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Ausgabe:

1979

Spalte:

719-721

Kategorie:

Allgemeines

Titel/Untertitel:

In libertatem vocati estis (gal 5, 13) 1979

Rezensent:

Ernst, Wilhelm

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719

Theologische Literaturzeitung 104. Jahrgang 1979 Nr. 10

720

a) Die Existenz Gottes ist die unabdingbare Voratissetzung für
die Existenz des Menschen.

Gottebenbildlich ist der Mensch geschaffen, das heißt, er ist als
Partner Gottes, in personalem Bezug zu Gott geschaffen. Der
Mensch existiert nicht aus sich selbst. In der Gemeinschaft kann
mir das richtige Verhältnis von Gott und Mensch gründen.

b) Gott eignet kein statisches Sein, sondern ein dynamisches
Wirksamsein, wie es der Name Jahwe aussagt.16

Gott wird in seinem Wort und Handeln in allem Geschehen immer
wieder neu erfahrbar für den Menschen, der glaubt, der in der
Gottesgemeinschaft lebt.

c) Der erfahrbaren Gotteswirklichkeit soll die geschehende Menschenwirklichkeit
entsprechen.

Der Mensch bedient nicht Götter. Des Menschen Handeln soll in
vollmächtiger Entscheidung sich immer neu am Handeln Gottes
bewähren.

d) Glauben erkennt Gottes Handeln mit dem Menschen als
Christushandeln.17

Gottes Wirken geschieht zu heiler, heilvoller, lebensehnffender
menschlicher Existenz. Bewährtes Glauben gibt Hilfe zum wirklichen
Leben.

• Als Vortrag gehalten am 13. 2.1979 anläßlich der Theologischen Woehc der
Sektion Theologie in Jena.

'P.Tillich, Wesen und Wandel des Glaubens, Frankfurt a. M. 1961, S.7
[= Gesammelte Werke VII, Stuttgart 1970].

■ G. Ebeling, Das Wesen des christlichen Glaubens. München und Haniburg
'1965, S.7f.

• ThWNT VI, Art. nimevta, nicrtis, mardi, S. 174-280 von R. Bultmanu:
darin: A.Weiser, Teil B. Der alttestamentliche Begriff, S. 182-197. - THAT I,
Art. 1HJJ, Sp. 177-209 von H. Wildberger; daselbst weitere Litoraturangaben. -
ThWAT I, Art. -,2t?. SP- 313-348 von A. Jepsen; siehe dort weitere Literatur
angaben. - 0.Westannann [Hrsg.], Theologie VI X 12 Hauptbegriffe, darin
C. Wostermann, I. Altes Testament. 6. Glaube, S. 32-35. Stuttgart - Berlin 1967.
- H.-J. Hermlsson - E. Lohse, Glauben. (= Biblische Konfrontationen. Kohlhammer
Taschenbücher, Bd. 1005) Stuttgart - Berlin - Köln - Main« 1978.

' Gesenius-Meyer, Art. im Manuskript.

• A.Weiser in: ThWNT VI, S. 184. Vgl. A.Weiser, Glaube und Geschichte im
Alten Testament. (= BWANT 4) Stuttgart 1931.

• A. Jepsen in: ThWAT I, Sp. 316.

' G. von Rad, Theologie des Alten Testaments, Bd. I, S. 185; vgl. Bd. II.
S. 395.

■ H.Wildberger in: THAT I, Sp. 187f.

• Die statistische Übersicht wurde der Tabelle im THAT I, Sp. 181 f entnommen
.

lu H.-J. Hermisson - E. Lohse, Glauben, S. 10.

" H.-J. Kraus, Vom Kampf des Glaubens, S. 241. In: Festschrift für W.Zimmern
, Göttingen 1977, S. 239-256.

" Vgl. H.-J. Hermisson - E. Lohse, Glauben, S. 11 f.

" H. Gross, Glaube und Bund. Theologische Bemerkungen zu Genesis 16,
S. 31. In: Festschrift für W. Kornfeld. Wien - Freiburg - Basel 1977, S. 26-35.
" H.-J. Hermisson - E. Lohse, Glauben, S. 25.

" H.W.Wolff, Frieden ohne Ende. Eine Auslegung von Jes. 7,1-7 und 9,1-6.
(«Biblische Studien 35) Neukirchen 1962. - R. Kilian, Die Verheißung Immanuels
Jes. 7,14. (= Stuttgarter Blb. Studien 35) Stuttgart 1968. - H. Wildberger
, Jesaja. (= Biblischer Kommentar, Altes Testament X/l und 2) Neukirchen
1972 u. 1978.

" G. Fohrer, Das Alte Testament. 1. Teil. Berlin 1971, S. 80
" S.Wagner, „Biblische Theologien" und „Biblische Theologie." In: ThLZ
103. 1978 Sp. 786-798. beB. Sp. 796.

Allgemeines, Festschriften

[Maring, Bernhard:] In libertatem vocati estis (Gal 5,13). Miscella-
nea Bernhard Häring expleto sexagesimo quinto aetatis anno a
collegis et ex-alumnis in donum natalitium oblata, curantibus
H. Boelaars et R.Tremblay. Roma: Academia Alfonsiana 1977.
798 S., 1 Porträt gr. 8° = Studia Moralia XV. Kart. Lire 13.000.

Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges setzte in der Diskussion
um die katholische Moraltheologie auf breiter Ebene ein starkes
Bemühen um eine Erneuerung und wissenschaftliche Vertiefung
ein. Auf dem Hintergrund einer allgemeinen Umschichtung in
Philosophie und Theologie, in den empirischen Wissenschaften wie
im Welt- und Selbstverständnis der Menschen stellte sich für die
Moraltheologie die Frage nach einer Überwindung der traditionellen
Gehorsamsethik durch eine christliche Verantwortungsethik.
Biblische, liturgische, personalistische und ökumenische Bewegung
übten auf den Umdenkungsprozeß einen außerordentlich starken
Kinfluß aus.

Einer der großen Initiatoren der Erneuerung und wissenschaftlichen
Vertiefung der katholischen Moraltheologie ist Bernhard
Häring. Am 10. November 1912 in Böttingen (Württemberg) geboren
, seit 1934 Mitglied der Kongregation der Rcdemptoristen,
1939 zum Priester geweiht, dozierte er seit 1949 semesterweise an
der theologischen Lehranstalt in Gars am Inn und an der Academia
Alfonsiana in Rom. Seit 1957 lehrt er als ständiger Ordinarius für
Moraltheologie an der Academia Alfonsiana und seit 1962 an mehreren
Universitäten und Lehrinstituten in den Vereinigten Staaten.

Bereits 1970 hat Viktor Schurr in einer eigenen Studie (Bernhard
Häring. Die Erneuerung der Moraltheologie, Salzburg 1970) die
Verdienste von Bernhard Häring eingehend gewürdigt. Die von
Bernhard Häring vor allem in seinem in acht Auflagen erschienenen
und in elf Sprachen übersetzten dreibändigen moraltheologischen
Handbuch „Das Gesetz Christi", aber auch in vielen anderen Veröffentlichungen
vertretene Moraltheologie ist eine Moral der persönlichen
Verantwortung und der brüderlichen Liebe, deren Ausgang
und Mitte das seinshafte Hineingenommensein in Christus
durch die sakramentale Umgestaltung ist. Bernhard Häring versteht
das christliche Leben als Nachfolge Christi, aber nicht als
äußeres Nachfolgen in Liebe und Gehorsam, sondern zu allererst
als Tieben in Christus. Handeln vor Gott und in der Welt ist Antwort
auf den Anruf Christi. Auf dieser Grundlage entfaltet Bernhard
Häring eine vom Glauben getragene und von der Hl. Schrift

her genährte Moraltheologie, die in den fünfziger und sechziger
Jahren viele Bewunderer und Anhänger fand.

Umfang und Bedeutung seines wissenschaftlichen Werkes sowie
sein unermüdlicher pastoraler Eifer für die Kirche, der er in den
Jahren des Zweiten Vatikanischen Konzils als Peritus und in der
Zeit danach bis heute seine ganze, manchmal auch sehr beunruhigte
Liebe geschenkt hat, war für die Hrsgg. der „Studia Moralia
" an der Academia Alfonsiana in Rom Grund genug, Bernhard
Häring zur Vollendung seines fünfundsechzigsten Lebensjahres
einen eigenen Band ihrer Reihe als Pestgeschenk zu widmen, mit
dem achtunddroißig Schüler und Freunde „aus allen Völkern and
Nationen" durch wissenschaftliche Beiträge dem Jubilar Ehre und
Dank erweisen.

Der vorliegende Sammelband enthält in vier großen Abschnitten
Abhandlungen von Autoren aller theologischen Disziplinen und
eine von M. Benzerath erstellte Bibliographie von Bernhanl
Häring (13-30).

Der erste Abschnitt umfaßt fundamentale und methodologische
Fragen der heutigen Moraltheologie (31-321). Wie nicht anders zu
erwarten, spiegelt die breite Palette der sechzehn Aufsätze zu dieser
Problematik die in der heutigen Diskussion um die Begründung
der christlichen Ethik, um Glaubensethik oder Autonome Moral
und um das spezifisch Christliche der christlichen Ethik bekannten
Unterschiede in der theologischen Position der einzelnen Verfasser
wider. Y. Congar (Reflexion et propos sur l'originalite d'une ethi-
que chr6tienne 31-40) stellt im Vergleich zu den Moraltheologen.
die in der Begründung einer spezifisch christlichen Ethik von der
Hl. Schrift ausgingen (Tillmann, Häring), für die Zeit nach 1966
fest, daß die Antworten von christlichen Ethikern auf diese Frage
mehr philosophischer als theologischer Natur seien. Gegen die Auffassung
von der „christlichen Intentionalität" (J. Fuchs) stellt ei
die These auf, es handele sich um mehr als um Intentionalität, es
handele sich um eine Ontologie. Die christliehe Ethik sei eine
theologale und spirituelle und nicht eine rein „moralische" Kthik.
Wieweit sich in dieser Kritik die eigentlichen Anliegen der Vei t reter
einer „christlichen Intentionalität" (J. Fuchs), einer „theonom
begründeten Moral" (F. Böcklo, Der neuzeitliche Autonomie-
anspruch 55-77; ähnlich E. Lopez Ezpitarte, Etica humann y
moral cristiana 41-55 und T. Goffi, Linguaggio immaginoso per
un'etica cristiana 259-282) oder einer „humanen Ethik im christlichen
Kontext" (A.Auer, Das Vorverständnis des Sittlichen and
seine Bedeutung für eine theologische Ethik 219-244) wiederfinden
, mag dahingestellt sein, jedenfalls gebührt den Hrsgg. Dank dafür
, daß sie in dieser Festgabe unterschiedliche Positionen zu Wort