Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1979

Spalte:

806-807

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Grabbe, Lester L.

Titel/Untertitel:

Comparative philology and the text of Job 1979

Rezensent:

Reventlow, Henning

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

805

Theologische Literaturzeitung 104. Jahrgang 1979 Nr. 11

snr.

nommene Entwicklung der Ahasja-Erzählung mit späterem
Eintrag des Engels Jahwes und weiterer Steigerung des Wunderhaften
(zweimalige Vernichtung der königlichen Streifschar
) leuchtet ein (9ff. 145ff), anderes weckt Zweifel, wie

B., daß die Karmelszene nicht in die Zeit der Dürre fallen
könne, weil das Ausgießen reichlicher Wassermengen auf das
Opfer und in den um den Altar gezogenen Graben (V. 34.
35 b) - ein offensichtliches erzählerisches Stilmittcl! - dann
als Wasserverschwendung undenkbar sei (136: vgl. 281), oder
die Annahme, in der Offenbarungsszene am Horeb sei die
ursprüngliche Tendenz, Jahwe bei seiner Theophanie in
Sturm, Erdbeben und Feuer anwesend vorzustellen, durch
nachträglich eingefügte Negationen (in 1 Kön 19,11 aß - 12 a)
in ihr Gegenteil verkehrt worden (184f). Warum wird andererseits
ausgerechnet der Aussage in 1 Kön 18,40, dafj Elia
eigenhändig 400 Baalspropheten „geschlachtet" habe, als zur
ältesten Überlieferungsschicht zugehörig volles Vertrauen geschenkt
(175ff)? Wenn man auch grundsätzlich sich das Heranwachsen
der Überlieferung in großen Zügen so vorstellen
mag, wie es der Vf. schildert, sind die Maßstäbe doch gerade
im Bereich der sog. Traditionskritik recht unsicher.5 Die Forderung
nach Homogenität wird hier oft etwas rationalistisch
überspitzt erhoben.6

Viele Einzelheiten der hier gemachten Vorschläge werden
also noch kritisch überdacht werden müssen. Im ganzen bedeutet
die Arbeit aber einen beachtlichen Beitrag zum Verständnis
dieser frühen Prophetentraditionen. Daß sie vom
Vf.7 als in ihren Anfängen recht früh beurteilt werden, ist
sicher zutreffend." Ebenso ist die Unterscheidung zwischen
den Gattungen der (älteren) politisch-kritischen Prophetenerzählungen
und den (jüngeren) Wundergeschichten eine
wertvolle Hilfe zum Verständnis der Traditionsbildung. Das
Ineinander konkreter Nachrichten und wunderhafter Züge
stellte ja tatsächlich ein Hauptproblem dieser Stoffe dar.

Zu bedauern ist die streckenweise auftretende sprachliche
Unschärfe (falscher Gebrauch des Konjunktivs, „brauchen"
ohne „zu" usw.), die manchmal den Gedankengang verdunkelt
(z. B. 116 oben). Von den nicht wenigen Schreibfehlern sind
einige sinnentstellend: S. VI: „A. Die Ahas(;'n) orzählung";
S. 8, Z. 2: „Eigenart"; S. 23, Z. 10: „Ahas(;a)-crzählnng";
S. 39, Z. 3: „ur (statt: irrtümlich"; S. 123, Z. 12: „dann" (statt:
„wann"),- Anm. 436 hinter „Selbst wenn" erg. „wir"; Anm. 677
u. 695: „Dodekapropheton"; S. 262, Z. 5 v. u. hinter: „An
erster Stelle wird" erg. „nicht"; Anm. 800: Kann sich das Ereignis
„oberhalb des Karmel" abgespielt haben?; S. 303, Z. 4:
„Rechtsbruch"; Anm. 880, Z. 16 v. u.: „(so)gleich" (?).

Das Literaturverzeichnis (XII-XXV) listet nur die thematisch
relevante Literatur auf, aber das Autorenregister (357-370)
erlaubt das schnelle Auffinden aller zitierten Arbeiten.

Rorhum Henning Crnf Ftc-vc-ntlow

' Am umfassendsten sind von den neueren Untersuchungen die Arbeiten von
0. Fohrer, Elia. Zürich 21968. und O. H Steck. Überlieferung und Zeitgeschichte
in den Elia-Erzählungen, Neukirchen-Vluyn 1968 Vgl. auch H.-C.
Schmitt, Elisa Traditionsgeschichtliche Untersuchungen zur vorklassischen nordisraelitischen
Prophetic, Gütersloh 1972.

• Vgl. die in Anm 941 genannten Arbeiten. Besonders die Unterscheidung
-zwischen historischem und erfahrbarem bzw schon erfahrenem Geschehen" in
der Geschichte (351) erscheint beachtlich.

1 W. Richter. Exegese als Literaturwissenschaft GSttingen 1971.

1 Ein Ähnliches Mißverständnis zu der symbolischen Zahl 7000 in IKön 19.18:
-daß die Zahl der Jahwe treu Gebliebenen nur noch etwa mtlIIMlIllllil betrug
", was ebenfalls zur ältesten Schicht gerechnet wird, 316f.

1 Nicht selten ist es der, daß ein Zug etwas .archaischer wirkt" als ein danebenstehender
anderer (vgl. u.a. 187).

' Tatsächlich ist sich der Vf. der Unsicherheiten auf dieser Ebene durchaus
bewußt, vgl die Bemerkungen u. a 126. 185. 198 289. Vgl. auf der anderen
Seite eine Argumentation wie 82: .Noch fehlen uns positive Hinweise, um die
Fnveckungsszene von ihrem Kontext abzuheben. Sie lassen sich aber finden."

7 Entgegen andersgerichteten Tendenzen, etwa bei HC. Schmitt (o. Anm. 1)
- vgl. auch ThLZ 100. 1975 Sp. 343-345.

■ Einzelne Argumente, wie etwa das, der Komplex lKän 17, 1-19, 18. 19-21
müsse schon vor Am und Hos seine feste Form erhalten haben, da wir in ihm
nichts von einer Polemik gegen einen veräußerlichten Jahwedienst hören (44),
wirken dabei allerdings wieder erheiternd.

Grabbe, Lcster L.: Comparative Philology and the Text of Job:
A Study in Methodology. Missoula, Montana: Scholars Press
for The Society Biblical Literature [1977]. XV, 228 S. 8° =
SBL Dissertation Series, 34.

Die Claremonter Phil. Dissertation ist ein Versuch, die in
J. Barrs „epochemachendem Buch" (1), Comparative Philology
and the Text of the Old Testament (1968), angelegte Methodik
einer ausgewogenen vergleichenden semitischen Sprachwissenschaft
für die Bestimmung der Bedeutung seltener hebräischer
Ausdrücke an Beispielen aus Hi durchzuführen und daraus allgemeine
methodische Gesichtspunkte zu gewinnen, die für die
weitere Anwendung dieser Arbeitsweise solidere Grundlagen
bieten könnten.

Nachdem Kap. I (1-26), offensichtlich ad usum delphini,
eine Reihe von bibliographischen Einführungen und Basis-
Literaturlisten zu den Versionen des Alten Testaments und den
zum Sprachvergleich benutzten semitischen Sprachen gebracht
hatte, stellt Kap. II (27-130) 45 Beispiele aus dem Hi-Buch
vor, bei denen Parallelen aus dem semitischen Sprachbereicli
mit mehr oder weniger Erfolg zum Verständnis schwieriger
Wörter des hebräischen Textes herangezogen werden können.
Die Absicht ist aber weniger, hier neue Lösungsvorschläge für
die mancherlei Rätsel des Hi-Textes zu liefern (vgl. XI). Der
Schwerpunkt liegt vielmehr (wie schon das Vorwort betont, XI)
auf Kap. III (131-165), der Synthese methodischer Gesichtspunkte
, die in der Tat eine ganze Reihe beachtlicher Grundsätze
enthalten. Hatte man J. Barr seinerzeit vorwerfen können
, sein Werk enthalte hauptsächlich negative Kritik an der
bisher geübten Verfahrensweise in der Semantik, werden nun
zahlreiche positive Hinweise für das bei der Suche nach einer
Wortbedeutung einzuschlagende Verfahren gegeben. Als wichtigsten
an den konkreten Beispielen gewonnenen Grundsatz
nennt der Vf.: "OT comparative philology must be carried out
not simply by comparing the Heb word in question with a
cognate but by trying to find out how the Heb root fits within
the whole System of cognates throughout the family. of Semitic
languages." (131f). Das Vorkommen einer verwandten Wurzel
in einer einzigen anderen Sprache genügt nicht zur sicheren
Bestimmung ihres Vorkommens oder ihrer Bedeutung im biWischen
Hebräisch; nötig ist eine möglichst breite semitische
Basis. Weitere Grundsätze sind die Einhaltung der üblichen
phonetischen und Wortbildungsgesetze - ungewöhnliche semantische
Entwicklungen anzunehmen ist wenig verläßlich (133f)
- sowie die Beachtung der unterschiedlichen phonetischen Systeme
der Sprachen, insbesondere auch der Dialektunterschiede
, etwa im Aramäischen (135). In der Frage der Homonyme1
kommt Vf. zu dem Schluß, daß Schwierigkeiten durch
Verwechslung relativ selten sind, die Sprache von syntaktisch
völlig gleich verwendeten Wörtern gewöhnlich eines bald
ausscheidet. Jedoch werden Homonyme häufig in Dialekten bewahrt
(136ff). Zu dem wichtigsten Problem der Semantik bei
phonetisch verwandten Wurzeln in verschiedenen Sprachen
wird (mit J. Barr u. a.) auf die Bedeutung des Kontextes für
die Ermittlung der Wortbedeutung verwiesen (139). Zur lexikalischen
Bedeutung ist mit Zgusta2 zwischen „designation"
(Bezug von Wort auf bezeichnete Sache), „connotation" (Sprachniveau
) und „application" (Anwendungsbereich) zu unterscheiden
(141). Die Hierarchie der Wörter (von Allgemeinbegriffen
zu speziellen) ist zu beachten. Übersetzung ist nicht lexikalische
Bedeutung, sondern Wiedergabe eines Wortes in einem konkreten
Kontext (143, vgl. o. 139). Wichtig ist die Warnung
vor unvorsichtigem Gebrauch von Parallelismen zur Ermittlung
von Wortbedeutungen, da Synonymität nur einen der
möglichen Typen von Parallelismus darstellt (144ff). Bei den
zum Vergleich heranzuziehenden Sprachen wird geraten, keine
semitische Sprache zu übersehen; während Phönizisch und
Ugaritisch (der Vf. vermutet, wegen der Begrenztheit und Einseitigkeit
des vorhandenen Textmaterials) nur verhältnismäßig
wenig Parallelen hergeben3, verweist der Vf. besonders auf die
Bedeutung der südost-semitischen Sprachen. Akkadisch war
am wenigsten hilfreich (146ff)!

Wichtig ist die klare Erkenntnis, daß die komparative Philologie
, als ein Spezialgebiet aus dem Bereich der „niederen"