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1980

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Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

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Theologische Literaturzeitung 105. Jahrgang 1980 Nr. 5

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aber nicht eindeutig gekennzeichnet sind, ist es nicht immer
leicht, das Gewünschte schnell zu finden. Die Sachbemerkungen
haben weder in philologischer noch in philosophiehistorischer
Hinsicht die für das Verständnis eines solchen
Textes notwendige Ausführlichkeit und Tiefe. Leider kann
auch über die Indices (Bd. II, 241-345) der Text nicht in ausreichender
Weise erschlossen werden: Der Wortindex (278
bis 345) bietet nur eine Auswahl. Der Index griechischer
Eigennamen (271-277) ist dadurch irreführend, daß z.T.
griechische Erklärungen gegeben werden, die im Text so
nicht vorkommen, sondern Erläuterungen des Editors sind.
Der analytische Index schließlich, an der französischen Terminologie
orientiert, scheint eine erbauliche Tendenz zu haben
und enthält deshalb wichtige Begriffe nicht, die dann
wiederum nur über das griechische Wortregister zu erschließen
sind. Innerhalb der Artikel ist der Stoff nach der Abfolge
im Kommentar des Didymos aneinandergereiht. Auf
eine Ordnung unter systematischem Aspekt wurde also verzichtet
.

Nautin gibt Bd. I, S. 20-29 einige Hinweise auf Charakteristika
und Quellen des Kommentars, geht aber leider
nicht auf methodische und theologische Probleme der kommentierenden
Tätigkeit des Didymos ein, stellt also den vorliegenden
Kommentar nicht in größere Zusammenhänge.
Die Hauptquelle des Didymos im Genesiskommentar ist
Origenes, wenn er ihn auch nie direkt nennt. Gelungen ist
Nautin der Nachweis (Bd. I, 24—26), daß Didymos auch von
der Meinung des Hermogenes über Gen 1, 2, wie sie in Ter-
tullians Adv. Hermogenem überliefert ist, nur durch Vermittlung
des Origenes Kenntnis erhalten hatte. Von den
intensiven Bemühungen des Origenes um die Genesisauslegung
(Kommentar, Scholien, Homilien) sind lediglich einige
griechische Fragmente und sechzehn Homilien in lateinischer
Ubersetzung auf uns gekommen. Nautin kann durch
den Vergleich mit einem längeren, in der Philokalie erhaltenen
Fragment des Kommentars des Origenes zeigen, daß
Didymos besonders von dem Kommentar abhängig war.
Dagegen bleibt es auch nach der Beweisführung Nautins
fraglich, ob Didymos auch die Scholien und Homilien des
Origenes benutzte. Die Abhängigkeit vom Kommentar des
Origenes macht uns dieses Werk des Didymos noch bedeutsamer
und interessanter, da es uns nicht nur einen Einblick
in die allegorische Kommentierungsmethode und die Theologie
des Didymos vermittelt, sondern darüber hinaus noch
die Möglichkeit bietet, Grundlinien des Genesiskommentars
des Origenes zu eruieren.

Berlin Friedhelm Winkelmann

1 Für die bibliographischen Angaben vgl. W. A. Bienert, Allegorie
und Anagoge bei Didymos dem Blinden von Alexandria, Berlin —
New York 1972.

' Zu Bedeutung und Inhalt dieses Papyrusfundes vgl. vor allem
H.-Ch. Puech, Rev. Hist. Philos. Rel. 30, 1951, 293-329 und L. Doutre-
leau. Rech. Sc. Rel. 43, 1955, 161-176.

3 Nautin spricht Bö. I, S. 9 irreführend vom II. ökumen. Konzil zu
Konstantinopel.

Bienert, Wolfgang A.: Das vornicaenische homooüsios als
Ausdruck der Rechtgläubigkeit (ZKG 90, 1979 S. 151-175).

Booth, Edward: St. Augustine's „notitia sui" related to
Aristotle and the early neo-Plantonists (Aug[L] 29, 1979
S. 97 bis 124).

Brennecke, Hanns Christof: Synodum congregavit contra
Euphratam nefandissimum episcopum: zur angeblichen
Kölner Synode gegen Euphrates (ZKG 90,1979 S. 176-200).

Hübner, Reinhard M.: Die Hauptquelle des Epiphanius
(Panarion, haer. 65) über Paulus von Samosata: Ps-Athanasius
, Contra Sabellianos (ZKG 90, 1979 S. 201-220).

Lamberz, Erich: Zum Verständnis von Basileios' Schrift ,Ad
adolescentes' (ZKG 90, 1979 S. 221-241).

Lamirande, Emilien: Quelques visages de s6ductrices: pour
une theologie de la condition feminine selon saint Am-
broise (ScEs 31, 1979 S. 172-1 89).

Lorenz, Rudolf: Das Problem der Nachsynode von Nicäa
(327) (ZKG 90, 1979 S. 22-40).

Mayer, Cornelius Petrus: Erfahrung und Rechenschaft in

Augustins Confessiones (Aug[L] 29, 1979 S. 125—140).
Orygenes: O Zasadach. Przekrad S. Kalinkowski, watep,

opracowanje: S. Kalinskowski, W. Myszor, E. Stanula.

Warszawa: Akademia Teologii Katolickiej 1979. 368 S. gr.

8° = Pisma Starochrzescijaftskich Pisarzy XXIII.
Pierre, Eveque de Chersonese: Les decisions du concile de

Nicee sur la c^lebration commune de Päques et leur signi-

fication actuelle (Kl. 10, 1978 S. 237-249).
Straub, Johannes: Des christlichen Kaisers secunda maiestas:

Tertullian und die Konstantinische Wende (ZKG 90, 1979

S. 293-303).

Tetz, Martin: Zur Biographie des Athanasius von Alexandrien
(ZKG 90, 1979 S. 304-338).

Verheijen, L. M. J.: Contributions ä une edition critique
amelioree des Confessions de saint Augustin (Aug[L] 29,
1979 S. 87-96).

—: Elements d'un commentaire de la Regle de saint Augustin

(Aug[L] 29, 1979 S. 43-86).
Wengst, Klaus: „Paulinismus" und „Gnosis" in der Schrift

an Diognet (ZKG 90, 1979 S. 41-62).
Weyer, Adam: Frühe Denker der Christenheit. Gütersloh:

Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn [1979]. 140 S. 8° =

GTB Siebenstern 342. Kart. DM 10,80.

Kirchengeschichte: Neuzeit

Harms, Claus: Ein Kirchenvater des 19. Jahrhunderts. Auswahl
aus seinen Schriften, hrsg. von J. Schmidt. Gütersloh
: Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn, 1976,120 S., 8° =
GTB Siebenstern, 209.

Uber allen neuen theologischen Erkenntnissen die Väter
im Glauben nicht zu vergessen, dafür ist die Herausgabe von
Auswahlausgaben ihrer Schriften eine nötige Aufgabe. Pauschalurteile
, die auf ungenügender Quellenkenntnis beruhen
, können abgebaut werden. Das gilt par excellence für
die luth. Väter des 19. Jh.

J. Schmidt hat auf 120 Seiten eine umfassende Auswahl
aus den Schriften des bekannten luth. Predigers und Theologen
Claus Harms getroffen, bekannt dem Namen, aber
kaum seinen Schriften nach.

Nach einer knappen Einleitung (7—10) folgen Abdrucke
oder Auszüge aus seiner Kurzen Lebensgeschichte, aus Briefen
(u. a. an Schleiermacher im Thesenstreit), Predigten
(u.a. aus seiner „berühmtesten Lundener Predigt", seiner
Kieler Wahl-, Antritts- und Abschiedspredigt), seiner 95
Thesen von 1817 (vollständig) und aus seiner Pastoraltheologie
, aber auch aus Schriften zur Mission und zum Thema
„Les retraites spirituelles".

Daß einerseits Harms immer wieder zum Frieden gerufen,
andererseits aber, wo es um die Wahrheit ging, auch zornig
zu kämpfen wußte, wird in der Auswahl deutlich. Das gilt
besonders für seine 95 Thesen: „Mit der Idee einer fortschreitenden
Reformation, ..., reformiert man das Lutherthum
ins Heidenthum hinein und das Christenthum aus der
Welt hinaus" (Th. 3). Bekannt ist seine Liebe zur luth. Kirche
, die ihn Unionsversuche ablehnen ließ (Th. 77/78: „Sagen
, die Zeit habe die Scheidewand zwischen Lutheranern
und Reformirten aufgehoben, ist keine reine Sprache. Es
gilt, welche sind abgefallen von dem Glauben ihrer Kirche,
die Lutheraner oder die Reformirten? oder beyde? War auf
dem Colloquio zu Marburg 1529 Christi Leib und Blut im
Brodt und Wein, so ist es noch 1817"). Im folgenden Thesenstreit
ist sein Brief an Schleiermacher, den er seinen Lehrer
und Meister nennt, wichtig: „Sie fassen ... eine Sache mit
den Fingerspitzen der Vernunft an, die nach dem Zeugnis
der Kirchengeschichte mit der vollen Hand des Glaubens
will angefaßt und aufgestellt werden. ... am Glauben gerade
scheinen Sie mir und vielen andern noch mehr einigen
Mangel zu leiden" (74).

Leider sind die Auszüge aus seiner Pastoraltheologie zu
kurz (8 S.). Doch geben auch sie einen ersten Einblick in das.