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1980

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Kirchengeschichte: Neuzeit

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 105. Jahrgang 1980 Nr. 5

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was für Harms ein luth. Pfarrer ist: Prediger, Priester und
Pastor („Gottlob, wir haben noch Altäre nebst Priestern davor
" ; „Ja, die Gemeinden müssen lernen und sollen lernen,
was sie von ihren Seelsorgern zu begehren ein Recht haben"
(82, 87).

Die Lundener Predigt von 1814 ist ein Exempel für die
Zwei-Reiche-Lehre im 19. Jh., leider von U. Duchrow und
W. Huber übersehen (W. Huber, Kirche u. Öffentlichkeit,
Stuttgart 1973; Umdeutungen d. Zwei-Reiche-Lehre Luthers
im 19. Jh., hrsg. v. U. Duchrow, W. Huber u. L. Reith [Texte
z. Kirchen- u. Theologiegesch.], 21, Gütersloh 1975).

Selbst aus dem Rationalismus kommend, hat Harms erkannt
, „daß hier nicht das Rüstzeug zu finden sei, das ein
Christenmensch zum Leben und zum Sterben braucht." Er
wurde „zum Bahnbrecher biblischer Verkündigung und
lutherischer Lehre" (8, Schmidt). Etwas von seinem Geist
und Mut könnten wir heute gebrauchen.

Schlettau Karl-Hermann Kandier

Baumgartner, Frederic J.: Crisis in the French Episcopacy:
The Bishops and the Succession of Henry IV (ARG 70,1979
S. 278-300).

Bloch-Hoell, Nils E.: Wilhelm Andreas Wexels. En fors-
kningsoppgave — eller mange? (NTT 79, 1978 S. 137-150).

Furse, Margaret Lewis: Mysticism: Classic Modern Interpreters
and Their Premise of Continuity (AThR 60, 1978
S. 180-193).

Meier, Hans: Die Auflösung des Neuhutterischen Rhön-
Bruderhofes in Deutschland (MGB 36, 1979 S. 49-56).

Pältz, Eberhard H.: John Bunyans „Pilgerreise". Eine Erbauungsschrift
von weltliterarischem Rang (1678).
(DtPfrBl 79, 1979 S. 471-473).

Seckler, Max: Die Aufklärung — eine Herausforderung für
das Christentum als Offenbarungsreligion (StZ 104, 1979
S. 82-92).

Tsoulkanäke, Naukratfou: Nikeföros Marthäles 'o Gluküs,
Arhiepiskopos tou 'agfou kai Theobadi'stou örous Sina (Kl.
10, 1978 S. 121-152).

Vaporis, Nomikos Michael: The price of faith: some reflec-
tions on Nikodemos Hagiorites and his struggle against
Islam, together with a translation of the „Introduction"
to his New Martyrologion (GOTR 23, 1978 S. 185-215).

Volk, Ludwig: Päpstliche Kritik an der Appeasement-Poli-
tik von 1938. Ein unveröffentlichter Bericht des britischen
Vatikangesandten. Eingeleitet und kommentiert von Ludwig
Volk (StZ 104, 1979 S. 532-538).

Waldburger, Paul: Zum 70. Todestag des Begründers der
Zwingliana: Eine Eingabe Emil Eglis als Präsident der
Armenpflege Kappel, 1870 (Zwing. XIV, 1978/2 S. 590 bis
596).

Wentz, Richard W.: Radical Catholicity: Beyond Puritans
and Pietists (AThR 60, 1978 S. 131-143).

Dogmen- und Theologiegeschichte

Lohff, Wenzel, u. Lewis W. Spitz [Hrsgg.]: Widerspruch, Dialog
und Einigung. Studien zur Konkordienformel der
Lutherischen Reformation. Stuttgart: Calwer [1977]. 335 S.
8». Kart. DM 28,-.

Spitz, Lewis W., and Wenzel Lohff [Eds.]: Discord, Dialogue,
and Concord. Studies in the Lutheran Reformation's For-
mula of Concord. Philadelphia, Pa.: Fortress Press [1977].
XV, 207 S. 8°. Lw. $ 9,95.

Der Inhalt dieser beiden Bände mit Studien zur Konkordienformel
(FC) ist trotz des Paralleltitels nicht identisch.
Vielmehr handelt es sich um jeweils eigene Studien aus dem
Bereich der Bundesrepublik Deutschland und aus dem Bereich
der Vereinigten Staaten mit jeweils unterschiedlichen
Akzentsetzungen. Der deutschsprachige Band (D) folgt dem
Aufriß: Probleme der Bekenntnisbildung — Grundfragen
der Lehre in der Konkordienformel — Fragen der Rezeption

und Geltung des Konkordienwerks, der englischsprachige
Band (E) dem Aufriß: Theological Essays: Key Issues for
the Life of the Church — Historical Essays: The Response
to the Formula of Concord. Beide Bände, die im übrigen ein
nahezu gleichlautendes Vorwort der beiden Herausgeber
enthalten, bieten neben (theologie-) historisch orientierten
Studien systematische Studien. (E enthält darüber hinaus
noch eine Einführung von Lewis W. Spitz.)

Theologiegeschichtlich bzw. historisch orientiert sind die
folgenden Studien: Bernhard L o h s e schreibt über „Glaube
und Bekenntnis bei Luther und in der Konkordienformel"
und bemerkt neben einer Reihe von sachlichen Verschiebungen
eine grundlegende Veränderung im Verhältnis von
Glaube und Bekenntnis. Mit dieser Veränderung hängt eine
Verstärkung der gesetzlichen Verbindlichkeit und eine „Verengung
und Formalisierung der Rechtfertigungslehre" zusammen
. Interessante neue Aspekte für den Prozeß der Bekenntnisbildung
in der 2. Hälfte des 16. Jh. vermittelt der
Beitrag von Wolf-Dieter H a u s c h i 1 d : „Theologiepolitische
Aspekte der lutherischen Konsensusbildung in Norddeutschland
". Er geht den Aktivitäten nach, die seit 1560
besonders von den Geistlichen der Städte Lübeck, Hamburg
und Lüneburg ausgingen, dem sog. Ministerium Tripolita-
num. Diese Aktivitäten bekamen sehr bald starke Anziehungskraft
im norddeutschen Raum. Einzelbeobachtungen
wie die, daß Andreae Sympathien bei den Territorialherrschaften
genoß, aber in den Städten auf Ablehnung stieß,
oder die integrierende Rolle von Martin Chemnitz in den
theologiepolitischen Spannungen Norddeutschlands betreffend
, sind geeignet, in weitere Zusammenhänge zu weisen. —
Dem Thema „Die Bedeutung der kirchlichen Lehrtradition
bei Melanchthon und in der Konkordienformel" geht Adolf
S p e r 1 nach. Es ist freilich sehr fraglich, ob die auf
O. Ritsehl fußende These vom Traditionalismus der Me-
lanchthonschule und vom Biblizismus der Flacianer haltbar
ist. — Der Beitrag von Friedrich H ü b n e r über Art. 2 der
FC geht dem Problem des synergistischen Streites nach (Melanchthon
— Pfeffinger — Weimarer Disputation), untersucht
dann die Vorstufen der FC und stellt auf diesem Hintergrund
die Theologie von Art. 2 der FC dar. Martin S t u p -
p e r i c h untersucht die Sonderrolle Württembergs im
Osiandrischen Streit und ihre Auswirkung auf Art. 3 der FC,
indem er die Vermittlerrolle darstellt, die Brenz und in seinem
Gefolge Andreae spielte und die er u. a. daraus erklärt,
daß Brenz (und übrigens letztlich auch Melanchthon) die
Verwurzelung des Denkens Oslanders in der scholastischen
Trinitätsspekulation nie durchschaut und verstanden habe.
Das habe zu einer Verzeichnung der Position Oslanders
durch die FC geführt, die Osiander nahe an die römischkatholische
Rechtfertigungslehre herangerückt und damit
jedenfalls den historischen Osiander nicht getroffen habe. —
Mit dem Problem der Konfessionalität im Neuluthertum
und der Beschäftigung mit der FC im Luthertum des 19.
Jahrhunderts befaßt sich Friedrich Wilhelm Kantzen-
b a c h. — In den historisch und theologiegeschichtlich orientierten
Beiträgen von E geht es Ekkehard Muehlenberg
um Gerechtigkeit für die Vertreter des sog. Synergismus.
Muehlenberg wird dazu durch die inneren Widersprüchlichkeiten
beim Vergleich von Art. 1 und 2 der FC angeregt, die
nach seiner Meinung in der Auffassung des Menschen als
einer undifferenzierten Einheit begründet sind. Melanchthon
habe noch differenzierter gedacht (Unterscheidung von ratio,
voluntas und cor), habe freilich durch eine Identifizierung
des lateinisch-augustinischen Ansatzes mit dem griechischaristotelischen
die Problematik selbst heraufbeschworen,
die die FC im Sinne des Augustinismus lösen wollte. — Robert
C. Schultz greift für eine neue Untersuchung von
FC 1, 53—62 auf die Geschichte der Erbsündenlehre zurück
und findet Victorin Strigels Position in der Intellektualisie-
rung des Glaubensverständnisses bei Ockham und Biel vorgeformt
, während Flacius bei einem anderen Element der
spätmittelalterlichen Anthropologie ansetzt, nämlich der
Lehre von der Einheit der Seele. Indem er diese Lehre von