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Ausgabe:

1979

Kategorie:

Praktische Theologie

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 104. Jahrgang 1979 Nr. 12

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heit dokumentiert sich durch häufige gesellschaftliche Bezugnahmen
, wobei Actualia (wegen des Abstanden zwischen Ereignis
und Predigtpublikation) nur vorsaht in eruälml werden. Man predigt
nicht zur Kirche hinaus, sondern in sie hinein. Ein fröhlich-
dankbarer Bußton herrscht vor.

Die Autoren - nach Ausweis des Mitarbeitcrverzeichnisses ein
konstanter Stab - sind meist Gemeindepfarrer; es fehlen aber nicht
Theologen und Religions-Pädagogen. Ihre jeweiligen theologischen
Positionen sind nicht uniform, wohl aber ist eine für den Benutzer
heilsame Konformität festzustellen.

Der jeweiligen Predigt schließen sich zwei Ergänzungen an:
. .Zur Auslegung" - ,,Zur Besinnung" - (also herkömmlich Exegese
und Meditation). Sie legen gleichsam Rechenschaft ab über den
Weg, der vom Text zur Predigt führte. Dabei erweist sich, daß bei
theologisch abwägender Grundhaltung, die Verfasser mit gegenwärtigen
exegetischen Diskussionen vertraut sind. Dem häuslichen
Leser wie dem Lektor sind diese Ergänzungen Anreiz, sich noch
intensiver mit dem ausgelegten Text zu befassen. Gut formulierte
und auf die Predigtaussage bezogene Gebete sowie Liedvorschläge
und Nennung der Altarperikopen bieten eine nützliche Zugabe.

Zwei Probleme seien angedeutet: Die Einschätzung des Atheisten
und des Atheismus (5. Reihe S. 290 unten) geschieht doch
etwas zu pauschal und beinahe in Schwarz-Weiß-Manier. - Es fehlt
in beiden Bänden eine Vorlage zur Christvesper. Gerade an diesem
Tage wäre der Einsatz von Lektoren in Gemeinden mit drei und
mehr Predigtstätten sehr geboten und nötig.

In summa: eine angemessene, gut brauchbare Handreichung
für Haus und Gemeinde. Sie kann als Beweis angezogen werden
dafür, daß die Ix'sepredigt kein Aschenbrödeldasein zu führen
braucht, auch wenn die großen Xamen aus Theologie und Kirche
im Mitarbeiterverzeichnis nicht zu finden sind.

Berlin Johannes Adler

Arens, Heribert, Richardt, Franz, u. Josef Schulte (Homiletische
Arbeitsgruppe): Positiv predigen. Homiletische Hilfen und Beispiele
. München: Claudius-Verlag [1977]. 119 S. gr. 8°. Kart.
DM 12,80.

Nachdem die gleiche katholische Arbeitsgruppe im gleichen
Verlag ein Buch über Kreativität in der Predigt herausgegeben hat
(rezeasiert in. ThLZ 100, 1975 Sp. 470f), wendet sich das Team jetzt
dem Problem des positiven Predigens zu. Was die Vf. unter positiv
verstehen, wird nicht definiert, aber ausgiebig umschrieben. Ausgangspunkt
ist das Bedürfnis der Predigthörer, anerkannt, bestätigt
, als o. k. befunden zu werden. In der üblichen Verkündigung
und in den geläufigen liturgischen Texten wird der Christ häufig
mit seinem „Nicht-o. k.-Bild" konfrontiert. „Wie viele liturgische
Orationen z.B. sind nach dem Grundschema gestaltet: Gott, von
uns aus können wir nichts! Darum bitten wir dich: Komm unserer
Schwachheit zu Hilfe . . .!" (16). Das soll nach Ansicht der Vf. anders
werden. „Mit zunehmendem Erwachsenwerden muß dem
Menschen die Erkenntnis vermittelt werden, daß er einen Selbstwert
hat, daß es bei seinem Bemühen Gelingen gibt, daß bei ihm
vieles in Ordnung ist" (16). Auf diese theologische Zielsetzung sind
die empfohlenen homiletischen Mittel abgestimmt. Ausgangspunkt
der einzelnen Predigtvorbereitung sollen positive Erlebnisse und
Erfahrungen sein. Sie umfassen einen weiten Bereich. Eino von
Brecht übernommene Liste schließt ein: „Der erste Blick aus dem
Fenster am Morgen, das wiedergefundene alte Buch, begeisterte
Gesichter, Schnee, der Wechsel der Jahreszeiten, die Zeitung, der
Hund, die Dialektik, Duschen, Schwimmen, alte Musik, Schreiben,
Pflanzen. Reisen, Singen, Freundlichsein" (22). Die homiletische
Verarbeitung erfolgt in vier methodischen Schritten: Erlebnisse
und Erfahrungen werden entdeckt, notiert, meditiert und mit biblischen
Aussagen in Verbindung gebracht. Negative Erlebnisse der
Hörer sollen nicht verdrängt, sondern verarbeitet werden, und die
Vff. diskutieren eine Fülle von Möglichkeiten, wie man aus negativen
Anlässen positiv predigen kann, und bemühen sich, Verständnis
für die Probleme der Hörer zu wecken. Der Prediger steht nicht
„. . . über den Interessen, Bedürfnissen. Fragen. Befürchtungen

oder Verärgerungen des Hörers, sondern er versucht, diese ernst
zu nehmen. Und das sollte der Hörer spüren: Der Prediger versteht
mich; er versteht meine Fragen, meinen Ärger, meine Erfahrung"
(44). Dieses alte Anliegen der Homiletik bringen die Vff. mit neuen
Worten zur Geltung und bieten Predigtbeispiele sowie Belege aus
der Literatur. Breiten Raum nimmt die Problematik ein, wie der
Inhalt der Predigt in Beziehung zum Leben der Hörer gesetzt
werden kann. Die Vielfalt der Möglichkeiten kommt in folgender
Liste zum Ausdruck: „befehlen, anordnen, auffordern, verbieten,
erlauben, fordern, verlangen, ermahnen, herausfordern, tadeln,
verurteilen, bitten, beauftragen, nahelegen, empfehlen, warnen,
raten, einladen, locken, wünschen, ermutigen, befürworten. loben,
bestätigen, gutheißen, danken, beglückwünschen, billigen, erfreuen
Mitgefühl äußern, erzählen, versichern, klagen, verzeihen, entschuldigen
, klarmachen, unterrichten, fragen, argumentieren, belehren
, feststellen, behaupten, antworten, beschreiben, auslegen,
deuten, veranschaulichen, erzählen, zu Bedenken geben, verheißen,
bezeugen, sich verbürgen, garantieren" (66f). Weitere Kapitel
gelten einzelnen Randproblemen. Ins Blickfeld tritt die averbale
Kommunikation, die Wirkung von Mimik. Gestik und Lautstärke.
Behandelt wird auch die negative Auswirkung von Negationen,
und ein Kapitel ist dem Humor gewidmet.

Die Vf. unterscheiden eine Beziehungsebene der Predigt und
eine Inhaltsebene (63). Der vermeintlich positive Inhalt ist weithin
dadurch bestimmt, daß der Prediger den Menschen, wie er ist, O. k.
spricht. Umkehr und Erweckung treten nicht ins Blickfeld. Eine
Blickrichtung auf das Heilshandeln Gottes ist ebenfalls nicht er-
keimbar.

Halle (Saale) Ernst Lerle

Albertz, Heinrich: Diesseits von Eden. Stuttgart: Radius-Verlag

[1979]. 91 S. 8° = Radius Bücher. Kart. DM9.80.
Hirschler, Horst: Der Alltag des Hörers in der Predigt (PB1 119,

1979 S. 366-371).
Jörns, Klaus-Peter: Geistlich reden. Homiletik im Rahmen von

Praktischer Theologie als Geisteswissenschaft (DtPfrBl 79, 1979

S. 131-135).

Koch, Ernst: Der Prediger und die Predigt (ZdZ 32. 1978 S. 460
bis 464).

Nitsehke, Horst [Hrsg.]: Jugendgottesdienste 2. Gütersloh: Gütersloher
Verlagshaus Gerd Mohn [1979]. 141 S. 8°. Kart.
DM 18,80.

Nitsehke, Horst in Zusammenarb. m. H.-D. Knigge [Hrsg.]:
Trauung 2. Predigten, Gebete, Voten, Besinnungen, neue Formen
. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn [1979].
137 S. 8°. Kart. DM 18.80.

Tourn, Giorgio: Meditando su temi inattuali (Protest. 33. 1!>7S
S. 120-129).

Praktische Theologie:
Seelsorge/Psychologie

Hiltner, Seward: Tiefendimensionen der Theologie. Grundbegriffe
des Glaubens aus psychodynamischer Sicht. Aus dein Amerikanischen
übers, u. m. e. Einführung v. Richard Ricss. Göttingen:
Vandenhoeck & Ruprecht [1977]. 165 S. gr. 8°. Kart. DM 28,-.

R. Riess, der Übersetzer dieses 1972 unter dem Titel „Theologi-
cal dynamics" in den USA erschienenen Buches, hat den Vf. nicht
nur in seiner Einführung (7-9) als einen „Pionier des Pastoral
Counseling in den Vereinigten Staaten und Professor für das Fach
,Theology and Personality' am Princeton Theological Seminary"
kurz vorgestellt, sondern sich in seiner eigenen „Seelsorge" (Göttingen
1973; vgl. meine Rezension in der ThLZ 99, 1974 Sp.286)
bereits eingehend mit der „Eduktiven Seelsorge" Hiltners beschäftigt
. Eine noch ausführlichere Darstellung der Konzeptionen
Hiltners hat D. Stollberg, Therapeutische Seelsorge (31972, 102 bis
108 und 203-275) geliefert. Während Stollberg damals das „Fehlen