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Ausgabe:

1979

Spalte:

729-730

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Fritz, Volkmar

Titel/Untertitel:

Tempel und Zelt 1979

Rezensent:

Herrmann, Wolfram

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Seite 1

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729

Theologisohe Literaturzeitung 104. Jahrgang 1979 Nr. 10

730

Pfingstfest, wo nachgewiesen wird, dal! da« Motiv dos Bundes-
Schlusses in Quniran mit dein Woohonfest verbunden war. Ferner
haben wir eine Untersuchung Uber einen astrologischen Text, einen
Auisatz über die kultischen Mahlzeiten der Essener und der Therapeuten
, eine Untersuchung des Zionshyninus in der Psalmenhand-
sehrift aus Höhle 11 und eine Studie über den juristischen, kultischen
und mystischen Wortschatz der Initiation in Qumran.

Nach einem Aufsatz über Sichern und Syohar folgen zum Schluß
zwei vergleichende Untersuchungen. In der einen werden die
Wasserriten im jerusalemisehon Tempel mit Regenriten im Alten
Orient verglichen, in der anderen wird der Nachweis eines hethiti-
schen Vorbilds zur Frau in der Scheffel Sach 5,5-11 versucht.

Ein zusammenfassendes Urteil ist bei einer so bunten Themenwahl
natürlich unmöglich. Jeder wird etwas linden, was ihn interessiert
.

VJppsala Helmer Ilintfgren

Küret. Uirk: Theologische Reflexion im ugaritisehen Ba'al-Zyklus

(BZ 22, 1978 S. 236-244).
Sasson, Jaek M.: A Short Note on a "Mayor" Subject (JBL 97,

•i)78 S. 96).

Altes Testament

l'ritz, Volkmar: Tempel und Zelt. Studien zum Tempelbau in
Israel und zu dem Zeltheiligtum der Friesterschrift. Neukirchen
- Vluyn: Neukirchener Verlag 1977. X, 208 S. 8° = Wissenschaftliche
Monographien zum Alten und Neuen Testament, 47.

Der Loser wird eingangs mit der Erkenntnis konfrontiert, daß
Herkunft und Geschichte der in Ex 25-27 verarbeiteten Traditionen
noch keineswegs hinreichend geklärt sind, ebensowenig die damit
verbundene Intention von P. Einerseits werde die Ansicht vertreten
, bei dem Zeltheiligtum der Priesterschrift handele es sich um
eine Rückprojizierung des Jerusalemer Tempels in die Wüstenzeit.
Dem stehe die Behauptung entgegen, es seien dafür alte Uberlieferungen
aufgenommen wo: den. Aus dieser unklaren Situation ergibt
sich die Aufgabe, das priesterschriftliche Zolthoiligtum und seine
Einrichtungen erneut zu untersuchen. Um einer Lösung des Pro-
hlems näherzukommen, ist die Bestimmung der traditions-
geschichtlichen Zusammenhängo dieses Entwurfs mit dem Kulthau
in Israel notwendig. Vf. will darüber hinaus einen Beitrag zu
der durch den Kultbau erkennbar wordenden Art dor Jahweverehrung
liefern.

Israelitische Tempel aus geschichtlicher Zeit sind nur zwei bekannt
, nämlich die von Jerusalem (Baubericht lKön 6f) und Arad
(Ausgrabung). Der Salomonische repräsentiert den Typ des während
des 2. Jt. in Syrien verbreiteten und nach Palästina durch die
Phönikor vermittelten sog. Langhausantentempels. Die Tatsache
ist jetzt archäologisch nachgewiesen. Vf. kann vier Beispiele aus
Nordsyrien namhaft machen. Davon am nächsten in der Form
steht der um ein bis zwei Jahrhundertc jüngere Tempel vom Teil
Ta'jinät, der eine Vorhallo mit zwei Säulen, dio Cella und das Ady-
ton, in dem sich ein Postament für die Götterstatue findet, aufweist
. Er stand an der Siidseito des Palastes.

Der Jahwetempel von Arad war anderer Art. Er bestand aus
einem Hof und einem sakralen Breitraum. Dennoch ist er nicht
vom kanaanäischen Breitraumtcmpel herzuleiten, sondern vielmehr
vom altisraelitischen Hofhaus. Er verkörpert also genuin
israelitische Architektur.

In die Untersuchung werden auch dio späteren (nachexilisehen)
jüdischen Tempel einbezogen. Vf. geht ferner auf die bekannten
Zoltheiligtümer ein und sucht von dort aus den in Ex 25-27 enthaltenen
Plan zu erklären. Er analysiert den Abschnitt und erkennt
folgenden Grundbestand: 25,1.10-14.16-18.21a.22a.23-26.
-S.30; 26,7.9-11.14.31.33a.35aa.36f; 27,lf.4.5a.O. Auf Grund einer
breit angelegten Exegese der drei Kapitel kommt Vf. zu dem
Schluß, das Ex 26 beschriebene Zelt sei am Tompel Salomos orientiert
und den nomadischen Jx-bensverhältnissen angepaßt. Es sei

keine Bautradition eines Zeltheiligtums nachzuweisen. Man habe
lediglich Elemente der Zeltbauweiso aufgegriffen. Allein terminologisch
habe P auf den 'öhäl md'ed der alten Pentateuchüberliefe-
rung zurückgegriffon. Die Zeltausstattung sei ebenfalls am Jerusalemer
Tempel ausgerichtet, wobei allerdings nur Gegenstände aufgenommen
worden sind, die es schon in den Heiligtümern der vor-
königlichon Zeit gab.

Die Priestorsehrift legt einen eigenon Entwurf vor. Das Heiligtum
soll dem Kommen Jahwes dienen. Vf. sieht in der .,Stiftung
des Heiligtums . . . die Mitte der priesterschriftlichen Geschichtserzählung
" (6). Nicht die Selbstoffenbarung Jahwes, sondern die
Vermittlung des Heiligtums sei nach P der Sinn des Sinaigesehe-
hens. wodurch der Tempel „zum dauernden und gültigen Mittelpunkt
Israels gemacht" worden sei (s. S. 150). Dio Erweiterungen
in Ex 25-27 deuteten den Entwurf als Programm für den nachexilisehen
Tempel. Ziemlich unvermittelt stößt dor Leser S. 153
auf Äußerungen über eine Spiritualisierung der Kultstätte und die
Vergegenwärtigung des Heiligtums im Wort beim Lesen, Sprechen
und Hören je neu.

Werden die erzielten Ergebnisse sicherlich Beachtung und Anerkennung
finden, so müssen doch ein paar Formalia moniert werden
. Es ist zunächst den Ausführungen nicht dienlich, wenn Vf.
eingangs auf einem unnötigen Umweg zu seiner eigenen Aufgabenstellung
kommt. Hier hätte gestraffter vorgegangen werden sollen.
Auch im Fortgang der Darlegungen verliert man durch Abschweifungen
in viele Einzelheiten, die listenartig abgehandelt werden,
immer wieder den Faden. Man findet fernor Ausführungen (in
Groß- und Kleindruck), die nicht zur Verfolgung des Themas gehören
(z. B. S. 20 Z. 12-22). Sie sollten entweder in Fußnoten verwiesen
oder ganz weggelassen werden. Auch Wiederholungen sind
festzustellen. Der Satz: „Mit dem Tempel war Jerusalem die einzige
Stadt, in deren Mitte Jahwe gegenwärtig ist" (36) dürfte so
kaum richtig sein, ebensowenig, daß der Salomonische Tempel dadurch
von allen anderen unterschieden war. Auf S. 38 heißt es
dann, Jahwe sei in den verschiedenen Heiligtümern des Landes verehrt
worden. Es ist eine voreilige Schlußfolgerung zu behaupten,
die in Dtn 12 niedergelegten Zentralisierungsbestrebungen seien
schon im 8. Jh. durchgesetzt worden, da der Tempel von Arad
während des 7. Jh. nicht wieder aufgebaut worden ist (S.76; s. a.
S.39f.l70; überdies will Dtn 12 nicht die alleinige Anerkennung des
Tompels in Jerusalem orreichen!). Man muß bedenken, daß dio
Festung auf dem Teil 'Aräd seit dem Ende des 8. Jh. nicht mehr
zum judäisehen Staatsgebiet gehörte. In dem umfangroiohen
Literaturverzeichnis, das ein paar störondo Druckfehler enthält,
vormißt man A. Parrot, Le Tomplo de Jerusalem, 1954. Die Abkürzung
EThL lautet an dritter Stelle aufgelöst .Lovanienses'
(nicht .Lovaniensis'). Endlich heißt es nicht .Kapitel', sondern
entw. ,Kapitell' od. .Kapital' (124f.l60f). Muß abschließend betont
werden, daß die Ausführungen nicht immer leicht zu lesen
sind, so bleibt es das Verdienst des Vf., die Forschung auf dem von
ihm bearbeiteten Gebiet eüi Stück vorangebracht zu haben.

Leipzig Wolfram Herrmanu

Hossfeld, Frank: Untersuchungen zu Komposition und Theologie
des Ezechielbuches. Würzburg: Echtor Verlag [1977J. 590 S.
gr. 8° = Forschung zur Bibel, 20. DM 48,-.

In ThLZ 102, 1977 Sp. 719-723 habe ich die Arbeit von H. Bi-
mian angezeigt, welche die theologische N'aehgesehichte der Eze-
ehielprophetie aufgrund einer exemplarischen Analyse von Kap. 6;
35; 36 mit der linguistischen Methodik von W. Richter zu erhellen
sucht. Die hier anzuzeigende Regensburger Dissertation von
F. Hossfeld geht die Frage mit der gleichen Methode, wie sie in
ThLZ 102 zu kennzeichnen war. an, indem in breiterer Streuung
des herausgegriffenen Materials die acht Stücke 17,11-24; 22,1-16;
28,1-10; 30,1-19; 34,1-31; 36,16-38 (mit einem Exkurs zur Exodusterminologie
); 37,1-14 (mit einem Exkurs zu nV im Ezechiel-
buch); 38,1-39,29 untersucht worden.

Dio Einleitung (10-58) stellt Erwägungen an, wie dio Methodik
von Richter sinnvoll auf prophetisches Schrifttum angewendet
werden kann. Richter hat seine Methode an erzählenden Texten