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1979

Kategorie:

Judaistik

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Theologische Literaturzeitung 104. Jahrgang 1979 Nr. 11

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während des Krieges die Anhänger des Johannes von Gi-
schala, die Gefolgschaft des Simon Bar Giora sowie die
idumäer dar, wobei jede Gruppe ihren eigenen Ursprung und
ihre unterschiedliche Geschichte hatte. Für die Frage der Beteiligung
am Krieg waren „class or economic Status pro-
bably more impoitant than sectarian beliefs" (159). Die zu
Beginn der fünfziger Jahre immer stärker in Erscheinung
tretende Mißwirtschaft der römischen Prokuratoren führte zu
einer Instabilität der politischen Verhältnisse und zu einer
Unterdrückung der unteren Klasse durch die aristokratisdic
Oberschicht. Die Angehörigen der ausgebeuteten unteren
Schichten unternahmen darum jetzt revolutionäre Aktionen,
die sich zunächst gegen die hochpriesteriiehe Hcrrschaftsschicht
richteten; denn „the war was not only a national revolt
against Rome, it was also a class war among the Jews" (176).
Wenn auch dieser Klassenkampf weithin religiös motiviert
wurde (absolute Exklusivität des jüdischen Gottes als Voraussetzung
für den „Heiligen Krieg" gegen alles „Fremde"
mit dem Ziel der Reinigung von Land und Tempel), so darf
nach R. - gegen Hengel - dieses religiöse Moment nicht
überbetont werden.

Die Stärke dieser Abhandlung besteht darin, dalj sie sehr
sorgfältig die verschiedenen Termini, die Jos. für die Aufständischen
gebraucht, untersucht und sich gegen jede Einebnung
der einzelnen revolutionären Gruppen in eine organisatorisch
und ideologisch einheitliche Aufstandspartei wendet.
Das so gewonnene differenzierte Bild des Widerstands gegen
Rom verdient größte Beachtung. Die Schwäche dieser Studie
ist darin zu sehen, daß sie diese richtige Erkenntnis zu konsequent
durchzieht und darin Jos. nicht gerecht wird, der
durchaus unterschiedliche Termini zur Kennzeichnung einund-
derselben Gruppierung gebrauchen kann. Darum hat R. z. B.
mit BJ II, 444 Schwierigkeiten, weil Jos. hier „Zeloten" und
nicht „Sikarier" schreibt. Die dafür von R. gegebene Erklärung
, gemeint seien „zealots" = „fanatics" und nicht „Zea-
lots" (115) befriedigt nicht. Hinzu kommt, daß Jos. mit der
Nennung der „vierten Hairesis" in Ant 18 durchaus in die
Richtung einer relativ einheitlichen Aufstandsbewegung tendiert
, die auf Judas Galiläus zurückgeht (vgl. BJ II, 118), der
nach BJ VII, 253ff als „Sophistes" den Zusammenschluß der
„Sikarier" herbeiführte. Daraus kann doch wohl gefolgert werden
, daß es einerseits eine grundlegende religiös motivierte
revolutionäre Ideologie gab, die auf Judas zurückging, und
daß andererseits den Sikariern, die von den Nachkommen des
Judas geführt wurden, die entscheidende Bedeutung in der
Organisierung des Widerstands gegen Rom zukam. Mit dem
Anwachsen der revolutionären Situation kamen dann neue
Gruppierungen hinzu, die sich auf unterschiedliche Bevölkc-
rungskreise stützten und differierende Taktiken befolgten,
die zu scharfen Gegensätzen und Machtkämpfen in der Aufstandsbewegung
führten. Diese während des Krieges in Jerusalem
in Erscheinung getretene Zersplitterung und Uneinheit-
lichkeit der Aufstandsbewegung ist von R. klar und überzeugend
dargestellt worden, fraglich bleibt aber, ob daraus
auf eine von vornherein uneinheitliche Bewegung, die ohne
eine ideologische Grundlage existierte, geschlossen werden
darf. An diesem Punkt wird die Diskussion weitergehen
müssen.

Berlin Günther Baumbach

Charlesworth, James Hamilton: The Odes of Solomon. The
Syriac Texts, edited with translation and notes. Missoula,
MT: Scholars Press [1977). XVII, 167 S. 8° = SBL Texts and
Translations, 13. Pseudepigrapha Series, 7. Kart. $ 7.50.

Der Band enthält den korrigierten Wiederabdruck eines 1973
bei Clarendon Press Oxford und Oxford University. Press London
erschienenen Werkes, das eine kritische Textausgabe, eine
englische Übersetzung und kommentierende Anmerkungen
enthielt. Die Korrekturen sind so begrenzt, daß der ursprüngliche
Satzspiegel erhalten blieb, betreffen aber andererseits

doch alle Teile des Buches, dessen Bedeutung dadurch erhöht
wurde. Ch. bietet einen von ihm konstituierten syrischen (Scr-
tö, vokalisiert) Text, ein textkritischer Apparat gibt über die
Überlieferung und über Emendationen Auskunft. Die erklärenden
Anmerkungen im Anschluß an die englische Übersetzung
sind weitgehend auf die Erörterung von Problemen des Textes
und seiner Überlieferung bezogen, enthalten darüber hinaus
aber auch wertvolle Hinweise auf Parallelen in biblischer und
nichtbiblischer Literatur. Den Abschluß des ursprünglichen
Buches bildet eine umfassende Bibliographie zu den Oden Sa-
lomos, die die Literatur bis Mitte 1971 erfaßt. Sie ist in der
vorliegenden Ausgabe bedauerlicherweise nicht weitergeführt
worden. Wohl aber sind der Neuausgabe (nachgelieferte) In-
dices beigefügt, die von L. Upchurch erarbeitet sind, eine wichtige
Bereicherung.

Das neue Vorwort weist voraus auf einen zweiten Band, der
die griechische und koptische Überlieferung erschließen soll
sowie Indices zu allen Textformen (syrisch, griechisch, koptisch
) enthalten wird; ein dritter Band soll - z. T. bereits veröffentlichte
- Studien zu OdSal bringen. In die Reihe „Texts
and Translations" in ihrer bisherigen Gestalt würden sich diese
weiteren Bände freilich schwerlich einfügen.

T. H.

Böhl, Felix: Die Legende vom Verbergen der Lade (FJB 4,
1976, S. 63-80).

Bourel, Dominique: Les exigences du liberalisme de Mendelssohn
(RSR 66, 1978 S. 517-532).

Davics, William D.: La dimension „territoriale" du judaisme
(RSR 66, 1978 S. 533-568).

Delling, Gerhard: Perspektiven der Erforschung des hellenistischen
Judentums (HUCA XLV, 1974 S. 133-176).

Derczansky, Alexandre: Langue et religion: le Yiddish (RSR
66, 1978 S. 617-622).

Dupuy, Bernard: La reconnaissance chretienne du judaisme
(RSR 66, 1978 S. 623-636).

Goldman, Edward A.: A Critical Edition of Palestinian Talmud
Tractate Rosh Hashana, Chapter One (HUCA XLVI, 1975
S. 219-268).

Goldberg, Arnold: Entwurf einer formanalytischen Methode
für die Exegese der rabbinischen Traditionslitcratur (FJB 5,
1977 S. 1-41).

-: Der Heilige und die Heiligen. Vorüberlegungcn zur Theologie
des Heiligen Menschen im rabbinischen Judentum
(FJB 4, 1976 S. 1-25).

-: Die Heiligkeit des Ortes in der frühen rabbinischen Theologie
(FJB 4, 1976 26-31).

-. Die Peroratio (Hatima) als Kompositionsform der rabbinischen
Homilie (FJB 6, 1978 S. 1-22).

-: Zitat und Citem. Vorschläge für die descriptive Formanalyse
rabbinischer Texte (FJB 6, 1978 S. 23-26).

Grözinger, Karl-Erich: Bacal-Shem oder Ba^al Hazon. Wunderdoktor
oder Charismatikcr. Zur frühen Legendenbildung um
den Stifter des Hasidismus (FJB 6, 1978 S. 71-90).

-: Der Gesang in der Theologie der Rabbinen. Der Midrasch
von den zehn Liedern (FJB 4, 1976 S. 81-99).

-: Prediger gottseliger Diesseitszuversicht Jüdische „Optimisten
" (FJB 5, 1977 S. 42-64).

Könneker, Barbara: Die Geschichten von Rabbi Adam und der
Fauststoff (FJB 6, 1978 S. 91-106).

Lenhardt, Pierre: Voies de la continuite juive. Aspects de la
relations maitre-disciple d'apres la litterature rabbinique an-
cienne (RSR 66, 1978 S. 489-516).

Schäfer, Peter: Die Beschwörung des sar ha-panim. Kritische
Edition und Übersetzung (FJB 6, 1978 S. 107-145).

-: Israel und die Völker der Welt. Zur Auslegung von
MekhY bahodesh Yitro 5 (FJB 4, 1976 S. 32-62).