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Ausgabe:

1979

Spalte:

900-903

Kategorie:

Neues Testament

Titel/Untertitel:

Vollständige Konkordanz zum griechischen Neuen Testament 1979

Rezensent:

Holtz, Traugott

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899

Theologische Literaturzeitung 104. Jahrgang 1979 Nr. 12

900

sich um so deutlicher. Sie läßt sich (so mit Recht der Vf.) nicht
beantworten durch die Gegenüberstellung von (christlicher) Pistit
und (jüdischer) Emuna, wie es schon der jüdische Rcligionsphilo-
soph Hugo Bergmann einst Martin Buber entgegengehalten hatte4.
„Das Neue und Singulare im Neuen Testament ist einzig die geschichtlich
einzigartige Person Jesu samt ihren Taten und Widerfahrnissen
sowie die durch Tod und Auferstehung Christi bedingten
theologischen Schöpfungen und Initiativen" (123). So gilt es, sowohl
Jesus in seiner jüdischen Heimat zu begreifen (171-183), in
seiner Außenseiterposition jenseits der Parteien, nahe beim Volk,
aber auch die für den Christen unaufgebbare Zusammengehörigkeit
zwischen dem irdischen Jesus und dem Christus des Glaubens
(184-210) festzuhalten. Mehr als Konvergenzen zwischen einer
bestimmten jüdischen Glaubenserfahrung und dem Zentrum des
christlichen Glaubens aufzuweisen, ist hier nicht möglich. Doch
allein dies ist nach Jahrhunderten des beiderseitigen Mißverstehens
bedeutsam genug. Der aus einem statischen Monotheismus
kommende Einspruch gegen die Christologie mag im Zeichen der
Schekinah-Theologie und ihrer kabbalistischen Ausprägung gemindert
erscheinen, sogar die Kondeszendenz und das Ärgernis
des Kreuzes durch eine „Exiltheologie" und ihrer Vorstellung vom
Leiden der Schekinah verständlicher gemacht werden; das in
1 Kor 15,28 aufscheinende „Omega" des universalen Heils, da
Gott alles in allem ist, eine letzte gemeinsame Perspektive sichtbar
machen, die Messianität des irdischen Jesus bleibt die Schranke.

Die hier inkludierten geschichtstheologischen Konsequenzen
hätten einer Explikation bedurft5. Das Verständnis der nachchristlichen
Geschichte als „Zwischenzeit" zwischen Jesus und
dem „Omega" oder als geradlinige Fortsetzung der Generationen -
folge (dor wador!) Israels und der Völker; ihre Deutung als vormes-
sianische, unerlöste oder als postmessianische auf Heilsvollendung
hin in Bewegung befindliche Situation - erst damit seheint m. E.
die eigentliche Alternative aufgewiesen zu sein. H ier wäre die
Basis für eine qualifiziert theologische Sicht des Judentums post
Christum gegeben, um die sich der Vf. im letzten Teil bemüht, für
die er die Leitbegriffe des (schuldhaft-tragischen) Gegenüber, des
Nebeneinander und des (anfanghaft realisierten und zu realisierenden
) Füreinander gewählt hat (S. 216-254).

Für diese Neugewinnung des Themas nachchristliches Judentum
im Rahmen einer christliehen Theologie sind die jüdischen Antworten
auf die Frage nach dem Wesen des Judentums und die
jüdischen Identitälpaussagen nicht minder wichtig wie die jüdischen
Glaubenserfahrungen, deren theologische Relevanz noch
kaum erkannt ist. Daß der im Dialog von Kirche und Synagoge
engagierte katholische Theologe Thoma don unterschiedlichen Ort
formulierter Glaubenslehren hier und dort klarer als andere herauszuarbeiten
versteht (255-262). daß ihm andererseits die Parallelität
mittelalterlicher jüdischer Theologie und Scholastik deutlich vor
Augen steht (263ff), bedeutet für den in diesem Bereich weniger
sensibilisierten Leser einen großen Gewinn.

Der erste Versuch, „christliche Botschaft an der jüdischen Tradition
zu erproben", kann als Zeichen der Umkehr, der Hoffnung
und der noch zu gewinnenden Solidarität nicht hoch genug gewertet
werden.

Halle (Saale) Wolfgang Wiefel

1 Vgl. Kosemarie Ruether, Nächstenliebe und Brudermord (Abh. z. christl.
jüd. Dialog 7), München 1978.

* Theologie und Antijudaismus. Eine Studie zur deutschen theologischen
Literatur der Gegenwart, München 1975.

3 Vgl. Fritz Werner, Das Judentumsbild der Spätjudentumsforschung im
Dritten Reich, Kairos 8, 1971, 161-194.

' Martin Buber, Briefwechsel aus sieben Jahrzehnten, Bd. 3 (1938-1965),
Heidelberg 1975, 197-200.

■ Vgl. den Versuch des Eez., Paulus in jüdischer Sicht, Judaica 31,1975, bes.
169ff.

Klingenberg, Eberhard: Das israelitische Zinsverbot in Torah,
Misnah und Talmud. Wiesbaden: Steiner i. Komm. [1977]. 102 S.
gr. 8° = Abhandlgn. der Akad. d. Wissenschaften u.d. Literatur
in Mainz. Geistes- und Sozial wissenschaftl. Klasse, Jg. 1977, Nr. 7.

Das Zinsverbot gehört zu den alttestamentlichen Rechtssätzen,
für die es in der gesamten antiken Rechtsliteratur keine Parallele
gibt. Es hat eine bedeutsame Wirkungsgeschichte gehabt, vor

allem im Bereich des Judentums, aber auch im christlichen Abendland
, wo das kanonische Zinsverbot sehr wirkungsvoll gewesen int,
und nicht zuletzt auch im Islam.

Das Zinsverbot wird in den drei großen alttestamentlichen
Gesetzessammlungen (Bundesbuch, Heiligkeitsgesetz, Deutero-
nomium) erwähnt: Ex 22,24; Lev 25,35-38; Dtn 23,20-21. Der
Vf. stellt fest, daß die drei biblischen Rechtssätze unbeschadet
gewisser Sachdifferenzen darin übereinstimmen, daß sie „kategorisch
und absolut jede Form des Zinses für alle Arten von Darlehen
unter Israeliten" verbieten (23). Dieser erstaunliche Tatbestand
- erstaunlich, wenn man damit die ausgedehnten Zinsbestimmungen
des Codex Hammurabi vergleicht - wird verständlich,
wenn man mit K. zwei verschiedene Darlehensarten unterscheidet,
nämlich das „zur Konsumption bestimmte Notdarlehen" und das
„zur Investition bestimmte kommerzielle Darlehen" (32). Die biblischen
Rechtssätze haben nur das Notdarlehen im Blick, das dem
Armen und Hungrigen gewährt wird, das kommerzielle Darlehen
wird nicht erwähnt. Der Empfänger des Darlehens, wie er in diesen
Rechtssätzen vorausgesetzt wird, „ist kein solventer Mann, der
mit dem geliehenen Geld profitable Geschäfte machen will, sondern
ein in Not geratener Mitbürger" (24). Auf der Grundlage dieser
These interpretiert K. die drei Texte. Er tut es unter gebührender
Berücksichtigung der einschlägigen Literatur, wobei die Monographie
von J. Hejcl aus dem Jahre 1907 und der Aufsatz von
E. Neufeld aus HUCA 26 (1955) mit Recht besonders intensiv
herangezogen werden.

Im 2. Teil seines Buches behandelt der Vf. die Interpretation
des biblischen Zinsverbotes in Misnah und Talmud. Die rabbi-
nische Auslegung bewirkte eine Radikalisierung des Zinsverbots
in dreifacher Hinsicht. Es kommt erstens zu einer Ausdehnung des
Darlehensbegriffs auf Kreditgeschäfte jeder nur denkbaren Art,
zweitens zu einer Erweiterung des Zinsbegriffs. So dürfen auch
irgendwelche Wohltaten im Zusammenhang mit einem Darlehen
weder gewährt noch angenommen werden. Es kommt drittens zur
Einbeziehung aller mit einem Darlehensvorgang befaßten Personen
in das Verbot, also auch der Schuldner, der Bürgen, der Zeugen
und der Schreiber. K. führt das Material nach Fallgruppen geordnet
vor und ermöglicht so einen guten Einblick in die komplexe
Materie. Er beschließt seine Arbeit mit einem Abschnitt über die
Hsqa Das ist ein „Rechtsgeschäft, bei dem der Gläubiger das Kapital
einschießt, der Schuldner damit wirtschaftet und Gewinn
und Verlast zwischen beiden geteilt werden" (89). Dieses Rechtsinstitut
erlaubte die Beibehaltung des strengen rabbinischen Zinsverbots
und ermöglichte gleichzeitig eine Beteiligung der Juden
am Wirtschaftsleben.

Der Vf. hat eine instruktive Arbeit vorgelegt, die den Leser
kompetent über einen interessanten Gegenstand unterrichtet.

Wuppertal Hans Joachim Boecker

Neues Testament

Aland, K.: Vollständige Konkordanz zum Griechischen Neuen
Testament. Unter Zugrundelegung aller modernen kritischen
Textausgaben und des Textus Receptus neu zusammengestellt
in Verb. m. H. Riesenfeld. H.-U. Rosenbaum, Chr. Hannick,
B.Bonsack. Bd. I,Lfg.3/4-6/7: ygdcp«).-xari. Berlin: de Gruyter
1977 78. Sp. 193-672. 4°. Lfg. 3/4 DM 196,-; Lfg. 5 DM 118,-;
Lfg. 6/7 DM 236,-.

- [Hrsg.]: Vollständige Konkordanz zum Griechischen Neuen
Testament, in Verb. m. H. Bachmann u. W. A. Slaby. Bd. II:
SpezialÜbersichten. Berlin-New York: de Gruyter 1978. VII,
577 S.4° = Arbeiten zur neutestamentlichen Textforschung,
IV/2. Hldr. DM 198,-.

Computer-Konkordanz zum Novum Testamentum Graece von
Nestle-Aland, 26. Auflage und zum Greek New Testament, 3rd
Edition. Hrsg. v. Inst. f. neutestamentl. Textforschung u. v.
Rechenzentrum d. Univ. Münster. Als Begleitexemplar zur
„Vollständigen Konkordanz zum Griechischen Neuen Testament
" unter besonderer Mitwirkung v. H. Bachmann u. W. A.
Slaby. Berlin-New York: de Gruyter 1977. IV, Sp. 709-1820,
Appendix: 66 Sp. 4°.