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Ausgabe:

1980

Spalte:

258-259

Kategorie:

Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Farmer, David Hugh

Titel/Untertitel:

The Oxford dictionary of Saints 1980

Rezensent:

Zimmermann, Gerd

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Theologische Literaturzeitung 105. Jahrgang 1080 Nr. 4

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Christi, in der Taufe und an jedem Tag, den wir leben dürfen!
Das sola lidc und sola gratia gilt zwar prinzipiell als Bekennt
nisgrundlagc der evangelischen Kirchen, aber praktisch wird
bei uns immer wieder an die menschliche Heilsbereitschaft, an
die Sorge für die eigene Seele und an die Mitarbeit bei der
Erlösung der Welt appelliert.

Die Kritik an der aktivistischen oder in anderer Hinsicht unevangelischen
Predigt ist freilich nur die eine Seite der Sache,
und zweifellos die einfachere. Es käme darauf an, dafj die Homiletik
den Anfangern und Erfahrenen unter den Verkündigern
dazu hilft, die Grundeinsichten der Reformation aufs neue
zu entdecken und im Prozeß der konkreten Predigtarbeit dankbar
anzuwenden. Vielleicht wird das Jubiläumsjahr der Con-
fessio Augustana 1980 einige Impulse in dieser Richtung auslösen
?1' An wesentlichen Themen, die von durchaus aktueller
Relevanz sind, mangelt es dem Dokument von 1530 nicht, so
dafj zumindest einige seiner Anliegen zur direkten Aufnahme
und Auswertung in der Predigt oder sonstigen Gemeindepraxis
geeignet wären. In früheren Zeiten haben Augustana-Predigten
offenbar einen hohen Stellenwert gehabt, wie die bekannten
Beispiele von Schleiermacher, C. Harms und Tholuck zeigen; ob
es dafür noch einen „Sitz im Leben" unserer heutigen Kirche
gibt, wird das Jubiläumsjahr erweisen können.'-1' Wir fragen
nach der homiletischen Funktion des kirchlichen Bekenntnisses
noch aus einem anderen aktuellen Anlaß: Bei den Diskussionen
um die vorgesehene Bildung einer „Vereinigten Evangelischen
Kirche in der DDR" spielen Überlegungen hinsichtlich der Bc-
kenntniscinheit wieder eine bemerkenswerte (oder merkwürdige
) Rolle. Wenn es sich dabei nicht etwa nur um vorgeschobene
Argumente handelt, die aus ganz anderen Motiven kommen
, müßte die Frage, ob und wie sich denn eigentlich die Bekenntnisgrundlagen
unserer Kirchen in ihrer gegenwärtigen
Verkündigung widerspiegeln, erhöhte Beachtung finden.

Natürlich dürfen solche Anregungen nicht als Versuch zur
Wiederbelebung konfessionalistischer Tendenzen mißverstanden
werden. Unsere „Problcmanzeigc" möchte nur darauf aufmerksam
machen, daß der Einfluß der kirchlichen Bekenntnis-
tradition auf die inhaltliche Gestaltung der evangelischen Predigt
weithin unterschätzt oder gar nicht bemerkt wird. Wie die
Erfahrungen der Gemeinde in ihrer jeweiligen Umwelt als
Kontext bei der homiletischen Arbeit ernstgenommen werden
müssen, so auch der geschichtlich-konfessionelle Kontext. Wir
haben die Maßstäbe für das Verstehen eines biblischen Textes
und seines Zusammenhangs niemals für uns allein gewonnen,
etwa aus bloßer Lektüre der Schrift oder durch Anwendung
exegetischer Erkenntnisse und Methoden. Vielmehr wirkt sich
die kerygmatische und dogmatische Prägung, die wir durch
theologisches Studium und kirchliche Lebensgemeinschaft aus
Geschichte und Gegenwart empfingen, ganz wesentlich auf unser
Gesamtverständnis der Bibel aus und bestimmt damit den
Charakter unserer Verkündigung. Es ist die Aufgabe der Homiletik
, diesen Prozeß hin und wieder theoretisch zu reflektieren
und didaktisch zu erhellen, - auch wenn die Bekenntnisbestimmtheit
unserer Predigtpraxis im ganzen wie ein sich
selbst regulierendes System relativ gut zu funktionieren scheint.
Daß die Treue gegenüber den biblischen Fundamenten und den
reformatorischen Entscheidungen durch die Jahrhunderte sich in
der evangelischen Verkündigung immer wieder bewährt hat,
ist ein Wunder; aber es macht homiletische Einsicht und Anstrengung
nicht überflüssig.27

1 Die Predigt. Berlin 1960, S. 112. Zitiert wird nach der 3. Auflage, die -
abgesehen von einem Nachtrag - der 2. Aufl. von 1949 nachgedruckt ist. Die
Ausführungen zum Bekenntnisproblem weichen in der 2. und 3. Aufl. von
denen der Erstausgabe des Jahres 1941 teilweise erheblich ab.

■ Evangelische Predigtlehre, München 1935; zitiert nach der 5., neubcarb.
Aufl. 1954.

1 Die Verkündigung des Wortes Gottes, Schwerin 1936; zitiert wird die
5. Aufl., Hamburg 1949.
1 Homiletik, Berlin 1949.

' Anleitung zur Predigtmeditarion, Berlin 1955.
r' Die gottesdienstliche Predigt, Heidelberg 1963.

' Gemeint ist hier das von G. Otto herausgegebene Praktisch-Theologische
Handbuch, Hamburg 1970, mit dem Artikel »Predigt" von J. Schreiber.
* Predigtlehrc, 2. Aufl. München 1972.

!) Vgl. J. Wolff a.a.O.; es gilt aber auch z. B. für H. Wagner. Kritische
Erwägungen zur Didaktik der Predigt, in : Weg und Gemeinschaft. Aufsätze
von und für Hans Urner. Berlin 1976, S. 263-270.

*• Zum hermeneutischen Problem in der Theologie, Gesammelte Aufsätze
1. Bd., Tübingen 1959.

11 Der Exeget als Theologe, Vorträge zum Neuen Testament, Gütersloh 1968,
S. 139-159.

12 Vgl. z. B. H.-C. Piper, Predigtanalysen, Göttingen 1976.

■ Bei Bohren lautet die Überschrift zu § 8 seiner Predigtlehrc: Predigt zwischen
Exegese und Kommunikationsforschung.

>< G. Otto, Predigt als Rede, Stuttgart-Bcrlin-Köln-Mainz 1976.

,:' In: Bericht von der Theologie, hrsg. von G. Kulicke, K. Matthiae und
P. P. Sänger, Berlin 1971, S. 259-281.

* 2. Band. 8. Die Predigt, Berlin 1974, S. 307.
17 2. Aufl. 1970, S. 80.

* Evangelische Homiletik, 5. Aufl. Stuttgart 1867, S. 205.

Z. B. die Homiletischen Auslegungen der Predigttextreihen von G. Voigt, die
unter verschiedenen Titeln bei der Ev. Verlagsanstalt Berlin und bei Vanden-
hoeck & Ruprecht in Göttingen erschienen. An dieser Stelle sei auch der grundsätzlich
wichtige Artikel von G. Voigt genannt: Die Bewahrung des reinen
Evangeliums in der kirchlichen Verkündigung, in: Botschafter des Christus,
Beiträge zur Predigtlehrc Berlin 1962, S. 25-38.

-"Predigtstudien für das Kirchenjahr 1968 69, Perikopenreihe III, 1. Halbband
, Stuttgart-Berlin 1968, S. 15.

Die evangelische Predigt, Bremen 1963, S. 487 u. 514.

'-- Als Beispiel mit einer anderen Thematik könnte etwa O. Krause, Die
Osterpredigt nach dem Ersten Weltkrieg bis zur Gegenwart, Gütersloh 1965,
gelten.

* München 1966. Vgl. meine Rezension ThLZ 93, 1968 Sp 221-223. Eine ausführliche
Besprechung findet sich auch in dem hier zur Sache gehörenden
Bericht von W. Fürst: Die Unentbehrlichkeit dogmatischer Besinnung für die
Predigt im Spiegel gegenwärtiger Homiletik, in: VF 12, 1967, S. 7-26.

-"' Predigt am Neujahrstag 1532. WA 36, S. 9; hier zit. nach Luther Deutsch,
hrsg. von K. Aland, Bd. 8 Die Predigten, Berlin 1955, S. 52, Vgl. auch
G. Heintzc, Luthers Predigt von Gesetz und Evangelium, München 1958.

25 Im Reformationsjubiläumsjahr 1967 hatte E. Winkler seine auch für unser
Thema relevante Schrift über .Die Reformationsfestpredigt" veröffentlicht (Berlin
1967, Aufsätze und Vorträge zur Theologie und Religionswissenschaft, Heft 41).
Es sei in diesem Zusammenhang auch erwähnt, dafj für Mai 1980 in Wittenberg
eine internationale Fachkonferenz für Praktische Theologie vorgesehen
ist mit dem Thema .Praktisch-theologische Aspekte der Confessio Augultana*.

-ö Interessante Hinweise auf theologische Arbeiten anläßlich früherer C.A.Jubiläen
findet man in dem Aufsatz von H. Urner, Bekenntnis und Gemeinde,
zur praktischen Darbietung der Confessio Augustana, in: Weg und Gemeinschaft,
Aufsätze von und für Hans Urner, Berlin 1976, S. 105-116. Dieser Aufsatz
dürfte auch wegen seines eigentlichen Anliegens wieder aktuell sein.

-7 Erst am Ende meiner Erkundungen stiefi ich darauf, dal} H. Urner in
seinem Buch .Gottes Wort und unsere Predigt", Berlin 1961, S. 110-114, unter
dem Abschnitt .Gottesdienst und Predigt" die prinzipielle Bedeutung des (geschriebenen
und gesprochenen) Bekenntnisses für Prediger und Gemeinde nachdrücklich
betont hat.

Allgemeines

Farmer, David Hugh: The Oxford Dictionary of Saints. Oxford:
Clarendon Press (1978). XXXIV, 435 S. 8°. Lw. L 7.50.

Hagiographische Nachschlagewerke haben stets ihre Schwierigkeiten
, sowohl für den Verfasser wie auch für den Benutzer.
Absolute Vollständigkeit kann nicht einmal den regalefüllcndcii
Acta Sanctorum nachgesagt werden; ein einbändiges Werk wie
das vorliegende vermag stets nur eine Auswahl zu bieten, eine
Auswahl der notierten Heiligen wie auch der Einzclangaben zu
diesen. Als gelungen darf ein Werk dieser Art gelten, wenn es
den Ansprüchen des Leserkreises, für den es herausgegeben
wurde, gerecht wird. D. H. Farmer hat sein Lexikon der Heiligen
, dem Konzept der Oxford Dictionaries gemäß, für die eng-
üschsprechende Welt zusammengestellt, hier zweifellos eine
„Marktlücke" schließend. Er konnte dabei auf Vorarbeiten von
K. Sisam und Dom Wilmart aufbauen, erweiterte jedoch den
ursprünglichen Entwurf. In alphabetischer Reihung erfaßt er
alle englischen Heiligen, auch die kaum bekannten und jene,
deren Kult in den Ansätzen blieb (eine sehr aufschlußreiche
Gruppe im Anhang S. 421ff mit den Königen Heinrich VI. und
Karl I„ Robert Grosseteste, Simon de Montfort u.a.); hinzu
kommen die in England geborenen oder verstorbenen Heiligen.
Auch für Schottland, Irland und Wales sind nach gleichen Kriterien
die meisten Heiligen aufgeführt, für die angelsächsischen
Überseegebiete die wichtigsten (so auch Bischof Joh. Ncp. Neumann
von Philadelphia, f 1860). Ergänzt wird diese Auswahl
durch eine Reihe von Heiligen, die in England verehrt werden,