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Ausgabe:

1980

Spalte:

263-267

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Mettinger, Tryggve N. D.

Titel/Untertitel:

King and Messiah 1980

Rezensent:

Soggin, Jan Alberto

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263

Theologische Literaturzeitung 105. Jahrgang 1980 Nr. 4

!fi I

und Staurogramm in den lateinischen Inschriften altkirchlicher
Zeit (539-550).

T. H.

Goshen-Gottstein, Moshe H.: Syriac Manuscripts in the Harvard
College Library. A Catalogue. Missoula, MT: Scholars
Press (1979). 149 S. m. 6 Taf. gr 8° = Harvard Scmitic Stu-
dies, 23. Lw. $ 15,-.

Neben den syrischen MSS der Harvard College Library sind
in einem Appendix I die (7) MSS der Andover-Harvard Library,
in einem Appendix II die (48) MSS des Union Theological Se-
minary, New York, crfafjt. In einer ausführlichen Einleitung
werden die Geschichte des Katalogs, die katalogisierten Bestände
sowie Charakter und Anlage des Katalogs vorgestellt.
Erfaßt ist rd. die Hälfte aller syrischen MSS in amerikanischen
Bibliotheken. Die Hälfte der MSS der Harvard College Library ist
jüngeren Datums (17. u. 18. Jh.), rd. ein Viertel ist zwischen
dem 14. und 18. Jh. entstanden, der Rest gehört hauptsächlich
in das 12.-13. Jh., nur einige Fragmente mögen bis in das
7. Jh. zurückgehen. Die Mehrzahl der älteren HSS enthält
biblische oder liturgische Texte. Ein Index erschließt den Inhalt
der Manuskripte, einige Tafeln geben einen optischen Eindruck
.

T. H.

Altes Testament

Mettinger, Tryggve N. D.: King and Messiah. The Civil and
Sacral Legitimation of the Israelite Kings. Lund: Gleerup
(1976). 342 S. gr. 8° = Coniectanea Biblica, Old Testament
Series, 8. skr. 110,-.

Ishida, Tomoo: The Royal Dynasties in Ancient Israel. A Study
on the Formation and Development of Royal-Dynastic Idco-
logy. Berlin - New York: de Gruyter 1977. XII, 211 S. gr. 8°
= Beiheft zur ZAW, 142. Lw. DM 82,-.

Nach vielen Jahren eingehenden Studiums über das Königtum
in Israel scheint es nun möglich, die ausgeworfenen Fäden
zusammenzuziehen und zur Synthese zu schreiten. Die beiden
hier besprochenen Bücher sind ein eindrucksvolles Beispiel
einer solchen Synthese auf zwei Gebieten des Gegenstandes.
Sic zeigen auch, was nunmehr als gesicherte Daten gelten
kann, und was noch umstritten ist. Eine vorläufig endgültige
Rekonstruktion der Geschichte des alttestamentlichen Königtums
und ihrer Fakten ist also im großen Ganzen möglich,
und dies gilt auch für die ältere, bekanntlich weniger durchsichtige
Periode der Institution.

T. Mettinger ist der alttestamentlichen Wissenschaft aus früheren
Arbeiten schon bekannt. Wie begreiflich, fängt er bei den
Quellen an. Aufgezählt werden zuerst das deuteronomistischc
Geschichtswerk, durch die Abkürzung DtrH (die im Unterschied
zu DtrG international ist und sich durchsetzen dürfte)
gekennzeichnet. Innerhalb des DtrH arbeitet er schon mit den
von R. Smend (1971), M. Dietrich (1972) und T. Veijola (1975)
hervorgehobenen Unterteilen DtrN und DtrP, wobei er in der
Zuweisung allerdings oft eigene Wege geht. Auf die Behandlung
des DtrH folgen die älteren Erzählungskomplexe: Davids Aufstieg
(lSam 16-2Sam7!), Saul als nägid, Saul als König, Die
königlichen Psalmen. Über den Einbezug des sakralen Königtums
und der königlichen Psalmen kann sich der Rez. nur freuen:
hatte ich doch diese Materialien seinerzeit (Das Königtum in
Israel .... 1967, S. Vllf) bewußt ausgeklammert. Zwei weitere
Teile behandeln die „Civil Legitimation" und die „Sacral Legitimation
" des Monarchen, also das Königtum als rechtliche Institution
und als sakrale Institution. Am Ende finden wir zusammenfassende
, abschließende Bemerkungen. Die Nützlichkeit
des Buchs wird durch gute Indiccs erhöht, leider fehlt
aber ein Autorenindex, was bei der ständigen Bezugnahme auf

die Forschung ein Minus ist; am Ende eines jeden Kapitels
finden wir eine Zusammenfassung des Gesagten. Der Band ist
also leicht zu handhaben; eine einfache, fließende Sprache und
ein schöner Druck machen auch die Lektüre zur Freude.

In der Behandlung des Quellenmaterials zeigt der Vf. eine
besonders glückliche Hand und große Originalität, wenn er
die Thesen seiner Kollegen behandelt. So z. B. wenn er sich
(S. 27ff und anderswo) mit T. Veijola, Die ewige Dynastie,
1975, auseinandersetzt. Es handelt sich im ersten Fall um das
Ende der Überlieferung von der Thronnachfolge Davids und
um die Frage, welche Materialien ursprünglich diesen Abschluß
gebildet haben und welche hingegen später hinzugefügt wurden
. Nach dem Vf. sind IReg 1,1-40 und 2,5-9.12 primär,
während andere Materialien wie 1,41-53 und 2,13-46 sekundär
sind. Er sieht also in der Überlieferung keine ursprüngliche
anti-salomonische Tendenz. T. Veijola möchte hier eher
eine dtr. Überarbeitung einer ursprünglich anti-salomonischen
Tendenz sehen, um von L. Rost, M. Noth, R. N. Whybray und
E. Würthwein ganz zu schweigen. Stellungnahmen sind in so
einem Fall freilich schwierig: die Frage ist zu verwickelt, um
sie im Rahmen einer größeren Abhandlung zu erörtern; hier
ist eine monographische Studie vonnöten, bei der alle betreffenden
Argumente einzeln dargestellt werden können. Hier hätten
wir es also gerade mit einem jener Gegenstände zu tun,
bei denen die Forschung noch nicht reif für eine Synthese
scheint. Ähnliche Betrachtungen würde der Rez. auch für das
Problem des genauen Ausmaßes der Geschichte von Davids
Aufstieg anstellen, S. 33ff, vgl. 2Sam 7 (mit dem der Vf., wie
gesehen, die Geschichte abschließen lassen möchte), und ferner
S. 48ff. Dabei erklärt der Vf. merkwürdigerweise nicht, wieso
der Tempelbau erst gutgeheißen, und dann abgelehnt wurde,
2Sam 7,1-5. Ich habe dazu einmal eine Erklärung versucht,
vgl. Der offiziell geförderte Synkretismus in Israel während
des 10. Jahrhunderts, ZAW 78, 1966, 179-204, bes. 184ff. Daß
der Anfang von 2Sam 7 dtr. Gut enthält, ist klar, doch ist die
ganze Stelle deswegen als dtr. anzusehen? Interessant ist bei
dem Vf. die Hochdatierung vor-dtr. Materialien: sie erhalten
Quellen, welche oft in die Zeit Salomos oder gar in die Sauls
zurückreichen. Der älteste, zuverlässigste Bericht über die Erhebung
Sauls zum Thron ist in lSam 11,1-11.15 erhalten
(S. 96ff); aber auch hier scheint die Frage verwickelter zu sein,
als der Vf. annimmt, vgl. das dem Vf. noch nicht zugängliche
ausgezeichnete Werk von J. Kegler, Politisches Geschehen und
theologisches Verstehen, Stuttgart 1977, S. 82ff. Und was endlich
die Königspsalmen und das mit ihnen verbundene sakrale
Königtum betrifft, so distanziert sich der Vf. sowohl von übertriebenen
skandinavischen und englischen Äußerungen der
Vor- und Nachkriegszeit, als auch von denen, welche eine
Königsideologie allzu schnell aus dem Psalter entfernen möchten
. Die betreffenden Materialien gehören zu einem „Royal
Ritual", welches nach ägyptischem Muster gestaltet war.

In der Behandlung der „Civil Legitimation" des Königs tritt
von Anfang an deutlich hervor, daß die Formel „X himlik(ii)
('et) PN" sowohl Gott als Menschen zum handelnden Subjekt
haben kann. Mit Gott als Subjekt haben wir die Formel Dtn 33,5
(positiv), und Hos 8,4 (negativ). Das Volk als Subjekt erscheint
unmittelbar mit cam und göj, oder mit „Ältesten", „Männern"
usw.; es bezeichnet die Versammlung, in welcher der schon von
Gott designierte Anführer gekrönt wird. Im Norden erscheinen
solche Versammlungen, wenn auch nicht immer mit derselben
Macht und Geschicklichkeit ausgerüstet, praktisch bis zum Ende
des Reiches. Doch auch im Süden gibt es solche Versammlungen
, wenn auch in geringerem Maße. Eine gute Erklärung dafür
sieht der Vf. womöglich darin, daß nach dem Aufstand Ab-
saloms (an dem auch Juda teilnahm, wie der Vf. wohl richtig,
entgegen meiner früheren Behauptung, bemerkt) deren Befugnisse
durch David stark eingeschränkt wurden (S. 121 ff). Ich
würde allerdings als weitere Erklärung hinzufügen, daß die
viel stärkere dynastische Prägung des Südreiches das Auftreten
der Versammlungen meistens unnötig machte, was zu ihrer
Verkümmerung beitrug. Dennoch erscheinen sie oft, unter der
Bezeichnung vam hä' äres (von Vf. wohl mit Recht nach J. Gill-