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Ausgabe:

1979

Spalte:

888-889

Kategorie:

Allgemeines

Titel/Untertitel:

Denn ich bin bei euch 1979

Rezensent:

Amberg, Ernst-Heinz

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Theologische Literaturzeitung 104. Jahrgang 1979 Nr. 12

888

Der Apokalyptik als solcher widmet Robert Martin-Achard
sein Interesse: ..Essai d'Evaluation Theologique de l'Apocalyp-
tique Juive" (262-275). Unter Aufweis einer reichhaltigen Bibliographie
(262, Anm. 1) wird eine Deutung dieses Phänomens gegeben
. „Elle peut aussi representer une tentative justifiec de main-
tenir, envers et contre tout, ä un moment oü eile risquc d'etre de
diverses fa^ons radicalement mise en question, la tradition vetero-
testamentaire heritee des Anciens." (274).

Einer ganz anderen Geistesbeschäftigung sind die Aufsätze hingegeben
, welche Themen aus der Weisheitsliteratur aufgreifen. So
steuert Rolf Rendtorff den Titel bei: „Geschichtliches und weisheitliches
Denken im Alten Testament" (344-353). Beide Denkweisen
stellt er folgendermaßen gegenüber: „Der einzelne kommt
im geschichtlichen Denken fast nur als Glied oder Exponent des
Volkes in Blick, während umgekehrt im weisheitlichen Denken die
Gemeinschaft im wesentlichen als die Gesamtheit der einzelnen
Menschen in Erscheinung tritt." (352) Ebenfalls aus diesem Bereich
stammt das Thema von Horst Dietrich Preuß: „Jahwes
Antwort an Hiob und die sogenannte Hiobliteratur des alten Vorderen
Orients" (323-343). Nach ihm kann allein Gott aus dem
Tun-Ergehens-Zusammenhang heraustreten und hinaushelfen. Er
selbst ist und bleibt damit die Antwort auf Hiobs Anfrage. Die
weisheitliche Denkweise berührt auch der Beitrag von Carl-A.
Keller mit seinen Gedanken „Zum sogenannten Vergeltungsglauben
im Proverbienbuch" (223-238), worin er zu ähnlichen
Schlußfolgerungen kommt wie H. D. Preuß. Gott selbst bleibt
frei, „willkürlich und unberechenbar" (237). wenn er auch an
gewisse Regeln gebunden bleibt. Der Weise möchte dem einzelnen
helfen, „sich in diesem Spiel zurechtzufinden, ohne törichten
Illusionen zu verfallen" (ebd.). Ebenfalls in die Gedankenwelt der
Weisheit hinein gehört das Thema von Rudolf Smend: „Essen
und Trinken - ein Stück Weltlichkeit des Alten Testaments"
(446-459). Das Ergebnis dieses zwar alle Gattungen des Alten
Testaments berührenden Aufsatzes geht doch auf eine echte
Lebensweisheit zu, die lautet: „Essen und Trinken erscheinen als
Ausdruck des Verfallenseins an die Welt einerseits, der Freiheit ihr
gegenüber andererseits." (458). Auf Lebensführung ist ebenfalls ausgerichtet
dieDarbeitung des Neutestamentiers Eduard Schweizer
: „Die Weltlichkeit des Neuen Testaments: die Haustafeln"
(397-413). Eine vom Alten Testament ausgehende, sich über die
zwischentestamentliche Literatur erstreckende und im Neuen
Testament gipfelnde Untersuchung der Haustafelliteratur, wobei
das neutestamentliche Schrifttum „von aller Idealisierung einer
kosmischen Ordnung gelöst der Forderung des Kyrios unterstellt
und vor allem auf das Wohl des anderen ausgerichtet" ist. Eine
zunehmende Verchristlichung, die in der Tiefe der durch Christus
wahr gewordenen Liebe Gottes ihre Wurzel hat (412)!

Schließlich aber sollen die vornehmlich alttestamentlich-theo-
logischen Aufsätze vorgestellt werden. J. L. Seeligmann wendet
sich in seinem Beitrag „Erkenntnis Gottes und historisches Bewußtsein
im alten Israel' (414-445) der grundlegenden Frage nach
dem tieferen Sinn des Begriffes jorfä'/ erkennen und ra'ah/ sehen
zu, wobei ein „Unterschied zwischen dem direkten Sehen und dem
indirekten Hören" herausgestellt wird, der „in das historische
Bewußtsein Israels eingegangen ist." (445) Diese Gotteserfahrung
wird von Hans-Joachim Kraus unter dem Thema: „Vom Kampf
des Glaubens. Eine biblisch-theologische Studie" (239-256) beleuchtet
. Er zieht die Linien der Glaubensanfechtung, der nicht
aggressiven sondern stets defensiven Bewahrung und Bewährung
vom alttestamentlichen Jahwekrieg durch bis zur neutestament-
lichen Darstellung von der geistlichen Waffenrüstung der Christen.
Ein Problem der Selbstfindung Alt-Israels untersucht Henning
Graf Reventlow in seiner Studie: „,Internationalismus' in der
Patriarchenüberlieferung" (354-370). R. hebt darin die Bedeutung
der Genealogien hervor, die Israels Identität im Rahmen „der
miteinander verwandten oder eine generelle Gemeinsamkeit untereinander
empfindenden Bevölkerung . . ." (369) offenbar machen.

Das Deuteronomium in seiner Bedeutung für das alttestament-
liche Gottes- und Selbstverständnis wird heute stark hervorgehoben
. Einer solchen Thematik wendet sich beispielsweise Eduard
Nielsen zu unter dem Titel: .„Weil Jahwe unser Gott ein Jahwe
ist' (Dt 6,4f)" (288-301). Er wirft die Frage auf, warum die Betonung
der Einzigkeit Jahwes im Schema' Jisrael weder im

vorliegenden Zusammenhang noch in den paränetischen Stücken
des Deuteronomiums für das monotheistische Gottesverständnis
ins Treffen gefühlt wird, sondern vornehmlich für das Liebesgebot
von Dt 6.5 genützt wird. Der theologisch-ethischen Bedeutung des
Deuteronomiums schenkt Samuel Amsler in: ..La Motivation de
l'ßthique dans la Parenese du Deuteronome" (11-22) seine Aufmerksamkeit
und sieht diese als neue Interpretation der prophetischen
Portierung auf dem Hintergrund des Bundesgedankens
(„reinterpretation a neuf dans les categories de la berit", S. 20).
Gillis Gerleman untersucht in „Schuld und Sühne. Erwägungen
zu 2. Samuel 12" (132-139) das Geschehen nach Davids Ehebruch
mit Bathseba und versteht es so. daß der Tod des unehelichen
Sohnes Davids nicht mehr als Strafe, sondern als Aufhebung der
Unheilswirksamkeit der Sünde angesehen werden kann. Schließlich
sei noch eine stärker der ästhetischen Thematik zugewandte
Untersuchung erwähnt. Claus Westermann behandelt in seinem
Aufsatz: „Das Schöne im Alten Testament" (479-497) die Darstellung
des Schönen, in der alttestamentlichen Literatur, wonach
„die Bildkraft ... in anderen Kulturen ihren Ausdruck in den
bildenden Künsten fand. ... in Israel ihren ... in der Bildkraft der
Sprache." (492)

Das weit gespannte Spektrum der Beiträge gibt die starke
- wissenschaftliche wie übrigens auch menschliche - Ausstrahlungskraft
des Jubilars zu erkennen, dessen eigene Opera Susanne
Wüst in der Bibliographie (559-580) sorgsam zusammengestellt
hat. Auch dafür sei herzlich gedankt. Was allerdings aus dieser
Festgabe nicht hervorgeht, möchte der Rez. in aller Ergebenheit
und Dankbarkeit nachtragen. Auch auf die aktive Alttestamenl ler-
generation in der DDR hat Walther Zimmerli durch seine Publikationen
und seine Vorträge und überhaupt durch seine über die
Grenzen wirkende kollegiale Aufgeschlossenheit tiefen Eindruck
ausgeübt, so daß er auch dort Kollegen zu seinen dankbaren
Schülern und Freunden zählen darf, auch wenn sie nicht um einen
Beitrag gebeten wurden. Man legt diese Festschrift auf jeden Fall
bereichert und angeregt aus der Hand, sicher, um sie recht bald
wieder aufzuschlagen.

Halle (Saale) Gterhard Wallis

Staedtke, Joachim: Reformation und Zeugnis der Kirche. Gesammelte
Studien, hrsg. v. D. ßlaufuß. Zürich: Theologischer Verlag
1978. 371 S. 8° = Zürcher Beitrage zur Reformationsgeschichte
, 9.

Der Band enthält 25 Aufsätze, von denen die seit 1967 erschienenen
nachstehend genannt werden: Die historische Bedeutung
der Confessio Helvetica posterior (1967); Friedrich Schleiermacher.
Zum 200. Geburtstag (1968); Demokratische Traditionen im
westlichen Protestantismus (1969); Theodor von Beza. Zum 400.
Todestag (1969); Die Menschlichkeit Gottes. In memoriam Karl
Barth (1969); Die Entstehung der innerprotestantischen Kirchentrennung
im 16. Jahrhundert (1970); Konkordie und Kirchenge-
meinschaft (1971); Buße und Bekehrung in der Theologie der Revolution
(1971); Die Hoffnung des Glaubens und die Veränderung
der Welt (1972); Die Lehre von der Königsherrschaft Christi und
den zwei Reichen bei Calvin (1972); Evangelium und Demokratie
(1974); Bekennende Kirche. Vierzig Jahre Theologische Erklärung
von Barmen (1974); Bekenntnis und Küche (1975); Calvins Bedeutung
für die moderne Welt (1976). Von Staedtkes zahlreichen
Bullinger-Aufsätzen werden vier aus den Jahren 1955-64 erneut
gedruckt. Weitere Aufsätze betreffen den Heidelberger Katechismus
sowie Conrad Gesner und Wilhelm Farel.

G. H.

[Clazik, Josef, u. Bern ward Willeke:],,. . . denn ich bin bei Euch".
Perspektiven im christlichen Missionsbewußtsein heute. Festgabe
für Josef Glazik und Bernward Willeke zum 65. Geburtstag
, hrsg. v. H. Waldenfels. Zürich-EinsirdHn-Köln: Benziger
[1978]. 461 S„ 2 Porträts gr. 8°.