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Ausgabe:

1979

Spalte:

755-757

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Klauser, Theodor

Titel/Untertitel:

Gesammelte Arbeiten zur Liturgiegeschichte, Kirchengeschichte und christlichen Archäologie 1979

Rezensent:

Ritter, Adolf Martin

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Theologische Literaturzeitung 104. Jahrgang 1979 Nr. 10

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menfassung der Dissertation von .T. Jentzsch (1956). Weiterführende
Aspekte der Lehre und neuere Entwicklungen wären ergänzend
zu berücksichtigen. Zutreffend wird über die ..Gemeinschaft
in Christo Jesu" (Lorenzianer) informiert. Das Bemühen um Objektivität
ist auch für den Artikel über die ..Johannisohe Kirche"
(Weißenberger) kennzeichnend.

Abschließend noch ein Wort zu den im 4. Teil - „Weltanschauungen
" - vorgestellten religiösen Strömungen ..Theosophie. Anthroposophie
. Rosenkreuzer. Welt-Spirale. Spiritismus, Transzendentale
Meditation". Die Übersicht ist aufs Ganze gesehen als gelungen zu
bezeichnen und enthält wertvolle weiterführende Denkanstöße jenseits
aller polemischen Engfülirung.

Das vorliegende Handbuch kommt einem weitverbreiteten Interesse
nach Information über die vielfältigen Kirchen, religiösen
Gruppen und Strömungen unserer Zeit entgegen, ohne die an ein
solches Werk zu stellenden Anforderungen voll zu befriedigen. Bei
einer Neuauflage wären neben der Beseitigung der ungewöhnlichen
Fülle von Druckfehlem eine Überarbeitung vieler Beiträge sowie
der Verzicht auf die theologisch anfechtbare und ökumenisch ärgerliehe
Klassifizierung unbedingt wünschenswert. Unternimmt es
eine Kirche, und sei es auch nur offiziös, aus ihrer Sicht die anderen
christlichen Kirchen. Gemeinschaften und religiösen Strömungen
darstellen und herurteilen zu lassen, erfordert dies ganz besondere
Sorgfalt. Ks ist zu fragen, ob sich die VKLKD über Tragweite und
Konsequenzen dieses Unternehmens im klaren war.

Halle (Saale) Helmut Olm!

Christliche Archäologie

Klanscr. Theodor: Gesammelte Arbeiten zur Liturgiegeschichte,
Kirchengeschichte und christlichen Archäologie, hrsg. v. E. Dass-
mann. Münster/W.: Aschendorff [1074]. VI, 422 S. m. 15 Abb..
23Taf. 4° = Jahrbuch für Antike und Christentum. Ergänzungsband
3/1974. Lw. DM 120.-.

Tm selben Jahr, in dein der Altmeister der katholischen Patrist
ik in Deutschland. Th. Klauser - Bonn, seinen 80. Geburtstag
feiern konnte, erschien eine von ihm selbst vorgenommene und von
den Mitarbeitern des Franz Joseph Dölger-Instituts in Bonn herausgegebene
Auswahl seiner zumeist verstreut erschienenen und
zum Teil schwer zugänglichen Aufsätze. Thre Neuherausgabe dürfte
sowohl die gewichtigste ..Festgabe" zur Ehrung des Jubilars gewesen
sein als auch eines seiner schönsten Geschenke an Freunde.
Mitarbeiter. Nachfolger wie an die wissenschaftliche Welt überhaupt
. Auch aus dem zeitliehen Abstand heraus kann sie nur auf
das lebhafteste begrüßt werden. - Tch gebe, ehe ich das kurz begründe
, eine Übersicht über den reichhaltigen Inhalt der Sammlung
.

Sie ist in vier (ungleich umfangreiche) Abteilungen untergliedert
(I. „Liturgiegesohichtliohe Quellen";IT. „Religions-, Liturgie- und
Kirchengeschichte"; III. „Christliche Archäologie und Kunst-
gesohiohte"; IV. „Lebensbild F. J. Dölgers") und enthält folgende
Beiträge:

..Ein vollständiges Evangelienverzeichnis der römischen Kirche
aus dem 7. Jahrhundert, erhalten im Cod. Vat. Pal. Lat. 46" (5 bis
21); „Eine Stationsliste der- Metzer Kirche aus dem 8. Jahrhundert,
wahrscheinlich ein Werk ( hrodegangs" (22-45); „Ein Kirchenkalender
aus der römischen Titelkirche der Heiligen Vier Gekrönten
" (46-70); „Der Codex S. Marcellini in Ancona" (71-81); „Re-
pertorium Liturgicum und liturgischer Spezialkatalog. Vorschläge
zum Problem der liturgischen Handschriften" (82-93); „Der Ursprung
des Festes Petri Stuhlfeier am 22.Februar'1 (97-113); ..Das
altchristliche Toterunahl nach dem heut igen Stande der Forschung"
(114-120); „Die Anfänge der römischen Bischofsliste" (121-138);
„Die liturgischen Austauschbeziehungen zwischen der römischen
und der fränkisch-deutschen Kirche vom achten bis zum elften
Jahrhundert" (139-154); „Die konstantinischen Altäre der Lateranbasilika
" (155-160); „Die Liturgie der Heiligsprechung" (161

bis 176); „Taufet in lebendigem Wasser! Zum religions- und kulturgeschichtlichen
Verständnis von Didache 7. 1/3" (177-183); „Der
Übergang der römischen Kirche von der griechischen zur lateinischen
Liturgiesprache" (184-194); „Der LTrsprung der bischöflichen
Insignien und Ehrenrechte" (195-211); „Vivarium" (212 bis
217); „Der Vorhang vor dem Thron Gottes" (218-220); „Christlicher
Märtyrerkult, heidnischer Heroenkult und spät jüdische Heili-
genvcrehrung. Neue Einsichten und neue Probleme" (221-229);
„Bischöfe auf dem Richterstuhl" (230-232); „Die abendländische
Liturgie von Aeneas Silvius Piccolomini bis heute. Erbe und Aufgabe
" (233-252); „Eine rätselhafte Exultetilhistration aus Gaetn"
(255-263); „Das Querschiff der römischen Prachtbasiliken des
vierten Jahrhunderts" (264-267); „Die Inschriften der neugefun-
denen altchristlichen Bauanlage in Ostia" (268-274); „Vom He-
roon zur Märtyrerbasilika. Neue archäologische Balkanfunde und
ihre Deutung" (275-291); „Aurum Coronarium" (292-309): „Bemerkungen
zur Geschichte der Bonner Märtyrergräber" (310-313):
„Das Ciborium in der älteren christlichen Buchmalerei" (314 327):
„Die Äußerungen der .alten Kirche zur Kunst. Revision der Zeugnisse
, Folgerung für die archäologische Forschung" (328-337):
„Erwägungen zur Entstehung der altchristlichen Kunst" (338 bis
346); „Der Beitrag der orientalischen Religionen, insbesondere des
Christentums, zur spätantiken und frühmittelalterlichen Kunst"
(347-392); „Ein altchristlicher Sarkophag als Ausgangspunkt einer
hagiographischen Legendenbildung" (393-394); „Xooh einmal der
Catervius-Sarkophag von Tolentino" (395-402): „Franz Joseph
Dölger 1879-1940" (405-412).

Den Auftakt des Ganzen bildet eine Skizze „Zur Erläuterung
der Titelvignette" (1 f), derselben, die bereits die Titelseite des von
Th. Klauser herausgegebenen Gedenkblatts für F. .1. Dölger (
Veröffentl. d. F. J. Dölger-Tnstituts .. .. Münster 1956) zierte, in
welchem diese Erläuterung ursprünglich veröffentlicht wurde (ebd.,
23f); den Abschluß ein Verzeichnis der Schriften Th. Klausers bis
zum Jahre 1973 (413-421) sowie ein Abbildungsverzeichnis.

Die Aufsätze selbst sind zwar - aus guten Gründen - völlig unverändert
geblieben. Doch hat der Vf. der Mehrzahl von ihnen
(meist knappe) Nachträge beigefügt , welche Literaturergänzungen.
weiterführende Überlegungen, gelegentlich auch einmal eine Re-
traktation enthalten und kenntlich machen, wo im Fortgang der
Forschung von den hier versammelten Arbeiten Anstöße ausgegangen
und aufgenommen worden sind. Da auch Aufmachung.
Druck und Bildwiedergaben des Randes, wie beim „Jahrbuch"
und seinen „Ergänzungsbänden" üblich, ohne Makel sind, müßte
man diese Aufsatzsammlung schlechthin vorbildlich nennen, wenn
ihr reicher Inhalt auch durch Register aufgeschlossen worden wäre,
was aber leider unterblieb.

Eine ins einzelne gehende Würdigung verbietet sich an dieser
Stelle deshalb von selbst, weil die vorgelegten Aufsätze - darunter
wahre Kabinettstücke an Prägnanz und Anschaulichkeit der Darstellung
- zum guten Teil längst ihren festen Platz in der Forschungsgeschichte
erobert haben. Wohl aber scheint es mir anco-
bracht zu sein, einige Remerkungen zur Bedeutung des Ganzen zu
machen:

1) Obwohl Klausers Arbeiten, wie im Vorwort des Hrsg, mit
Recht festgestellt wird, sich im Grunde auf wenige Kernprobleme
vor allem der frühchristlichen Liturgie und Kunst konzentrieren,
so daß dieser Aufsatzband nahezu als geschlossener Forschungsbeitrag
gelten und vielen Fachgelehrten als unentbehrliches Arbeitsinstrument
dienen kann, lassen sie doch allenthalben ein so
breites Tnteressenspektrum erkennen, wie es in der jüngeren Forschergeneration
ganz selten geworden ist. Möchte dieser Mangel
wenigstens als solcher empfunden werden und als Ansporn dienen!

2) fühlt man sich bei der Lektüre an K. Barths berühmtes Dik-
tum in „Theologische Existenz heute!" (1933) erinnert, weil in diesen
in einem Zeitraum von fast 50 Jahren entstandenen Aufsätzen
- „als wäre nichts geschehen", ohne jegliche Bezugnahme auf politische
oder kirchlich-theologische Tagesereignisse, nicht einmal „in
leise erhöhtem Ton" - Historie und nur Historie betrieben wird.
Es ist zwar die Frage erlaubt, ob dies auch weiterhin uneingeschränkt
als Vorbild gelten kann. Aber als Warnung davor.'sich im
historischen Geschäft dem Zwangsgesetz ganz bestimmter'aktuel-
ler Fragestellungen und Interessen zu unterwerfen, ist es wohl
heute noch und heute wieder hoch vonnöten.