Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1979

Spalte:

617-618

Kategorie:

Religionspädagogik, Katechetik

Titel/Untertitel:

Ich möchte Leben haben 1979

Rezensent:

Wegenast, Klaus

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

617

Theologische Literaturzeitung 104. Jahrgang 1979 Nr. 8

618

die Bearbeitung der vielfältigen theoretischen und praktischen
Teilprobleme gewinnen konnte.

Hier wird nun versucht, anhand von zahlreichen Materialien
und Praxisbeispielen die mediendidaktischen Erkenntnisse der
vergangenen Jahre für den Konfirmandenunterricht, aber auch
für die kirchliche Erwachsenenarbeit in der BRD fruchtbar zu
machen. Die Arbeitshilfen nehmen breiten Raum ein und sind
eng auf die vorangestellten Beiträge zur Theorie bezogen, um
das Eindringen in die vielfältigen didaktischen und methodischen
Fragestellungen zu erleichtern.

Allerdings liegt die Verwendbarkeit von Filmen, Bildstreifen
und Schallplatten für den Konfirmandenunterricht nicht immer
offen auf der Hand. Hier liegt die Stärke des Heftes, an
mehreren Beispielen theoretisch gut fundiert bei der Analyse
des Materials ihre mögliche Verwendbarkeit im Konfirmandenunterricht
in das Blickfeld des Religionspädagogen zu rücken.
Es wird deutlich gemacht, wie die Filme tief verwurzelte
menschliche Probleme thematisieren. Die Begleittexte erschließen
auch dem Ungeübten Möglichkeiten, sie unter der Aufgabenstellung
des Konfirmandenunterrichts zu sichten und aufzuarbeiten
. „Selbstverständlich ist eine solche Erschließung
immer auch abhängig vom theoretischen und didaktischen Interesse
des Benutzers" (4). Bei der Vielfalt des vorgelegten
Materials bedeutet das keine Einschränkung. Man empfindet
es vielmehr dankbar, daß klare biblisch-theologische Positionen
gesetzt werden, um Jugendlichen solche Lebens- und
Glaubenserfahrungen zu erschließen, zu denen sie das Angebot
des Evangeliums für ihre Lebensbezüge entdecken können
und an denen sie Freude haben.

Das Heft ist wieder sehr übersichtlich angelegt und in 5
Hauptteile gegliedert:

1. KU-Praxis (6-50): Thema Rechtfertigung (Unterrichtseinheit
mit verschiedenen Medien) - Unterrichtsentwürfe zu Kurzfilmen
- Filme im Gottesdienst - Leseszenen für Konfirmanden
und Jugendliche zur Erschließung von Literatur.

2. KU-Theorie (51-68) i Was ist ein Medium? - Lernen mit
Medien - Der Medienverbund als didaktisches Konstrukt -
Methodische Hinweise zur didaktischen Funktionalisierung von
Medien.

3. KU-Forum (69-78): Kurzberichte aus der Praxis - Der
Weg von der „ku-Praxis" zur Praxis im KU - Arbeitsmaterialien
.

4. KU-Literatur (79-86): Vorstellung neuen religionspädagogischen
Arbeitsmaterials, neuer Lieder und Rezensionen von
Literatur, die für die Unterrichtsvorbereitung wichtig wird.

5. KU-crlebt (87-90): Kritische Besprechung neuer Versuche
im Bereich der Unterrichtsmedien (mit Abdruck des Materials).

Bei einer so umfangreichen Material- und Arbeitsmappe kann
es nicht ausbleiben, dafi einige Filmstreifen und Zeichnungen
problematisch erscheinen. Wo fordert denn heute eine Unterrichtsatmosphäre
noch eine derartige Zeichnung heraus, wie
sie als „Alptraum eines Konfirmanden" (87) karikiert wird.

Auch für einige andere Medien (z. B. 26-29) kann man sich
weder eine Gemeinde- noch Schulsituation vorstellen, wo solch
Material hilfreich sein könnte.

Von diesen Ausnahmen abgesehen, werden die Materialien
dieses Heftes sicher ein sehr existentielles und erfahrungsbezo-
genes Gespräch anregen und die didaktische Qualität Evangelischer
Unterweisung im Bereich des Medieneinsatzes verbessern
helfen.

Greifswald Günther Kehnscherper

Degen, Roland, Reiher, Dieter, u. Eckart Schwerin: Ich möchte
Leben haben. Fragen und Antworten. Konfirmandenbuch,
hrsg. im Auftrag des Sekretariats des Bundes der Evang.
Kirchen in der Deutschen Demokratischen Republik. Berlin:
Evang. Verlagsanstalt [1978]. 200 S. m. zahlr. Abb. 8°. Lw.
M6,-.

Die Verfasser des Kurs V aus dem „Modell eines katechetischen
Perikopen- und Themenplanes" (Die Christenlehre 36,

1973 S. 358ff) legen hier eine Text- und Bildersammlung vor,
die es Katecheten und Konfirmanden ermöglichen soll, mit dem
Kurs V angemessen und ,angehend' zu arbeiten. Die Herausgeber
des sorgfältig gedruckten Buches wünschen sich, dafi die
Konfirmanden und doch wohl auch die Katecheten „Themen
und Probleme" entdecken, über die es sich nachzudenken und
zu reden lohnt, die Fragen wecken und Wege zu neuen Einsichten
zeigen.

Wichtig der in der Evangelischen Theologie lange vergessene
Hinweis auf Erfahrungen, Fragen und Argumente der Jugendlichen
, die durch das Lesen der vorliegenden Texte und das
Betrachten der Bilder bewußtgemacht und dann reflektiert
werden sollen. Nicht deduktiv will dieses Buch gleichsam von
oben herab auf die Jugendlichen einwirken, sondern es will
eigene Lebenswirklichkeit bewußt machen helfen, provozieren,
zum Nachdenken anregen und erst dann zum Gespräch mit
Möglichkeiten führen, die nicht unmittelbar auf der Hand liegen
, aber doch Möglichkeiten sind, die man ernstnehmen kann
und die es verdienen, bedacht zu werden.

Hier geht es dann um ein Lernen, „die Stimme Jesu Christi
im Zusammenhang mit der eigenen Situation zu hören, kritisch
den Glauben zu bedenken, weil Jesus alle Vergleiche und Fragen
aushält", und „weiter zu fragen, wo andere aufgehört haben
zu fragen." (5)

Die drei Kapitel des Buches sind den drei „Orientierungshilfen
" des Kurs V zugeordnet und mit folgenden Überschriften
versehen: „Mit anderen leben", „Ich will auch leben" und „Auf
Zukunft hin leben". Die unter diesen Überschriften gesammelten
Texte und Bilder versuchen, sehr verschiedene Aspekte der
angeschlagenen Themen anzudeuten, um so dem Jugendlichen
die Möglichkeit zu eröffnen, selbst zu wählen, eigene Argumente
zu formulieren und mit Gründen Ja und Nein zu sagen.

Im 1. Kapitel finden sich Stimmen aus der modernen Theologie
ebenso wie Kurzgeschichten von James Krüss und anderen,
Gedichte und interessante Übersetzungen biblischer Texte.
Wichtig und wegweisend die den Texten beigegebenen Denkanstöße
, Zwischenfragen und Arbeitsanregungen. Sie ermöglichen
dem Leser einen raschen Zugang zum eigenen und zum
fremden Denken. Schön auch, daß die Herausgeber sich in den
Texten selbst zum Wort melden.

Was für das erste Kapitel gilt, trifft auch für die beiden anderen
zu: Hier ist im Team sorgfältig ausgewählt worden
und es ist dabei gelungen, verschiedenste Aspekte des jeweiligen
Themas anzudeuten, die Antworten vorerst offen zu lassen
und zu Entscheidungen zu motivieren, die erst im Nachdenken
und im Gespräch und d. h. im Ringen um Consens gefällt werden
können.

Die Bildauswahl gibt dem sog. meditativen Bild den Vorzug
anstelle bloßer Illustration. Die Bilder haben Aufforderungscharakter
und regen zu eigener Imagination ebenso an wie zur
Reflexion.

Aufs Ganze gesehen ein gelungener Versuch, Glaube und
Wirklichkeit miteinander in Beziehung zu bringen und damit
zu zeigen, daß Glaube nicht Privatsache ist, sondern das ganze
Leben und alle Entscheidungen betrifft. Vielleicht ist es nicht
überflüssig zu sagen, daß zu vermuten ist, wie viele Katecheten
noch Schwierigkeiten haben werden, an profanen Texten zu
arbeiten, Bilder zu betrachten und die jeweiligen Arbeitsanweisungen
sinnvoll in ihre unterrichtlichen Bemühungen zu
integrieren. Hier könnte ein Lehrerheft weiterführen, das man
kostenlos an die Bezieher von mehreren Büchern aushändigen
könnte.

Keinem Zweifel unterliegt die Annahme, daß das Buch auch
in der Schweiz und in der Bundesrepublik Deutschland viele
Leser gewinnen könnte.

Bremgarten Klaus Wegenast