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Ausgabe:

1979

Kategorie:

Liturgiewissenschaft, Kirchenmusik

Titel/Untertitel:

Neuerscheinungen

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rttyslerion" (wobei die „schetische" Christologie der antiocheni-
sclien Schule eine wichtige Rolle gespielt haben dürfte), auf den
antignostischen Ansatz ihrer (der Sarx Christi) Verdinglichung
und klerikalen Verrechtlichung schon bei Ignalios von Antiochien
eingehen, ihre Weiterbildung durch Theodoros von Mops-
vestiu verfolgen, um schließlich ihre „monophysitische" (d. h.
diesmal aus der Krasis der beiden Naturen folgende) Ästheti-
sierung im Zeitalter Justinians (das auch das Zeitalter der Entstehung
des Corpus Areopagitieum ist!) herauszuarbeiten. Es
gibt einige Handlungen der Liturgie, wie z. B. die Elevation,
die noch heute deutlich machen, daß die Sezession des sakrali-
sierten Altarraumes mitsamt dem Klerus von der Gemeinde im
Grunde das frühchristliche Prinzip der Zeugenschaft der letzteren
und damit der Rechtsgültigkeit der Liturgie (nicht zuletzt
auch im Hinblick auf häretische Infiltrationen) in Frage stellen.
In derselben Linie liegt die Tatsache, daß der Ikonostas im
Gegensalz zu Kelch, Patene und Antimension kanonisch keineswegs
bindend für den Vollzug einer Liturgie ist. G. selbst bringt
mit dem Hinweis auf die, Gemeinde und Bischof vereinende
Sigmabank (S. 14ff, 088) ein ausgezeichnetes Beispiel dafür,
daß die konkrete Ecclesia in ihrer Identität mit der eucharisti-
sclien Koinonia (= Sorna Christi) das eigentliche Subjekt liturgischen
Handelns ist. Die Umwandlung der Sigmabank zum
klerikalen Subsellium und des Raumes der Trapeza zur Zone
des „schauerlichen Geheimnisses" hängt keineswegs nur und
alleinc, wie G. meint, mit dem Entstehen der Massenkirche zusammen
, sondern mit dem skizzierten weit älteren genetischen
Prozeß der Entfremdung ursprünglich unmittelbarer zu abgeleiteten
religiösen Identitäten (Repräsentation der eucharistischen
Koinonia im Klerikat, präziser in der episkopalen, später zu drei
Exousiai oder Poteslates differenzierten Monarchia). Eine Re-
pristination dieser Entwicklung dürfte kaum zur vom Vf. (und
von uns!) gewünschten Wiederbelebung frühchristlicher Prinzipien
der Liturgie und des Kirchenbaus hinführen, sondern zu
einem neuerlichen und rückläufigen Identitätsverlust der Gemeinde
als eucharistischer Kommunität, wobei die Ecclesia
bestenfalls als „vicaria vice" liturgischen Handelns verstanden
werden könnte. —

Umfassender Materialüberblick und ausgezeichnete Kenntnis
der Quellen zusammen mit einer den Leser laicht provozierenden
Art wissenschaftlicher Dialogführung machen Gambers Arbeilen
immer wieder zu einer anregenden Lektüre, die alte
Positionen überdenken und nach neuen Wegen der Forschung
(und dieses immer im Hinblick auf die heutige Situation) suchen
läßt — auch, wenn diese nicht immer seine Zustimmung
finden werden.

Halle (Saale) Konrad Onasch

Co va, Armando: Celebrazione eucaristica e fanciulli (Sal. 37,

1975 S. 731-764).
Dürig, Walter: Die mailändischc Sakramentartradiüon (MThZ 28,

1977 S. 181-187).
Gamber, Klaus: Zur Liturgie des Ambrosius von Mailand

(ZKG 88, 1977 S. 309-329).
Lindhardt, P. G.: De danske ordinationsritualer (KHS 1977

S. 7-50).

Liturgie des Übergangs im menschlichen Leben (Themenheft
Concilium 14, 1978, Heft 2)

Power, David: Liturgie des Ubergangs im menschlichen Leben
(S. 71-72)

Scasoltz, Kevin: Anthropologie und Liturgietheologie, Methodologische
Überlegungen (S. 73—79)

Kavanagh, Aidan: Bürgerliches Ritual und kirchliches Ritual
bei der Feier von Höhepunkten im Lebenszyklus (S. 80—86)

Scharfenberg, Joachim: Menschliche Reifung und christliche
Symbole (S. 86-92)

Zenger, Erich: Ritus und Rituskritik im Alten Testament
(S. 93-98)

Schecr, Anthnnius: Die Ostervigil — ein Ubergangsritus? Eine
Untersuchung über das Wesen der liturgischen Osterfeier
(S. 99-105)

Arx, Waller von: Die Segnung der Mutter nach der Geburt.
Geschichte und Bedeutung (S. 106—111)

150

Rouillard, Pliilippe: Die Liturgie des Todes als Ubergangsritus
(S. 111-116)

Borobio, Dionisio: Die „vier Sakramente" der Volksreligiosität
. Eine kritische Betrachtung (S. 117—125)

Power, David: Die Odyssee des Menschen in Christus
(S. 126-133)

Biemer, Günter: Kontroverse über das Finnalter als typischer
Konfliktfall zwischen Kriterien der Theologie und Erfordernissen
pastoraler Praxis (S. 133—138).
Löwe, Hartmut: Das Fest, das Gottesdienst heißt. (Quut. 42,
1978 S. 22-28.

Bischof Michail: Die Predigt im Gottesdienst der Russischen
Orthodoxen Kirche (ZdZ 1977 S. 208-218).

Mudde, Willem: Neue Wege in der Orgclbegleitung des Gemeindegesanges
(MuK 48, 1978 S. 6-11).

Opp, Walter: Grundprobleme der Begleitpraxis (MuK 47, 1977
S. 266-278).

Scliuberth, Dietrich: Ziele und Moglichkeilen der Begleitung des
Gemeindegesanges (MuK 47, 1977 S. 262-266).

Siemoneit, Hnns Rudolf: Geistliche Lieder für unsere Zeit.
Chorausgabe Heft 4. Taufe, Konfirmation, Abendmahl, Trauung
, Bestallung, hrsg. in Zusammenarb. m. F. Grünke, H.
Kornemann u. A. Weyand. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus
Gerd Mohn; Bielefeld: Luther-Verlag [1977]. 32 S. 4°.
DM 12,80.

Steiger, Renale: Methode und Ziel einer musikalischen Hermeneutik
im Werke Bachs (MuK 47, 1977 S. 209-224).

Touliatos-Banker, Diane: The „chanded" vespers Service (Kl. 8,
1976 S. 107-126).

Triacca, Achille M.: Celebrazioni liturgiche per „non adulti":
aperture, Utopie o futuro della riforma liturgica? (Sal. 37,
1975 S. 765-791).

Wenz, Helmut: Abendmahl mit Wein und Traubensaft
(DtPfrBI 78, 1978 S. 168-170).

Widmann, Joachim: Kirchenmusik in der Gegenwart (MuK 48,
1978 S. 1-6).

Praktische Theologie:
Katechetilc/Religionspädagogik

Bender, Wolfgang, u. Johannes Dcuinger: Religionskritik, T.
München: Bayerischer Schulbuch-Verlag [1973]. 151 S. 8° =
bsv Studienmaterial.

Oer Umgang mit ausgewählten Quellenstücken ist bei der
Arbeit mit Schülern und Studenten eine gute und erprobte
Sache, vorausgesetzt, die zur Verfügung stehenden Quellenhefte
sind wissenschaftlich zuverlässig und pädagogisch durchdacht
erarbeitet. Beides gilt in hohem Maße von den von Wolfgang
Bender, wiss. Mitarbeiter an der Universität Frankfurt, und
Johannes Dcninger, Professor für Religionsphilosophie an derselben
Universität, zusammengestellten Quellen zur Religionskritik
, wobei nicht die von innen kommende, sondern die
externe Kritik gemeint ist, „die entweder von einem dezidiert
antireligiösen oder antitheologischen persönlichen Standpunkt"
ausgeht, „oder aber Religion und Theologie mit den Mitteln
außertheologischcr Wissenschaften, z. B. Psychologie und Soziologie
", analysiert. Den Texten vorangestellt ist jeweils eine sehr
knappe, aber äußerst instruktive Einleitung mit den wichtigsten
biographischen Daten und einem überblick über die reli-
gionskritische Gedankenwelt des betreffenden Autors. Dann folgen
die Texte selbst, die — soweit der Rez. das aus eigener
Kenntnis der Originalwerke beurteilen kann — sehr geschickt
ausgewählt sind. Schade ist nur, daß nicht immer ersichtlich ist.
wann die Arbeiten ursprünglich erschienen sind, denn verständlicherweise
wird jeweils aus den vorliegenden und in jeder
wissenschaftlichen Bibliothek zugänglichen Werkausgaben zitiert
. Dankenswert ist auch, daß auf vorliegende Taschenbuch-
ausgaben hingewiesen wird. Außerdem werden Hinweise auf
weiterführende Sekundärliteratur gegeben, wobei freilieh auf
ältere, z. T. sehr gute und bewährte Titel verzichtet wird. Das
empfinde ich doch als einen Mangel, denn sie sind oft einer
unverdienten Vergessenheit anheimgefallen. Man sollte in einer
pädagogischen Zwecken dienenden Veröffentlichung durchaus
den Mut haben, durch eine sicher immer subjektiv gefärbte Aus-

Theologische Literuturzeitung 104. Jahrgang 1979 Nr. 2