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Ausgabe:

1979

Kategorie:

Interkulturelle Theologie, Missionswissenschaft

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Neuerscheinungen

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537

Theologische Literaturzeitung 104. Jahrgang 1979 Nr. 7

538

»Traditionelle Religion und Islam sind... mehr als .Religionen
'. Sie sind ,integral religio-cultures' .. (13). Daher C.s
»Ambivalenz". Er dachte nicht daran, die Religion seiner Väter
romantisch-nostalgisch zu verklären. Gleichzeitig aber war er
„deeply interested in describing the traditional cult forms" (18).
C. war überzeugt, „the people feel there must be a change in
tbcir System" (22). Durch den Islam sei das „System" zwar verfeinert
worden, doch C. „wollte viel weiter gehen. Aber das
Problem war, zu ändern, was ein integraler Teil der Gesellschaft
selbst war" (ebd.). Bis ins Alter vertrat C. eine ,„satanic'
interpretation" der traditionellen Religion (27), und doch war es
ihm als Bibelüberselzcr eine Freude, „viele Parallelen zwischen
der Yoruba- und der allen hebräischen Religion" entdecken zu
können (311).

C.s Haltung während der ersten Dekade der Niger-Mission
(1857—1867) beschreibt Vf. so: „Sein Interesse ist kraftvoll
missionarisch", aber ebenso hat er stets „his inter-religious
conlext" im Auge (49). Ein Jahrzehnt später erklärt C. „so
kategorisch wie vorher: ,Das Christentum ist in die Welt gekommen
, alle falschen Religionen abzuschaffen und zu ersetzen
.'" (56) Aber ebenso kategorisch stellt er fest: „Das Christentum
unternimmt es nicht, nationale Assimilation zu zerstören
. . . Afrikanische religiöse Ausdrücke und Bräuche . . .
sollten sorgfältig beachtet werden: ein schlechter Gebrauch solcher
Ausdrücke setzt ihren tatsächlichen Wert nicht herab"
(ebd.). Zu Recht bemerkt Vf. hierzu, dies sei, in den uns heute
geläufigen Begriffen gesagt, „a definitely contextual or situational
approach" (ebd.).

Diese Einstellung ermöglichte C. echte „interfaith encounters",
sogar mit dem Islam, wofür Vf. eindrucksvolle Beispiele anführt
, etwa die Begegnung zwischen C. und dem Emir Aliyü:
„There was freedom to enquire, und freedom to orticulate
oue's faith" (58).

Was bedeutet nach alledem C. „für das Verständnis des
Grundcharaklers des interreligiösen Dialogs, wie er sich heute
zu erheben beginnt" (96) ? Vf. kennzeichnet C.s Art der Dialogführung
als „lifeparticipalion dialogue" in vierfacher Gestalt:

a) „dialogue as ,discourse'". Dies meint „to examine and com-
pare doctrinal posilions",

b) „dialogue between persons ,in depth'", d. h. „readiness to
listen in depth to the olher person in his otherness",

c) „interior dialogue", hinzielend auf „a mystical, contemplative
sharing or coinmunion",

d) „dialogue as joint secular action in the world" (97).

Wie in seiner gesamten Amtsführung gab C. gerade auch mit
seinem Verständnis vom Wesen des interreligiösen Dialogs ein
leuchtendes „ökumenisches Beispiel in der vorökumenischen
Ära" (79). Man muß dem Vf. deshalb durchaus zustimmen,
wenn er am Schluß seiner verdienstvollen Studie, die durch
Appendices, Karten, Abbildungen, Bibliographie und Index
noch wesentlich bereichert wird, die Auffassung vertritt, es sei
„möglich, daß Crowthers ,style of encounter' mehr der Gegenwert
und Zukunft als der Vergangenheit zugehört" (97).

Leipzig Siegfried Krügel

Jauncey, James H.: One-on-One Evangelism. Chicago, III.:

Moody Press [1978]. 119 S. 8°.
Kennedy, James: Dynamische Evangelisation, übers, v. R. Brauweiler
. Bad Liebenzell: Verlag der Liebenzeller Mission [1978].

163 S. 8° = Telos, 1132. Kart. DM 13,80.
Masson, J.: Problemes pastoraux de grandes villes africaines

(NonveBi Revue Theologique 100, 1978 S. 36-65; 182-206)..
Norgnard, Anders: Tranquebarmissionens tidligc historie (KHS

1977 S. 81-107).
Olford, Stephen F.: The Sccrct of Soul-Winning. Chicago, DLi

Moody Press [101978]. 121 S. 8°.
Sweeting, George: How to Witness. Successfully. A Guide for

Christians to Share the Good News. Chicago, III.: Moody

Press [1978]. 127 S. 8°.
Teisserenc, Pierre: Science sociales, politique coloniale et

strategies missionaires. Maurice Leenhardt en Nouvclle-

CaMdonie (RSR 65, 1977 S. 389-442).

Von Personen

Carl Andresen zum 70. Geburtstag
am 28. Juli 1979

Hochverehrter, lieber Herr Kollege!

Zu Ihrem 70. Geburtstag bringt die Theologische Fakultät zu
Göttingen mit vielen Kollegen und Freunden an den Hochschulen
des In- und Auslandes Ihnen die herzlichsten Glückwünsche
dar. Dieser Tag gibt Anlaß, Ihre vieljährige segensreiche
Wirksamkeit in Forschung und Lehre dankbar in Erinnerung
zu rufen.

Am 28. Juli 1909 im dänischen Agerskov geboren, haben Sie
1930 die deutsche Staatsangehörigkeit erworben und in den anschließenden
Jahren dos Schicksal des deutschen Volkes mit-
erlitlen. Bald nachdem Sie in Sörup, Kreis Flensburg, zum
Pastor der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche zu Schleswig
eingesetzt waren, stellten Sie sich den kirchenpolitischen Auseinandersetzungen
des Dritten Reiches, die Ihnen u. a. 1936 ein
Schreibverbot eintrugen. 1937 lief ein erstes, 1938 ein zweites
Ermittlungsverfahren vor dem Sondergericht Kiel gegen Sie.
1940 wurden Sie in die damalige Wehrmacht eingezogen und
haben den 2. Weltkrieg bis zu seinem Ende als Marineartillcrist
milerlebt und erst 1948, dem Jahr Ihrer Entlassung aus der
Kriegsgefangenschaft, sich der wissenschaftlichen Theologie als
Ihrer eigentlichen Lebensaufgabe völlig zuwenden können.

Allerdings war schon während Ihres Studiums in Tübingen,
Berlin und Kiel, vor allem durch Hans Lietzmann, der Sie zum
Hilfsarbeiter in der Kirchenväterkommission der „Preußischen
Akademie der Wissenschaften" zu Berlin berief, Ihr Interesse
an der Kirchcngcschichtc mit dem Schwerpunkt Patristik geweckt
worden. Für das Thema Ihrer in Kiel vorgelegten Dissertation
haben Sie mit Justin einen der bedeutendsten frühchristlichen
Schriftsteller gewühlt und dessen Bedingtheit durch die
Welt des Piatonismus nachgewiesen. Ihre Habilitationsschrift
ist der Auseinandersetzung des in der kirchlichen Uberlieferung
nicht unumstrittenen Kirchenvaters Origenes mit einem der
wichtigsten Repräsentanten antiker gegenchristlicher Propaganda
, dem heidnischen Philosophen Cclsus, gewidmet. Beide
Untersuchungen reflektieren das Wechselspiel von Antike und
Christentum, eine Fragestellung, der Sie sich — wie Ihr jüngster
gleichnamiger TRE-Arlikcl zeigt — bis heute verpflichtet wissen
, die Sie in Ihrem wissenschaftlichen Werk ständig wiederaufgegriffen
haben.

Der Ruf, dem Sie zu Beginn des Sommersemesters 1959 nach
Marburg auf den Lehrstuhl für Neues Testament und Kirchen-
geschichte folgton, implizierte den Auftrag, eine Fächerkombination
zu vertreten, wie sie seinerzeit Hans Lietzmann vorbildlich
repräsentiert hatte, die im Interesse der interdisziplinären
Einheit der Theologie zweifellos eine sachlich notwendige Verbindung
darstellt. So haben Sie in Marburg sowohl neutesta-
mcutliche wie auch kirchengeschichtliche Vorlesungen und Seminare
gehalten; darüber hinaus haben Sie die patristische Abteilung
geleitet, und als Direktor des Christlich-Archäologischen
Seminars versahen Sie eine Aufgabe, die Ihnen teils aus Neigung
, teils aus Marburger Tradition zuwuchs und von Ihnen
auch publizistisch wahrgenommen wurde — eine Fülle von Anforderungen
, die Ihnen vielseitige Anerkennung einbrachte, wie
dies auch 1959 in der Verleihung des Doktorgrades ehrenhalber
von Seiten der Kieler Theologischen Fakultät zum Ausdruck kam.

Als Sie 1960 ein Ruf nach Göttingen erreichte, auf den kir-
chcngeschichtlichen Lehrstuhl, der durch den Ubergang von
Einst Wolf in die systematische Disziplin freigeworden war,
haben Sie sich zur Annahme entschlossen auch aufgrund der
Überlegung, daß angesichts der steigenden Zahl der Druckerzeugnisse
und der zunehmenden methodologischen Differenzierung
in der Gegenwart die Lehrstuhlverbindung Neues Testament
und Kirchengeschichte kaum noch verantwortungsbewußt
realisiert werden könne. So haben Sie in Göttingen Ihre Lehre
ausschließlich der Kirchengcschichte und der Christlichen Archäologie
zugewendet und dem patristischen und christlich-archäologischen
Forschungszweig zu einer neuen Blüte verholten. Hiervon
künden zahlreiche Veröffentlichungen, von denen nur die
Editionen in der Reihe „Bibliothek der Alten Welt" und die