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Ausgabe:

1979

Spalte:

616-617

Kategorie:

Religionspädagogik, Katechetik

Autor/Hrsg.:

Strube, Hans-Heinrich

Titel/Untertitel:

Lernen mit Medien 1979

Rezensent:

Kehnscherper, Günther

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615 Theologische Literaturzeitung 104. Jahrgang 1979 Nr. 8 616

zwischen der von theologischer Bevormundung befreiten Pädagogik
und der liberalen Theologie des späten 19. Jh. zusammensieht
. Der jetzt entstehenden Disziplin fällt dann die Aufgabe
zu, zwischen den beiden verfeindeten beziehungsweise
getrennt lebenden Schwestern der Pädagogik und Theologie
zu vermitteln.

Das Büchlein ist gut zu lesen, erbringt eine Fülle überraschender
Durchblicke und Problemstellungen und ist jedem
zur Lektüre zu empfehlen, der sich rasch über den Stand der
gegenwärtigen religionspädagogischen Fragestellungen und
ihre Herkunftsgeschichte orientieren möchte.

Etwas änigmatisch ist nur der Schlufiteil über die „Legitimationsprobleme
der Religionspädagogik der Gegenwart", in dem
sich der Vf. der Vielschichtigkeit der ins Haus stehenden wissenschaftstheoretischen
Problematik noch nicht ganz gewachsen
zeigt. Und was hat Chr. Bizers „Unterricht und Predigt" mit
der curricularen Theorie zu tun?

Bremgarten/Bern Klaus Wegenast

Frankemölle, Hubert: Jesus von Nazareth. Anspruch und Deutungen
. Mainz: Matthias-Grünewald-Verlag [1976]. 192 S.
8° = Projekte zur theologischen Erwachsenenbildung, 4. Kart.
DM 24,80.

Der Zweck dieser Veröffentlichung besteht primär darin, den
Veranstaltern der theologischen Erwachsenenbildung und den
Leitern der Religionskurse in der Oberstufe der Gymnasien
die notwendigen Informationen zur Behandlung des Jesus-Themas
zu geben. Als „Globalziel" gibt dabei F. 1 Pt 3, 15 an.

In Teil A setzt F. ein mit einer „Einführung in Problemstellung
, Ziele, Aufbau und Durchführung des Projektes" (11-26),
in Teil B behandelt er „die einzelnen Einheiten" (27-157) in
den Abschnitten: „I. Welcher Jesus? Der irdische Jesus oder
der Christus des Glaubens?" (30-53), „II. Der Anspruch Jesu.
Die indirekte Christologie in Jesu Verhalten" (55-77), „III.
Der Anspruch Jesu. Die indirekte Christologie in Jesu Verkündigung
" (79-105), „IV. Die Ethik Jesu - Menschsein wie
Jesus" (107-128) und „V. Tod und Auferweckung. Der Anspruch
Jesu in nachösterlichen Deutungen" (129-157). Diese fünf Abschnitte
sind gleich aufgebaut: 1. Vorüberlegungen, 2. Thematische
Darstellung, 3. Arbeitsmaterialien, wobei in 1. didaktische
Aspekte, Ziele und methodische Hinweise und in 3. Gesprächsanregungen
, Medien und Literatur geboten werden.
Der Teil C bringt dann - mit der gleichen fünffachen Untergliederung
wie Teil B - Material für die Teilnehmer (159-188).
Ein „Sachwortverzeichnis" (189-192) versucht, durch kurze Erklärung
wichtiger Begriffe (z. B. Apokalyptik, Charismatisch,
Gnosis) die Lektüre des Buches zu erleichtern. Demselben Ziel
dienen die häufigen schematischen Skizzen im laufenden Text
(z. B. 15. 33. 35. 36. 37), die sich zudem sehr gut als Tafelbild
für den Unterricht eignen. Die pädagogische Zielstellung bestimmt
ganz konsequent die Darstellung. Die historischen Fragen
treten darum ganz zurück; denn „im Vordergrund müßte
die Frage stehen: Welche Bedeutung hat der von allen Gemeinden
des Neuen Testaments bekannte Jesus für die Gemeinden
von heute? Welche Bedeutung hat er für mich?" (30).
Der Akzent fällt dabei ganz auf die Ethik, weil „sich mit Jesus
beschäftigen heifit, sich für einen bestimmten Lebensentwurf
entscheiden" (ebd.). F. vertritt darum eine Christologie „von
unten", nach der Jesus das „Verhaltensmodell des einzig möglichen
Menschseins" darstellt (vgl. vom gleichen Vf.: Jesus
als Verhaltensmodell. Strukturen christlicher Ethik, 1976).
„Die von der Theologie des Paulus herkommende dogmatische,
verengte Sicht der Erlösung . . . (muß) aufgebrochen und
ausgeweitet werden . . . durch das erlösende und befreiende
Verhalten Jesu, wie es in den Evangelien erzählt wird" (124).
Bei der breiten Entfaltung von Jesu „Verhalten" betont F. die
„Analogielosigkeit" im Blick auf die damalige Umwelt und
vertritt die Überbietungstheorie (lOOf). Auf diese Weise wird
jedoch das gesamte Judentum um die Zeitenwende zur dunklen
Folie für Jesu einmaliges Licht (vgl. 60. 66f. 70. 72. 85. u. ö.).

Gegen eine solche Schwarz-Weifi-Malerei muß Einspruch erhoben
werden. Die antithetisch aufgebaute Darstellungsweise
von F. ist pädagogisch sicher sehr wirksam, aber sie ist historisch
zu wenig abgesichert. Gerade in der heutigen Situation
kommt einer zuverlässigen historischen Information hoher
Rang zu. Die Stärke dieses Buches besteht deshalb weniger in
der thematischen Darstellung als vielmehr in den sehr hilfreichen
Gesprächsanregungen sowie den wertvollen pädagogischen
Anleitungen und der gut ausgewählten Literatur, wie
sie vor allem im Teil C abgedruckt ist. Insofern dürfte seine
Lektüre nicht nur für Kursleiter, sondern auch für interessierte
Gcmeindeglieder von Nutzen sein.

Berlin Günther Baumbach

„ku-Praxis" für die Arbeit mit Konfirmanden. Heft 7: Lernen
mit Medien. Kurzmodelle - Medienverband. Hrsg. v. H.-H.
Strube u. W. Flemmig. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus
G. Mohn 1977 90 S. m. Abb. u. Arbeitsmaterial. 4°. DM 13,80.

Seit 1973 gibt es unter der Schriftleitung von W. Flemmig
ein Organ für die Arbeit mit Konfirmanden, „ku-Praxis", von
dem jetzt Heft 7 vorliegt. Die Hefte sind thematisch orientiert
und bieten Arbeitsanleitungen, theoretisch-methodische Artikel,
Literatur- bzw. Medienrezensionen und Praxisberichte. Durch
die Zusammenarbeit landeskirchlicher Referenten für den Konfirmandenunterricht
im Bereich der EKD mit bewährten Religionspädagogen
ist hier ein praxisorientiertes Forum entstanden
, das sich in kurzer Zeit gegenüber einer fast nicht
mehr zu überschauenden Fülle von Arbeitshilfen durchgesetzt
hat und neue Aktivitäten in überzeugender Weise aufarbeitet
und koordiniert. Auch für den Aus- und Fortbildungsbcreich
hat sich die Schriftenreihe als von großem Nutzen erwiesen.

Das vorliegende Heft „Lernen mit Medien" ist schwerpunktmäßig
der Arbeit mit Kurzfilmen in der Evangelischen Unterweisung
verschiedener Altersstufen gewidmet. Vor allem im
Konfirmandenunterricht nimmt die Verwendung von Kurzfilmen
neben Diapositiv-Reihen zu. „Dabei handelt es sich nicht
nur um solche Filme, die ausdrücklich religiöse oder christliche
Inhalte thematisieren, sondern ebenso um solche, die als
Real- oder Trickfilm individuelle und soziale Probleme aufzeigen
und damit auch theologische Inhalte ansprechen, konkretisieren
und sie für Unterrichtsprozesse verfügbar machen" (4).

Kurzfilme und Lichtbildserien mit Anspielfunktion sind durch
einige Eigenschaften und Vorgänge gekennzeichnet, die ihnen
im Vergleich mit anderen Medien eine besondere Bedeutung
zukommen lassen. Sie bieten keine abgeschlossene Information
oder Erzählung wie Lichtbilderabende oder Spielfilme, sondern
enden offen. Sic stellen eine Situation, Handlung oder
Episode dar, die Fragen aufgeben oder auch Probleme der
Gruppe sind. Die Fragen werden nur skizziert, die Antworten
oder die Lösungsmodelle müssen im gemeinsamen Gespräch
gesucht werden. Die Zuschauer werden mit einem Stück Leben
konfrontiert und zu einer Reaktion und Klärung herausgefordert
. Insofern haben audiovisuelle Medien ihren Ort in
der Anfangsphase des Lernprozesses. Sie dienen nicht in erster
Linie der Ergänzung oder Veranschaulichung einer in sich abgeschlossenen
Unterrichtseinheit. Man mißversteht diese Filme
und vergibt eine pädagogische Chance, wenn man sie nur als
Zugabe zum „eigentlichen" Unterricht, als Untcrhaltungsmittel
und Belohnung für gute Mitarbeit einsetzt oder als Ersatz für
eine gedankliche Klärung einer Thematik betrachtet. Die Vff.
machen deutlich, daß nicht die Vielzahl der verwendeten Medien
einen guten Unterricht garantiert, sondern die didaktische
Qualität des Mcdiencinsatzes und seine begründete Funktion
im Lernprozeß. Hier gab es aber bisher im Bereich Evangelischer
Unterweisung wenig brauchbare Anleitung. Wie gliedert
man eine Filmbesprechung? Wie ist ein Filmabend sinnvoll
einzuleiten? Wie gewinnt man aus einem Film Arbeitsund
Denkimpulse zu einem klärenden Nachgespräch? Es ist
erfreulich, daß die Schriftleitung so versierte Mitarbeiter für