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Ausgabe:

1979

Spalte:

742-744

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Titel/Untertitel:

Aspekte frühchristlicher Heiligenverehrung 1979

Rezensent:

Davids, Adelbert

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Theologische Literaturzeitung 104. Jahrgang 1979 Nr. 10

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Kirchengeschichte: Alte Kirche

schwer von einer oinzelnen Gestalt her erschließen lassen, problem-
geschichtlich erörtert; dies gilt etwa für dio Beteiligung des Abend-
„ landes am arianischen Streit oder für die Entwicklung der Vorrang-
aendler, Gert : Von Tertullian bis zu Ambrosius. Die Kirche im Stellung Roms oder auch für ..Ketzer und Mönche im 4. Jahrhun-
Abendland vom Ende des 2. bis zum Ende des 4. Jahrhunderts. dert". Im ganzen aber ist, wo immer es möglich war, eine Gestalt
Berlin: Evang. Verlagsanstalt [19781- 136 S. gr. 8° — Kirchen- jeweils ausführlich geschildert, worden. Von ihr aus werden dann
geschieht e in Einzeldarstellungen, 1/3. Lw. DDR: II 9,-; Aus- Fragen der Theologie, der Ethik, des Verhältnisses von Kirche und
and: 12,-. Staat, der Liturgie oder der Kirchenverfassung beleuchtet.
w Diese Methode hat unter didaktischem Gesichtspunkt ihre Vor-
mndbucher können selten länger als für eine Generation ihren züge- So wird dei. i^Her ctwa fast a)te Jftiqax. in deren Zusammen-
'enst t„n. Einmal geben der stete Fortschritt der Wissenschaft hang Tertullian wichtig ist, in einem oinzigen Kapitel erörtert fin-
■ * io die Berücksichtigung neuer Fragestellungen und die Anwen- den. Der User muß also für Tertullian nicht in verschiedenen Kann
« neuer Methoden Anlaß, in gewissen Abständen Handbücher pite|n SUPi,on. Diesem Vorteil steht der Nachteil gegenüber, daß
«O zu konzipieren. Sodann aber zwingt der Wandel der Vorkennt- die Darstellung recht stark auf einzelne Gestalten konzentriert ist.

und der Interessen bei dem Leserkreis, für den ein Handbuch Fragen wie die nach den Gründen und Motiven der Christenverfol-
M>schneben wird, immer wieder von neuem zu einer Revision bei g,lng< na,,i, dem heidnischen Verständnis des Kaiserkultes, nach
W Auswahl des Stoffes, der geboten werden soll, sowie bei der der Rom-Ideologie, aber auch innerkirehliehe Fragen etwa dos
• Kzentuierung in der Darstellung. Kirchenbaues oder der Kirchenverfassung - mit Ausnahme der
'■ei den klassischen theologischen Disziplinen hat sich die Not- ausführlich geschilderten Primatsfrago - treten stark in den Hin-
"endigkeit. neue Handbücher abzufassen, jeweils in unterschied- tergrund. Freilich, jede Konzeption eines Handbuches muß Nach-
bcher Weise ergeben. Was dio Kirchengeschichte betrifft, so hat teile in Kauf nehmen. Die liier ent faltete Auffassung ist. was auch
'ler beträchtliche Rückgang historischer Kenntnisse, die früher immer man krit isch sagen mag, jedenfalls geeignet, mit ihrer weit-
zum allgemeinen Bildungsgut zählten, aber auch die notwendige hin persnnalistischen Betrachtung bestimmte Gestalten der Ver-
eriieksichtigung neuer historischer Methoden dazu geführt, daß gangenlieit und ihre Probleme heutigen Usern nahezubringen. Zürn
den letzten Jahrzehnten verschiedene neue Handbücher ent- dem weist der Titel darauf hin, daß hier „Einzeldarstellungen" gestanden
sind. Evangeliseherseits ist durch K. D. Schmidt und geben werden sollen.

k- \ olf das Handbuch ,,Dio Kirche in ihrer Geschichte" begrün- Die Darstellung ist durchweg gut gelungen. Der Kundige spürt,

«et worden, das seit 1961 in Lieferungen erscheint. Hier werden daß sie stets aus den Quellen erarbeitet ist. Mit Recht hat der Vf.

teils bestimmte Epochen, teils ausgewählte Probleme in Form von oft charakteristische Szenen ausgewählt. So wird z. B. der Bericht

'^ingsschnitten behandelt. Dabei wird auf ausführliche Berück- des Hieronymus über sein ..anticiceronianisches Traumgesicht"

s'chtigung auch der neuesten Forschung und detaillierte Literatur- ausführlich geboten (131).

angaben Wert gelegt. Ein Nachteil hierbei ist. daß manche Partien . , „____. . . •,.„,,,

,j„.„ x. , ° ° ... , , , . , , ...„ , Einige Wunsch» bzw. Beanstandungen: im Literaturverzeichnis finden sich

ler 8ar Lieferungen für den Anfänger eine schwer zu bewältigende manche Versehen, hauptsächlich bei englischen Titeln, z.T. aber auch bei deut-

Lektüre darstellen; dies liegt nicht zuletzt an dem Umfang der sehen. Hingewiesen werden sollte S. 9f auch auf K. Baus, Die Heichsklrche nach

a»m._ i Konstantin dem Großen (Handbuch der kirchcngcschichte \\, hrsg. v. H. Je-

--lumerkungen. diu), Freiburg 1973 (genannt S.lll Anm. 2). - S. 16f: Zu Ambrosius sollte auch

Kiti,„i- u -i j tt ~ , ___i,„fi tj t„,i;„ auf die Veröffentlichungen von R. Klein zu Symmachus und dem Victorla-Altar

^athohscherseits ist unter der Herausgeberschaft von H. Jedin verwl<aell wer(ieu. - s. 22 z. * v. u. I. „Hadmmctum". - s. 26 Z. 22 v. o. I

^'t 1962 das ..Handbuch der Kirchengeschichte" veröffentlicht „rechtschaffene". - 8. 35f meint der Vf., daß Tertullian in de pudlcitia ein kar-

Wnrrlo« j j~g____j__i-i „ tj___i___i •_____ tliagischcs Edikt von 207 (?)angreift.-S. 43f: Hier erhalt ni. E. der Leser keinen

«Orden, von dem m diesem Sommer der letze Band erschienen zutreffenden Eindruck davon, daß sich das kleinasiatisihe Passa auf ältere Tradi-

'St. Verglichen mit dem evangelischen Handbuch ist dies katho- tion stützt als das Osterfest. - S. 61 Es stimmt nicht, daß bei Konkubinaten

livr.hr. w i , _r__■ u i. j _ i * „keine Kinder geboren werden durften". Vielmehr waren solche Kinder nicht

"»ehe Werk zwar wesentlich umlangreicher; trotzdem zeichnet ;;ehelich.. und d*ru,n lulcU nicht erbberechtigt. - B. 72 Anm. 14 fehlt ein Verweis

PN sich durch eine größere Lesbarkeit aus. Dies gilt jedenfalls auf S. 63. - S.7" Z. 1 v. o. 1. wohl „Familienbindung". - 8. 80-82 Es wird nicht

fiii-r1;«ci L'u j ix - -tr' i. j r> c _ i * recht deutlich, daß für das antike Denken die Verehrung der Götter notwendig

die Schilderung der alten Kirche sowie der Reformationszeit, war für da8 WoUI de9 staatc9 uud daß dlP8e Kinstelluiig im Grunde auch von den

Wohingegen in den Bänden über das Mittelalter und die frühe christlichen Herrschern geteilt wurde. - S. 123 f: Nicht glücklich ist es, wenn hier

Neujoif „„u„„__u„ui:„v,~ t -___i,„„„™„„ tvt„u™ j„„ om. „Ketzer und Mönche" gemeinsam geschildert werden und der Honatisinus von

Neuzeit nicht selten erhebliche Langen begegnen. I>eben der Glie- ;jem Zimmmon,lallg h*r fagt als asketische Bewegung erscheint. Hier müßte

Gerung des umfangreichen Stoffes ist naturgemäß die Frage, wor- stärker die Vielfalt der Probleme und Entwicklungen hervortreten. - Zum Ge-

auf «ü.li i i , Ii ..™ l______, •____ i| ■„.„;!„ „,,,, i,. _.„-, .f_______ samtplau, wie er im Klappentext genannt Ist: boi der Neuzeit sollte die Dar-

<»I Mih die Darstellung konzentrieren soll, jeweils von besonderer 8teiiUug nicht allein auf Ueutschland beschränkt blellien. Es Ist von der Sache her

'Bedeutung. notwendig und kann der Gefahr des Provinzialismus wehren, wenn wenigstens In

. Auswahl auf die Wcltchristenheit eingegangen wird: die Planung für III 9 undlO

uas neue Handbuch, dessen zuerst erschienener Band hier an- reicht nicht zu.

gezeigt wird, ist auf drei Bände mit jeweils 10, 8 und 10 Teil- . . .... . „ .. „ . .

iiii-j. i , • j i . uii u tt r u u Im ganzen bände t es sich hier um den ersten feil-Hand eines

wanden berechnet, wird also einen erheblichen Umfang haben. , , " " ,, , . , ,. , ■

Tw, n •• • ai uu.j - 4. • beachtlichen Handbuches, das neben den bisherigen Beinen unver-

1 rotz der im ganzen großzugigen Anlage ist jedoch, wenigstens in , „ ZZ ,Ä , ' . . .

d<.m . ts j m-iD j ■ j i ?■ i wechse baren Charakter bat und einen eigenen Platz verdient,

»em vorliegenden Teil-Band, eine beträchtliche Reduktion und p

Konzentration des Stoffes vorgenommen worden. S.7-17 findet Hamburg Bernhard Lohse
sich eine Liste ausgewählter Literatur. Anmerkungen begegnen nur
•n geringem Umfang. Sämtliche Zitate werden in Übersetzung geboten
; nur vereinzelt sind besonders wichtige Begriffe im Urtext

'n Klammern hinzugefügt. S. 134-136 findet sieh eine knappe Zeit- Lilienfeld, Fairy v., Bryner, Erich. Felmy, Karl Christian, u. Wer-

'atel. ner Weismann [Hrsg.]: Aspekte frühchristlicher Heiligenver-

Was die Darstellung selbst betrifft, so hat G. Haendler S. M ehr""f- ^Eü' fa^"^ ^J^^ TheoloKie deH
eine knappe methodische Besinnung hinsichtlich der Abgrenzung 9^m 1977' l?< 2I8J?" 8 = OIKONOMIA. Quel-
des Zeitraumes von Tertullian bis Ambrosius gegeben. Er verweist len "nd Stud,en *» orthodoxen Theologie, 8.
dabei auch auf ähnliche Abgrenzungen, wie sie in neueren Darstel- Am 2. und 3. Januar 1975 fand in Erlangen eine Tagung der Paarigen
von marxistischen Althistorikern, wenn auch unter ande- tristischen Arbeitsgemeinschaft statt. Fünf dort zumTagungsthema
fem Aspekt, vorgenommen worden sind. Vielleicht wird der erste „Aspekte frühchristlicher HeiligenVerelu ung" gehaltene Vorträge
1 eilband noch eine ausführlichere Besinnung über das Verhältnis sjn(j nun veröffentlicht,

«visehen allgemeiner Geschichte und Kirchengeschichte geben. Hubert Cancik untersucht „Reinheit und Enthaltsamkeit in

"an möchte das wünschen, damit auch die Prinzipien bei der Stoff- der römischen Philosophie und Religion" (1-15, Anm.: 126-141).

answahl deutlich hervortreten. indem er einige, bes. aus Senecas Briefen und aus der Schrift des

Im übrigen besteht die Konzentration boi der Stoffdarbietung Valerius Maximus Factorum et dictorum memorabilium libri (aus

nier vornehmlich darin, daß der Vf. hauptsächlich die bedeutenden tiberianischer Zeit) bekannte exempla analysiert. Ebensowenig wio

Gestalten wie Tertullian, Hippolyt, Kallist, Cyprian sowie später Numa Pompilius für die Christen ein „Heiliger" war, war M.Por-

Ambrosius schildert, Zwar werden solche Stoffgebiete, die sich nur cius Cato Uticensis für sie ein „Märtyrer": römische „quasi-asketi-