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Ausgabe:

1980

Spalte:

283-285

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Autor/Hrsg.:

Gropper, Johann

Titel/Untertitel:

Briefwechsel 1980

Rezensent:

Koch, Ernst

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Seite 1, Seite 2

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283

Theologische Literaturzeitung 105. Jahrgang 1980 Nr. 4

2s i

- zumal bei Prokop von Gaza - werden aufgeführt (52-82).
Ein Überblick über die Geschichte des Textes führt zu einem
Stcmma (90). Die Schrift „Pcri Pascha" des Origencs wird in
Zusammenhang mit der Geschichte des Osterfestes gestellt. Die
Didache, Tertullian, Euseb, Melito von Sardes, Apollinaris von
Hierapolis, Clemens von Alexandrien und Hippolyt von Rom
werden herangezogen; dagegen werden Irenaus von Lyon und
Viktor von Rom nicht namentlich genannt (96-100). Authentizität
und Art der Schrift werden ebenso untersucht wie Datum
undAnlaf3; die Zeit um das Jahr 245 ist anzunehmen (109).
Nach einer Untersuchung des Wortes Pascha bei Origcnes wird
der Text mit einer französischen Übersetzung im Parallcldruck
geboten (151-253). Ein Register biblischer Stellen sowie griechischer
Worte beschließt den Band, der für die Origencsfor-
schung von beträchtlichem Nutzen sein dürfte.

G. H.

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Gropper, Johannes: Briefwechsel. 1: 1529-1547. Bearb. v.
R. Braunisch. Münster/W.: Aschendorff 1977. XXIV, 468 S.
gr. 8° = Corpus Catholicorum. Werke katholischer Schriftsteller
im Zeitalter der Glaubensspaltung, 32. Kart. DM140,-.

Meier, Johannes: Der priesterliche Dienst nach Johannes Gropper
(1503-1559). Der Beitrag eines deutschen Theologen zur
Erneuerung des Priesterbildes im Rahmen eines vortridenti-
nischen Reformkonzepts für die kirchliche Praxis. Münster
/W.: Aschendorff [1977]. VII, 374 S. gr. 8° = Reformationsgeschichtliche
Studien und Texte, 113. Kart. DM 88,-.

Johannes Gropper ist in den letzten Jahren durch mehrere
Arbeiten verstärkt in das Blickfeld der Forschung getreten.
Mit dem vorliegenden erstgenannten Band beginnt nun eine
außerordentlich wichtige Phase der Forschung: die Edition des
Briefwechsels. Der Bearbeiter, Reinhard Braunisch (in der Grop-
per-Forschung bereits bestens bekannt u. a. durch seine Arbeit
über die Rechtfertigungslchrc von Groppers Enchiridion von
1538), gibt eine Bilanz: von den 168 Nummern des vorliegenden
1. Bandes des Briefwechsels sind 105 bisher nicht bekannt
gewesen. Hinzu kommen 19 Nummern, die erstmals in vollem
Wortlaut ediert werden. Trotzdem kommt B. zu dem Schluß,
dafj der größte Teil des Gropperschen Briefwechsels verloren
ist - die Suche nach der Erschließung neuer Korrespondenzen
blieb im wesentlichen ergebnislos.

Diese Fehlanzeige mindert hingegen nicht die Bedeutung des
mit der Edition dieses Bandes erschlossenen Arbeitsfeldes. Die
von Nr. 52 an edierten Briefe aus dem Historischen Archiv der
Stadt Köln aus den Jahren 1541 bis 1543 ergeben wichtiges
neues Material zur politischen Rolle Groppers auf dem Regensburger
Reichstag 1541 und zu seinen Aktivitäten für Vermittlung
und Ausgleich in der darauf folgenden Zeit. Weitere neue
Funde betreffen u. a. Groppers Funktion im Zusammenhang
mit der Vernichtung des Täuferreichs in Münster sowie seinen
Einsatz für den Kölner Erzbischof in juristischen Auseinandersetzungen
des Jahres 1537.

Von seiner Suche nach unbekannten Stücken des Gropper-
Briefwechsels gibt B. im einzelnen ausführlich Rechenschaft.
Die Mühen der Suche, die in einem Fall bei Taschenlampenlicht
in ein Kellcrgewölbc führte (36 Anm. 60), umfaßten Archive
zwischen Xanten und Neapel, Madrid und Zeitz. B. bemerkt
, es sei nicht ausgeschlossen, daß Zufallsfundc weiteres
Material zu Tage förderten.

Der Edition selbst ist neben einem Archivalienverzeichnis
und einem chronologischen und alphabetischen Verzeichnis der
Korrespondenzen eine ausführliche Einleitung vorangeschickt.
Sie enthält eine chronikalisch gehaltene Zusammenstellung von
Daten zum Leben und Werk Groppers von 1503 bis 1547 (mit
Hinweisen auf die Nummern der vorliegenden Edition), eine
Darstellung bisheriger Teil Veröffentlichungen des Briefwechsels
Groppers von 1541 bis 1974 (mit dem Vermerk von Fehldatierungen
usw.), einen Bericht über die angestellten Archivstudien
, dem B. als Untertitel beifügt: „Neue Spuren für eine
künftige Biographie", und die Rechenschaft über die Editionsgrundsätze
. Ein Register am Schluß des Bandes ist eine zusätzliche
Hilfe zur Erschließung.

Ein besonderes Problem für den Bearbeiter einer solchen
Edition stellt naturgemäß die Entscheidung darüber dar, welche
Textform beim Abdruck der Quellen gewählt werden soll.
B. entscheidet sich mit guten Gründen dafür, J. Schultzes
Richtlinien von 1962 nicht voll zu übernehmen. So ist bis auf
wenige Ausnahmen die Schreibweise der Originale übernommen
, auch wenn dadurch die Einheitlichkeit der Orthographie
verloren geht. Über die Ausnahmen von diesem Grundsatz
wird im einzelnen Rechenschaft gegeben. Zu begrüßen ist auch
die Zurückhaltung bei der Anglcichung der Interpunktion an
heutige Maßstäbe. Gerade in diesem Bereich stellt eine Anglcichung
oft der Interpretation unnötige Hindernisse in den
Weg.

Die Kommentierung der Briefe, die übrigens etwa zur Hälfte
Briefe Groppers sind, wahrt die Mitte zwischen bloßen Literaturverweisen
und allzu breiter Aufschlicßung der Sachprobleme.
Es kommt der Edition zugute, daß der Bearbeiter „nicht den
Ehrgeiz" hatte, „die gesamte Literatur über einen Zeitraum von
20 Jahren Rcformationsgcschichtc in die Anmerkungen einzubringen
" (42). So fehlen etwa exkursartige Erörterungen in den
Briefen vorkommender Sachproblcmc völlig. Dagegen sind
kommentierende Mitteilungen aus ungedruckten Archivalicn,
die immer wieder gegeben werden, sehr hilfreich. In Einzelfällen
hat B. aber auch bewußt darauf verzichtet, am Rande
liegende Daten und Namen zu verifizieren, um den Arbeitsaufwand
in vertretbarer Relation zur Bedeutsamkeit eines Befundes
zu halten. Die Edition enthält im übrigen zwei wissenschaftliche
Apparate, von denen der eine wichtige textkritischc
Bemerkungen bringt, der andere der Kommenticrung dient.
Die Regesten, die jedem Brief nach der Angabe von Absender
und Empfänger, Datum und archivalischem Fundort und/
oder Druckort vorangestellt sind, sind in der Regel ausführlich
gehalten und im Falle von unterschiedlichem thematischen
Inhalt des Briefes parallel zu Ziffern, die von B. dem Brieftext
nachträglich hinzugefügt sind, durchnumeriert. Dieses Verfall
ren erleichtert beim Nachschlagen die Orientierung.

Bei B.s Edition handelt es sich alles in allem um eine mustergültige
Edition, über deren Vorliegen man nur froh sein kann.
Es bleibt zu hoffen, daß der 2. Band in absehbarer Zeit folgen
kann.

Eine kleine Ergänzung zu S. 20 Anm. 8: Der Gropper-Brief vom 11. 12. 1552
an Pflug wurde 1911 bei Bocrner (nicht: Körner) in Leipzig versteigert. Der
Katalog „Autographensammlungen Dr. Carl Geibcl, Leipzig - Carl Herz von
Hertenried, Wien. Erste Abt. Versteigerung zu Leipzig bei C. G. Boerner vom
3. bis 6. Mai 1911" vermerkt unter Nr. 72 den 5 Seiten umfassenden Brief.
Warum wird der Brief Crucigers an Luther und Bugenhagen vom 22. 4. 1541
S. 191 Anm. 6 nach CR und nicht nach WA Br 9,377-379 (mit Berichtigung in
WA Br 13,294) zitiert?

J. Meiers Buch reiht sich in die Untersuchungen ein, die sich
mit wichtigen Themen der Lebensarbeit Groppers befassen.
Es hat in seiner Erstfassung der Theologischen Fakultät Würzburg
als Dissertation vorgelegen. Neben einer Einleitung und
einem zusammenfassenden Schlußteil enthält es zwei Haupt
teile: eine Einführung in die Quellen und die eigentliche Ab
handlung, die nach dem Priesterbild Groppers fragt. M. hat
sich mit guten Gründen dafür entschieden, diachronisch vorzugchen
, d. h. die einzelnen Beiträge Groppers zum Dienst des
Priesters in ihrer Unterschiedlichkeit je nach ihrer zeitlichen
Einordnung darzustellen. Freilich kann M. sich fast gänzlich
darauf beschränken, jeweils vorhandene Unterschiede späterer
Werke gegenüber früheren zu markieren. Dabei ergeben sich
drei Gruppen von Quellen, die die Jahre 1536-1545, 1546-1552
und 1553-1559 umfassen. Diese Einteilung hängt mit biographischen
und politischen Ereignissen im Leben Groppers zusammen
. Im Blick bleibt auch die Wirkungsgeschichtc von Groppers
Schrifttum sowie die Druckgcschichte seiner Werke, für
die eine Fülle von neuen Ergebnissen vorgelegt werden kann.