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Ausgabe:

1979

Spalte:

800-801

Kategorie:

Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Paganisme, judaïsme

Titel/Untertitel:

christianisme 1979

Rezensent:

Holtz, Traugott

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700

Theologische Literaturzeitung 104. Jahrgang 1979 Nr. 11

800

Güttgemanns, Erhardt: Einführung in die Linguistik für Textwissenschaftler
1. Kommunikations- und informationstheore-
tischc Modelle. Bonn: Linguistica Biblica 1978. VIII, 134 S.
8° = Forum Theologiae Linguisticae, 2. Kart. DM 15,-.

„Das vorliegende Buch stellt sich die Aufgabe, Studenten der
textwissenschaftlichen Disziplinen in linguistische Methoden,
Fragestellungen und Forschungsergebnisse einzuführen" (1).
Dabei geht es aber nicht um Linguistik überhaupt, sondern um
Textlinguistik, ja noch eingeschränkter um die vom Vf. und
seinem Kreis „vertretene Konzeption der Textlinguistik, die sich
.Generative Poetik' nennt und als methodologisch begründete
und analytisch erprobte struktural-gcnerative Alternative zur
bekannten, historistisch verengten Literaturtheorie konzipiert
ist" (3).

Der Aufbau dieses Arbeitsbuches ist seinem Ziel entsprechend
stärker didaktisch als sachlogisch bestimmt. Er geht in der
Beschreibung der kommunikationstheoretischen Modelle von
allgemeinen Grundbegriffen zu spezielleren Einzelthemen
über: „Grammatik (im engeren Sinne) als Strategie der Sprechhandlungen
" (22 ff), „kommunikative Kompetenz und sprachliche
Sozialisation" (48ff), um schließlich schwergewichtig auf
„kommunikative Kompetenz und Kommunikationstherapie"
(60-130) einzugehen. Der deduktivistische Grundzug der Gütt-
gemannsschen Konzeption wird so auch schon im Aufbau deutlich
. Jeder Abschnitt enthält speziell als solche gekennzeichnete
Regeln, Beispiele, weiterführende Literaturangaben und
vor allem fachterminologische Definitionen; diese werden in
einem Register (132-134) nochmals zusammenfassend aufgeführt
, so daß man mit der Einführung zugleich ein kleines
Begrifflexikon der 166 gegebenen Definitionen zur Hand hat.
(Dieses könnte künftig vielleicht noch durch Zufügung englischer
und französischer Äquivalentterme ergänzt werden).
Mehrfach wird das Gelernte zusammenfassend gebündelt (48f,
76f, 89ff, 111, was eine weitere Auflage auch noch vereinheitlichen
und spezieller markieren könnte).

Der hier leider nur kurz angedeutete Themenüberblick
zeigt, daß sich dieser erste Teilband vorwiegend auf die pragmatischen
Universalien bezieht, während der Bereich der
Kommunikationsinhalte (Semantik) folgen soll. Der Einzuführende
erfährt hier eine hilfreiche Auswertung der einschlägigen
Fachliteratur, so daß man auf die weiteren Teilbände
gespannt sein darf. Auf jeden Fall wird man die hier
angebotene Hüfe dankbar benutzen und darüber hinaus die
Konzeption der .Generativen Poetik' von den hier zusammenfassend
verdeutlichten Voraussetzungen her beurteilen müssen,
um ihr gerecht zu werden.

Der Vorstoß gegen eine historistische Textwissenschaft wird
sehr schnell deutlich, sofern sich unter transzendentalphilosophischen
Voraussetzungen im kommunikationstheoretischen
Zusammenhang Historismus als unmögliche hierarchische Vorordnung
der Geschichte vor den Texten erweist: „Auch ,Geschichte
' ist erkenntnistheoretisch kein Ur-datum, das nicht bereits
durch einen Handlungsrahmen bedingt und damit durch
Handlungen vermittelt wäre" (24). Die Konzeption erreicht
ihre Spitze darin, daß eine Hörer-Linguistik höher als eine
Sprecher-Linguistik bewertet wird (6 vgl. 72), so daß sogar
„der Sender nur (!) der erste Rezipient des Zeichens" wird (47).
Obwohl das im Prinzip stimmt, ist die Aussage in dieser Form
der Exklusivität mißverständlich: Der Schreiber eines Textes
ist wohl auch sein erster Leser, aber nicht ausschließlich oder
vorwiegend. Die Gefahr besteht darin, daß man der Dialektik
von Codes und Botschaften nicht gerecht wird, da „Codes zwar
die Hervorbringung von Botschaften lenken, aber neue Botschaften
die Codes umstrukturieren können" (U. Eco, Einführung
in die Semiotik, 1972, 143). Der Fortgang des Projekt
wird auch die Frage diskutieren müssen, ob die Mehrwertigkeit
und Mehrfunktionalität der historischen Texte von der
ästhetischer (der Term blieb hier zunächst Undefiniert) nur
quantitativ (42-44) oder wohl eher qualitativ und strukturell
verschieden ist (U. Eco ebd. 145f: „Die Botschaft hat eine
ästhetische Funktion, wenn sie sich als zweideutig strukturiert
darstellt und wenn sie als sich auf sich selbst beziehend (autoreflexiv
) erscheint, d. h. wenn sie die Aufmerksamkeit des
Empfängers vor allem auf ihre eigene Form lenken will").

Berlin Wolfgang Schenk

[Simon, Marcel:] Paganisme, Judaisme, Christianisme. Influcn-
ces et affrontements dans le monde antique. Melanges offerts
ä M. Simon. Paris: Boccard 1978. V, 390 S„ 1 Porträt gr. 8°.

Die Widmung der FS für den großen französischen Gelehrten
, dem die Wissenschaft wichtige Beiträge zur Erforschung
der Geschichte des frühen Christentums und seiner Beziehungen
zum Judentum und Heidentum verdankt, ist unterschrieben
von A. Benoit, M. Philonenko und C. Vogel. Publiziert ist
sie mit Unterstützung der Universite des Sciences Humaines de
Strasbourg, die dem Geehrten nicht nur die Gründung des
Centre de Recherches d'Histoire des Religions verdankt.

Die Beiträge sind durchweg thematisch eng mit dem wichtigsten
Arbeitsgebiet des Jubilars verbunden und - entsprechend
dem Titel der FS, der durch den Untertitel präzisiert
wird - in drei große Gruppen gegliedert: I. Paganisme et
judaisme; II. Judaisme et christianisme; III. Christianisme et
paganisme. Im einzelnen enthält der Band, neben einem Bild
des Geehrten, einem Namen- und Stellenregister sowie einer
Bibliographie von M. Simon, folgende Beiträge:

I. F. F. Bruce, The Romans through Jewish eyes (3-12) ■

A. T. Kraabel, Paganism and Judaism: The Sardis Evi-
dence (13-33);

A. Pelletier, La Philanthropia de tous les jours chez les

ecrivains juifs hellenises (35-44) j
J. Schwartz, A propos d'interdits concernant le recit de

la Creation (45-53);
R. J. Z. Werblowsky, Greek Wisdom and Proficiency in

Greek (55-60);
R. Mc. L. Wilson, Jewish Literary Propaganda (61-71);

II. U. Bianchi, Le "gnosticisme Syrien", carrefour de fois

(75-90);

F. Bovon, Une formule prepaulinienne dans l'epitre aux

Galates (Ga 1,4-5) (91-107);
A. Caquot, La perennite du sacerdoce (109-116);
M.-A. Chevallier, Israel et l'figlise selon la premiere

Epitre de Pierre (117-130);
W. D. Davies, Romans 11 :13-24. A Suggestion (131-144) ■

C. W. Dugmore, Jewish and Christian Benedictions
(145-152) j

D. Flusser, An early Jewish-Christian Document in the
Tiburtine Sibyl (153-183);

W. H. Frend, Jcws and Christians in third Century

Carthage (185-194);
R. M. Grant, Eusebius and Gnostic Origins (195-205);
R. A. Kraft, Christian Transmission of Greek Jewish

Scriptures: A Methodological Probe (207-226);
M. Philonenko, Magister Iustitiae: note sur la christolo-

gie de Lactance (227-231) ;
C. Vogel, Le poisson, aliment du repas funeraire chretien?

(233-243);

III. K. Aland, Die Christen und der Staat nach Phil. 3,20

(247-259);

A. Benoit, Le «Contra Christianos» de Porphyre: Oü en est

la collecte des fragments? (261-275);
J. J. Hatt, Divinites orientales et dieux gaulois (277-286);
J. E. Menard, Gnose paienne et gnose chretienne: l'<Au-

thentikos Logos» et «les Enseignements de Silvain»

de Nag Hammadi (287-294);
M. Meslin, Convivialite ou Communion sacramentelle?

Repas mithraique et Eucharistie chretienne (295-305);

E. Molland, J61 et Noel: la christianisation d'une fete
paienne (307-314);