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Ausgabe:

1979

Spalte:

775-777

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Titel/Untertitel:

Christliche Verkündigung im Dienste der Grundlegung der Kirche 1979

Rezensent:

Krügel, Siegfried

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Theologisohe Literaturzeitung 104. Jahrgang 1979 Nr. 10

776

Brian, Michel: Kranken- und Alters Versorgung des Klerus (S. 471
bis 475).

Kilmartin, Edward J.: Die Problematik des Molistipendiums
(S. 476-480).

Höllerbach, Alexander: Kirchenrecht an der Freiburger Rechts-

fakultät 1918-1945 (ZEvKR 23, 1978 S. 28-49).
.J urina, Josef: Dienst- und Arbeitsrecht in der katholischen Kirche

(StZ 103, 1978 S. 017-028).
Konidaris, Johannes: Die orthodoxen Kirchen in Griechenland

nach der neuen Grundgosetzgebung (ZEvKR 23, 1978 S. 189

bis 201).

Meyer, Christian: Neues zum Kircheniuitgliedschaftsreeht in Bremerhaven
(ZEvKR 23, 1978 S. 177-188).

Moyer-Teschendori', Klaus: Religionsfreiheit in der Staatssehule:
das Schulgebet als Prüfstein für staatliche Neutralität und
Nicht-Identifikation (ZEvKR 23, 1978 IS. 202-230).

Neumann, Johannes: Bedeutung und Begrenzung des Rechts bei
Thomas von Aquin (ZEvKR 23, 1978 S.7-28).

Richardi, Reinhard: Kirchenautonomie und gesetzliche Betriebsverfassung
: zum Fall Goch des Bundesverfassungsgerichts
(ZEvKR 23, 1978 S. 307-413).

Scheuner, Ulrich: Zur Rechtstheologie von Hans Dombois (ZEvKR
23, 1978 S.l-7).

Schmitz, Heribert: Die Reform des kanonischen Rechts im Spiegel

von 15 Jahren Arbeit der CIC-Reformkommission (ZEvKR 23,

1978 S. 147-170).
Sobanski, Reinigiusz: Präliminarien zum Problem der Heilsfunk-

tion des Kirchenrechts (CoTh 47, 1977 S. 77-92).
Steinmüllor, Wilhelm: Wissenschaftstheorie, Rechtsthoologie und

Kirchenrecht (ZEvKR 23, 1978 S. 58-89).
Wölbing, Werner: Das Kirchgeld in glaubensverschiedener Ehe

(besonderes Kirchgeld) (ZEvKR 23, 1978 S. 254-261).

ükumenik: Catholica

Hertlein, Siegfried: Wege christlicher Verkündigung. Eine pastoral-
gesehichtliche Untersuchung aus dem Bereich der katholischen
Kirche Tansanias. 1: Christliche Verkündigung im Dienste der
Grundlegung der Kirche (1860-1920). Münsterschwarzach: Vier-
Türmc-Vcrlag 1976. XIX, 290 S. 8° = Münsterschwarzacher
Studien, 27. Kart. DM 52,-.

Mit seiner Würzburger Habilitationsschrift hatte V f. (ÜSB) ursprünglich
,,die Gogenwart analysieren und. darauf auf bauend, ein
Programm für das Heute und Morgen entwerfen" wollen (11).
,,Aber je ernsthafter ich mich in mein Thema vortiefte, desto mehr
gewann dieses eine geschichtliche Dimension" (2). So hat Vf. sich
einer mühevollen Forschungsarbeit in üstafrika unterzogen.

Die Mühe lohnte sich. Ihre Frucht war ,,oine fast vollständige
Sammlung aller katechetischen Bücher der letzten hundert Jahre
ui Tansania" (5). Dio Auswertung dieser Werke und die Aufhellung
ihres Hintergrundes leistet einen ökumenisch gewichtigen Beitrag
zur Überw indung der Gesohiohtslosigkeit moderner Theologie. Mit
dor überheblichen Meinung. ..daß das früher Geleistote falsch oder
für dio Zukunft ohne Belang sei' (V). wird gründlich aufgeräumt."

Die beiden ersten Kapitel („Dio Missionare als Träger der Botschaft
", „Das fremdo Land und seine Bedeutung für die missionarische
Verkündigung") erweisen sich durch ihr Einfühlungsvermögen
, ihre Nüchternheit und Vertrautheit mit den tatsächlichen
Verhältnissen und ihre treffsicheren Urteile als eine meisterhafte,
oft geradezu packende Schilderung des Missionars jener Jahrzehnte
. Dabei sind einzelne Abschnitt« wie „Interesse an Sitte und
Brauchtum der Afrikaner" (20ff), „Die Kluft zwischen europäischer
und afrikanischer Weltsicht" (74ff) oder „In der Spannung
kolonialer Entwicklung" (32ff) außerdem von hoher Aktualität.
Vf. erinnert daran, „daß die Missionierung Ostafrikas schon längst
begonnen hatte, ehe die europäischen Kolonialmächte dort ihre
Ansprüche erhoben" (32). Ferner: „Die ersten katholischen Missionare
waren Franzosen, die den protestantischen Engländern nicht
recht trauten und von den preußischen Deutschen schon gar nichts

wissen wollten" (33). Auch als dann mehr deutsche Missionare kamen
, wurde „auf dem Missionsfelde - im Unterschied zur heimatlichen
Missionspropaganda - wenig geredet von einer nationalen
Kulturaufgabe dor Mission oder von gemeinsamer kolonialer Verantwortung
" (39).

Das 3. Kap. („Versuche einor Antwort") handelt von „Ireier
Verkündigung" (78ff), „Gemeindobildung durch Internat und
Christendorf" (85ff), „Volksbekehrung durch Gewinnung der
Elite" (95ff) und „Bereitung des Bodens durch ,Ora et Labor»'"
(lOOff). Was hier wie in den beiden folgenden Kapiteln an mannigfaltiger
Missionsmethodik vorgestellt wird, sollte zur Pflichtlektiire
all derer deklariert werden, die heute über Mission als Strukturprinzip
der Gemeinde odor ganz allgomein über Gemeindeaufbau
nachdenken. Hier können Einsiohten von grundsätzlicher Bedeutung
in Fülle gewonnen werden. Zu ihnen zählt z. B. das am Schluß
des 3. Kap. (lesagto: Iis war den Missionaren „nicht vergönnt, ü"'
Missionswerk nach einer großen Ideo zu gestalten . . . Und doch
konnten und durften dio Missionare nicht resignieren, [hl ^<'n
dungsauftrag blieb, und sie haben ihn schließlich auch erfüllt, freilich
auf Wegen, die weniger den < ledanken und Plänen der Mix-
sionsleiter entsprachen, sondern aus der Praxis erwuchsen, aus den
lokalen Gegebenheiten und dem energischen Zupacken einzelne1'
Missionspioniere" (107).

Das 4. Kap. trägt die Überschrift „Katechisteneinsatz und Missionsschule
als Ausweg". „Beide Institutionen entwickelten sich
aus unscheinbarsten Anfängen, galten zunächst eher als ein notwendiges
Übel denn eine wirksame Hilfe, wurden aber im Laule
von Jahrzehnten zu den entscheidenden Wegen christlicher Verkündigung
im gesamten ostafrikanischen Raum" (108). Vf. beweist
in diesem Kapitel auch wieder seinen Blick für Realitäten-
„Scharen von jungen Männern verließen die Heimat und suchte»
Arbeit auf den Plantagen und an der Küste ... In dieser Situation
erschien der Katechist auf einmal in einem neuen Licht. Er war
plötzlich . . . Pionier, Helfer und Ratgeber, der die neuen Zeiten
verstand". Es „kam noch ein anderes, recht äußeres, aber nicht
woniger wirksames Element hinzu: das Fahrrad. Durch dieses . • •
Verkehrsmittel verdoppelte und verdreifachte sich nämlich der
Aktionsradius der Missionare. Der Bann der Zentralstation ward''
gebrochen, und auch entfernte Außenposten waren leicht zu erreichen
. Die häufigen Missionarsbesuche brachten die Katechisten
zu neuem Leben, und mit ihnen erwachten auch die Gemeinden'
(118). Die Katechisten wurden „die eigentlichen Mittler zwischen
den fremden weißen Missionaren und der Masse des einfachen Volkes
, die Brücken, über die der neuo Ulaubo, der neue Lebensstil
liineinflutete und allmählich Wurzeln zu schlagen begann. Dient'
Mittlertätigkeit wäre allerdings kaum möglich gewesen ohne . • ■
die Missionsschule. Beide Faktoren, Katochisten und Missionsschule
, bedingten einander und ergänzten sich" (127).

Die Missionsschule zeigte besonders kraß das Konkurronzdeiiken
der Konfessionen. Katholischerseits entschied man sich für die
Einrichtung auch höherer Schulen, weil sonst die Jugend „den
höheron Unterricht in den amtlichen Laien- oder Häretiker-Schulen
suchen wird" (144). Missionsbischof Spreiter (OSB): „Eine
oxtensivo Schulpolitik ist ein vorzügliches Mittel, das unendlich
woito Missionsgebiet schnell zu besetzen und gegen Einbrüche des
Islam oder der protestantischen Mission wirksam abzusichern'
(154). Der Bisohof schickto, „um die anglikanische Mission nicht-
vorzeitig aufmerksam zu machon, einen Elefantenjäger, der das
Land erkunden, mit den Häuptlingen Vorbindung anknüpfen und
geeignete Plätzo für spätere Niederlassungen aussuchen Bollte'
(159). So kam es „zu einer harten Auseinandersetzung zwischen
katholischer und protestantischer Mission, die gerade in den Beiio-
diktinergebieten vielfach die Form eines regelrechten Kampfes annahm
" (162). Von Rom selbst wurden „offizielle Grenzabsprache»
abgelehnt" (163). „Inzwischen ist das Spannungsverhältnis der
christlichen Kirchen in Tanzania soweit gelockert und der Will"
zum gegenseitigen Verstehen und Zusammenarbeiten soweit gediehen
, daß wohl die Zeit gekommen ist, auch solch eine heikle
Frage der Vergangenheit nüchtern und objektiv zu untersuchen'
(ebd.). Vf. trägt nicht nur an dieser Stelle zu einer positiven Entwicklung
interkonfessioneller Beziehungen Wesentliches bei.

Das 5. Kap.. „Die Formung der jungen christlichen (lemeinde".
ist wie die vorhergehenden historisch ausgerichtet, führt aber ganz