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Ausgabe:

1979

Spalte:

721-725

Kategorie:

Allgemeines

Titel/Untertitel:

Die Kirche des Anfangs 1979

Rezensent:

Romaniuk, Kazimierz

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Theologische Literaturzeitung 104. Jahrgang 1979 Nr. 10

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kommen lassen, die der weiteren Diskussion nur dienen können.
Das gilt auch für die weiteren Beitrüge dieses Abschnittes: zum
Lehrfach Moraltheologie als „Sacra doetrina" (J. Fuchs 191-206),
zur Kritik der narrativen Ethik (J. Endres 155-169), zum Prinzip
der „kreativen Freiheit" (P. Klein 79-99), zum Verhältnis von
».Sakramente und christliches Ethos" (v. Eid 139-153), zur Argumentation
in der Moraltheologie (K. Rahner 245-257), zum Stand
der heutigen Moraltheologie (Ch. E. Curran 171-189), zum Verhältnis
von „Geist und Gesetz" für die Ökumene (J. M. Gustaf -
son 101-119), zur Spiritualität (E.McDonagh 121-137), zur Theologie
der Befreiung (M. Vidal Garcia 207-218) und zur Poesie
(A. Altenähr 283-309, N. Filippi 311-321).

Der zweite Abschnitt befaßt sich mit exegetischen und historischen
Fragen (323-522). Im exegetischen Teil steht die Frage der
Berufung im Vordergrund: in der Gotteserfahrung der Propheten
(B. Koch 323-344), in der Berufung zum Glaubenszeugnis
(A. Boosen 359-383, A. Humbert 385-400) und in den zwei
unterschiedlichen Berufungen, Diensten und Lebensweisen in
einem Presbyterium (H. Schürmann 401^20). Auf die im ersten
Abschnitt aufgeworfene Grundlagcnproblematik der Moraltheolo-
zu der man von exegetischer Seite sich gern einige Beiträge gewünscht
hätte, geht nur F.-X. Durrwell in der Auslegung von
Gal 5,13 ein (Vous avez ete appeles . . . 345-357). .Nach seiner Auflassung
begründet der Glaube nicht nur neue Motive des Handelns,
sondern er ist eine neue Erkeimtnis, die neue Motive verteilt. So
Wenig man vom Christent um alles Spezifische ableugnen könne, so
wenig könne man es von der christlichen Moral ableugnen.

In den historischen Aufsätzen kommen das Problem der Freiheit
Irenaus von Lyon (B. Tremblay 421-444), das Verhältnis von
Freiheit und Gnade bei Johannes Major (L.Vereecke 503-522),
die „discretio pastoralis" als fundamentale Begel pastoralen Handelns
(F. Chiovaro 445-468), die Bewertung der Generalabsolution
im Lichte der Bußgeschichte (L.Vencser 469-482) zur Sprache
. Besonderes Interesse verdient der Beitrag von D. Mongillo,
■n dem Vf. (483-502) einige Reflexionen zur Lehre von der moralischen
Gutheit des Aktes bei Thomas von Aquin vorlegt.

Der dritte Absclmitt umfaßt Probleme der speziellen Moral (523
his 711). Neben den mehr allgemeinen Aufsätzen über die Frage, ob
der Glaube wirklich „Frohe Botschaft" ist (J. Rat zinger 523 bis
^33), über das Verhältnis von Wahrhaftigkeit und Glaube (A.
Schmied 535-550), über die Bedeutung von Segen und Fluch im
christlichen Leben (H. Boelaars 557-584) und über das Verhältnis
von Barmherzigkeit und Gerechtigkeit (E. Hamel 585-598)
befassen sich einige Autoren mit Problemen, denen Bernhard
Häring in seinem moraltheologischcn Schaffen besondere Aufmerk-
■ankert gewidmet hat: Gesundheit und Krankheit (U. Eibach
^99-624), Qualität und Heiligkeit des Lebens (B.A. McCormick
025-641), Euthanasie (A. Begau 643-677), Lüge (K.-H. Peschke
697-711) und Gewalttätigkeit in der Lehre von Bernhard Häring
(S. O'Kiordan 679-695).

Ini viorten und letzten Abschnitt werden einige pastorale Fragen
angesprochen: da« Problem der heutigen ethischen Verkündigung
(E. Furger 713-730), der Christusverkündigung als „homo novus"
(M. Bordoni 731-758) und des ehelosen Lebens in den Orden
heute (P. Lippert 759-791).

Eine angemessene Würdigung der einzelnen Aufsätze übersehreitet
die Möglichkeiten einer Besprechung. So mag der Hinweis genügen
, daß die Hrsg. mit Becht den Band als „MiScellanea Bernhard
Häring" bezeichnet haben, entspricht doch die Vielfalt und
Breite der angesprochenen Fragen der Weite, des theologischen und
Pastoralen Wirkens von Bernhard Häring, dem seine, Schüler und
Freunde mit diesem Sammelband eine würdige Geburtstagsgabe
überreicht haben.

Erfurt Wilhelm Ernst

[Schürmann, Heinz: | Die Kirche des Anfangs. Festschrift für Heinz
Schürmann zum 65. Geburtstag, hrsg. v. B. Schnackenburg,
J. Ernst u. J.Wanke. Leipzig: St.-Benno-Verlag [1977]. 667 S.,
1 Porträt gr. 8° = Erfurter theologische Studien, 38. Kart.
M 28,80. Lw. 30,40.

Das Herausgehergremium von drei Exegeten, das die Sammlung
und Herausgabe der FS für H. Schürmaim in dem verdienten St.-
Benno-Verlag besorgte, erwähnt im Vorwort , daß die Auswahl der
Autoren für diesen Band notwendigerweise begrenzt sein mußte.
Ihre Bemerkung indessen, daß mit dieser FS den Gefühlen vieler,
die den Jubilar persönlich oder aber auch nur aus seinen zahlreichen
Publikationen keimen, Ausdruck verliehen wird, trifft auf Heinz
Schürmann bezogen in besonderer Weise zu.

26 Autoren beteiligten sich mit Beiträgen an dieser vorzüglichen
Festgabe. Das Übergewicht haben verständlicherweise die deutschen
Exegeten verschiedener Bekeimtnisse; dies letzte ist ganz im
Siime der bekannten ökumenisch-brüderlichen Einstellung des Jubilars
. Nicht repräsentiert ist in der FS die amerikanische, spanische
und englische Exegese, obwohl viele Werke des Jubilars sonn
oh I ins Englische als auch gerade ins Spanische übersetzt worden
sind. In der Thematik der Aufsätze dominieren deutlich die Evangelien
. Einige Autoren (Mußner, Walter, Baumbach. Holtz) beschäftigen
sich mit Paulus-Briefen, zwei mit katholischen Briefen,
in keinem Artikel kommen Apostelgeschichte. Hebräerbrief und
Offenbarung zur Sprache. Die Mehrheit der Studien konzentriert
Sieh auf Fragen der Form- und Bedaktionsgeschichte der besprochenen
Texte. Das Gebiet der neutestamentliehen Theologie wird
in der FS nur wenig bearbeitet. Es finden sieh auch keine Studien,
die von der Fragestellung des heute z. B. in Frankreich so wichtigen
Strukturalismus bestimmt sind.

Man kann die in der FS behandelten Themen so gruppieren:

1. Das Problem des Lehramtes im NT (Kertelge, Vögtle, Wanke,
Trilling).

2. Die Frage des Leidens im Leben des Christen (Walter, Gnilka.
Dupont, Bauer).

3. Das Problem des Markusschlusses und - indirekt - auch des
Anfangs des Markusevangeliums (Pokorny, Lubsczyk).

4. Theologisch-exegetische Probleme in den johanneischen Schriften
(de la Potterie, Leon-Dufour, Buckstuhl, Thüsing, Schnakkenburg
, Kremer).

5. Sonstiges (Baumbach, Delling, Schelkle, Holtz, Mußner, Grundmann
, Pesch, Ernst, Zimmermann).

In der Gruppe der das Lehramt betreffenden Arbeiten beschäftigt
sich W. Trilling mit der Entstehung des Zwölferkollegiums.
Er unterzieht die Thesen, daß alle Texte, die im Markusevangeliuni
vom Zwölferkollegium reden, redaktionelle Bildungen sind, und
daß Jesus selbst den Kreis der Zwölf nicht ins Leben gerufen hat,
einer kritischen Bewertung. Trilling belegt in überzeugender Weise,
daß Thesen dieser Art im Markusevangelium keine Grundlagen
haben. Er selbst nimmt eher an, daß das Zwölferkollegium bereits
zu Lebzeiten Jesu bestanden hat.

.1.Wanke, Schüler und Nachfolger Schürmanns, befaßt sich
mit der Entwicklung des „Lehramtes" z. Zt. der katholischen
Briefe, insbesondere des Jakobusbriefes. Der Autor stellt die Existenz
eines Solchen Amtes außer Zweifel; im Jakobusbrief findet er
sogar eindeutige Anspielungen auf die Wirksamkeit ganzer Lehrerkollektive
. Ihre Aufgabe ist es, den verschiedenen Häretikern wirksam
die Stirn zu bieten. Die häufigste Form der Unterweisung
durch diese Art von „magisterium" war die Paränese, wie auch der
Autor des Jakobusbriefes sie übt, der selbst ebenfalls in der Bolle
eines offiziellen Lehrers auftritt. Es ist jedoch schwer nachzuweisen
, ob jene Lehrer in den ersten christlichen Gemeinden ijeitungs-
lünktionen ausgeübt haben, und welcher Art diese gewesen sein
könnten.

Die umfangreichste und wohl auch gründlichste Studie zum
Thema des Amtes im Neuen Testament bietet A. Vögtle. Der
Autor beschränkt sich nach seiner Gewohnheit nicht auf die Erhebung
und Systematisierung der biblischen Fakten, sondern stellt
gelegentlich äußerst überraschende Befloxionen theologischer Art
an (Vgl. z. B. die Frage der apostolischen Sukzession).

K. Kertelge beschäftigt sich mit dem Problem des sog. „geistlichen
Amtes", dessen Wesen in der „repraesentatio Christi" besteht
. Der dienende Charakter dieses Amtes ist in gewisser Weise
Verlängerung des Dienstes und Heilswerkes Christi. Nur eine so,
d. h. als Dienst verstandene Amtsgewalt, kaim den Anspruch erheben
, Christus zu repräsentieren.

Gleich vier Artikel wenden sich der Frage des Leidens im Leben
der Christen zu. J. Dupont handhabt mit der ihm eigenen wissen-