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1979

Kategorie:

Kirchengeschichte: Mittelalter

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 104. Jahrgang 1979 Nr. 8

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disputierenden Fragen folgte keinem sachlichen Aufriß, und
das bedingt nicht nur die zufällige Zusammenstellung der
Quaestiones, sondern auch die Möglichkeit, je nach Bedarf
eine Auswahl vorzunehmen. Jede Quaestio ist eine unabhängige
Grö5e für sich.

Auch Suttons Quaestiones ordinariae bieten die charakteristische
Mischung von Theologie, Erkenntnistheorie, Ontologie,
Ethik, Psychologie; Gegenstände christlicher Gottes- und Welterkenntnis
werden mit aristotelischen Begriffen, Kategorien
und Argumenten bewältigt. Der behandelte Themenkreis entspricht
auch insofern einer Tendenz dieser Zeit, daß Christo-
logie und Heilsgeschichte vollständig fehlen.

Die Edition genügt allen Ansprüchen. Die Identifikation der
als aliqui, multi, cavillator etc. bezeichneten Vertreter zu widerlegender
Meinungen scheint weitgehend gelungen, was
außer großem Fleiß eine profunde Kenntnis der subtil differenzierten
Positionen im weiteren Umkreis voraussetzt.

Einen Ertrag dieser Arbeit bringt auch eine Zugabe, die besonders
zu begrüßen ist. Schneider legt die Darstellung einiger
für Sutton charakteristischer Lehren vor (90*-265*). Sutton
betont die Einheit der Form, besonders auf den Menschen angewandt
, dessen Form die Seele darstellt, neben der der Körper
keine eigene substantielle Form hat. Eine Sonderrolle unter
den Akzidentien spielt die Quantität, die im Falle der
Eucharistie ohne Substanz existieren und Subjekt der übrigen
Akzidentien sein kann. Die quantitas dimensiva ist auch Indi-
viduationsprinzip der materiellen Substanz, zumindest geschieht
die Individuation durch die von der Quantität disponierte
Materie. Das schließt eine Individuation immaterieller
Substanzen (Engel) durch sich selbst nicht aus, doch betont
Sutton für den Menschen die Individuation der Seele durch
den Leib. Der Wille ist eine ausschließlich passive Potenz. Da
ein bonum particulare jedoch nicht notwendig den Willen bewegt
, ist die Willensfreiheit gesichert. Auch der Intellekt ist
eine passive Potenz. Erkenntnis vollzieht sich analog der Individuation
. Wie hier die Akzidentien die Substanz disponieren,
so dort die Erkenntnis der species accidentis die der species
substantiac. Sutton vertritt wie Thomas die Realdifferenz von
Sein und Wesen, nur sie ermöglicht Schöpfung. Die passive
Schöpfung ist nur Setzen einer Relation (des Geschöpfes zum
Schöpfer). Sein wird von Gott und den Geschöpfen nicht uni-
vok ausgesagt. Gleiche Praedikationen (wie sapiens) faßt Sutton
als Proportionsanalogie. Erweist sich Sutton mit diesen
Thesen, die er meist gegen Heinrich von Gent, aber auch gegen
Duns Scotus, Aegidius Romanus u. a. formuliert, weitgehend
als Schüler des Thomas, so kann er sich doch den gewandelten
Fragestellungen seiner Zeit nicht verschließen. An
mehr als einer Stelle wird deutlich (so kann man einen Satz
Schneiders verallgemeinern), welche Strecke Sutton in seiner
wissenschaftlichen Erörterung durchmessen hat. Seine erste
Bemühung galt dem Anspruch der thomasischen Doktrin im
Kreis des eigenen Ordens. Die letzte Disputation weist deutlich
auf die Problemstellung des Nominalismus hin (265*).

Dem Herausgeber, Erforscher und Interpreten Suttons gebührt
Dank.

An störenden Druckfehlern fielen mir auf: S. 37* Z. 6-12 ist die jeweils letzte
Type eine Zeile zu hoch gerutscht; S. 237* Z. 8 v. u. streiche .mit*; S. 252*
2- 8 v. u. lies .et" statt „est".

Greifswald Hans Georg Thümmel

Ariew, Roger: Did Ockham use his razor? (FrS 15,1977 S. 5-17).
Bowman, Leonard J.: Bonaventure's "Contuition" and Heideg-

ger's "Thinking": some parallels (FrS 15, 1977 S. 18-31).
Dewan, Lawrence: Being per se, being per accidens and St.

Thomas' Metaphysics (ScEs 30, 1978 S. 169-184).
Etzkorn, Girard J.: Walter Chatton and the controversy on the

absolute necessity of grace (FrS 15, 1977 S. 32-65).
"Gäl, Gedeon: Adam of Wodeham's question on the "Complexe

significabile" as the immediate object of scientific knowledge

(FrS 15. 1977 S. 66-102).

Mackey, Louis: Entreatments of God: reflections on Aquinas'

five ways (FrS 15, 1977 S. 103-119).
Magoulias, Harry J.: Education and learning in the sixth and

seventh centuries as viewed in the lives of saints (GOTR 21,

1976 S. 114-124).
Malcolm, John: On the disappearance of "Copulatio" as a prop-

erty of a term (FrS 15, 1977 S. 120-138).
Marcuzzi, Pier Giorgio: L'usura, un caso di giurisdizione con-

troversa in un Responsum inedito di Pietro di La Palu (1280

bis 1342) (Sal. 40, 1978 S. 245-292).
Martinich, A. P.: Scotus and Anselm on the existence of God

(FrS 15, 1977 S. 139-152).

Mathias, Thomas R.: Bonaventurian ways to God through rea-
son (FrS 15, 1977 S. 153-206).

Mohan, G. E.: Initia operum Franciscalium (XIII-XV S.): I-Q
(FrS 15, 1977 S. 179*-375*).

Offler, H. S.: The three modes of natural law in Ockham: a

reVision of the text (FrS 15, 1977 S. 207-218).
Papadakis, Aristeides: Gregor II of Cyprus and Mark's report

again (GOTR 21, 1976 S. 147-157).
Papes, Antonio M.: Dottrine politiche nell'etä carolingia e nel

secolo deeimo (Sal. 40, 1978 S. 467-527).
Quinn, John F.: St. Bonavcnture and Arabian interpretations

of two Aristotelean problems (FrS 15, 1977 S. 219-228).
Ryschawy, F.: Die Geschichte des Augustiner-Eremitenklosters

Mariakron von der Gründung bis zu seinem Untergang (Aug

(L) 28, 1978 S. 155-182).
Wozniak, Frank E.: The metaphysics of Byzantine diplomacy

in the relations of Byzantines and Bulgarians: 82O's-920's

(GOTR 21, 1976 S. 289-297).

Zumkeller, Adolar: Der Predigtband Cod. Berolinensis Lat.
Fol. 851 des Erfurter Augustinertheologen Johannes von
Dorsten (Aug(L) 28, 1978 S. 34-90).

Kirchengeschichte: Reformationszeit

(Bullinger, Heinrich]: Bibliographie Bd. 2: Beschreibendes Verzeichnis
der Literatur über Heinrich Bullinger. Bearb. von
E. Herkenrath. Zürich: Theologischer Verlag (1977).
VIII, 263 S. 4° = Bullinger-Werke, hrsg. v. F. Büsser, I. Abt.
Lw. sfr. 58,-.

Nun liegt auch für die Literatur über Heinrich Bullinger
eine annotierte Bibliographie vor. Innerhalb der Bullinger-
Werkausgabe bildet sie die Fortsetzung und Ergänzung der
Bibliographie der gedruckten Werke Heinrich Bullingers.
(Übrigens: Der Benutzer des vorliegenden Bandes lasse sich
durch den irreführenden Druckfehler auf dem Schutzumschlag
nicht stören, der als Untertitel angibt: „Beschreibendes Verzeichnis
der gedruckten Werke von Heinrich Bullinger". Das
Titelblatt enthält den Titel korrekt.)

Der Zusammenhang mit Bd. 1 der Bibliographie (vgl. ThLZ
100, 1975 Sp. 49f) ist auch dadurch hergestellt, daß Bd. 2 die
Numerierung von Bd. 1 fortsetzt. Allerdings setzt Bd. 2 erst
mit Nr. 1001 ein. Das bedeutet, daß die Abkürzung für Bd. 1,
die sich mehr und mehr durchgesetzt hat (HBBibl), auch ohne
Angabc der Bandzahl für Bd. 2 übernommen werden könnte,
sofern man eine Nummer der Bibliographie zitieren will. Der
vorliegende Band verfährt bereits so, wenn er eine Bullingcr-
schrift zitiert. Ob diese Zitierweise freilich auch für andere
Veröffentlichungen praktisch wäre, bleibt zweifelhaft.

Aufgenommen sind insgesamt 1005 Titel, die sich über die
Erscheinungsjahre 1534 bis 1976 verteilen. Freilich: zwischen
1534 und 1899 sind rund 300 Titel verzeichnet, zwischen 1900
und 1976 rund 700. Das weist auf das Ungleichgewicht der
Beschäftigung mit Bullinger in einzelnen Epochen hin. Man
kann sich darüber leicht orientieren, da die Titel in chronologischer
Reihenfolge der Erscheinungsjahre verzeichnet sind.