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Ausgabe:

1980

Spalte:

268-270

Kategorie:

Altes Testament

Titel/Untertitel:

Congress Volume Edinburgh 1974 1980

Rezensent:

Schunck, Klaus-Dietrich

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2ü7

Theologische Literaturzeitung 105. Jahrgang 1980 Nr. 4

208

Prinzips auch für den Norden, gegen alle bisherigen Thesen,
bleibt ein wichtiges Ergebnis dieser Arbeit. Auch die Zusammentragung
altorientalischcr Paralleltextc, vom Vf. reichlich
und umsichtig gestaltet, bildet eine äußerst wichtige Sammlung
. Ich kann deswegen nur die Hoffnung äußern, daß der
Vf. bald weitere Arbeiten vorlegen wird, in denen die genannten
, mit den Texten verbundenen Probleme eine neue Übersicht
erhalten.

Rom J. Alberto Soyyin

Feinberg, Charles L.: The Minor Prophets. Chicago, Iii.: Moody
Press (1976). 360 S. gr. 8°. Kldr. $ 7,95.

Dieses Buch stellt, genau genommen, eine 2. unveränderte
Auflage von fünf kleinen paperbacks über das Zwölfprophctcn-
buch dar, die in den Jahren 1948-1952 von dem American
Board of Missions to the Jews in der Reihe "The Major Messages
of the Minor Prophets" veröffentlicht worden sind und
nun in einem Band vereinigt wurden. Der Vf., der aus einer
orthodoxen jüdischen Familie stammt und vor seinem Übertritt
zum christlichen Glauben sich 14 Jahre auf das Rabbinat vorbereitete
, will mit seiner Auslegung der Kleinen Propheten vor
allem die Masse der christlichen Bibclleser, also Laien, ansprechen
, "in Order to awaken a scriptural and lasting love for
God's chosen people, Israel, and to arouse to a missionary
zeal on behalf of their salvation" (12). Dementsprechend verzichtet
er auf Belege in Fußnoten sowie die Anführung hebräischer
Vokabeln, obwohl er den hebräischen Text durchweg zur
Grundlage seiner Ausführungen gemacht hat. Fraglich erscheint
es jedoch, ob diese Zielstellung zugleich als Begründung für
den Verzicht auf die Anführung aller außeramerikanischer Literatur
dienen kann (9). Ebenso fragt man, ob es nicht gerade
für Laien hilfreich gewesen wäre, der Auslegung eine Textübersetzung
beizugeben, wenn doch der Urtext der Exegese
ständig zugrunde gelegt wird.

Der Kommentar ist nach einem Vorwort von G. L. Archer
(7- 8) und einer kurzen Einleitung (9-10) in fünf Teile gegliedert
. Dabei ist Hosea und Sacharja je ein Teil mit mehreren
Unterteilen gewidmet (Hosea S. 13-68; Sacharja S. 273-344),
während die übrigen zehn Prophetenschriften, jeweils drei bzw.
vier in einem Teil zusammengefaßt, überwiegend wesentlich
kürzer abgehandelt werden. Die Auslegung jedes einzelnen Propheten
steht unter einer dessen Verkündigung charakterisierenden
Überschrift; die folgende Exegese ist nicht nach Kapiteln
oder Sprucheinheiten gegliedert - obwohl sie deren Anordnung
folgt -, sondern wird wiederum thematisch unterteilt. Dabei
äußert sich der Vf. in dem ersten bzw. den ersten beiden Abschnitten
jeweils über den Propheten, seine Zeit und seine Botschaft
sowie den Charakter der betreffenden Schrift, während
er in einem letzten Abschnitt die Hauptaussagen in der Verkündigung
dieses Propheten noch einmal zusammenfaßt.

Im einzelnen erheben sich zahlreiche Fragen zu diesem Kommentar
. So ist es unverständlich, warum der Vf. wieder das
Wort „Jehovah" als Gottesnamen einführt (u. a. 71.153), zumal
er das hebräische Wort „Jahwe" gelegentlich auch mit dem
Wort „Lord" übersetzt (221) und sonst überwiegend das Wort
„God" verwendet. Die Ergebnisse der modernen formgeschichtlichen
und übcrlicferungsgcschichtlichen Forschung bleiben völlig
unberücksichtigt; selbst die Unterscheidung eines „Dcutcro-
sacharja" von dem Propheten Sacharja wird umgangen (274),
ebenso wie jede klare Aussage über sekundäre Einheiten und
spätere Einschübe in den einzelnen Prophetenbüchern fehlt.
So wird die Prophetie des Micha in die drei Teile Mi 1—2, 3—5
und 6-7 unterteilt, wobei der jeweilige Einsatz mit dem Wort
„Höret" (1,2; 3,1; 6,1) und der jeweils gleiche Beginn "with
the rebuke for sin, the announcement of judgement, and the
promisc of blessing in the Messiah" als ausreichende Kriterien
für Originalität und Einheit aller Teile des Michabuches angesehen
werden. Ähnlich wird für das Sacharjabuch, das als
Apokalypse bezeichnet wird, eine dreifache Entfaltung der Verkündigung
des Sacharja in visions (Kap. 1-6), questions (Kap.
7-8) und burdens (Kap. 9-14) angenommen und dann behauptet
, daß Sacharja über die Tcmpclcrncucrung hinaus auch
noch das Weltreich Alexanders des Großen (Sach 9) sowie das
römische Weltreich (Sach 12; 14) in den Blick nehme.

Als Beispiel für die vielfach ganz eigenwillige Auslegungs-
weise des Vf. sei seine Deutung der Aussage des Zcphanja über
den „Tag Jahwes" angeführt. Wird hier zunächst behauptet,
daß Zcphanja den gleichen "ultimatc Day of the Lord" im Auge
habe, "which Joel prophesied" - womit Joel vor Zcphanja angesetzt
wird -, so schließt er daran die These an, daß die nach
Zeph 1,7 zum Opfer = dem Jahwetag geweihten Geladenen
die Chaldäer seien (223). Dementsprechend wird dann auch in
dem großen Hymnus auf den „Tag Jahwes" in Zeph 1,14-18
ein Angriff der Chaldäer auf Juda als Hintergrund für die Beschreibung
der Bedrängnis und des Dunkels des Jahwetages
angenommen (225). Eine klare Unterscheidung zwischen escha-
tologischem und nichteschatologischem Verständnis bleibt bei
allen Äußerungen über den „Tag Jahwes" wie über den „Rest"
außer Betracht.

Andererseits ist die in diesem Buch befolgte Auslegung von
einem starken messianisch-christologischen Akzent bestimmt,
was gewiß mit der persönlichen Glaubenserfahrung des Vf. in
engem Zusammenhang steht.

Für die wissenschaftliche Arbeit am Zwölfprophctcnbuch
trägt dieser Kommentar kaum etwas bei; aber auch für den
modernen Laien dürfte er als alleiniges Hilfsmittel zum Verstehen
der Verkündigung der Kleinen Propheten nicht zu empfehlen
sein.

Der Band schließt mit einem ausführlichen Sachregister sowie
einem Index der herangezogenen Bibclstellen ab.

Rostock Klaus Dietrich Schuntk

Congress Volume Edinburgh 1974. Leiden: Brill 1975. XIX,
277 S., 1 Taf. gr. 8° Supplements to Vctus Tcstamcntum,
28. Lw. hfl. 138,-.

Seit dem Jahre 1953 führt die "International Organization
for the Study of the Old Testament" im Abstand von 3 Jahren
einen Kongreß durch. Der 8. Kongreß, der unter der Präsident
schaft von G. W. Anderson stand, fand vom 18. bis 23. August
1974 in Edinburgh statt; die auf diesem Kongreß auf Einladung
des Präsidenten vorgetragenen Referate bilden mit
einer Ausnahme - der Vortrag von E. G. Clarke über "Jacob s
dream at Bethel as interpreted in the Targums and the New
Testament" wurde in Studies in Religion 4, 1974-75 veröffentlicht
- den Inhalt des vorliegenden Bandes.

Der Wiedergabe der insgesamt 17 Beiträge gehen eine Pre-
sidential Address, in der sich G. W. Anderson unter dem Titel
"Two Scottish Scmitists" mit der Bedeutung von William Robertson
Smith und dessen Lehrer Andrew Bruce Davidson zumal
für das Studium des Alten Testaments beschäftigt (IX-XIX)
sowie ein von J. A. Emcrton verfaßtes Preface, das u. a. darauf
hinweist, daß auf dem Kongreß über die nachstehenden Vorträge
hinaus auf mehreren informal mectings noch zahlreiche
andere Einzel Probleme diskutiert wurden (VII-VIII), voraus.
Dem Band ist eingangs zudem ein Bild des Kongreßpräsidenten
beigegeben.

Die für die einzelnen Vorträge gewählten Themen wie auch
schon die Auswahl der Referenten spiegeln gut die Breite und
Vielschichtigkeit der gegenwärtigen Arbeit am Alten Testament
wider. Ohne hier in eine ausführliche kritische Diskussion
eintreten zu können, dürfte dieses auch bereits der folgende
sachlich ordnende Überblick über die verschiedenen Beiträge,
der zugleich das jeweilige Hauptergebnis aufzeigt, deutlich
machen.

Annähernd die Hälfte aller Referate gilt Problemen aus dem
weiten Feld der Einleitungswisscnschaft. So geht es J. A. Sog -
g i n in seinem Beitrag "Ancient Israelitc poctry and ancient
'eodes' of law, and the sources 'J and 'E' of the Pcnlatcuch"