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Ausgabe:

1980

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

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Neuerscheinungen

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391

Theologische Literaturzeitung 105. Jahrgang 1980 Nr. 5

392

A. Grillmeier bemerkt unter dem Titel „Kerygma,
Reflexion und Dogma", daß die altkirchlichen Bekenntnisse
als Verstehenshilfen für das neutestamentliche Kerygma zu
begreifen sind. Sie sind im Dialog mit anderen Religionen
nicht Barrieren, sondern sie sollten zur Klärung des eigenen
Standortes verhelfen.

I. Madkour erklärt den Begriff „Gott'1 im Islam durch
eine vielgestaltige und reichhaltige Tradition, die strukturell
der christlichen Theologiegeschichte durchaus ähnlich
sei. Besonders hervorgehoben werden die Parallelen christlicher
und muslimischer Mystik. In beiden Traditionen sei
die mystische Gotteserfahrung selbstevident (115 ff.).

Theologische Höhepunkte des Sammelbandes sind die Beiträge
von K. R a h n e r (Einzigkeit und Dreifaltigkeit Gottes
) und G. Greshake (Menschsein als Berufung zur Gemeinschaft
mit Gott), die — z. T. kontrovers — die Bedeutung
der Trinitätslehre für das christliche Selbstverständnis
und den christlich-islamischen Dialog untersuchen. K. Rahner
sieht in der Trinitätslehre nicht eine Abschwächung,
sondern eine Radikalisierung des christlichen Monotheismus
(123), denn Gott sei nicht abstrakt einer, sondern konkret in
der Welt erfahrbar (122). Die Strukturen dieser Erfahrung
wolle das trinitarische Reden von Gott beschreiben. Allerdings
sei der Begriff der drei „Personen" problematisch,
weil er bes. im heutigen Sprachzusammenhang an drei Subjekte
denken lasse, die einander lieben usw. Die „gegenseitige
Relationalität" der drei Personen würde dann spekulativ
gefüllt mit Inhalten, die der „Essentialität Gottes" zukämen
, was unzulässig und verwirrend wäre. Man solle darum
besser von Hypostasen sprechen, da besonders im Dialog
mit dem Monotheismus des Islam nicht eine mißverständliche
Gottesvorstellung vorgetragen werden dürfe (128). Gott
offenbare sich in zweifacher Weise, in Christus und im Hl.
Geist, die beiden Gegebenheitsweisen Gottes sind aber Gott
selbst (132). Darum ist die ökonomische Trinität die immanente
und umgekehrt (128). G. Greshake hingegen legt das
Gewicht auf den „geschehenden Dialog der Liebe in Gott
selbst" (170), der adäquat im Begriff der drei Personen ausgedrückt
sei. Rahners These sei darum höchst „f rag-würdig".
Wenn von Gott Freiheit und Souveränität ausgesagt würden
, Gott aber gleichzeitig Liebe sei, so müsse in ihm selbst
Liebe, d. h. personaler Austausch sein, da er sonst vom Geschöpf
abhängig würde (169). G. beruft sich auf Barth, dem
er weitgehend folgt. Er versucht, das christliche Menschenbild
mittels trinitätstheologischer Begründungen durchsichtig
zu machen im Blick auf drei Themenkreise: 1. Geschöpf-
lichkeit des Menschen: Abhängigkeit und Freiheit, 2. Mensch
als Bild Gottes: capax infiniti und Person, 3. Mensch als
Adressat der Liebe Gottes: erlöstes Leid-erfülltes Leben.

Der Beitrag von M. K. I. G a a f a r (Gott ist das Endziel)
befaßt sich mit der Mystik der Süfis. Er legt deren Tiefsinn
dar, der sich besonders darin äußere, daß Liebe keineswegs
bloß als zartes Gefühl, sondern als Gehorsam und Hingabe
an Gott verstanden werde (157).

Der Bericht über die gemeinsame Gebetsstunde zeigt, daß
das Dialogseminar nicht auf theoretischer Ebene stehengeblieben
ist, sondern die gegenseitige Teilhabe an den verschiedenen
spirituellen Traditionen gefördert hat. Die Figur
Abrahams wird als der Anfang der drei großen „Religionen
des Buches" gesehen, er verkörpert die elementare Gottesbeziehung
: es geht weiter (Westermann). Die Gebetsstunde
schließt mit dem „Magnificat".

Der vorliegende Band atmet geistige Weite. Es ist zu begrüßen
, daß spirituelle Praxis als Voraussetzung für theologischen
Dialog genannt wird. Nicht alle Beiträge werden
allerdings dieser Einsicht ganz gerecht. Das Gewicht der
theologisch tiefgründigen Studien liegt auf christlicher Seite,
während die muslimischen Beiträge allgemeiner und mehr
an geschichtlichen Problemen orientiert sind. Solche Polarisierung
sollte vermieden werden. Erfreulich ist die christlich
-ökumenische Weite der Beiträge. Die theologisch anregenden
Interpretationen der Trinitätslehre sind nicht nur
für den islamisch-christlichen Dialog wesentlich, sondern

auch für das Gespräch mit Hinduismus und Buddhismus.
Mit Spannung bleibt der angekündigte zweite Band zu erwarten
, der über die einzelnen Diskussionsbeiträge des Dialogseminars
unterrichten soll.
Horst bei Greifswald Michael von Brück

Can you still say „Christus Victor?": a Symposium in com-
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Voss, Gerhard: Wachsendes Interesse an Spiritualität. Von
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ökumenik: Catholica

Bittlingcr, Arnold: Papst und Pfingstler. Der römisch ka-
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XIV, 434 S., 1 Taf. 8° = Studien zur interkulturellen Geschichte
des Christentums, 16. Kart. sfr. 87,—.

„Papst und Pfingstler" ist trotz seines angriffigen Titels
eine genaue redaktionskritische Untersuchung zum Dialog
zwischen Charismatikern, Pfingstlern und Vertretern des
Vatikans, der in den Jahren von 1970 bis 1976 vom Vatikan
organisiert worden war. Die Eingaben, Änderungen, Vorentwürfe
, Entwürfe und schließlich die endgültigen Texte,
kurz die Textgeschichte des gesamten Dialoggeschehens,
werden mit der nötigen Akribie und genauen Quellenangaben
, jedoch ohne ermüdende Weitläufigkeit, dargestellt. Darüber
hinaus hat sich Bittlinger die Mühe genommen, den
biographischen Horizont, von dem aus die einzelnen Dialogteilnehmer
argumentieren, aufzuhellen. So wird manches
verständlich, was sonst lediglich als kontroverser Beitrag
stehen gelassen würde. Es „ist ein echtes Quellenwerk entstanden
, das Grundlage weiterer Forschungen werden