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1979

Kategorie:

Altes Testament

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573

Theologische Literaturzeitung 104. Jahrgang 1979 Nr. 8

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Kontrahenten; 4. Verpflichtung durch einen Dritten. Dabei
werden auch parallel zu berit gebrauchte Begriffe aus dem jeweiligen
Kontext herangezogen, wie z. B. schwören (lassen),
in eine berit eintreten (lassen) j Eid, Weisung, Satzung usw.

Etymologisch wird b^rit in Kap. II von brh II „sehen" abgeleitet
unter Verweis auf die Parallelbegriffe hozähjhazut in
Jes 28, 15. 18, die deriviert sind vom Verbum hzh „sehen"
> „bestimmen".

Die Formel krt berit wird in Kap. III bestimmt als „eine
Verpflichtung festsetzen".

In vordeuteronomischer Zeit weist Vf. eine Verwendung ausschließlich
im zwischenmenschlichen Bereich nach, was zur
Folge hat, da5 sich keine vordeuteronomische Stelle für den
Begriff „Sinaibund" belegen läßt (Kap. IV).

Der profane Gebrauch tritt im Laufe der Zeit allmählich zurück
, und die Vokabel begegnet von der späten Königszeit an
vornehmlich in theologischen Aussagen. In Kap. V untersucht
Vf. sämtliche alttestamentlichen Belege „mit Ausnahme der
Mehrzahl jener Stellen, die die .Lade der b'rit' nennen" und
kommt zu dem Ergebnis, daß in den meisten Fällen Jahwe
selbst Subjekt ist und das Wort dann die Bedeutung „Zusage,
Selbstverpflichtung Jahwes" bekommt. Nur an wenigen Stellen
ist von einer Selbstverpflichtung von Menschen gegenüber
Jahwe die Rede, jedoch kennt das AT keine gegenseitige Verpflichtung
zwischen Gott und Mensch. Gott kann zwar seine
Zusage von der Erfüllung bestimmter Bedingungen abhängig
machen, aber der Mensch kann seinerseits Gott nicht durch
die Erfüllung dieser Forderungen zur Einhaltung seiner Zusage
verpflichten. Daraus resultiert, daß das Verhältnis Gott/
Mensch nirgends als „Bund" im Sinne von „Pakt" zwischen
gleichberechtigten Partnern verstanden wird.

Auf Grund dieser Erkenntnisse wird man zukünftig die Verwendung
der Begriffe „Bund" und „Bundeserneuerung" im
theologischen Bereich korrigieren müssen. Vf. weist in Kap. VI
nach, daß nirgends im AT der Akt der Verpflichtung des Menschen
durch Gott mit einem Fest verbunden ist; damit müßte
also auch die Vorstellung vom „Bundeserneuerungsfest" fallen.
Schließlich geht Vf. in Kap. VII der Frage nach, wie es zur
Übersetzung „Bund" für b^nt überhaupt kommen konnte.
Während im Aramäischen qejäm noch voll das Bedeutungsfeld
von berit deckt, rückt bei der Übertragung ins Griechische
(LXX: diatheke) das Moment der einseitigen Verpflichtung in
den Vordergrund. Dem versucht Aquila zu entgehen, indem
er durch Verwendung der Vokabel syntheke den Sinn der gegenseitigen
Verpflichtung stärker ins Blickfeld bringt. Die Vetus
Latina überträgt diatheke folgerichtig durch testamentum, entfernt
sich aber damit noch weiter vom eigentlichen Sinngehalt
des hebräischen Ursprungswortes. Hieronymus verwendet in
Anlehnung an Aquila pactum, toedus, das Luther dann mit
..Bund" übersetzt. Allerdings vermag Luther in seinen exegetischen
Arbeiten bcrt in seinen Differenzierungen scharf zu
erfassen, so daß strenggenommen „schon hier die Übersetzung
-Bund' in unserem Sinne eigentlich als überholt" erscheint.

Die Bedeutung des vorliegenden Bandes liegt darin, daß
dem Leser die an verschiedenen Stellen verstreuten Untersuchungen
zum Thema b'rit im Zusammenhang vorgeführt
und zugänglich gemacht werden und er somit einen guten
Überblick über das gesamte Material und die Argumentation
des Vf. erhält. Freilich hätte man sich gewünscht, daß die
Aufsätze einer noch tiefergehenden Überarbeitung und der gesamte
Stoff einer Straffung unterzogen worden wären. Mußte
bei den Einzelveröffentlichungen dem Leserkreis die neue Beweisführung
des Vf. jedesmal ausführlich dargeboten werden,
so erübrigt sich in einem Sammelband die ständige Wiederholung
bestimmter Thesen. Davon abgesehen ist es dem Vf.
durchaus gelungen, zu einer Neubestimmung von berit einen
wertvollen Beitrag geleistet zu haben, der jetzt seinen Niederschlag
im Theologischen Handwörterbuch zum AT, hrsg. v.
Jenni-Westermann, fand, wo der Artikel betit ebenfalls von
E- Kutsch verfaßt wurde. Zukünftige Arbeiten zu diesem Thema
werden nicht an der vorliegenden Veröffentlichung achtlos
vorübergehen können.

Jena Waltraud Bernhardt

Barstad, Hans M.: HBL als Bezeichnung der fremden Götter
im Alten Testament und der Gott Hubal (StTh 32, 1978 S. 57
bis 65).

Deen, Edith i Männer der Hoffnung. Biblische Gestalten des Alten
Testaments, übers, v. G. Quenzer. Konstanz: Christliche
Verlagsanstalt [1978]. 168 S. kl. 8° = Bibel-Kirche-Gemeinde,
13. Kart. DM 8,80.

Irsigler, Hubert: Äquivalenz in Poesie. Die kontextuellen Synonyme
in Zef 1, 10 c. d. e. (BZ 22, 1978 S. 221-235).

Klein, Ralph W.: Going home - a theology of Second Isaiah
(CThMi 5, 1978 S. 198-210).

Ruppert, Lothar: Erhöhungsvorstellungen im Alten Testament
(BZ 22, 1978 S. 199-220).

Schmitt, Hans-Christoph: Offenheit für die Gegenwart im Lichte
der Transzendenzerfahrung. Beobachtungen zum Wirklichkeitsverständnis
des Alten Testaments (DtPfrBl 78, 1978
S. 611-615).

Spykerboer, Hendrik Carel: The Structure and Composition of
Deutero-Isaiah with special Reference to the Polemics against
Idolatry. Meppel: Krips Repro B. V.; Franeker/Niederlande:
Wever [1976]. VI, 242 S. gr. 8°. hfl. 32,50.

Zimmerli, Walther: Grundriß der alttestamentlichen Theologie.
Nachdruck der 2„ durchgesehenen und erw. Aufl. Berlin:
Evang. Verlagsanstalt (Lizenzausgabe des Verlages W. Kohlhammer
, Stuttgart) [1978]. 230 S. 8"
(s. Bespr. in ThLZ 99, 1974, Sp. 641)

- -. Old Testament Theology in Outline. Transl. by D. E. Green.
Edinburgh: Clark [1978]. 258 S. gr. 8°. Lw. L 5,80.
(s. Bespr. in ThLZ 99, 1914, Sp. 641)

Judaica

Prijs, Leo: Die jüdische Religion. Eine Einführung. München:
Verlag J. Pfeiffer (1977). 134 S. 8 Taf. 8° DM 16,80.

L. Prijs, Judaist an der Universität München, führt mit
diesem Büchlein in lockerer und leicht faßlicher Form in das
Wesen und die Eigenart der jüdischen Religion ein. Die Einführung
ist für christliche Leser gedacht und will, vorhandene
Vorurteile ausräumend, zum besseren christlich-jüdischen Verständnis
beitragen. Da L. Prijs - selbst orthodoxer praktizierender
Jude - das, was Leben und Glauben des Juden entscheidend
prägt, anschaulich darzustellen weiß, dürfte sein
Buch für den genannten Zweck recht geeignet sein.

Die ersten drei Kapitel beschäftigen sich mit den Gesetzen
der Tora. Als das Charakteristische ihrer Struktur wird die
Verflechtung des ganzen Lebens mit rein religiösen sowie
zwischenmenschlichen Vorschriften herausgestellt. Hervorgehoben
werden Gebot und Praktizicrung der Nächstenliebe sowie
die freudige Bejahung des Gottcswillens beim Tragen des
„Joches der Gebote". Kap. 4 und 5 wenden sich dogmatischen
Fragen zu, die im Judentum, für welches das rechte Tun den
Vorrang vor der rechten Lehre hat, nicht im Mittelpunkt stehen
. Kap. 4 reißt das Thema der Gotteslehre an, während
Kap. 5 Fragen der Eschatologie bespricht. Die nächsten beiden
Kapitel lenken zum Gesetzesthema zurück. Kap. 6 bringt einiges
aus der Praxis des auf dem Gesetze beruhenden Glaubenslebens
, veranschaulicht an der Begehung der jüdischen Feiertage
; Kap. 7 vermittelt Grundinformationen über den Talmud
und das Talmudstudium. Das, was Kap. 6 aussagt, wird in
Kap. 9 durch Beispiele aus der neueren jüdischen Literatur
vertieft: „Jüdisch-religiöses Erleben im Spiegel der Erzählungen
Agnons". Kap. 8 behandelt das Problem „Staat und Religion
in Israel", wie es sich besonders für einen orthodoxen
Juden stellt.

Sehr instruktiv ist das in Kap. 10 mitgeteilte Interview -
Wie lebt ein frommer Jude heute in Deutschland? -, in dem
der katholische Schriftsteller Thomas Sartory Herrn und Frau
Prijs befragte. Es kommen in ihm wirklich die entscheidenden