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Ausgabe:

1979

Spalte:

134-136

Kategorie:

Systematische Theologie: Dogmatik

Titel/Untertitel:

Alles in Christus 1979

Rezensent:

Kühne, Hans-Jochen

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Herms, Eilert: Die Einführung des allgemeinen Zeichenbegriffs.
Theologische Aspekle der Begründung der reinen Semiotik
durch Ch. W. Morris (NZSTh 20, 1978 S. 16-38).

Lang, Bernhard: Ernst Bloch als Leser des Alten Testaments
(ThQ 158, 1978 S. 110-120).

Laube, Johannes: Westliches und östliches Erbe in der Philosophie
Hajime Tanabe's (NZSTh 20, 1978 S. 1-15).
S. 182-190).

Schmalenberg, Erich: „...lernen mit dem Unglück zu leben"?
Ein Beitrag zum Gespräch mit Ernst Topitsch (NZSTh 20,
1978 S. 192-202).

Valadier, Paul: Christliche Dekadenz und Wiederaufleben des
Göttlichen. Die Ambivalenz Nietzsches und der Nietzsche-
Interpretation (StZ 103, 1978 S. 395-406).

Varieties of Christian-Marxist dialogue. Hrsg. von Paul Mojzes
(JES 15, 1978 S. 1-210).

Villalibre, Modesto Bcrciano: Formas de pensumiento y modos
de produeeiön: su relaciöu en Martin Heidegger (RAE 19,
1978 S. 75-141).

Systematische Theologie: Dogmatik

Subilia, Vittorio: Prcsenza c Assenza di Dio nclla coscienza
moderna. Torino: Editrice Claudiana [1976]. 123 S. gr. 8° =
Collana della Facolta Valdese di Teologia, 13. L. 3.200.-.
Das Buch enthält drei Abschnitte: I. Todeskampf des Glaubens
. II. Die ökumenische Theologie. III. Die Theologie
Karl Barths.

I. Festgestellt wird zunächst die allgemeine Ausbreitung
des Atheismus. Der primitive Mensch lebte in einem mythisch
-furchtsamen Glauben. Im Laufe eines Jahrtausends
macht sich der Mensch von diesen Vorstellungen frei. August
Comte, der Begründer des modernen Posilivismus,
glaubte, ohne Gott auskommen zu können. Naturwissenschaft
und Technik traten an Gottes Stelle. Heute leben wir
>n einem atheistischen Zeitalter. Auch das Alte Testament
kennt Gottlose, aber der Fromme war sich seines Gottes bewußt
. Die heutige Zeit hat Gott nicht mehr nötig. Der allgegenwärtige
Gott der Bibel existiert nicht mehr; die Rede
von Gott, auch die Predigt verfängt nicht mehr, der Atheismus
durchtränkt alles. Au der Gleichgültigkeit der Menschen
s>nd die Christen selbst schuld. Mancher fragt sich: Ist die
Endzeit schon hereingebrochen? (17).

Der II. Teil handelt von der Theologie der Ökumene. Es
wird die Grundlage der Zugehörigkeit der Kirchen zum Weltkirchenrat
untersucht, die Basisformcl, die 1961 in Neu-
Delhi erweitert wurde, als die orthodoxen Kirchen sich dem
Rate anschlössen. Der Vf. erörtert die Schwierigkeiten, die
sich aus der Verschiedenartigkeit der einzelnen Kirchenverfassungen
und Glaubensbekenntnisse ergeben; gemeinsames
Gebet ist wohl möglich, aber nicht immer der gemeinsame
Empfang des Abendmahles. Kann Gott der Herr an kirchliche
Ordnungen gefesselt werden (25ff)? Dazu kommt die
abnehmende Zahl der Bekenner in den einzelnen Kirchen,
die Unzufriedenheit mit den kirchlichen Zuständen. Die
Kirchen müßten sich selbst vom Evangelium her erneuern.
Der kirchlichen Ökumene steht ein anlikirchlicher Ökumenismus
gegenüber (36ff).

III. Den weitaus größten Teil der Abhandlung nimmt die
Darstellung der Theologie Karl Barths ein, zu dessen Anwalt
sich der Vf. macht. Der Gott, den der Schweizer Theologe
in seiner kirchlichen Dogmatik entwirft, ist kein Gott,
der der heutigen Welt gefallen kann; dennoch ist er der
Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, der Gott, der sich als
Vater, Sohn und heiliger Geist offenbart (50). Um diesen
Gott zu finden, bedarf es einer tiefgehenden Umformung
der Menschen und der Kirchen.

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Barth setzt einen neuen Anfang: er geht vom Worte Gottes
aus, wendet sich ebenso gegen die Praxis der Orthodoxie
und Heterodoxie wie gegen den Anthropozenlrismus Schleiermachers
und gegen die Entmythologisierung Bultmanns,
weil hier wie dort den Forderungen der Gesellschaft und der
modernen Zeil Rechnung getragen wird. Man kann Gott
nicht mit menschlichen Maßen messen (59). Gott kann nur
im Lichte der Eschatologie gefunden werden. Diese Theologie
ruht auf dem Wort und auf der Offenbarung, auf dem
Dialog zwischen Gott und dem Menschen. Die Offenbarung
ist der redende Gott (62). Darauf beruht die Begegnung des
Menschen mit Gott. Die Inkarnation des Wortes ist Jesus
Christus (64). Auf diese Weise hängt die Offenbarung eng
mit der Dreieinigkeil zusammen. In Jesus Christus wird
Gott selbst zum Offenbarer. Das Wort Gottes regiert und
erneuert die Welt. Der Prozeß Christi setzt sich bis zum
heutigen Tage fort; er bedeutet die Verdammung der Kirche.
Aber es erfolgt die Auferstehung, Gott erbarmt sich der
Menschheit. Das Evangelium muß weiter gepredigt werden.
Gott läßt sich nicht verneinen, er behält seine freie Überlegenheit
, seine Heiligkeit. Er will auch den Menschen daran
teilnehmen lassen, denn Gott liebt den Menschen. Unablässig
ist Gott tätig; er ist für den Menschen, crer in der
Gnade des Glaubens steht, stets erreichbar (69ff). Auch heute
gilt noch das „sola Ilde, sola scriptum" der Reformationszeit.

Gott bleibt sich immer gleich: es gibt auch keinen historischen
Jesus und einen des Glaubens: es gibt nur einen
Christus, der die Welt verwandelt. Jesus war auch kein
Aktivist: politische und wirtschaftlich-soziale Verhältnisse hat
er nicht verändert.

Im Abschnitt III/7 wird vom heiligen Geist gehandelt und
es werden die verschiedensten Ansichten über die Trinität zitiert
. Barth sagt schlicht und einfach: der heilige Geist unterscheidet
sich von allen anderen Geistern durch seine absolute
Identität mit der Person und dem Werke Jesu Christi (94). In
der Folge wird fast ausschließlich auf die Darstellung in der
Dogmatik Barths verwiesen.

Der letzte Abschnitt HI/8 ist der Ungläubigkeit der Menschen
gewidmet, die Barth als vorübergehend bewertet, weil
bei Gott ja schon alles entschieden sei (105). Wie die Fußnoten
zeigen, hat diese Behauptung Barths manche Gegenstimme hervorgerufen
.

Abschließend ist zu sagen, daß das vorliegende Buch ein
gründliches und nützliches Werk ist, und vor allem von jenen
dankbar angenommen werden wird, die nicht in der Lage sind,
die Bände der Barth'schen Dogmatik zu lesen.

Wien Grete Meeoujcffy

Scheele, Paul-Werner: Alles in Christus. Theologische Beiträge
L Pnderborn: Verlag der Bonifacius-Druckerei [1977]. 214 S.
8°. Kart. DM 24,-.

In zwölf, z. T. bisher unveröffentlichten Aufsätzen, versucht
der Paderborncr Weihhischof die „in Christus und durch ihn"
geschehene „Möglichkeit einer radikalen Erneuerung" angesichts
der „Größe und Grenze, Chance und Gefährdung unserer Generation
" (S. 7) aufzuzeigen. Theologische Arbeit begegnet uns
hier als engagierte Seelsorge.

Die einzelnen Aufsätze werden nicht in der Reihenfolge ihrer
Entstehung vorgelegt, sondern sind einander thematisch zugeordnet
. Auch wenn eine weitere Gliederung vom Vf. nicht vollzogen
worden ist, ergeben sich zwei Komplexe. In der ersten
Hälfte spannen sich die Aussagen von einer Theologie des
Wortes bis zur katechetischen Verkündigung der Schöpfung
durch das Wort. Sie umfassen dabei Fragen des Dogmas und
des Mythos (1. Plädoyer für eine Theologie des Wortes.
S. 9-19; 2. Zur Geschichtlichkeit des Dogmas, S. 20-31; 3.
Kirchliches Dogma und persönliches Gewissen im Widerstreit,
S. 32—49; 4. Der Mythos im Urteil der heutigen Theologie,
S. 50—71; 5. Das Hier und Jetzt des göttlichen Schaffens, S.
72—84; 6. Das Schöpfungsgeschehen als Basis der katechetischen

Theologische Literaturzeitung 104. Jahrgaug 1979 Nr. 2