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Ausgabe:

1979

Spalte:

559-561

Kategorie:

Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Prenter, Regin

Titel/Untertitel:

Theologie und Gottesdienst 1979

Rezensent:

Nagel, William

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Theologische Literaturzeitung 104. Jahrgang 1979 Nr. 8

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und an dir arbeiten . . . Bewege das Wort der Schrift in deinem
Herzen, wie Maria es tat. Das ist alles. Das ist M."17

Zur schriftgebundenen M. lassen sich viele, die „täglich
fünf Minuten still" sein möchten, durch die „Losungen und
Lehrtexte" der Herrnhuter Brüder-Unität anleiten. Viel höhere
Anforderungen an die Selbstdisziplin stellen die Bibellese-
Pläne unserer Kirche (die „fortlaufende Bibellese" und die
„Kirchenjahreslese"). Dasselbe gilt erst recht für die „Evangelischen
Breviere" wie das „Evangelische Tagzeitenbuch" (Kassel
1967) oder „Den svenska tidegärden" (Lund 1952), die sich
eng an die Grundordnung des Breviarium Romanum anschließen
. Im Unterschied dazu ist das „Evangelische Brevier"18 bestimmt
für die „modernen Menschen, die stark in Anspruch
genommen von vielen Pflichten, wenig Zeit übrig haben, keine
liturgischen Fachkenntnisse besitzen, keine großen Gebetserfahrungen
haben und sich darum fürchten überfordert zu
werden." Lk 2,19 „enthält die beste Beschreibung der M.,
zu der dieses Brevier anleiten möchte". Auf Bonhoeffcrs Anleitung
wird ausdrücklich (217) hingewiesen.

Die zweite Auflage enthält, einer Anregung der Verlagsleitung
entsprechend, statt der „Wochensprüche" „Wochenlesungen
für die Wochen des Kirchenjahres", die durch die
ganze Bibel führen (16 Lesungen aus dem AT und 48 aus dem
NT). Eine solche für die schriftgebundene M. hilfreiche Auswahl
zu treffen, ist sicher so schwierig, wie die Quadratur des
Zirkels zu bestimmen. Es wäre dankenswert, wenn treue Benutzer
mitteilen würden, ob die „Wochenlcsungen" eine gute
M.-Hilfe für sie sind.

1 Bitter Wilhelm [Hrsg.] : Meditation in Religion und Psychotherapie. Ein
Tagungsbericht. Stuttgart: Ernst Klett 1958. 371 S. 8° (21973).

2 Ruhbach, Gerhard IHrsg.): Meditation. Versuche - Wege -Erfahrungen.
Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht; Regensburg: Pustet (19751. 112 S. Kart.
DM 11.50.

3 L stimmt genau mit M. Buber überein: .Wer Du spricht, hat kein Etwas
zum Gegenstand. Die Welt als Erfahrung gehört dem Grundwort Ich-Es zu.
Das Grundwort Ich-Du stiftet die Welt der Beziehung". (Ich und Du. 1966,
10.12); vgl. auch Chr. Morgensterns Gedicht: „Fuftwaschung".

4 Vgl dazu Dessauer, Philipp: Die M. im christlichen Leben. Leipzig: St.
Benno 1971. 244 S., bes. Teil I (31-98): .Die Mutter sollte ihr Kind meditieren
, der Arzt seine Patienten, der Lehrer seine Schulkinder . . .".

'- Sudbrack, Josef: Meditation: Theorie und Praxis. 2. Aufl. Würzburg:
Echter Verlag u. Stuttgart: Rath. Bibelwerk [1971). 171 S. 8'= Geist und
Leben. Studien zur Verwirklichung der christlichen Botschaft, 2. DM 13.80.

' Freiburg/Br.: Herder (Herder-Bücherei Bd. 611). 1977. 176 S. 8°.

"' M., als erfahrener Indien-Missionar in dieser Frage wirklich kompetent,
warnt vor dem, was H. M. Enomiya Lasalle SJ (in seinem Buche: Zen-Medi-
tation für Christen. Weilheim: O. W. Barth-Verlag. 21971. 209 S.) propagiert.

» Melzer, Friso: Innerung. Stufen und Wege der Meditation. Grundlegung
und Übungen. Kassel: Joh. Stauda 1968. 216 S. Seinen Vorschlag läfst er selber
fallen in: Konzentration - Meditation - Kontemplation. Kassel: Stauda 1974.
187 S., 3 Taf. als Beilage. 8°. Kart. DM 24.-. (das eigentlich nur Parerga und
Paralipomena enthält und deshalb den, der M. nur durch dies Buch kennen
lernt, ein wenig enttäuschen muö).

a Hoppenworth, Klaus: Neue Heilswege aus Fernost - Hilfen oder Gefahren
? Information und Auseinandersetzung mit Yoga, Autogenem Training,
Transzendentaler Meditation und Hare Krishna. Bad Liebenzell: Verlag der
Liebenzeller Mission [1978]. 128 S. kl. 8° = Telos-Dokumentation, 905. Kart.
DM 8.80.

» Mein Yoga. Luzern und Stuttgart. =1966. S. 308

11 Wl. Lindenberg: Die Menschheit betet. Praktiken der Meditation in der
Welt. München-Basel: E. Reinhard. ''1964. S. 80f

13 Yoga und unsere Medizin. Ärztliche Anleitungen zu Yoga-Übungen. Stuttgart
: Hippokrates-Verlag. 21966. 144 S.

u Trcnde, Wulf: Nach innen weggetreten? Meditation zwischen Weltflucht
und Engagement. Berlin: Union Verlag 1975. 95 S. M 4.80.

''' Haendlcr, Otto: M. als Lebenspraxis. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht
. 1977. 119 S. 8°.

« Berlin: Evang. Verlagsanstalt 1977. 124 S. 8". M 4.-.

10 Kiel, Elfriede, u. Josef Gülden: Ausspannen. Betrachten. Meditieren.
Leipzig: St. Benno 1974. 215 S. gr. 8^ = Jahr des Herrn 1975.

17 Gesammelte Schriften Bd. II. 478ff; Bonhoeffer-Aaswahl: Christus für uns
heute. Berlin: Evang. Verlagsanstalt 1970. S. 218ff.

18 Berlin i Evang. V»rlagsanstalt "1976. 223 S. 8°. M 5.80.

Allgemeines, Festschriften

Prenter, Regin: Theologie und Gottesdienst. Gesammelte Aufsätze
. Theology and Liturgy. Collected Essays. Aarhus: For-
laget Aros; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht [1977].
291 S. 8° = Teologiske Studier, 6. Kart. DM 39,-.

Dem hochgeschätzten Forscher und Lehrer des Weltluthertums
als Festgabe zum 70. Geburtstag (6. 11. 77) ist diese

Aufsatzsammlung von Mitarbeitern am dogmatischen Institut
der Universität Aarhus zusammengestellt worden. Sie bezeugt
seinen Ausgangspunkt von der Grundtvig'schen Tradition der
dänischen Volkskirche mit ihrer sakramentalen Sicht des Christentums
, seine Forschungsarbeit auf reformatorischem Gebiet,
sowie seine positiv-kritische Beschäftigung mit dem modernen
Katholizismus. Die innere Spannung zwischen reformatorischcr
und katholischer Tradition hat dabei die Forschungsarbeit
Prenters entscheidend geprägt. Darüber hinaus weist schon
der Titel dieser Aufsatzsammlung darauf hin, wie tief der Vf.
als Mitglied des „Theologischen Oratorium", einer geistlichen
Bruderschaft von Pfarrern und Theologiestudenten, im Stundengebet
und in der Feier der Eucharistie verwurzelt ist.

Es ist unmöglich, in einer kurzen Besprechung dem Reichtum
an wegweisenden Erkenntnissen in diesen dreizehn Aufsätzen
gerecht zu werden. Ein kurzer Blick auf die Vielfalt
der hier erörterten Themen möchte zu eigener Lektüre anregen
. Über ein Drittel des Buches nehmen zwei kritische
Aufsätze zur Theologie K. Barths ein: „Die Einheit von Schöpfung
und Erlösung. Zur Schöpfungslehrc K. Barths" (9-27)
und vor allem „K. Barths Umbildung der traditionellen Zweinaturenlehre
in lutherischer Beleuchtung" (28-115). Beide Untersuchungen
machen bewufjt, welch tiefgreifende Gegensätzlichkeit
zwischen lutherischer und reformierter Tradition, wie
sie K. Barths theologisches Denken geprägt hat, immer wieder
festzustellen ist. In der ersten Arbeit ergibt sich: „Luther
hat in Marburg sein berühmtes Est auf den Tisch geschrieben.
Es geht noch um dasselbe Est in dem Gespräch zwischen
K. Barth und der lutherischen Theologie. Die ganze Lehre
Barths über die Schöpfung steht im Zeichen des .Significaf"
(25). Die zweite weist nach, wie von Barths Auffassung der
Weg zu einer Christologie führt, „die Zeit und Ewigkeit,
Gott und Mensch trennt, sodafj deren Einheit in Jesus von
Nazareth nur zu einer analogischen Einheit wird"; bei Athanasius
und Luther dagegen ergibt sich eine Christologie, „die
Zeit und Ewigkeit, Gott und Mensch hier in der Zeit so eng
miteinander verknüpft, dafj die Gesamtheit der ewigen rettenden
Allmacht Gottes letzten Endes in ein wenig Brot und
Wein und im mündlichen Wort auf dem Tisch Jesu Christi
eingeschlossen ist" (115). Es folgen zehn „Thesen zu dem oft
diskutierten Problem des gegenseitigen Verhältnisses von
Theologie und Philosophie", betitelt „Die Beziehungen zwischen
Theologie und Philosophie als dogmatisches Problem"
(116-138). In der Transzendenz sieht Vf. das Problem bei der
Begegnung beider. Sie kann sich nur fruchtbar gestalten, wenn
dadurch „beide - jede in ihrer Aufgabe - bestätigt werden
und beide sich gegenseitig dazu verhelfen, ihre rechten Positionen
zu bewahren" (133). Die Bedeutung der Logoschristo-
logie sollte in diesem Zusammenhang durchdacht werden.
Grundproblemen der Gottesdienstlehre gelten die Aufsätze
"Liturgy and Theology" (139-151), "Worship and Creation"
(152-165), "The Doctrine of the Real Presence" (166-174),
„Das Augsburgischc Bekenntnis und die römische Mc^opfcr-
lehre" (175-194), "Eucharistie Sacrifice aecording to te Luthe-
ran Tradition" (195-206). Man spürt diesen Aufsätzen dankbar
an, wie hier ein Theologe, der im Gottesdienst der Kirche
beheimatet ist, zu Erkenntnissen vorstößt, die in der landläufigen
systematischen Theologie noch immer Seltenheitswert
besitzen. Ich kann hier nur einige bezeichnende Sätze herausgreifen
: "In the theology of the Liturgy any genuine theology
of the school, the seminary or the university must be
rooted. Acadcmic theology is not a different than the theology
of liturgy. Thcy are substantially the same" (146f); andererseits
"The liturgy must not be separated from the theology,
for it then becomes superstitious and is made an end in itself
instead of being the means of serving God and neighbour in
all dimensions of life" (151). "But that cannot alter the fact
that Christian worship has its final goal in the creation. What
we begin in the church (in the realm of redemption) always
ends in daily life (in the realm of creation)" (164). "The sac-
ramental body and blood, the body and blood of Jesus Christ,
is never offered to God by us. He has himself offered it to
God once, in order that it may always be reeeived by us, and