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Ausgabe:

1979

Spalte:

734-735

Kategorie:

Judaistik

Titel/Untertitel:

Persons and institutions in early rabbinic Judaism 1979

Rezensent:

Mayer, Reinhold

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Theologisch« Literaturzeitung 104. Jahrgang 1979 Nr. 10

734

Rez. der Arbeit schon in allen Einzelergebnissen zustimmen
könnte. So meint er etwa, daß das Phänomen der Gattimg des
Knveiswortes zu rasch mit dem Hinweis auf die statistisch richtige
Wahrnehmung, daß die ..Erkenntnisformel" in vielen Fällen nicht
als Endsyntagma auftritt, abgetan wird. Die Eigenart der inneren
Struktur dieser prophetischen Bedegattung müßte auch inhaltlich
voller erwogen werden. Auch scheint mir die Zerreißung der Vision
von den Totengebeinen in 37.1-1 la und der anschließenden Diskussionsrede
, welche das Bild der verdorrten Gebeine enthält,
nicht wirklich plausibel bewiesen zu sein. Und daß der Umbruch
prophetischer Fremdvölkerrede im Gog-Wort zu der in die Apo-
salyptik hinüberführenden Ankündigung eines Nachnächsten
lediglich der Pietät der Schüler des Propheten zu danken sein
sollte, welche an der noch ausstehenden Einlösung der Gog-
Ankiindigung (warum nur gerade an ihr?) festhalten wollten,
bleibt doch wohl eine etwas unsichere Annahme. Die Akten über
oer Erklärung des Gog-Komplexes dürften auch mit der vorliegenden
Arbeit noch nicht geschlossen sein.

Diese und weitere Fragen, die der Bez. zu stellen hätte, vermögen
den Gesamteindrnck einer wertvollen Arbeit nicht ernstlieh
Bö mindern. Abschließend möchte ich die. wie mich dünkt, gute
Feststellung des Vf. zum Ez-Bueh. der ich voll zustimme, zitieren:
■ ■Ezechiel ist kein alter Prophet, der nach einigen Epochen neu
helebt wird. Sein Buch spiegelt nicht die Aktualisierungen und
Vermittlungsversuche von mehreren Jahrhunderten, sondern von
einigen Jahrzehnten in einer bewegten Epoche, der Exilszeit . . .
Man kann also am Ezechielbuch eher das Wachsen einer Exils-
Rheologie beobachten als den Neu- oder Umbau älterer Traditionen
" (330).

(;"ftinRen Wnlttier Zimmerli

Anderson, B.W.: "The Lord Has Created Something New" - A

Stylistic Study of Jer 31:15-22 (CBQ 40. 1978 S. 463-478).
Bartlett. J. B.: The Conquest of Sihon's Kingdom: A Litern ry Re-

examination (JBL 97. 1978 S. 347-351).
Bertram, Georg: Theologische Aussagen im griechischen Allen
( Testament: Gottesnamen (ZNW 09, 1978 S. 239-246).
("ampbell, Antonv F.: Psalm 78: A Contribution to the Theology of

Tenth Century Israel (CBQ 41, 1979 S. 51-79).
ftick. Michael Brennan: The Legal Metaphor in Job 31 (CBQ 41.

1979 S. 37-50).

Creen. A. B.: Solomon and Sianum: A Synchronism Between Dynastie
Tsrael and the Twenty-First Dvnasty of Egypt (JBL 97.

1978 S. 353-367).

•Tason. H.: The Story of David and Goliath: A Eolk Epic? (Bibl 60.

1979 S. 36-70).

Pardee. D.: An Overview of Ancient Hebrew Epistolography (JBL

97. 1978 S. 321-346).
Paul. S. M.: 1 Samuel 9.7: An Interview Fee (Bibl 59. 1978 S. 542

bis 544).

Paul. S. M.: An Unrecognized Medical Idiom in Canticles (i. 12 and

Job 9.21 (Bibl 59, 1978 S. 545-547).
Quintens. W.: La vie du roi dans le Psaume 21 (Bibl 59. 1978

S. 516-541).

Sabugal, Santo«: La interpretaeiön intra-veterotestamentaiia del
Antiguo Testamente (BAE 19. 1978 S. 303-328).

s>iea. W. H.: The qinah Structure of the Book of Lamentations
(Bibl 60. 1979 S. 103-107).

Ska. J.-L.: Les plaies d'Egvpte dans le recits de la Genese (Bibl 60.
1979 S. 23-35).

Stms: La poetique sonore des recits de la Genese (Bibl 1979
S. 1-22).

Tosato.A.: II ripudio: delitto e pena (Mal 2,10-16) (Bibl 59, 1978
S. 548-553).

Watson. W. G. E.: The Hidden Simile in Psalm 133 (Bibl 60. 1979
S. 108-109).

Wilson. Robert B.: The Hardening of Pharaoh's Hesrt (CBQ 41.
1979 S. 18-36).

Wyatt, N.: The Problem of the ••(.'od of the Fathers" (ZAW 90,
1978 S. 101-104).

Judaica

Green, William Scott [Ed.]: Persons and Institution» in Early Rah-
binie Judaism. Missoula. Montana: Scholars Press for Brown
üniversity 119771. XVII, 298 S. 8° = Brown University. Brown
Judaio Studie«, .'!.

Tn seinem Vorwort bezeichnet es William Scott Green als die
Hauptschwierigkeit der Erforschung rabbinisoher Quellen, daß es
sich hierbei nicht um historische Literatur, sondern um Schriften
religiöser Traditionen handelt. Sie dienen meist der Ermahnung
und Erbauung; aber auch Erzählungen zielen auf das Zentrum
rabbinischer Bemühungen: das Studium der Lehre. Und dabei
werden sie leicht zur Legende. Auch die Lehre selbst ist keine einheitliche
, geschlossene Größe. Werden jedoch die Traditionen
gründlich geprüft, so entwickelt sich ein Bild verschiedener individueller
Lehrer mit jeweils spezifischer Lohre.

Der erste Aufsatz, von Robert Goldenberg, eine Prüfung der
Quellen über die Absetzung Gamliels TL. steht - wie auch die
übrigen Arbeiten - in dar Tradition von Jacob Neusners textkritischen
Forschungen. Mit großer Genauigkeit sind die Varianten der
Berichte verglichen, gegeneinander abgewogen und wahrscheinliche
historische Sachverhalte herausgeschält worden. Die Synopse
aller Texte aus Talmudini und Midraschim und ihre Beschreibung
nimmt einen sehr breiten Raum ein. Die sich anschließenden Argumentationen
sind einleuchtend und führen zu dem Ergebnis, daß
hinter der Episode der Amtsenthebung (lamliels der Kampf mindestens
zweier rivalisierender Gruppen gegen dessen Autorität stehen
: eine Priesterpartei und Anhänger Jochanan ben Sakkais.

Über Zadok von Jawne berichtet Jack Nathan Lightstone.
Die literar- und formkritische Analyse der wenigen, meist späten
Traditionen, läßt erkennen, daß es sich nur um eine einzige Persönlichkeit
dieses Namens handelt, nicht - wie von manchen angenommen
- um zwei oder gar Vier Männer. Nach eingehender Untersuchung
jeder Stelle folgt im zweiten Teil die Oesamtauswertung
des Materials: Historisches und Biographisches erscheint in späteren
Traditionen gegenüber' l^egalistischem. das in früheren Überlieferungen
Vorherrscht. Gebotstexte erscheinen aber bei Zadok
kaum in der Form der Diskussion (wie dies Jacob Neusner für Elie-
ser ben Hyrkanos in dem gleichnamigen Buch herausgearbeitet
hat), sondern eher als Zeugnis, vor allem aber in der Erziihlforiu.
Aus alledem ergibt sich, daß Zadok zu den Pharisäern in Jawne
gehörte und Zeitgenosse Jehoschuas und Gamliels IL war. Ob eine
priesterliche und schammaitisehe Herkunft historisch ist. bleibt
zweifelhaft. Zadok scheint eine starke Verbindung zu (Jamliel gehabt
zu haben; seine Traditionen sind wohl durch Schüler Jeho-
sehuas in den Hauptstrom der Überlieferung gelangt. wurden dann
aber durch Akiwa wieder an den Rand gedrängt.

Der Aufsatz von Diane LeVine über Elasar Chisma gleicht den
vorigen Arbeiten in Fragestellung. Aufbau und Durchführung:
Zitierung und kurze Kommentierung jeder Textstelle. Anordnung
nach Alter. Tabellen der Themen und Fundstellen, formkritische
Analyse, kurze Folgerungen. Das Ergebnis der schmalen Traditionsbasis
zeigt. Herkunft, und Weitel leitung der Lein en des Elasar
Chisma aus und in Kreisen, die etwas abseits der Haupt linie liegen,
und vielleicht in Uscha zu suchen seien. Seine halachische Tradition
zeige „pharisäische", die aggadische dagegen ..rabbinische"
Züge. Über den Mann selbst geben die Quellen keine historisch zu
wertenden Aussagen.

Über die Traditionen von Brurja legt David Goldblatt eine
Arbeit vor, die sich dem anderen Thema entsprechend in der
Durchführung der Neusnerschen Methode von den vorhergegangenen
Aufsätzen unterscheidet. Durch Analyse aller vorliegenden
Texte wird erschlossen, daß es zwar eine gelehrte Frau Brurja in
der tannaitischen Zeit gab. daß aber das Ausmaß ihrer' Gelehrsamkeit
sowie die familiären Beziehungen (Tochter des Chananja ben
Tradjon und Frau Rabbi Meirs) babylonische Zusätzo und Bearbeitungen
des späten 4. oder des 5. Jh. sind.

Der letzte Aufsatz - Ira Jeffrey Schiffer über die Männer der
Großen Versammlung - zeigt vielleicht am besten die Früchte der
Neusnerschen Methode, da er ein Gebiet behandelt, über das schon
viel geschrieben worden ist. Die kritische Analyse der einzelnen