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Ausgabe:

1980

Spalte:

390-392

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Titel/Untertitel:

Der Gott des Christentums und des Islams 1980

Rezensent:

Brück, Michael

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Theologische Literaturzeitung 105. Jahrgang 1980 Nr. 5

390

teil einer Gesamtwürdigung diakonischer Arbeit anzusehen.
Insofern diakonische Arbeit sich dem ganzen Menschen zuwendet
, ist alles, was auch an das Auge und das Gefühl
appelliert, mit bedeutsam. Sowohl das bildnerische wie das
musikalische Schaffen hat zudem therapeutische Funktion
für den Menschen, dem an Leib und Seele geholfen werden
muß.

Die Sammlung wird abgeschlossen mit einem Anhang, der
die Ordnung des Werkes „Innere Mission und Hilfswerk",
die Vereinbarung über die Ausbildung der mittleren, medizinischen
Fachkräfte und eine Bibliographie enthält.

Halle (Saale) Reinhard Turre

Bach, Ulrich: Diakonie — ein Auftrag an Könner? Kritische
Anfrage (WPKG 67, 1978 S. 242-251).

Degen, Johannes: Diakonie im Widerspruch. Thesen zur Geschichte
und Zukunft der Diakonie (WPKG 67, 1978 S. 252
bis 259).

Eberhard, Ernst: ökumenische Diakonie der Lutheraner —
25 Jahre Zusammenarbeit mit dem Diakonischen Werk
(Diakonie 4, 1978 S. 181-186).

Huebschmann, Heinrich: Die Gemeinde als Therapeutin der
Schuld (Diakonie 4, 1978 S. 72-76).

Maser, Peter: H. E. von Kottwitz und J. H. Wichern. Spuren
einer Beziehung (Diakonie 4, 1978 S. 177-180).

Saal, Fredi: Die behinderten Menschen und die Schwierigkeiten
des Umgangs mit anderen (Univ. 33, 1978 S. 741 bis
746).

Okumenik: Allgemeines

Ehrenström, Nils, and Günther Gaßmann: Confessions in
Dialogue. A Survey of Bilateral Conversations among
World Confessional Families 1959—1974. 3., revised and
enlarged edition by N. Ehrenström. Geneva: World Council
of Churches 1975. 266 S. 8°. sfr. 12,50.

Mit diesem Band (vgl. auch die Erstauflage von 1972 —
von mir bespr. ThLZ 98, 1973 Sp. 946-950) wird ein neuer
Komplex ökumenischen Materials bekanntgemacht, der das
Ganze des ökumenischen Gesprächs um viele neue Gesichtspunkte
bereichert.

Es gibt seit Jahren Sekretäre der „Weltkonfessionsfamilien
" und eine „Konferenz der Weltkonfessionsfamilien"
ohne offiziellen, konstitutionellen oder administrativen Charakter
.

Um den Fluß der Information zu fördern, wurde 1969 eine
komparative Studie beschlossen, in der die Gespräche der
konfessionellen Traditionen aufgeführt werden sollten.

Dieser Gedanke wurde von Faith and Order in Genf aufgenommen
und unterstützt. Nils Ehrenström und Günther
Gaßmann, zwei bekannte ökumenische Theologen, haben
einen ins Detail gehenden Überblick erstellt, dessen Neuauflage
und Erweiterung (um 100 S.) sich bald als notwendig
erwies.

Was vorliegt, tritt neben das Material, das aus multilateralen
Begegnungen und kirchlichen Einigungsverhandlungen
anderweitig veröffentlicht wurde.

Es geht um eine Übersicht über die Verhandlungen der
Weltkonfessionsfamilien, u. zw. unter verschiedenen Gesichtspunkten
: Beschreibende Aufzählung der Gespräche,
ihre Ziele, ihre Methoden und ihr Vorgehen, ihre Thematik.

In einem besonderen Abschnitt werden Probleme und
Möglichkeiten der bilateralen Verhandlungen erörtert: Ein
großer Teil der Weltchristenheit führt keine bilateralen Gespräche
. Sie nehmen deshalb auch nicht an dem gemeinsamen
Suchen nach Wahrheit und Erneuerung, nach Mission
und Einheit teil, aber gerade hier könnten bilaterale Gespräche
hilfreich sein, insofern sie im Unterschied zu multilateralen
z. B. Konflikte leichter umgrenzen lassen, sie zu
Lösungen führen und diesen einen verpflichtenden Charakter
geben. Andrerseits dürfen sie nicht der Gefahr erliegen,
den Wandlungen in der allgemeinen theologischen und ökumenischen
Entwicklung auf multilateraler Ebene nicht Rechnung
zu tragen.

Entscheidender Prüfstein für die Gültigkeit bilateraler
Gespräche und ihrer Ergebnisse wird die Rezeption der
Wahrheiten sein, die die jeweiligen Partner als die sie einigenden
Faktoren entdeckt haben, die sie leben und in ihren
wechselseitigen Beziehungen wahrnehmen. Damit übernehmen
sie Verantwortung in der heutigen Welt und dienen der
Ganzheit der Kirche Jesu Christi. Sie sind nicht berechtigt,
um ihrer selbst willen zu existieren, sondern als Wegbereiter
der Kirchen, die ihrerseits wieder das Ganze der Welt
im Auge haben.

Bochum Hans-Heinrich Wolf

Bsteh, Andreas [Hrsg.]: Der Gott des Christentums und des
Islams. Mödling: St. Gabriel [1978]. 192 S. 8° = Beiträge
zur Religionstheologie, 2. Kart. ö. S. 176,—.

Vorliegende Beiträge gehen auf eine islamisch-christliche
Studientagung in Mödling bei Wien (31. Mai bis 4. Juni 1977)
zurück. Neun Beiträge zur Gottesfrage gruppieren sich um
eine islamisch-christliche Gebetsstunde, die geistiger Mittelpunkt
des Ganzen ist. Ausgangspunkt für beide Partner
ist „derselbe Gott, den Muslime und Christen anbeten, aber
es sind in vielfältiger Hinsicht verschiedene Inhalte, die sie
mit diesem höchsten Gut ihres Glaubens und Lebens verbinden
" (Bsteh, 7). Die Darstellung des Gottesglaubens soll
jeweils „aus dem Innenraum jeder der beiden Glaubenstraditionen
heraus" erfolgen (ebd.). Die gemeinsame Praxis
des Gebetes, die Muslime mit Christen in der Tiefe spiritueller
Erfahrung verbindet, soll Grundlage für eine theologische
Reflexion sein, die sich dann allerdings in divergierenden
Anschauungen äußert.

Im ersten Beitrag zeichnet G. C. A n a w a t i die Geschichte
der Begegnung zwischen Christentum und Islam
nach; die Darstellung gipfelt in der Erwähnung der einzelnen
Dialoge, die nach dem 2. Vatikanischen Konzil und im
Zusammenhang mit dem Dialogprogramm des ORK stattgefunden
haben. Es sei eine merkliche Tendenz zu immer
besserem Verstehen und eine mehr und mehr brüderliche
Atmosphäre zu verspüren.

C. Westermann schreibt über den „Gott des alten
Bundes" und hebt dabei den universalen Aspekt des Wirkens
Gottes in seiner Geschichte der Rettung hervor. Vier
Merkmale des Gebets der Psalmen im Alten Testament werden
genannt (45—48): sie sind Antwort und Reaktion, also
nicht ein vom Menschen zuerst unternommenes Tun, sie sind
bestimmt von den beiden Polen der Klage und des Lobes,
sie sind spontane Reaktion des Geschöpfes, die keinerlei
Vorbedingung bedarf, und in ihnen spricht der ganze
Mensch in allen seinen Lebensbezügen zu Gott. Diese Merkmale
seien zugleich Grundelemente des Gebetes in allen Religionen
, darum sei es sachgemäß, daß der Dialog vom Gebet
ausgehe (47).

G. L o h f i n k beschreibt Gott in der Verkündigung Jesu
unter dem Eindruck von vier Spannungsfeldern, die die
Gotteserfahrung Jesu kennzeichnen, nämlich die Spannungen
von Gericht und Erbarmen, dem nahen und dem sich
entziehenden Gott, dem schenkenden und dem fordernden
Gott, dem Gott Israels und dem Gott aller Menschen. Alle
Versuche, diese Spannungsfelder auf den Begriff zu bringen,
scheitern immer wieder an der Inadäquatheit unserer Formulierungen
(68).

F. K h o 1 e i f (Der Gott des Korans) setzt ein mit dem
Verbot des Korans, im Wesen Gottes zu forschen, wenn Gott
abstrakt von seinen Wirkungen gesehen wird. Er sei an seinen
Taten zu erkennen, und so habe der Gottesbeweis aus
Schöpfung und Teleologie für den Islam wesentliche Bedeutung
(71). Gott sei Schöpfer, dies berühre ihn aber nicht in
seiner Transzendenz (80 f.).