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Ausgabe:

1980

Spalte:

410-411

Kategorie:

Allgemeines

Titel/Untertitel:

Theologisches Lexikon 1980

Rezensent:

Nagy, Gyula

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409

Theolosische Literaturzeitung 105. Jahrgang 1980 Nr. 6

410

(6), Antichrist (5), Anselm v. Laon (3), Apologetik (3), Apostolisches
Glaubensbekenntnis (3), Apokryphen (2), Antiochien
(2), Aramäisch (2). Es findet sich aber auch ein mehrteiliger
Artikel, der von einem Autor verfaßt ist: Arbeiter/
Arbeiterbewegung/Angestellter.

Die Länge der Artikel ist diesmal ausgeglichener als in
den Bänden I und II. Fanden sich dort Artikel mit (fast)
monographischem Umfang (Abendmahl, Amt/Ämter/Amtsverständnis
), so hat Band III pro Artikel eine durchschnittliche
Länge von 27 Seiten. Der kürzeste Artikel umfaßt
knapp 3 Seiten (Arethas von Caesarea), der längste 100 Seiten
(Apokalyptik/Apokalypsen).

Um die TRE über allgemeine und formale Angaben hinaus
in ihrer Konzeption und Durchführung an einigen Punkten
etwas genauer vorstellen zu können, soll in jeder Besprechung
mindestens auf einen Artikel näher eingegangen
werden (Bd. I: Abendmahl, Band II: Amos/Amosbuch). Aus
Band III bietet sich dafür z. B. der Artikel „Apostolisches
Glaubensbekenntnis" an. Er ist dreigeteilt:

I. Alte Kirche und Mittelalter (F. E. Vokes),

II. Reformations- und Neuzeit (H.-M. Barth),

III. Praktisch-theologisch (H. Schröer).

In Teil I wird der Herkunft des heutigen Textes, der Bedeutung
des Namens, der Vorgeschichte des Glaubensbekenntnisses
, dem altrömischen Bekenntnis und seiner Entwicklung
, dem Fehlen eines ähnlich vorherrschenden Bekenntnisses
im Osten, der Weiterentwicklung des altrömischen
Bekenntnisses im Westen bis zur heutigen Textgestalt,
der Ausbreitung des Textus receptus und seiner Anerkennung
durch Rom, den Textvarianten im Mittelalter sowie
der liturgischen Verwendung des Apostolischen Glaubensbekenntnisses
nachgegangen. Es schließt sich ein historischer
Kommentar an, dessen Ergebnis u. a. so formuliert
wird: „Das Apostolische Glaubensbekenntnis ist also eine
frühmittelalterliche Weiterbildung des aus dem 3. Jh. stammenden
altrömischen Bekenntnisses. Es enthält keinen Hinweis
auf die Lehre Jesu und ist nicht explizit theologisch.
■.. Entstanden als eine Gruppe von Tauffragen, wurde es
in der katechetischen Vorbereitung auf die Taufe weiterentwickelt
... Seinem Aufbau liegt die trinitarische Formel
zugrunde, und die Ausweitung des Abschnitts über die
zweite Person scheint sich aus dem neutestamentlichen Ke-
rygma herzuleiten ..." (552).

Teil II des Artikels behandelt vier Problemkreise: (1) Die
Rezeption des Apostolischen Glaubensbekenntnisses durch
die Reformation (Ergebnis: „Die Reformation vermochte das
Apostolische Glaubensbekenntnis nahtlos zu integrieren. Es
wurde von der Theologie, die es nun umgab, sozusagen .aufgesogen
'.", 557) — (2) Die ökumenische Funktion des Apostolischen
Glaubensbekenntnisses (u. a. wird „das Ungenü-
gen des Apostolikums als interkonfessionelle Basisformel"
konstatiert, 559) — (3) Der Apostolikumsstreit (er bleibt
„letztlich ohne greifbares Ergebnis", 562) - (4) Das theologische
Gewicht des Apostolischen Glaubensbekenntnisses
in der Gegenwart (das Apostolikum „gehört als fundamentales
Zeugnis in die Basis des christlichen Glaubens hinein,
kann diese Basis aber allein nicht ausreichend zur Darstellung
bringen", 563).

Im III. Teil schließlich wird die liturgische, homiletische,
katechetische und kirchenrechtliche Relevanz des Apostolikums
behandelt. Dabei finden sich sowohl kritische wie positive
Aspekte. Interessant ist z. B. die positive Erwartung
hinsichtlich der Credo-Predigt (diese wird als „erneute homiletische
Chance" bezeichnet, 569). In der Schlußbemerkung
überwiegt aber doch die kritische Sicht: „Die faktische
Monopolisierung des Apostolikums muß aufgehoben werden
. .." (570).

Der eben kurz vorgestellte Artikel erfüllt sicher in besonders
überzeugender Weise die selbstgestellte Bedingung der
TRE: „Nur der Name oder Begriff ist ein Stichwort dieser
Enzyklopädie, an dessen real-historischer Erforschung das
Ganze von Theologie als Intentionalität auf die Kirche wie

als inhaltliche Gründung und Ausrichtung auf diesen Gott
[Israels u. Jesu] hervortreten kann" (Bd. I, S. VIII). Wenn
die ersten fünf Bände der TRE vorliegen, werden wir versuchen
, die Frage ausführlich zu beantworten, wie die Gesamtzahl
der dann vorliegenden Artikel im Hinblick auf
jene selbstgestellte Bedingung zu beurteilen ist. Schon jetzt
läßt sich vermuten, daß die Antwort weitgehend positiv
ausfallen wird. In Band III beweist das nicht nur der Artikel
„Apostolisches Glaubensbekenntnis".

Leipzig Ernst-Heinz Amberg

Theologisches Lexikon. Hrsg. v. H.-H. Jenssen u. H. Trebs
in Verb. m. J. Althausen, G. Baumbach, H.-D. Döpmann,
H.-G. Fritzsche, J. Rohde, W. Trende u. L. Wächter. Berlin:
Union Verlag [1978]. 451 S. 8°. Lw. M 21,-.

Neben den Herausgebern beteiligten sich mehr als hundert
Mitarbeiter mit ihren Beiträgen an diesem neuen theologischen
Nachschlagewerk. Ihr angestrebtes Ziel war, ein einbändiges
, handliches Sachwörterbuch zu schaffen, u. zw.
nicht nur für Gemeindepfarrer, kirchliche Mitarbeiter und
Theologiestudenten, sondern auch für Laien, die am theologischen
und kirchlichen Geschehen intellektuell teilnehmen
wollen, und für NichtChristen, die sich für kirchliche
und theologische Fragen interessieren. Diese Zielsetzung
wurde erreicht: das auf Dünndruckpapier gedruckte Nachschlagewerk
gibt in knapper Form zuverlässige und wissenschaftlich
bearbeitete Informationen, vor allem aus dem
Raum der theologischen Arbeit und des kirchlichen Lebens
in der Deutschen Demokratischen Republik.

Dieses neue Theologische Lexikon entstand aus einem
Forschungsvorhaben der Sektion Theologie der Humboldt-
Universität Berlin, unter Beteiligung von Hochschullehrern
der übrigen Theologischen Sektionen an den Universitäten
der DDR, von Mitarbeitern kirchlicher Hochschulen und
anderer Ausbildungsstätten, Vertretern der kirchlichen Praxis
und christlichen Persönlichkeiten des gesellschaftlichen
Lebens. Die meisten Mitarbeiter gehören den Mitgliedskirchen
des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR an.
Die Darstellungen der Freikirchen und kleinen Religionsgemeinschaften
wurden meist von Autoren geschrieben, die
diesen Gemeinschaften selbst angehören.

Das Nachschlagewerk umfaßt mehr als 400 Begriffe und
Stichwörter. Die klassischen theologischen Disziplinen —
Altes und Neues Testament, Systematische Theologie mit
Dogmatik und Ethik, Kirchengeschichte und Praktische
Theologie — sind gut vertreten. Viele Artikel enthalten
biblisch-theologische kirchengeschichtliche und systematisch
-theologische Uberblicke. Den theologischen Forschungszweigen
Kirchenkunde und ökumenik wurde aber
ein besonderes Gewicht beigemessen. Die ökumenische Bewegung
, ihre internationalen kirchlichen Organisationen
(ÖRK, KEK, CFK usw.), aber auch ihre wichtigsten Arbeitszweige
wie ökumenische Theologie, Bewegung Glaube und
Kirchenverfassung, Antirassismusprogramm, Kommission
der Kirchen für Internationale Angelegenheiten usw. erhielten
längere, informationsreiche Artikel.

Dieses Theologische Lexikon trachtet bewußt danach, ein
klares Bild der gegenwärtigen theologischen Forschung und
des theologischen Denkens in seinem Kontext - innerhalb
der Kirchen in der DDR — zu geben, und dies ist einer seiner
entscheidenden Vorzüge. Hinter den Artikeln stehen klar
erkennbare Grundsatzentscheidungen dieser Kirchen, wie
vor allem das Verständnis der Sendung der Kirche als
„Zeugnis- und Dienstgemeinschaft". Dementsprechend erhalten
heutige Fragen des Glaubens, der Verkündigung und
der gesellschaftlichen Verantwortung für Frieden und soziale
Gerechtigkeit einen wichtigen Platz in der Gesamtstruktur
dieses Nachschlagewerkes. Um nur ein Beispiel zu
nennen: der Begriff „Diakonie" bekam fünfeinhalb Seiten
und umfaßt die Entwicklung des „klassischen" Diakonie-
begriffs bis auf den heutigen Begriff der „dienenden Kirche"
sowie auch eine ausführliche Besprechung der „intellektuel-