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Ausgabe:

1980

Spalte:

197-198

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Richards, William Larry

Titel/Untertitel:

The classification of the Greek manuscripts of the Johannine Epistles 1980

Rezensent:

Treu, Kurt

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197

Richards, w. L.: The Classification of the Greek Manuscripts
of the Johannine Epistles. Missoula, Montana: Scholars Press
for The Society ob Biblical Literature (1977]. XIII, 290 S. 8°
= Society of Biblical Literature. Dissertation Series, 35.

Die Arbeit wurde 1974 als phil. Diss. bei der Northwestern
University unter dem Titel »The textual relationships of the
Greek manuscripts of the Johannine Epistles" eingereicht. Gutachter
war Ernest W. Saunders. Sie schließt sich an eine Reihe
von amerikanischen Dissertationen an, die sich mit der Klassifikation
von NT-Hss. byzantinischer Zeit (McReynolds 1968,
Wisse 1968) und speziell mit Hss. der lange vernachlässigten
Katholischen Briefe (Blakely 1964, Kubo 1964, Muriel M. Carder
1968) beschäftigten.

R. konnte den Computer der Andrews University benutzen,
der ihm sein Material unter den verschiedenen Gesichtspunkten
analysierte. Ein großer Teil der Zwischenergebnisse, die
aus Raumgründen nicht mit abgedruckt werden konnten, sind
als „Supplement" der Dissertation in der Andrews University
deponiert. Sie waren für R. „indispensable aids for interpre-
ting the statistics". Der Leser muß sich hier auf R. verlassen.
Mein Eindruck ist, daß er es kann.

Der erste Eindruck beim Durchblättern des Buches ist, daß
hier wie schon so oft der Computer dem Menschen seine Manier
vorgegeben hat. Von 290 Seiten sind 183 mit Tabellen und
Listen gefüllt, das sind, um im Stil zu bleiben, 63,1 %. Liest
man dann aber R. s Darlegungen, so zeigt sich, daß er sich
und dem Leser von Schritt zu Schritt klar und nüchtern darüber
Rechenschaft gibt, was er tut und wie die Möglichkeiten
und Grenzen seines Unternehmens sind. Als Exempel von Methodik
kann die Untersuchung auch dem Nicht-Textkritiker
empfohlen werden.

Die Überlieferung der Katholischen Briefe ist nicht so reich
und kompliziert wie die der Evangelien oder auch der Paulusbriefe
. Immerhin gibt es etwa 600 Hss., die die Johannesbriefe
enthalten. R. hat von ihnen 81 (= 16%) als hinreichend repräsentative
Auswahl benutzt, nach eigenen Kollationen wie
nach früheren (Scrivener, Clark, Carder, Kubo). Soden hatte
für die Katholischen Briefe 160 Zeugen herangezogen (nicht
alle mit 1—3Joh) und in 11 Gruppen klassifiziert. R. nimmt davon
61, aus jeder Gruppe mindestens 3, ferner zur Kontrolle
20 weitere Hss., die ihm in Amerika bequem erreichbar waren
. In den 81 Hss. fand er gegenüber dem Textus reeeptus
über 1600 Varianten. Fast 1000 schieden als singuläre Fehler
von vornherein aus. Weitere 203 Fälle, wo eine Lesart nur
von 2 oder 3 Zeugen vertreten wurde, blieben nach detaillierter
Prüfung schließlich ebenso beiseite wie unerhebliche Varianten
(Schluß-Ny, Itazismen usw.). Die schließliche Statistik
beruht auf 209 Variationseinheiten, die in Appendix I mitsamt
der Bezeugung zusammengestellt sind.

Hauptinhalt der Arbeit ist nun die Untersuchung dieses Materials
nach zwei einander ergänzenden Methoden. Kap. IV
gibt eine quantitative Analyse, die eine Zusammenordnung der
Hss. nach dem Prozentsatz ihrer Übereinstimmung bewirkt.
Kap. V wendet die „Claremont Profile Method", die für byzantinische
Hss. entwickelt wurde, auf das Gesamtmaterial an.
Hier geht es nicht allein um die spezifischen Lesarten der einzelnen
Gruppen, sondern ebenso sehr um ihr Verhältnis zu
den übrigen Gruppen, woraus sich ihr jeweiliges „Profil" ergibt
. Als Ergebnis präsentiert R. drei Texttypen, A, B und M,
mit jeweils mehreren Gruppen. A ist der bekannte H-Text
Sodens (= alexandrinischer Text), B (für den byzantinischen
Text) entspricht Sodens K-Text. Das ist nicht weiter überraschend
. Interessant aber ist, was aus dem problematischen
„I-Text" wird: er löst sich auf, meist in B, z. T. in A, und nur
ein kleiner Rest bleibt für die M-Gruppen übrig, unter denen
Mw (Mixed-wild group) aufnehmen muß, was sonst nicht unterzubringen
ist.

Von den weiteren Ergebnissen seien hervorgehoben: Manche
Hss. sind in ljoh anders zu klassifizieren als in 2/3Joh, ebenso
wie Klassifizierungen für 1—3Joh nicht immer mit frühe-

198

ren Ergebnissen zu den übrigen Katholischen Briefen übereinstimmen
. Damit wird die an sich wünschenswerte Verallgemeinerung
der Ergebnisse von Teilkollationen problematisch.
Erfreulich hingegen und für die künftige Arbeit wichtig ist,
daß nach den Ergebnissen von R. fortan eine sehr begrenzte
Zahl von Stichstellen genügt, um zusätzliche Hss. in die ein
mal festgestellten Gruppen einzuordnen. Das war zwar auch
früher schon angenommen worden, aber es ist ein Fortschritt,
daß R. es systematisch demonstriert hat.

Berlin Kurt Treu

Betz, Hans Dieter: Die Makarismen der Bergpredigt (Mt 5,
3—12). Beobachtungen zur literarischen Form und theologi
sehen Bedeutung (ZThK 75, 1978 S. 3-19).

Betz, Otto: Die heilsgeschichtliche Rolle Israels bei Paulus
(ThBeitr 9, 1978 S. 1-21).

Burchard, Christoph: Formen der Vermittlung christlichen
Glaubens im Neuen Testament. Beobachtungen anhand von
kerygma, martyria und verwandten Wörtern (EvTh 38, 1978
S. 313-340).

Casalis, Georges: Fernando Belo, Lecture materialiste de
L'Evangile de Marc (ThPr 13, 1978 S. 61-70).

Conzelmann, Hans: Literaturbericht zu den Synoptischen Evangelien
(Forts.) (ThR 43, 1978 S. 3-51).

Demke, Christoph: Verkündigung als Spracheroberung. Homiletische
Aspekte in den Briefen des Paulus (WPKG 67, 1978
S. 174-187).

Dietzfelbinger, Christian: Vom Sinn der Sabbatheilungen Jesu

(EvTh 38, 1978 S. 281-298).
Diezinger, Walter: Zum Liebesgebot Mk 12, 28—34 und pari

(NovTest 20, 1978 S. 81-83).
Elliott, James K.: The Healing of the Leper in the Synoptic

Parallels (ThZ 34, 1978 S. 175-176).
Farmer, William R.: Kritik der Markushypothese (ThZ 34, 1978

S. 172-174).

Figueras, Pau: Symeon et Anne, ou le temoignage de la loi et
des prophetes (NovTest 20, 1978 S. 84-99).

Füller, Reginald H. i Die neuere Diskussion über das synoptische
Problem (ThZ 34, 1978 S. 129-148).

Haacker, Klaus: Exegetische Probleme des Römerbriefs
(NovTest 20, 1978 S. 1-21).

Hahn, Ferdinand: Das Problem des Frühkatholizismus (EvTh
38, 1978 S. 340-357).

Lapide, Pinchas E.: Juden waren die ersten Zeugen. Der Passaglaube
und die Anfänge des Osterglaubens (LM 17, 1978
S. 73-76).

Lee, G.M.: Mark 8, 24; Mark 15, 8 (NovTest 20, 1978 S. 74).

Maclaurin, E.C.B.: Beelzeboul (NovTest 20, 1978 S. 156-160).

Mott, Stephen Charles: Greek Ethics and Christian Conversion:
The Philonic Background of Titus 2, 10—14 and 3, 3-7
(NovTest 20, 1978 S. 22-48).

Orchard, Bernard: Are All Gospel Synopses Biassed? (ThZ
34, 1978 S. 149-162).

Osten-Sacken, Peter von der: Das paulinische Verständnis des
Gesetzes im Spannungsfeld von Eschatologie und Geschichte
Erläuterungen zum Evangelium als Faktor von theologischem
Antijudaismus (EvTh 37, 1977 S. 549-587).

Ross, John M.: Pänta synergei, Rom 8, 28 (ThZ 34, 1978 S. 82
bis 85).

Schottroff, Luise: Das Magnificat und die älteste Tradition
über Jesus von Nazareth (EvTh 38, 1978 S. 298-313).

Schweizer, Eduard: Verfremdung der Bibel (EvTh 38, 1978
S. 279-280).

Sellin, Gerhard: Komposition, Quellen und Funktion des luka-
nischen Reiseberichtes (Lk 9, 51-19, 28) (NovTest 20, 1978
S. 100-135).

Seng, Egbert W.: Der reiche Tor. Eine Untersuchung von Lk
12, 16—21 unter besonderer Berücksichtigung form- und
motivgeschichtlicher Aspekte (NovTest 20, 1978 S. 136-155).

Stegemann, Ekkehard: Alt und Neu bei Paulus und in den
Deuteropaulinen (Kol-Eph) (EvTh 37, 1977 S. 508-536).

Strecker, Georg: Strukturen einer neutestamentlichen Ethik
(ZThK 75, 1978 S. 117-146).

Vassiliadis, Petros: The Nature and Extent of the Q-Document
(NovTest 20, 1978 S. 49-73).

Theologische Literaturzeitung 105. Jahrgang 1980 Nr. 3