zu werden. Man wünschte sich, daß alle Beiträge des
Bandes die gleiche Weite und Dichte kritischer Information
aufwiesen!

Greifewald Günter Haufe

Harbsmeier, Götz: Unmittelbares Leben. Mozart und Kierkegaard
. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht [1980]. 29 S.
8° = Bursfelder Hefte, 1. Kart. DM 5,80.

Klein, Christoph: Rückblick auf 30 Jahre „Vereinigtes Protestantisch
-Theologisches Institut mit Universitätsgrad"
(1949-1979) (Kirchl. Bl. 7, 1979 Nr. 10 S. 8; Nr. 11 S. 8).

Leder, H.-G.: Zur gesellschaftsbezogenen Erziehung an den
Theologischen Fakultäten 1945 bis 1949 (Standpunkt 4,
1980 S. 105-110).

Maechler, W.: Bonhoeffers Fanöer Friedenspredigt als Appell
an die Christenheit heute (Standpunkt 4, 1980 S. 89 bis
94).

Rodenberg, Otto: „Wie wir uns fanden!" Signale — Hoffnungen
— Ziele. Hans Joachim Iwand in meliorem memoriam
(ThBeitr 10, 1979 S. 161-174).

Wood, James E.: A Biblical View of Religious Liberty (ER
30, 1978 S. 32-41).