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Ausgabe:

1980

Spalte:

288-290

Kategorie:

Kirchengeschichte: Neuzeit

Autor/Hrsg.:

Peschke, Erhard

Titel/Untertitel:

Bekehrung und Reform 1980

Rezensent:

Haendler, Gert

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Theologische Literaturzeitung 105. Jahrgang 1980 Nr. 4

288

z. B. das Schicksal einzelner Autographen oder auch deren
Druckgeschichte weit über diese Zeit hinaus verfolgt haben.
DamiL gehen in diesem Register auch die zahlreichen verdienstvollen
Zusammenstellungen aus WABr 14 verloren, wie etwa
die „Geschichte der Lutherbriefedition des 16. bis 20. Jahrhunderts
" - Namen wie Kolde, Walch, Irmischer bis hin zu
Hanns Rückert wird man vergeblich im Registerband suchen.
Hier muß man auf das kleine Register in WABr 14 zurückgreifen
.

Nicht aufgenommen werden ferner die Namen, die nur in
den Anmerkungen erklärt werden und die folglich schon im
Brieftext stehen, aber auch die Namen von Briefschreibern oder
-empfängern wurden nur in den Fällen berücksichtigt, in denen
die betreffende Stelle nicht im Hauptregister verzeichnet ist,
Empfänger von Briefen Dritter nur dann, wenn etwas über sie
mitgeteilt wird. Doch ist hier nicht einheitlich verfahren worden
. Ein in den Anmerkungen ausführlich zitierter Brief etwa
Melanchthons an Spalatin, an Jonas oder Mykonius usw. ist
z. B. weder über das Hauptregister - Stichwort Melanchthon,
Unterabteilung VI: Briefe - oder auch umgekehrt unter dem
Stichwort Spalatin, Jonas usw. noch über das Zusatzregister zu
eruieren. Leider gilt dies generell für alle derartigen Briefe;
ein schmerzliches Manko, da oftmals Briefe in extenso oder im
ausführlichen Auszug geboten werden, die teilweise noch gar
nicht anderweitig gedruckt sind.

Die den Benutzer schwer bedrückende Unübersichtlichkeit
der ganzen WA und hier speziell auch der Abteilung Briefe
mit ihren zahlreichen Nachträgen, den Nachträgen zu den Nachträgen
und den allerletzten Nachträgen - sicher nicht zu vermeiden
bei einem monumentalen Werk über nun schon fast
hundert Jahre durch zahlreiche Mitarbeitergencrationen hindurch
- wird durch diesen ersten Registerband gemildert, denn
das Hauptregister ist erfreulich ausführlich. Jeder Name erhält
- wenn möglich und nötig - eine Kurzerläuterung durch Berufsnachweis
und Ort des Wirkens. Ganz wichtig sind auch die
Verweise auf den Berichtigungsband WABr 13, leider jedoch
nicht auf die anderen, durch zahlreiche Bände verstreute Nachträge
. Größere Personenstichwörter sind unterteilt: 1. zur Person
selbst, 2. Verhältnis zu anderen Personen, 3. Beziehung zu
Orten, 4. Verhältnis zu Sachen bzw. Sonstiges, 5. Schriften,
6. Briefe, 7. Abhängige (s); bei den Orten wird unterteilt in:
1. zum Ort selbst, 2. Ort und Personen, 3. Gebäude, 4. Sonstiges.
Gibt es keine Nachweise zu einzelnen Punkten, verschiebt sich
das nicht starr gehandhabte Schema. Materialreiche Lemmata
wie etwa Wittenberg (Universität) oder Augsburg (Reichstag
1530) werden ausgegliedert und neben Wittenberg (Stadt) bzw.
Augsburg (Stadt) als eigene Stichwörter behandelt. Ein umfangreiches
, gut durchdachtes Verweissystem hilft auch bei schwierigen
Eruierungen weiter - jedenfalls im Hauptregister.

Als Besonderheit wird im Vorwort u. a. extra vermerkt, daß
fürstliche Personen bis hinab zu regierenden Grafen unter
ihrem Vornamen, alle übrigen adligen Personen aber unter
ihrem Gcntilnamen bzw. Herrschaftsgebietsnamen zu suchen
sind. Der Benutzer muß also diesen Unterschied kennen, dafj
er z. B. Caspar von Günzburg unter G, Eberlin von Günzburg
aber unter E zu suchen hat, wird aber auch hier durch Verweise
unterstützt.

Zahlreiche Abkürzungen lassen im Hauptregistcr mit einem
Blick erkennen, ob es sich bei der genannten Person um den
Absender eines Briefes oder den Mitabsender, den Empfänger
oder Mitempfänger, einen Grufibesteller oder Grußempfänger
usw. handelt. Schon jetzt wird auf das noch ausstehende Sonderregister
Luther (SRL) und auf das Theologische und Sachregister
(TSR) verwiesen, so dafj man sich deren baldiges Erscheinen
nur wünschen kann.

Trotz des durchaus positiven Eindruckes dieses ersten Registerbandes
, für den man den mehr als fünfzehn Bearbeitern
in immerhin zwanzig Jahren Dank sagen muß, bleibt die Frage
offen, warum es nicht möglich war, Haupt- und Zusatzregister
zusammenzuarbeiten. Auch wenn ersteres in Halle, letzteres in
Göttingen erstellt wurde, gibt es eigentlich keinen Grund für
diese Doppelung zweier Ort- und Personenregister. Die Unübersichtlichkeit
der WA - Rudolf Hermann nannte sie mir

gegenüber einmal eine „alte Frau mit zahlreichen Falten und
Runzeln" - wird doch nicht gemildert, wenn der Benutzer nun
bei der Suche nach einem Personennamen gezwungen ist, in
drei (!) Registern nachzuschlagen, denn nicht nur das Haupl-
und Zusatzregister, auch das Personenregister für WABr 14
mufj eingesehen werden. So fordert es das Vorwort S. XV, obwohl
es sicher nur wenig Mühe gemacht hätte, alles inein-
anderzuarbeiten bzw. auch die wenigen Seiten aus Bd. 14 nochmal
zu wiederholen.

Berlin Hans-Ulrich Delhis

Hoff mann, Manfred [Hrsg.] :Toleranz und Reformation. Güters
loh: Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn [1979]. 92 S. 8° -
Texte zur Kirchen- und Theologiegeschichtc, 24. Kart. DM 24,-.

Das Heft enthält einschlägige Äufjcrungen von Thomas Morus
, Erasmus, Luther, Melanchthon, Brenz, Balthasar Hub-
maier, Thomas Müntzer, Sebastian Franck, Menno Simons,
Calvin und Sebastian Castcllio sowie ein Gutachten eines unbekannten
Nürnbergers von 1530. Dem Hrsg. kam es darauf
an, „ein möglichst breites Spektrum zu erfassen, in das Ungenannte
leichter einzuordnen sind." (5) Der Spannungsbogcn
reicht „von den Humanisten über die deutschen Reformatoren
und Calvin bis zum linken Flügel der Reformation" (6). Es
überwiegen lateinische Texte, doch findet sich auch Englisch
(Morus), Holländisch (Menno Simons), Französisch (Castcllio),
- vom „Lutherdeutsch" gar nicht zu reden. Ein umfangreiches
Literaturverzeichnis sowie zahlreiche Anmerkungen geben die
Möglichkeit zur eigenen Weiterarbeit. Die von G. Ruhbach betreute
Reihe hat eine erfreuliche Fortsetzung gefunden.

G. H.

Kirchengeschichte: Neuzeit

Peschke, Erhard: Bekehrung und Reform. Ansatz und Wurzeln
der Theologie August Hermann Franckes. Bielefeld: Luther
Verlag 1977. 149 S. gr. 8°^ Arbeiten zur Geschichte des Pietismus
hrsg. v. K. Aland, E. Peschke und M. Schmidt. Bd. 15.
Lw. DM 50,-.

Der Band schliefjt an zwei Bände „Studien zur Theologie
August Hermann Franckes" an, die in der Evangelischen Verlagsanstalt
Berlin 1964 und 1966 erschienen sind (vgl. ThLZ 90,
1965 Sp. 922-25 und 92, 1967 Sp. 926-29). Damals waren primär
Schriften von Francke ausgewertet worden; im jetzt vorgelegten
Band wird Francke mit anderen Denkern seiner Zeit
verglichen, um so „Übereinstimmungen und Analogien, Unterschiede
, Spannungen und Akzentverschiebungen" aufzuzeigen;
auf diese Weise soll „das besondere Anliegen und die eigenständige
Konzeption Franckes von dem überkommenen Gedankengut
" abgegrenzt werden (5). Peschke bietet sechs Vergleiche
, die besonders wichtige Gesichtspunkte klar herausheben
. § 1 erörtert die Bedeutung der Mystik für die Bekehrung
Franckes. Ausgangspunkt ist Franckes Bericht über seine
Bekehrung, den er im Winter 1690/91 abgefaßt hat. Manche
Wendungen erinnern an Begriffe und Wendungen mittelalterlicher
Mystiker, die Francke durch Vermittlung der Schriften
von Johann Arnd und Michael Molinos bekannt geworden
waren. Die Untersuchung stellt heraus, dafj besonders der Einfluß
von J. Arnd wesentlich war: Der Gegensatz zwischen Adam
und Christus, der alten und neuen Geburt, den Kindern Satans
und den Kindern Gottes, ebenso Franckes Neigung zu möglichst
genauen Angaben über das Wirken Gottes und des Menschen
im Hcilsprozefi, ferner Franckes Auffassung von Wissen
und Glauben. Auch die Merkmale der Anfechtung, von denen
Francke berichtet, begegnen fast alle schon bei Johann Arnd;
dessen Einfluß liegt auch vor beim eigentlichen Bekchrungs-
vorgang sowie bei der Idee, daß man auf Gottes Eingreifen