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Ausgabe:

1979

Spalte:

903-904

Kategorie:

Neues Testament

Titel/Untertitel:

Aspects of wisdom in Judaism and early Christianity 1979

Rezensent:

Delling, Gerhard

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Seite 1

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903

Theologische Literaturzeitung 104. Jahrgang 1979 Nr. 12

904

Konkordanz, sind nach den gleichen Grundsätzen gearbeitet und
gleich angelegt wie die beiden bereit« angezeigten. Wieder fällt die
ungemein breite Anlage des Werke« auf, die indessen hinsichtlich
des Textes gänzlich auf die Ausgaben beschränkt bleibt. Der gegen
die ursprüngliche Planung in vollem Umfang in das Werk aufgenommene
Artikel xai überschreitet nach meinem Urteil mit seinen
78 Seiten die Grenze des Vertretbaren. Wirklichen Nutzen können
die z. T. sogar noch sehr umfangreichen Lemmata (vgl. z. B. Act
2,lff) kaum für jemandeji erbringen; wohl aber kosten sie jeden
Käufer fast KM) Mark. Natürlich sind nicht nur die 9104 Belege für
xai in N26 aufgenommen, sondern dazu auch die 1082 weiteren, die
sich nur in anderen der zugrundegelegten Texte finden (zum Vergleich
: schon das Wort an der elften Stelle in der Häufigkeitsliste
Lüii] kommt »eniger oft vor in N26). So bietet Job 10,4 nur der
Textus reoeptus das erste xai. Meines Erachtens müßte in einem
solchen Falle das ganze Lemma nach diesem Text gegeben werden;
das ist aber weder hier noch sonst der Fall, hier ist sogar nicht einmal
vermerkt, daß der Textus reeeptus iiyußuta statt rtdvxa liest
(in diesem Punkte richtiger z. B. zu Lk 15,24). Fehler dieser Art
finden sich wieder häufiger, bis dahin, daß unter exxaxioj nur die
zwei Stellen aufgeführt sind, an denen auch VS so lesen, nicht aber
die (4) anderen, an denen der t. r. ebenfalls dieses Wort anstelle
von eyxaxiu bietet (bei iyxaxim freilich angegeben).

Wieder stellen sich natürlich auch zu den Indexbuchstaben und
zur Auswahl der Lemmata Fragen. Wirklieh schwierig zu entscheiden
ist ein Fall wie dieser: Wenn iab-iuy zusammen mit nivtxt steht,
ist das - richtigerweise - durch einen Indexbuchstaben angezeigt;
Mk2,16 ist so markiert, N26 aber liest das von anderen Texten
gebotene xai nivte hier nicht. Es ist mithin Aufmerksamkeit beim
Auszählen solcher Belege geboten. Zwar eindeutig, aber überaus
merkwürdig ist die Bezeichnung des Verräters im Artikel 'lovd'ag
als „filius Simonis lscariotae", die sich nur auf Job 6,71; 13,26
(nach N26 auch auf Job 13,2; anders aber 12,4; 14,22) stützen
kann. Warum unter i:a auf id<o und umgekehrt verwiesen wird, ist
mir unklar geblieben.

Zu den Lemmata, aneikanntermaßen dem schwierigsten Gegenstand
, wäre ebenfalls wieder manches anzumerken. Wenigstens die
reichlich stiefmütterliche Behandlung der Mitarbeiter des Paulus
mag hier noch vorgeführt werden. Unter txxX^aia wird zu IKor
1,2; 2Kor 1,1; IThess 1,1; Phlm 2 allein Paulus als Absender genannt
, nur 2Thess 1,1 auch Silvanus und Timotheus (dafür ist das
Lemma gegenüber I Thess 1.1 um xai xvqUo '//jooü Xoumjf gekirnt
); unter 9e4s fehlen die Mitabsender IThess 1,1; 2Thess U,
erscheinen hier aber 1 Kor 1.1; 2Korl,l; unter &taaaXovixcvi ist
IThess 1.1: 2Thess 1.1 wieder allein Paulus aufgeführt, unter
"EXX/jy bei Acl 174 Silas ausgelassen; wirklich kritisch ist, daß
unter dtä ebenso wie unter euoH(iyd)) 2Kor 1,19 nur Silvanus aufgeführt
ist, nicht aber mehr Timotheus. Es wird also dabei bleiben
, daß de: Blick in die Textausgabe immer geraten ist.

Insgesamt ist es durchaus erfreulich, schon jetzt durch die Kombination
der erschienenen Teile der „Vollständigen Konkordanz"
und des zugänglich gemachten Teiles der Computer-Konkordanz
eine - leider nur fast vollständige - konkordanzmäßige Aufschließung
des gegenwärtig herrschenden Textes in der Hand zu haben.
Mit Blick auf die ..Vollständige Konkordanz" verfestigt sich allerdings
das Urteil, daß das ganze Unternehmen wohl doch zu weit
ausgreifend angelegt ist, als daß es noch in erwünschtem Umfang
praktikabel wäre und fehlerfrei entsprechend den eigenen Maßstäben
durchgeführt werden könnte. Der zweite Band bedarf der
Ergänzung durch Vergleichszahlen; man ist aber überhaupt etwas
enttäuscht, daß die Möglichkeiten der elektronischen Datenverarbeitung
nicht viel umfassender gerade auch zur mathemat ischen
Aufschlüsselung der gebotenen Zahlen eingesetzt worden sind.

Halle (Saale) Traugott Holtz

Wilken, Robert L. [Ed.]: Aspects of Wisdom in Judaism and
Early Christianity. Notre Dame - London: University of Notre
Dame Press [1975]. XXII, 218 S. 8° = University of Notre
Dame Center for the Study of Judaism and Christianity in
Antiquity, 1. Kldr. £ 9,80.

Der Band stellt 7 Referate aus einem Seminar des Department
of Theology der Universität von Notre Dame zusammen, die unter

dem im Titel genannten Thema ausgewählt sind. Sie sind gleichwohl
nicht nur vom jeweils behandelten Stoff her, sondern auch in
Fragestellung und Arbeitsweise /.. T. bemerkenswert verschieden.

Von den beiden speziell dem jüdischen Bereich geltenden Beiträgen
macht der J. Laporte1 zu verdankende Philo in the Tradition
of Biblical Wisdom Literature (103-141) die Gemeinsamkeiten
zwischen der Weisheitsliteratur der LX X und Philon sichtbar
in den Aussagen zu Weisheit und Wissen, den zwei Wegen, der
Präexistenz der Weisheit, dem (Seist Gottes. Stiftshütte. Gesetz.
Eden, dem Exodus, kultischen Symbolen, last not least auch in
der Formung der Gedanken. Aussagen der griechischen Philosophie
, die er aufnimmt, vermag Philon eine biblische Prägung zu
geben. H. A. Fischöl, The Transformation of Wisdom in the
World of Midrash (07-101), führt zahlreiche Möglichkeiten des
Einflusses paganer Weisheit (in einem weiteren Sinn des Wortes)
vor, sowohl dem Inhalt nach wie in der Gestaltung (im Kabinen
der Gattungen) wie in dem Bild des Weisen.

J. M. Robinson, Jesus as Sophos and Sophia: Wisdom Tradition
and the Gospels (1-10), behandelt speziell die Q zugeteilten
Worte, in denen Jesus als Verkünder der Weisheit bzw. als Weisheit
in Person begegnet. Erst auf der zeitlich letzten Stufe dieser
Worte verbindet sich nach R. mit ihnen der Gedanke der Ausschließlichkeit
Jesu; in den früheren erscheint Jesus als primus
inter pares (insbesondere neben dem Täufer). Das macht sich auch
im Urteil über die Bedeutung des Kreuzestodes Jesus geltend.
E. S. Fiorenza, Wisdom Mythology and the Christological
Hymns of the New Testament (17—41), zeigt zunächst das Unge-
nügen der formkritischen (Wengst) und der religionsgeschichtlichen
(Sanders) Arbeitsweise im Blick auf eine sachgemäße Einordnung
von Phil 2.0-11; 1 Tim 3,16 usw. auf (18-26). Weif ;
führt nach ihr die Unterscheidung zwischen einer Übernahme
mythischen Materials und einer reflective mythology, wie sie in
jüdischen Texten und neutestamentlichen Hymnen vorliegt. Diese
verwenden Züge mythischer Vorstellungsweise, um ihre spezifischen
Aussagen im Dialog mit Vorstellungen der Umwelt zu formen
. Nicht die (paganen) Parallelen bestimmen den theologischen
(»ehalt der urchristlichen Hymnen, sondern ihr theologisches Ziel
bestimmt die mythische Sprache (38). Diese programmatische
These ist nun noch an den Texten im einzelnen durchzuführen (37).
B. A. Pearson erörtert das Thema Hellenistic-Jewish Wisdom
Speculation and Paul (43-66) an Hand von 1 Kor L10-4.212. P.
zieht Verbindungslinien zu die Weisheit kennzeichnenden Aussagen
in der jüdisch-hellenistischen Literatur, sieht aber Paulus
zugleich auch bestimmt von apokalyptischer Theologie.

R. L. W ilken - der zudem eine Einleitung zu dem Band schrieb
(XV-XXII) - handelt über Wisdom and Philosophy in Early
Christianity (143-168) an Hand der Sprüche des Sextus. Nach
einer Einführung in diese geht er auf ihre Beziehungen zur alttesta-
mentlich-jüdischen Weisheit und zu den Jesuslogien ein und stellt
zumal die konkrete Bedeutung der sent Sext und verwandter

- auch paganer - Literatur für die (Selbst )erziehung zu rechter
Lebensführung heraus. Schließlich traktiert W. R. Schoedel das
Thema Jewish Wisdom and the Formation of the Christian Ascetic
(169-199) ebenfalls an Hand einer Einzelschrift, der 4. aus Codex
Nag Hammadi VII. ..Die Lehren des Silvanus"3, u. zw. im Blick
auf das Verhältnis zur jüdischen Weisheit - hier zeigt er neben
Gemeinsamkeiten (am bemerkenswertesten mit Sap) auch charakteristische
Unterschiede auf-, zur stoisch-kynischen Diatribe und
zu dem von S. so bezeichneten hellenistischen Hymnus, für den er
insbesondere wieder auf jüdische sapientiale Texte weist.

Die lieigegebene Bibliographie (201-210) reicht über die von den Autoren
genannte Literatur hinaus', umfaßt dagegen nicht alle von diesen angeführten
Arbeiten.

Uber das hier Angedeutete hinaus vermitteln die Beiträge Vielfalt
ige Erkenntnisse aus der speziellen Bearbeitung je eines Materialbereichs
und mancherlei anregende Erwägungen mehr grundsätzlicher
Art zum Gesamtthema. Dem Leser bleibt z. T. die - reizvolle

- Aufgabe, sich ihre Beziehungen zueinander deutlich zu machen.
Halle (Saale) Gerhard Delling

1 Vgl. ThLZ 98, 1973 Sp. 593f. ■ Dazu vgl. ThLZ 100,1975 Sp.7-23.

" Besonders eingangs in Auseinan- ' Anführenswert wäre speziell noch

dersetzung mit H. Conzelmann, NTSt Martin Hengel, Judentum und Helle-

12, 1965/66, 231-244. nismus, Tübingen 21973, 275-318.