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Ausgabe:

1979

Spalte:

102-103

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Melugin, Roy F.

Titel/Untertitel:

The formation of Isaiah 40-55 1979

Rezensent:

Sauer, Georg

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Bon J excgese mais dun cxegete", S. 9) spricht eine Sprache, die
einem Alttestamentler zum Teil esoterisch vorkommen muß,
auch wenn er sich ein ganze* Menschenlehen dem Studium des
Alten Testaments gewidmet hat.

Das Buch „non cT excgese" gibt also keine Texterklärung; es
will zusammenfassen, „Strukturen" aufdecken. Es redet nur
implizit vom Neuen Testament, wie der Index der biblischen
Zitate zeigt: 12 Kolumnen Altes Testament, kein einziges
Zitat aus dem Neuen (S. 313—318). In einer Einleitung und
7 Kapiteln ist nacheinander von folgendem die Rede: Das
Äußerliche des Buches; das Gesetz; die Propheten; die Weisen;
das Buch; die Apokalyptik; der neue Bund; der Leser. Gewisse
moderne Linguisten bringen es fertig, wie es dem Rez. vorkommt
, einfache sprachliche und philologische Tatsachen ganz
kompliziert in einer technischen Fachsprache vorzustellen, die
nur im engen Kreise der Fachgenossen verstanden wird. Der
Vortrag Beauchamp's in Uppsala war dafür ein Beispiel. Auch
in seinem jüngsten Buche hat er sich dieses Verfahrens wieder
hedient. Mit dem Inhalt, soweit für mich verständlich, kann
man wohl einverstanden sein, obwohl nicht in allen Einzelheiten
(z. B.: die ketübitn können nicht ohne weiteres „Weisheit"
genannt werden).

Nijmegen J. P. M. van der Ploeg O. P.

Altes Testament

Ainmassari, Antonio: La Kcligione dei Palriarchi. Studi hihlici.
Rom: Pontificia Univcrsitä Urbaniana. CittäNuova Editrice
[1976]. 305 S. 8°. Lire 4.500.

Es handelt sich um eine Sammlung von sieben Studien, die
sich nach dem letzten darin enthaltenen Aufsatz nennt. Wir
wollen kurz die einzelnen Beiträge durchgehen.

1) „Gedenke an David und alle seine Mühsal... (Ps 132,1):
Historische Auslegung eines Psalmes" (S. 9—135): es handelt
sich um die neueste diesem so wichtigen Text gewidmete Monographie
, worin der Autor eine große Menge historischer, philologischer
und exegetischer Materialien sammelt. Sie wird in der
Zukunft unentbehrlich sein für jeden, der sich mit dem Psalm
132 beschäftigt.

2) „Die Redaktion des Bundesbuches und der Stil der juridischen
Akten in Eleph anlinc" (S. 137—48): man vergleiche besonders
die Seiten 145—48, wo der Autor den Stil des Bundes-
buches mit den Texten aus Elephantine vergleicht, auf Grund
der Folge: Verbform im Perfekt gefolgt von einer anderen
Verbform im Imperfekt. Der Autor verweist S. 145 auf die
Texte: Meissner 2-4, Kraeling 11,2—3 und Cowley 1,3—4;
11,1—2; 26,3—4; 45,2—4 usw. M. E. ist dieser Vergleich sehr
wichtig wegen der Schlußfolgerungen auf S. 147: „Am Ende
dieser Untersuchung ist man berechtigt zu schließen, daß gerade
das sprachliche Gewand, der direkte asyndetische Stil von
Pafekl und Imperfekt, weicher die Autoritätssteilung ausdrückt,
in der das Handlungssuhjekt im Bundesbuch dem Landherr
gegenübertritt, einen Gesichtspunkt ergibt, der uns das Verhältnis
der Redaktoren der Geselzcsakten zum gemeinsamen
Erbe mesopotamischer Tradition neu beurteilen läßt" (Hervorhebung
vom Vf.). Diese Arheilshypothese ist m. E. neu im Vergleich
zu jenen von J. J. Rabinowitz, E. Y. Kutscher, R.
Yaron, Y. Muffs und bildet in dieser Aiifsatzsammliing die
originellste Hypothese. Zu bedauern ist, daß italienische Autoren
wie G. Furlnni. Leggi delTAsia Anteriore Antica, Roma 1929;
F. Vattioni, Recenti studi suir.MIcanza nella Biblia e neRAntico
Oriente: AIUON 17 (1967) S. 181-226; A. Verger, Ricerche sui
papiii aramaici di Elefantina, Roma 1965 (Studi Semitiei n. 16),
nicht angeführt werden.

3) „Die Prophezeiungen Jeremias gegen Rabylon, Jer 50
und 51" (S. 149—91): der Autor schreibt Jer 50 und 51 zwei
verschiedenen Autoren zu und hält Jer 51 für einige Jahrzehnte
älter als Jer 50, weil er die Verse 46—47 als eine Glosse,
H—28 als Zusatz und 57—58 als Neubearbeitung ansieht.

„Die Siedlung eines Hirten und sein Vertrauen, für immer
in dem Hause des Herrn zu wohnen (Psalm 23)" S. 193-202):

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Auslegung von Ps 23. Für Vers 6 fehlt eine Diskussion der
Hypothese von O. Eißfeldt, Bleiben im Hause Jahvcs, in R.
Stiehl und H. E. Stier, Beiträge zur Alten Geschichte und deren
Nachleben, Festschrift für F. Altheim I, S. 113-17. Vielleicht
wird eine umfassende Prüfung der Ostraka von Arad (zur Edition
dieser Texte vergleiche man Y. Aharoni, Arad Inscriptiones,
Jerusalem 1975, hebr.) es ermöglichen, die Hypothese von
Eißfeldt aufzunehmen oder abzulehnen; sie sollte jedenfalls angeführt
werden.

5) „Die traditionelle jüdische Auslegung des Psalmes 22"
(6. 203—20): der Autor verfolgt die Entwicklung der jüdischen
Auslegung dieses Textes bis zum Neuen Testament.

6) „Bemerkungen zur Textgeschichte des Alten Testaments"
(S. 221—31): Uberblick über das Qumranproblem; man sollte
M. Martin, The Scribal Charakter of the Dead Sea Scrolls, 1—II,
Louvain 1958 anführen, besonders für IQ Is. vgl. op. cit.
S. 592f.

7) „Die Religion der Patriarchen'' (S. 233—49): vielleicht aus
Zeitgründen hat der Autor das grundlegende Werk von Th. L.
Thompson, The Historicily of the Palriarchal Narratives,
BZAW 133, Berlin 1974, nicht beachtet, das Behauptungen folgender
Art unhaltbar macht: „Tatsächlich gleichen die Patriarchen
eher Fürsten, die ihrem Ursprtingsland entwurzelt sind
und, in ein neues Land gelangt, Beziehungen unterhielten, die
wir bestimmen können als Völkerrechlsbeziehungen mit den
Königen, die sie antrafen (S. 238)" (Hervorhebung vom Vf.).
übrigens betont der Autor in diesem Aufsatz auf den Seiten
230—37 die Stellen, welche die Zugehörigkeit der Gottheit zu
den Patriarchen in einer Art von persönlichem Verhältnis,
gleichsam einem des Besitzes, unterstreichen. Diese theologische
Vorstellung wird in der nachexilischen Zeit wieder aufgenommen
, wie aus den Eigennamen yahulakim, yahulanu (YHWH
ist euer, unser Gott) hervorgeht; für diese Namen vgl. M. D.
Coogan, Patterns in Jewish Personal Names in the Babylonian
Diaspora, JSJ 4 (1973) S. 183-91, und M. D. Coogan, West
Semitic Personal Names in the Murasu Documents, Missoula
Montana 1976: S. 27.50; vgl. auch G. R. Driver, New Arameans
Names in Egypt, JEA 25 (1939) S. 175-76. Auf S. 246 behandelt
der Autor das Problem des Kultes in Elephantine, wo
YHWH als „Herr des Himmels" erwähnt wird; in diesem Zusammenhang
möchte ich an den dokumentierten Artikel von
F Vattioni, Aspetti del culto del signore dei cieli, I, Augustini-
anum 12 (1972) S. 479-515 erinnern, besonders S. 512-15 für
die ägyptische-aramüischen Texte, und II, Augustinianum 13
(1973) S. 37—74, besonders S. 41—46 für das Alte Testament.

Rom Felirc Israel

Melugiu, Roy F.: Tue Formation of Isaiah 40—55. Berbn—
New York: de Gruyter 1976. XI, 186 S. gr. 8° = Beiheft
zur Zeitschrift für die alttestamentl. Wissenschaft, 141. Lw.
DM 68,-.

Das Hauptanliegen des Vfs. ist letztlich darin zu suchen, daß
er nach einer nunmehr über 200jährigen Geschichte der Erforschung
der Probleme des Ruches Jesaja. die vornehmlich der
Analyse der 66 Kapitel in verschiedenen Stadien gewidmet war,
eine synthetische Betrachtung anstrebt. Er tut dies, wie der
Titel des Buches angibt, in Ausführlichkeit für die Kapitel
40—55. Kr läßt aber auch gelegentlich durchblicken und spricht
es besonders ain Ende seines Werkes (S. 176—178) aus, daß er
das Ganze des Buches im Auge hat. Zwar sind diese Ausführungen
„not ineant to be definitive but ratber provocative" (S. 178),
aber immerhin kann er sagen: ..Althougli chaplcrs 40—55
manifest a literary iiilcgrity of Iheil own within the Book of
Isaiah, the fact remains ihat these chaplers are somehow
related to the whole of Isaiah" (S. 176).

Man inl gut daran, diese Grundintention im Auge zu haben,
wenn man die Deduktionen für Jes 40—55 richtig verstehen will.
Denn gerade hier wird der mit Akribie unternommene Versuch
gemacht, die Einheil und besonders die Sinnhaftigkeit in thematisier
und systematischer Hinsicht der Deutcrojesnjn zugeschriebenen
Kapitel aufzuweisen.

Theologische Literaturzeitung 104. Jahrgang 1979 Nr. 2