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1979

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Systematische Theologie: Ethik

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Theologische Literaturzeitung 104. Jalirgang 1979 Nr. 12

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Systematische Theologie: Ethik

Mehedintu, Viorel: Die Eucharistie aus der Sicht der orthodoxen tation entzündet hat, stellt sich der Vf. auf die Seite der Kritiker

Kirche (MdKI 29, 1978 S. 110-110). Ebelings. Mit Joest und Wendebourg macht er ihm den Vorwurf,

Neuner, Peter: Der Modernismus und die Frage nach Gott (Cath das doppelte Verhältnis des Entsprechens und W idersprechens der

32, 1978 S. 299-309). beiden Reiche zueinander nicht durchzuhalten, weil die Relation

Pannenberg, Wolfhait: Die Augsburger Konfession und die Ein- des Entsprechens sich nur im Widersprechen vollzöge und die

heit der Kirche (ÖR 28, 1979 S. 99-114). Güte der göttlichen Welterhaltung durch den Blick auf die mensch-

Ruh, Ulrich: Perspektiven der Eschatologie. Zur neueren Diskus- liehe Selbstrechtfertigung zu kurz komme. „Die seinshafte Gottsion
in der katholischen Theologie (HK 33, 1979 S. 249-253). gemäßheit der Ordnungen, sowenig sie rein philosophisch erkannt,

Werbiek, Jürgen: Zur Freiheit befreit? Fundamentaltheologische sondern wiederum nur vom Evangelium her als Gottes gnädige

und kontroverstheologische Überlegungen zur Rechtfertigungs- Welterhaltung wahrgenommen werden kann . . ., muß bei Ebelings

lehre (Cath 32, 1979 S. 212-241). Konzeption vom Selbstwiderspruch der Schöpfung, der zugleich

sündiger Widerspruch gegen den Schöpfer ist, vernachlässigt
werden" (212).

Der Vf. meint hier auch eine Grenze in Luthers Reden vom
weltlichen Regiment Gottes zu sehen, denn göttliche Welterhaltung
und menschliches ßofreiungshandeln müssen heute angesichts
der Verdorbenheit gesellschaftlicher Strukturen in neuer
Werbiek, Jürgen: Die Aporetik des Ethischen und der christliche Weise aufeinander bezogen werden. Dabei werden die Argumente
Glaube. Studien zur Fundamentaltheologie Gerhard Ebelings. Pannenbergs und Troeltschs gegen Luthers Zwei-Reiche-Lehre
München-Paderborn-Wien: Schöningh 1976. 359 S. gr. 8° = Positlv aufgenommen: die Zuordnung von „innerlich" und „Äußer-
Münchener Universitätsschriften. Fachbereich Kath. Theologie. lioh"' von subjektiver Gesinnung und objektiver Institutionalität
Beiträge zur ökumenischen Theologie, 12. Kart. DM 38,-. bleibe bei Luther unzureichend. Gegen Ebelings Kritik am römisch
-katholischen Naturbegriff macht der Vf. geltend, daß sitt-
Die „Studien zur Fundamentaltheologie Gerhard Ebelings", liches Handeln weitlos bleibt, wenn es allein Frucht des Glaubens
die Jürgen Werbiek als Dissertation an der Katholisch-Theologi- ist und nicht auch von der Welt herkommt, in der wir ein konischen
Fakultät in München vorgelegt hat, wählen die Aporetik des plexes Beieinander von Natur und Heilsgnade wahrnehmen.
Ethischen nur als Einsatzpunkt für die Beschäftigung mit Ebelings Im letzten Teil des Buches, der sich mit Ebelings theologischer
Iheologie und schneiden darüber hinaus eine Fülle von Themen Sprachlehre auseinandersetzt, wird noch einmal das Gegeneinan-
an, die zwischen Theologie und Philosophie verhandelt werden. der von Hegels Philosophie und Ebelings Theologie aufgegriffen.
Der Vf. sieht Ebeling als Fortsetzer einer Linie, die im 19. Jh. Hegels Sprachtheorie „kommt es nicht auf den situationsbezoge-
durch Kierkegaard und die neukantianische Tradition bezeichnet nen Sprachvollzug, sondorn auf die Theoriefähigkeit von Sprache
und in unserem Jahrhundert durch Heidegger fortgesetzt worden an. Die Sprache ist für Hegel deshalb nichts philosophisch Letzt-
■t. Ihr stellt der Vf. vor allem Hegels Philosophie entgegen und gültiges, keine nicht mehr hintergehbare Gegebenheit, sondern
beruft sich in der neueren Theologie vor allem auf Karl Rahner vom Geist . . . durchdrungenes Medium" (343). Dagegen wird für
und Wolfhart Pannenberg. Ebeling im Wortgeschehen die Totalität der Wirklichkeit umfas-

Es geht ihm bei der Aporetik des Ethischen um die Problematik send zugänglich,
des Menschseins, die von Ebeling als Weltverhältnis des Menschen Die Studien Werbicks leiden darunter, daß zu viele Themen anunter
dem Signum des Gesetzes beschrieben wird. Aus der escha- geschnitten werden und darüber der rote Faden der Darlegungen
Alogischen Wende im heilsgeschichtlichen Kontext bei Paulus verlorengeht. Ein vielfältiges Panorama theologischer und philoso-
macht Ebeling in der existentialen Interpretation des Gesetzes phischer Überlegungen wird vor dem Leser ausgebreitet, die nur
eine Differenz in der Existenz selbst. Dabei erweist sich für Ebe- durch den Bezug auf das Gesamtwerk Ebelings miteinander vereng
das Gewissen als „Brennpunkt der Wirklichkeit bzw. der bunden sind, aber es fehlen Zusammenfassungen und die Ki nn
Wirklichkeitserfahrung" (50), denn das Gesetz trifft den Menschen Zeichnung des methodischen Fortschritts, wodurch der Leser auf
im Gewissen und spricht ihn auf seine radikale Fraglichkeit hin an. einen Weg mitgenommen wird, über den er sich hinterher Rechen-
Ana Phänomen des Gewissens erarbeitet Ebeling auch die doppelte schalt geben kann. Auch die Einordnung Ebelings in die durch
eoram-Struktur des Menschen, die zur Voraussetzung für die Kierkegaard und den Neukantianismus bezeichnete Tradtition
Interpretation der Zwei-Reiche-Lehre Luthers wird: der Mensch wird mehr punktuell vorgenommen als systematisch gebündelt,
hat sieh im Blick aufsein Seinkönnen coram Deo zu verantworten Allerdings bleiben für den Leser, der sich durch diese formalen
und ist zugleich in Wahrnehmung seiner Weltverantwortung dem Mängel nicht irritieren läßt, die Nötigung zu fundamentaltheolo-
Urteil seiner Mitmenschen coram hominibus ausgesetzt. Zur ent- gischem Nachdenken und der Respekt vor der Gründlichkeit, mit
scheidenden ethischen Frage wird dabei, „ob der Mensch mit der der der Vf. nicht nur die neuere Philosophie zwischen Hegel und
Wahrnehmung seiner Weltverantwortung sich ein günstiges Urteil Wittgenstein, sondern auch die evangelische Theologie von Luther
coram hominibus erwirken will, um damit seine Fraglichkeit still- bis hin zu Pannenberg studiert und sich angeeignet hat.
zustellen, sein Gewissen zu beruhigen, oder ob er sich das Ende LeipZiK Joachim w
seiner Fraglichkeit - freilich nicht das Ende seines Fragens - nur
yon dem ihm im Wort zugesprochenen Urteil Gottes erhofft" (63).

Am Gewissen erweist sich so die „Zweiheit des Wortgeschehens als Abrecht, Paul: Ein neuer Schritt in der ökumenischen Sozialethik

Gesetz und Evangelium" (65) und nötigt den Menschen zur Ent- jjie Weltkonferenz über Glaube. Wissenschaft und die Zukunft

Scheidung, welcher Instanz er Letztgültigkeit zuweisen will. 1979) (ÖR 28, 1979 S. 1-10).

Der zweite Teil der Studien beschäftigt sich mit der Zwei-Reiche- Adam, Gottfried: Gottesobenbildlichkeit und Weltverantwortung.

Lehre und mit der fundamentaltheologischen Bedeutung, die Reflexionen zur Neuorientierung christlicher Ethik im wissen-

Ebeling ihr beimißt. Das hängt mit ihrer Ableitung aus der Rela- schaftlich-technischen Zeitalter (DtPfrBl 79, 1979 S. 263-265).

tionalität der beiden coram-Strukturen zusammen: der Glaube Altner, Günter: Glaube. Wissenschaft und die Zukunft - aktuelle

coram Deo geht als Grund den Werken coram hominibus voraus. Perspektiven christlicher Weltverantwortung (ÖR 28. 1979

Daraus ergeben sich Folgen für die Unterscheidung von eschato- S. 10-24).

logischem Heil und politischem Wohl, von Freiheit des Glaubens Bleickert. Günter: Ehe und Glauben (TThZ 87. 1978 S. 275-294).

und politischer Freiheit, von Letztgültigem und Vorläufigem. Der Commissio theologica internationalis. Propositiones de quibusdam

"Vf. meint sogar, daß Ebeling durch die so bezeichnete Zuordnung quaestionibus doctrinalibus ad matrimonium christianuni per-

-jede Relevanz des Politischen für den Glauben ausschließt, sosehr tinentibus (Gr. 59, 1978 S. 453^64).

sie die Notwendigkeit des Glaubens zur rechten Wahrung des Conte, Gino: Dio nella coscienza moderna (Protest. 33. 1978 S. 33

Politischen postuliert" (204). In der Diskussion über die Paralleli- bis 41).

tat der Unterscheidung von Gesetz und Evangelium und der Cornerotte. L.: Loi morale. valeurs humaines et situations de con-

Unterscheidung der beiden Reiche, die sich an Ebelings Interpre- flit (NRTh 100, 1978 S. 502-532).