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Ausgabe:

1979

Spalte:

152-154

Kategorie:

Religionspädagogik, Katechetik

Autor/Hrsg.:

Frör, Kurt

Titel/Untertitel:

Grundriss der Religionspädagogik 1979

Rezensent:

Degen, Roland

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wähl aus der Fülle allerer Sekundärliteratur doch bewußt Orientierung
zu vermitteln.

Vorgestellt werden folgende Autoreu: L. Feuerbach, K. Marx,
A. Comle, S. Freud, Fr. Nietzsche, E. Durkheimer, M. Weber,
T. Luckniann, E. Bloch, M. Horkheimer, Th. W. Adorno, R.
Garaudy, A. Mitscherlich, Ii. Fromm, J. Huxley, L. Wittgenstein
, H. Albert, M. Bense, J. P. Sartre, K. Jaspers. Es ist verständlich
, wenn vor allem neuere Autoren vorgestellt werden,
die im geistigen Klima der BRD eine Rolle spielen. Trotzdem
bleibt gerade nach der vergleichenden Lektüre der älteren und
neueren Texte die Frage, ob dem Buch nicht doch eine stärkere
Berücksichtigung der „klassischen" Religionskritik gut angestanden
hätte. Friedrich Engels, D. Fr. Strauß, wohl auch E. v.
Ilartmann wären für mein Empfinden wichtiger gewesen als
M. Bense oder Th. Adorno. Die den Texten jeweils folgenden
„Aufgabenvorschläge" sind ausgesprochen hilfreich. Trotzdem
fragt sich, ob man es bei einem doch der christlichen Unterweisung
dienenden Buch damit bewenden lassen darf. Ein wenig
intensivere Hilfestellung zum Aufarbeiten der Religionskritik
wäre m. E. doch wünschenswert gewesen. Der Lehrer allein
kann die hier notwendige intellektuelle Diakonie wohl kaum
leisten. Ein vorzüglich gearbeitetes Personen- und Sachregister
erhöhl den Werl des Buches als eines wirklichen Arbeitsmittels
ganz erheblich. Alles in allem kann man Lehrer und Schüler
zum Vorliegeu einer so ausgezeichneten Arbeitshilfe nur beglückwünschen
.

Berlin Hans-Hinrich Jenssen

Dörger, Hans Joachim: Religionsunterricht in der Schule.

Analyse — Konzepte. Stuttgart—Berlin—Köln—Mainz: Kohlhammer
[1976]. 144 S. 8° = Kohlhammer Urban-Taschenbücher
T-Reihe, 623. Kart. DM 12,-.

Aus der großen Verlegenheit der westdeutschen Bildungspolitik
hinsichtlich der Stellung, der Lehrinhalte und der Lernziele
des Religionsunterrichts in der Schule ist ein Buch entstanden
, das der Frage nachgeht, was Religionsunterricht den Schülern
anbieten sollte, das sie bejahen und womit sie sich identifizieren
können.

Machdem kritisches Bewußtsein als dominierendes und nicht
integriertes Lernziel viele leergelassen und frustriert hat, wird
die Frage nach lebensrelevanten Bildungsinhalten zum sinnvollen
Kriterium, die gegenwärtige Situation mit ihrer lebhaften
religioiispädagogischen Theoriediskussion und ihren punktuellen
praktischen Experimenten zu analysieren.

H. J. Börger, Dr. theol. und Diplom-Pädagoge, Wissenschaftlicher
Assistent an der Mainzer Universität, will seine Arbeit
als kritische Einführung in die zentralen Fragestellungen gegenwärtiger
Religionspädagogik und religionsunterrichtlicher
Praxis verstanden wissen. Die Probleme werden mit einer beeindruckenden
Sachkenntnis dort aufgesucht und erörtert, wo
sie entstehen und also auch gelöst werden müssen: in Theologie
und Pädagogik, in Kirche und staatlicher Gesetzgebung, in
Kulturpolitik und Schule. Das gesteckte Ziel einer Bestandsaufnahme
dessen, was tatsächlich vorhanden und verfügbar,
bzw. unler Berücksichtigung der gegenwärtigen Situation von
Kirche und Gesellschaft überhaupt „machbar" ist, wird überzeugend
erreicht.

Dadurch, daß die Hauptfragen, Denkansätze und sich andeutende
Konsequenzen klar hervorgehoben werden, ist das Buch
nicht nur gut lesbar, sondern könnte auch einer innovativen
religionsunterrichthchen Praxis den Weg weisen.

Das 1. Kap. „Motive und Tendenzen religionspädagogischer
Theoriebildung" (9—43) zeichnet in knappen, aber instruktiven
Linien die Entwicklung, Modelle und Lösungen seit dem ersten
Weltkrieg nach, wobei kein wichtiger Name unberücksichtigt
bleibt. Die Untertitel markieren deutlich die Stationen, etwa:
Evangelische Unterweisung zwischen „Verkündigung" und
„kirchlicher Machtergreifung" — „Verkündigung" oder „Einübung
in den Umgang mit der christlichen Tradition" — Religionsunterricht
als Propädeutik kirchlicher Religion — Die
Evangelische Unterweisung als fortgesetzter Kirchenkampf?

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Kap. 2 „Religionsunterricht im Netz seiner politisch-juristischen
Absicherungen" (44—68) skizziert die vielfältigen Versuche
, durch staatsrechtliche und verwaltungstechnische Festlegungen
Platz und Aufgabe des Religionsunterrichts im Bildungswesen
der westdeutschen Länder abzusichern: „Kirche und
Staat nach 1945 — wechselseitiger Nutzen eines Verhältnisses"
(44). Die Bemühungen um Lehrplan und Schulbuch stehen als
aufschlußreiche Beispiele im Mittelpunkt der Untersuchungen
des Kapitels.

Kap. 3 „Pädagogik — kritische Instanz für wen?" (69—90)
arbeitet wichtige Quellen der Auseinandersetzung um den Bildungsanspruch
religiös-kirchlicher Unterweisung auf: Kirche
und Religionsunterricht zwischen „Bildung" und „Lernen". Besonders
sorgfältig wird die kritische Fragestellung im Bereich
von Anthropologie und Sozialisalion seit M. J. Langevelds Untersuchungen
zur Anthropologie des Kindes (1960) aufgenommen
.

Von erheblicher Wichtigkeit ist auch das 4. Kap. „Religionsunterricht
in der Schulreform" (91—119). Seit Herbarts Formalstufen
hat wohl keine andere didaktische Theorie eine derartige
Beachtung gefunden wie das Curriculum-System. Die verschiedenen
Positionen der Curriculum-Diskussion und der Revision
des Gurriculum werden kritisch beleuchtet. Ein Abschnitt über
„slufendidaktische Perspektiven" schließt dieses äußerst brisante
und aktuelle Kapitel, das weit mehr als eine Bestandsaufnahme
bietet.

554 Anmerkungen enthalten fast ausnahmslos Literaturangaben
und ermöglichen es dem Leser, den aufgezeigten Fakten
und Argumenten nachzugehen.

Greifswal«! Günther Kehnschcrper

Fror, Kurt: Grundriß der Religionspädagogik. Im Umfeld der
modernen Erziehungswissenschaft. Konstanz: Bahn [1975].
247 S. 8°. Lw. DM 19,80.

Wer in einer Zeit, in der Religionspädagogik (RP) eine äußerst
„vielstimmige" Hochkonjunktur erlebt, einen „Grundriß':
für dieses Fach vorlegt und so für „kirchliche Mitarbeiter, denen
der Großteil rp Literatur nur schwer zugänglich ist, . .. ein verständliches
, nicht zu umfangreiches Lehrbuch .. ." (S. 9) anbietet
, wird dieses Mutes wegen von vornherein mit Sympathien
rechnen dürfen. F. will die rp Theoriebildung nicht erweitern.
Er versteht seine Arbeit als einführende Orientierungshilfe, um
dem Leser „Dienst in Kirchgemeinde und Schule ohne Einschüchterung
" (S. 10) zu ermöglichen. Dabei werden — entgegen
verbreiteten Trends — Theorie und Praxis in Kirche und
(BRD-) Schule als Ganzheit zu sehen versucht, um zu vermeiden
, daß die kirchliche Aufgabenstellung lediglich als „Anhängsel
einer Theorie des Religionsunterrichts" (S. 10) erscheint
.

In drei Eingangskapiteln werden „Grundbegriffe" geklärt (I),
das Verhältnis von „Kirche — Unterricht — Erziehung" (2)
skizziert und unter „Bezugswissenschaften" (3) der Beitrag der
Religionswissenschaften, Psychologie, Soziologie, Gruppendy-
namik u. a. zur Gesamtthematik vereinfacht dargestellt.
Dabei fällt auf, daß F. die RP als theologische Teildisziplin
der Praktischen Theologie definiert, sich jedoch für „dialogische
Partnerschaft" zu den „Bezugsvvissenschaften" einsetzt, wobei er
der Erziehungswissenschaft eine Sonderstellung einräumt. Dadurch
kann er auf einen Begriff wie „Katechetik" durchweg
verzichten, wobei er freilich davor warnt, die Unschärfen in
Begriffen wie RP, Emanzipation usw. zu übersehen.

Das zwischen den Positionen vermittelnde Interesse F.s wird
im Abschnitt „Didaktik" (4) konkreter. Dabei stellt er die wichtigsten
neueren didaktischen Modelle vor und setzt sich besonders
für die in den letzten Jahren modifizierte Curriculum-
theorie und die lehrtheorelische Didaktik (Schulz/Otto) ein.
Der Hauptabschnitt des Buches „Die didaktischen Entscheidungsfelder
" (5) schließt unmittelbar daran an und orientiert sich an
den Leitbegriffen Lernziele, Lcrninhalte (Problemorieutierter-
und Bibelunterricht, Kirchengesehichte, sozialethische Themen,
literarische Texte, bildende Kunst u. a.), Lehr- und Lernver-

Theologische Literaturzeitung 104. Jahrgang 1979 Nr. 2